Die Cousinen
In ihren weißen Kleidern werde ich sie nicht finden, der Garten ist ein einziges Meer aus Tulpen und Narzissen, die duftenden Fliederbüsche, blendend hell, lassen keine andere Farbe gelten. Ich rufe nach ihnen, aber der Ton vergeht wirkungslos in der Mittagssonne. Nur die Lerchen, unsichtbar am blauen Himmel, sind ein perlendes Echo. Es hilft nichts, ich muß sie suchen, das Blütenmeer durchwaten, bis zum Knie reicht es mir. Die Hitze flirrt, der Schweiß läßt das Hemd am Körper kleben. Es ängstigt mich, daß ich niemanden sehe, ein leerer Garten in strahlendem Weiß, nur von Insekten und Vögeln bevölkert. Ich irre von einem Ende zum anderen, bis dorthin, wo der Garten in das Gelb der Felder übergeht und von der Sonne betäubte Rehe träge kauern. Verzweiflung und Mutlosigkeit steigen in mir auf und ich schluchze wie ein Kind.
Ohne meine Cousinen kann ich nicht nach Hause zurückkehren. Ob sie sich verstecken, um mir einen Streich zu spielen, ob sie aus dem Garten entflohen sind oder ein Verbrecher sie entführte: es ist doch im Grunde dasselbe. Das unbekannte Maß an Zeit, daß unserer Gemeinsamkeit gegeben ist, wird geschmälert, und ich will mit ihnen zusammen sein, es ist kein großer und kein exaltierter Wunsch. In meine Angst mischt sich Wut - nicht auf sie, auf ihre Sorglosigkeit, ihren Übermut - sondern auf die gnadenlose Uhr, die selbst hier im sommerlichen Frieden des Gartens tickt. Noch mal gehe ich die überwucherten Wege ab, zwinge mich zur Ruhe. Rosenkäfer wiegen sich in den Blüten, eine Eidechse huscht an den Mauerresten entlang, Libellen stehen für Augenblicke vor meinem Gesicht, drehen dann blitzartig ab. Es ist, als wollten sie mir beim Suchen helfen. Der Tag ist ein Koloß aus Licht, dem sich die Natur beugt. Erschöpft lasse ich mich in das Grün fallen. Grauenvoll ist es, allein zu sein und verlassen von denen, die man liebt. Alles wird bedeutungslos und es bleiben nur Schmerz und Verzweiflung. Ich überlege, wie viele Tage ich treiben werde, wenn ich heruntergehe an den Fluß und mich auf die kalte Reise zum Meer mache, wo alles einerlei wird. Es zieht mich zu den Fliederbüschen, einen Zweig voll weißer und lila Blüten will ich mit mir nehmen. Etwas aus dem Garten soll mich begleiten und mit mir driften, damit ich nicht nackt bin. Hier unter den duftenden Ästen finde ich meine Cousinen.
Da liegen sie in Gras und Farn in ihren luftigen Kleidern, friedlich schlafend. Ihre Busen heben und senken sich gleichmäßig, die schönen Hände haben sie ineinandergelegt, über die sanften Gesichter geht ein Traum. Die Erleichterung läßt mich zittern, eine Welle von zärtlicher Zuneigung durchströmt mich. Ich setze mich vorsichtig, um sie nicht zu wecken und betrachte still ihre Schönheit. Ein Schmetterling taumelt heran, setzt sich auf einen der halb geöffneten Münder. Es ist, als würde er ihren süßen Atem trinken und erheitert und gestärkt fliegt er im Sonnenlicht davon.
In ihren weißen Kleidern werde ich sie nicht finden, der Garten ist ein einziges Meer aus Tulpen und Narzissen, die duftenden Fliederbüsche, blendend hell, lassen keine andere Farbe gelten. Ich rufe nach ihnen, aber der Ton vergeht wirkungslos in der Mittagssonne. Nur die Lerchen, unsichtbar am blauen Himmel, sind ein perlendes Echo. Es hilft nichts, ich muß sie suchen, das Blütenmeer durchwaten, bis zum Knie reicht es mir. Die Hitze flirrt, der Schweiß läßt das Hemd am Körper kleben. Es ängstigt mich, daß ich niemanden sehe, ein leerer Garten in strahlendem Weiß, nur von Insekten und Vögeln bevölkert. Ich irre von einem Ende zum anderen, bis dorthin, wo der Garten in das Gelb der Felder übergeht und von der Sonne betäubte Rehe träge kauern. Verzweiflung und Mutlosigkeit steigen in mir auf und ich schluchze wie ein Kind.
Ohne meine Cousinen kann ich nicht nach Hause zurückkehren. Ob sie sich verstecken, um mir einen Streich zu spielen, ob sie aus dem Garten entflohen sind oder ein Verbrecher sie entführte: es ist doch im Grunde dasselbe. Das unbekannte Maß an Zeit, daß unserer Gemeinsamkeit gegeben ist, wird geschmälert, und ich will mit ihnen zusammen sein, es ist kein großer und kein exaltierter Wunsch. In meine Angst mischt sich Wut - nicht auf sie, auf ihre Sorglosigkeit, ihren Übermut - sondern auf die gnadenlose Uhr, die selbst hier im sommerlichen Frieden des Gartens tickt. Noch mal gehe ich die überwucherten Wege ab, zwinge mich zur Ruhe. Rosenkäfer wiegen sich in den Blüten, eine Eidechse huscht an den Mauerresten entlang, Libellen stehen für Augenblicke vor meinem Gesicht, drehen dann blitzartig ab. Es ist, als wollten sie mir beim Suchen helfen. Der Tag ist ein Koloß aus Licht, dem sich die Natur beugt. Erschöpft lasse ich mich in das Grün fallen. Grauenvoll ist es, allein zu sein und verlassen von denen, die man liebt. Alles wird bedeutungslos und es bleiben nur Schmerz und Verzweiflung. Ich überlege, wie viele Tage ich treiben werde, wenn ich heruntergehe an den Fluß und mich auf die kalte Reise zum Meer mache, wo alles einerlei wird. Es zieht mich zu den Fliederbüschen, einen Zweig voll weißer und lila Blüten will ich mit mir nehmen. Etwas aus dem Garten soll mich begleiten und mit mir driften, damit ich nicht nackt bin. Hier unter den duftenden Ästen finde ich meine Cousinen.
Da liegen sie in Gras und Farn in ihren luftigen Kleidern, friedlich schlafend. Ihre Busen heben und senken sich gleichmäßig, die schönen Hände haben sie ineinandergelegt, über die sanften Gesichter geht ein Traum. Die Erleichterung läßt mich zittern, eine Welle von zärtlicher Zuneigung durchströmt mich. Ich setze mich vorsichtig, um sie nicht zu wecken und betrachte still ihre Schönheit. Ein Schmetterling taumelt heran, setzt sich auf einen der halb geöffneten Münder. Es ist, als würde er ihren süßen Atem trinken und erheitert und gestärkt fliegt er im Sonnenlicht davon.