Die Bundeskanzlerin tritt zurück

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scrittore

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Spiegelgespräch mit der Bundeskanzlerin



Spiegel: Frau Bundeskanzlerin, wie geht es ihnen heute?

Merkel: Ich bin zufrieden. Sie wissen ja das Alter. In meinem Alter muss man alles etwas ruhiger angehen.

Spiegel: Das ist beneidenswert, aber sind sie denn kein bisschen amtsmüde nach all den Jahren.

Merkel: Junger Mann, Arbeit erhält jung. Aber sie haben Recht. Ich werde im September zurücktreten.

Spiegel: Dann sind sie genau 35 Jahre im Amt der Bundeskanzlerin. Länger als je ein Kanzler vor ihnen.

Merkel: Darauf bin ein klein wenig stolz (Sie lächelt etwas kokett). Wer hätte das gedacht, länger als der olle Bismarck.

Spiegel: Der war immerhin 19 Jahre Reichskanzler. Sie haben bald die doppelte Zeit amtiert.

Merkel: Und fragen sie nicht nach meinem Nachfolger.

Spiegel: Ja Frau Bundeskanzlerin, wer wird ihnen nachfolgen? Aber das ist ja wohl ein offenes Geheimnis, oder?

Merkel: Ja, der Spiegel weiß es schon. Ich werde der Bundespräsidentin meine Außenministerin Eva Steinmeier vorschlagen. Ich weiß, dass sie diesen Job perfekt machen kann.

Spiegel: Ist es nicht in gewissem Sinne eine Wiederholung der Geschichte, dass die Enkelin ihres ersten Außenministers, jetzt ihnen nachfolgen wird.

Merkel: Ja darüber haben wir auch schon geschmunzelt. Wenn es meinem alten Freund Frank Walter Steinmeier gesundheitlich gut geht, wird er an der Zeremonie teilnehmen.

Spiegel: Nun ein anderes Thema. Die Parteienlandschaft hat sich unter ihrer Ägide drastisch verändert. Ihre Demokratische Partei fährt regelmäßig Zweidrittelmehrheiten ein. Die Bürger sprechen schon von der ewigen Kanzlerin.
War es nicht schwierig die Grünen und später die Sozialdemokraten zu integrieren?

Merkel: Richtig, das war eine schwierige Zeit. Als wir uns 2015 mit den Grünen zusammenschlossen führte das zur Abspaltung der CSU. Ein schmerzlicher Akt fürwahr.

Spiegel: Die Integration der SPD lief dann viel reibungsloser ab, nicht wahr?

Merkel: In der Tat (Sie kichert) Parteifreunde hatten mir ja schon von Anfang an vorgehalten, ich sei zu sozialdemokratisch. Aber sie haben Recht. Das lief recht geräuschlos ab. Der Preis dafür war eine starke Linke mit immerhin heute 20%.

Spiegel: Wenn man die letzten Umfragen ansieht, könnte es wieder für eine Zweidrittelmehrheit reichen. Wir zitieren: DP 63%, Linke 19%, Konservative 8%, Nationalliberale ebenfalls 8%.
Wird ihnen der Führer der Nationalliberalen Guido Westerwelle, der letzte aus der alten Politikergarde gratulieren?

Merkel: Ich glaube nicht, seitdem ich ihn 2011 als Außenminister entlassen habe, spricht er kein Wort mehr mit mir.

Spiegel: Sie haben vollendet, was Helmut Kohl in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts vollmundig versprochen hat, blühende Landschaften und Deutschland ist ein kollektiver Freizeitpark geworden.

Merkel: Daran ist aber hauptsächlich der Klimawandel schuld. Sehen sie heute am 1. April zeigt das Thermometer bereits 25°C. Wir haben seit mehr als zehn Jahren milde Winter und feuchtheiße Sommer. Deshalb auch, sieht es bei uns subtropisch aus

Spiegel: Auch dieser Sommer wird wieder sehr heiß werden. Ganz Deutschland liegt sein Ende März unter einem subtropischen Hoch. Wie jedes Jahr seit nunmehr 20 Jahren. Im Winter sinkt die Temperatur selten unter 10° C während sie im Sommer bis auf 35°C steigt und nachts selten unter 25° C absinkt.

Merkel: Die Bevölkerung verbringt ihre ausgedehnte Freizeit an den Badeseen und Flussufern unter Palmen.
Seit mehr als dreiviertel der Menschen nur noch während der Wintermonate ein paar Stunden arbeitet und im Sommer ihr Bürgergeld bezieht, wird hier rund um die Uhr gegrillt und gebadet.
Frauen tragen höchstens Bikinihöschen und die Männer knappen Lendenschurz. Viele laufen auch ganz nackt herum. Niemand stört sich daran.
Auch die wenigen Menschen die jetzt im Sommer noch arbeiten sind leichtestmöglich gekleidet.
Wir haben die Voraussetzungen dafür erbracht.

Spiegel: Gegen den energischen Widerstand der Neoliberalen. Westerwelle hat ja seinen Ausspruch von der spätrömischen Dekadenz wiederholt

Merkel: Er ist eben ein Esel (Sie lacht herzhaft) Aber nun meine Dame, meine Herren sollten wir zum Ende kommen. Ich bin ein wenig müde.

Spiegel: Frau Bundeskanzlerin, wir danken für das Gespräch.


Spiegelgespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im April 2040
 
M

Marlene M.

Gast
lächel-- nicht schlecht, deine Satire und mit Bürgergeld dem Bikinileben frönen, ja, das könte mir gefallen.
Den Esel sollte sich Guido nicht zu Herzen nehmen, denn die gab es schon im alten Rom. Und auch die drehten sich am Brunnen immer im gleichen Kreis.
Der schluiß mit der müden kanzlöerin ( Widerspruch zum Anfang) ist etwas schwach. Könnte man noch mal einen Knaller bringen.
Schmunzlegrüße von Marlene
 

Cat

Mitglied
Na, da freut man sich ja auf 2040.

Keiner muß mehr auf die Malediven. Die gibt es dann längst nicht mehr und Norddeutschland hat sich auch von ein paar Metern Küste verabschiedet.

Jedenfalls ein toll geschriebener Text.

Liebe Grüße

Cat
 



 
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