Die Brücke

Rhea

Mitglied
Die Brücke

Die Zigarette, die sie sich gerade ansteckt, wird ihre letzte sein. Um sie herum lärmt und leuchtet die Großstadt. Sie hört und sieht nichts mehr. Tiefem Rausch verfallen, beginnt sie zu tanzen. Autos weichen aus. Passanten eilen vorbei, schütteln schwere Köpfe, haben keine Zeit. Einer ruft die Polizei. Das Mädchen besinnt sich, geht an den Rand, blickt auf das schwarze Wasser, in dem das Spiegelbild des Ufers lustig glitzert. Nie hat sie so bewusst gelebt wie jetzt. So kurz vor dem Nichts, ist sie vollkommen Mensch. Einen zarten Windhauch spürend, denkt sie nochmal an Mutter und Vater und wie nah sie ihnen sein wird. Ob sie sie noch erkennen werden? Der Unfall ist eine halbe Ewigkeit her. Seitdem macht sie sich Vorwürfe. Warum hat sie ihren Eltern nie die Wahrheit gesagt, nie gesagt was ihr wichtig ist? Hätte sie den Unfall verhindern können? Eher nicht. Doch spätestens am Krankenbett ihrer Mutter, hätte sie erzählen müssen, was sie bewegt, wer sie ist und vor allen, wen sie liebt. Doch dazu war sie nicht in der Lage. Zu tief war die Angst, Konsequenzen ihres Handelns tragen zu müssen, verwurzelt. Nicht der kommende Tod eines Menschen, sondern die mögliche seelische Uneinigkeit mit ihm ließen sie schweigen. Nie konnte sie ihre Last loswerden. Gräber antworten nicht. Nachdem sie um sich geblickt hatte, wirft sie die Zigarette ins Wasser.
Als die Polizei kommt, ist kein Mädchen, keine Brücke, kein Wasser mehr da.
 
R

Rote Socke

Gast
Hallo Rhea,

eine eigenwillige, bewegende Geschichte.
Beim ersten durchlesen schossen mir zwei Gedanken durch den Kopf: 1. Die Geschichte dürfte etwas länger sein.
2. Vom Spannungsbogen wäre es vielleicht sinnvoller den Anfang ans Ende zu stellen.

Aber das ist meine subjektive Meinung. Der Inhalt bleibt trotzdem interessant und das war ja wohl auch Dein Ziel.

Gruss
Volkmar
 

Rhea

Mitglied
Hallo RS,

vielen Dank für dein Kommentar, ich habe mich sehr gefreut.

Was die Länge betrifft, ist das ein Problem von mir, an dem ich unbedingt noch arbeiten muss. Meistens fasse ich mich viel zu kurz, bei dieser Geschichte gehts grad noch so.

Am Ende würde mir der Anfang nicht wirklich gut gefallen, ich streiche ihn vielleicht ganz.

lg
Rhea
 
R

Rote Socke

Gast
Hi Rhea,

na streichen würde ich aber nix. Dann bleibt ja nichts mehr übrig. Mach Dir ein paar Gedanken darüber und dann schreibste so wie es Dir am ehesten behagt. Es ist Dein Werk und Deine Form soll auch zur Geltung kommen.

Gruss
Volkmar
 
hallo rhea,

also ich find die länge grade richtig - ist ja auch keine erzählung sondern unter sonstiges gepostet. und viel mehr kann zeitlich gesehen auch nicht passieren während sie die zigarette raucht. auch wenn man die erzählte zeit natürlich ein wenig dehnen kann aber das wirkt oft eintönig und langweilig, passt demnach nicht zum inhalt, der ja eigentlich rasant ist.

liebe grüße
rainbow warrior
 
S

Sanne Benz

Gast
hallo rhea,
auch ich empfinde die Kürze als ok..
meist habe ich tagsüber auch nicht so die muße..lange geschichten zu lesen..wenn überhaupt.
am pc kann ich mich nie so gut auf lange geschichten konzentrieren.
Mir gefällt die geschichte und ein kleiner schauer lief mir über den rücken..
lg
sanne
 

Rhea

Mitglied
Hallo RS, RW & SB

@RS: Also ich glaub überarbeiten & eventuell teilweise neu schreiben ist nicht mehr drin. Die Stimmung die ich hatte als ich "Die Brücke" schrieb war einzigartig... Damit würde ich den Text für mich zerstören.

@RW: Naja, unrsprünglich dachte ich, es wär schön, wenn man den Text etwa solange liest, wie man eine Zigarette raucht. Aber dann müsste er mindestens 3mal so lang sein...

@SB: Das kenn ich, hab auch selten genug Muße für so langes Zeug. Hinzu kommt noch, dass ich meist an öffentlichen Computern sitze. Mit Konzentration ist da nicht viel...

Nur mal nebenbei: An welcher Stelle kam denn der Schauer??
Würd mich interessieren...

lg
Rhea
 
S

Sanne Benz

Gast
liebe rhea,
denke mal..naja,beim ersten lesen war es sicher anders..
aber es war ab der stelle
"Das Mädchen besinnt sich..geht an den rand..noch nie hatte sie so bewusst gelebt"
beim ersten lesen,wie gesagt..war sicher die stimmung intensiver..
lg
Sanne
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
es

tut mir leid, aber ich kann der geschichte nicht folgen. erst tanzt sie, dann raucht sie - das sind tätigkeiten, die kaum auf selbstmordgedanken hindeuten. und wenn nach dem aufprall des zigarettenstummels auf das wasser nichts mehr da ist, dann war er ja wohl eine bombe, odr? also wirklich, ich weiß nicht. lg
 

Rhea

Mitglied
Hallo!

@ Sanne: danke

@ flammarion: Ich denke das ist auch nichts, was jeder verstehen kann, einfach deswegen, weil es so irreal ist. Ursprünglich wollte ich das Thema "Tagträumerei" nennen. Vielleicht würde dann nicht versucht werden, jedem Wort eine tiefere Bedeutung zu geben, sondern die Stimmung aufzugreifen, denn die ist mir bei diesem Text am wichtigsten gewesen.
An eine Bombe habe ich sicherlich nicht gedacht obwohl es tatsächlich ne Möglichkeit wäre. Ich wollt nur darauf hinaus, dass wenn ein Mesch stirbt, den Hinterbliebenen oft mehr fehlt als der Mensch an sich.Irgendwelche Sachen, die ohne diese Person einfach undenkbar sind.

lg
Rhea
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
liebe

rhea, das ist sehr poetisch gedacht, aber die nähe der polizei ließ bei mir diese poesie nicht aufkommen, daher kam ich auf die bombe. für mich ist das wesentliche an dem text zu versteckt, scheinbar. ganz lieb grüßt
 
liebe flammarion,

selbstmord ist strafbar(, erst recht wenn man es nicht kann). ich denke mal das mädchen hat so einen verwirrten, durchgedrehten eindruck auf die menschen gemacht, dass man die polizei einfach rufen musste. insofern verstehe ich rhea, denk ich, ganz gut.

beeindruckend an dieser story ist, dass man es sich so schön bildlich vorstellen kann. mir geht das jedenfalls so.

lg
rainbow
 



 
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