Die Eine

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Jongleur

Mitglied
Hi lapismont,
das erste Bild hat mich reingezogen. Sie schneidet sich bunte Schuhe aus, wie früher diese Ankleidepüppchen aus Papier mit den Laschen an den Kleidungsstücken. Bunt steigt sie also in den Bus - mit den gedachten (?) Schuhen.
Farbenfreundlich? Sehr eigen. Farbenfroh?
Braucht es das Adjektiv? Ich sah sie schon durch die erste Zeile mit bunten Schuhen - irgendwie.
Dann diese widersprüchlichen Zeilen: blicklos / mustern.
Aber ja, das gibt es, wie jemand mit aufgerissenen Augen zu starren scheint und dennoch nichts sieht.
- Schwierig zu lesen die Konstruktion: blicklos empfängt sie, mustert die Meute ... das erste sie also das Pronomen für die Meute??
Ich hatte, wegen der folgenden Unzurechnungsfähigkeits-Akte, zuerst gelesen: Mustert die Meute ihrer Schuhe - vermutete, dass sie vierzig Paar im Schrank hat oder viele ausgeschnittene Papierchen ...
Die erste Zeile, dies Bild, wirklich, das spricht ich an! Auch die starre Meute.
Jongleur
P.S.
Wenn das "Die Eine" ist - gibt es noch mehr?
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Jongleur,

ja die vierte und fünfte Zeile bereitet mir auch noch Kopfschmerzen. Zum einem gefällt mir die ungewöhnliche Satzkonstruktion.
Zum Anderen wird das Verständnis arg strapaziert.
Ich wollte mir ein Subjekt sparen. Es ist immer die Meute. Sie starrt blicklos, sie mustert.
Es soll für den Augenwinkelblick stehen, das hinter vorgehaltener Hand Tuscheln, die Meute wagt es nicht, ihre Meinung direkt zu zeigen.

Galoschen sehe ich eher als etwas über den Schuhen gelegtes. Eine Art Schuhkleid. Sie versucht, sich der Umwelt bunter zu präsentieren.
Sie ist die Eine, mit den bunten Galoschen und der Akte.
Der Rest ist Meute.

Aber ich überleg mal noch weiter wegen der beiden Zeilen.

Dankeschön sagt
lap
 
S

Samoth

Gast
Hallo lapismont,

es ist ein sehr interessanter Text. Macht Spaß ihn zu lesen und einzusteigen in den Bus :)
Ich zähle mich nicht zur Meute ;)

liebe Grüße
sendet Dir
Thomas
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Jongleur,

habe den Umbruch vor den bunten Galoschen eingebaut - die Idee ist super.
Das Gerade hab ich benutzt, um ihre Haltung zu verdeutlichen.
Sie sitzt mit einem (neuen?) Selbstbewustsein und durchgedrückten Schultern.
So in etwa.

Warum willst Du das freundlich entfernen?

cu
lap
 

Jongleur

Mitglied
Hallo lapismont,
oft ist es eher --- (Sprach-)Gefühl (und dazu natürlich das eigene, nicht das des Autors, den man gerade liest, kommentiert), nicht analytisches Herangehen, das einen etwas weglassen oder verändern lässt.
Nun, ich versuche mein Contra-Gefühl für "farbenfreundlich" argumentativ zu untermauern:
farbenfreundlich - erinnert mich sehr schnell an das, eigentlich banalalltagssprachliche, "farbenfroh". Dies Lapidare des schmückenden Alltagsadjektivs scheint mir abzufärben auf Deine eigenständige Wortzusammensetzung. Das finde ich schade. Außerdem ist es mir ein wenig zu ... zu dick. Heute. Oder in diesem Gedicht. (nicht dass ich nicht auch überschwengliche Ausschmückungen liebte, manchmal!) Denn dass sie sich "bunte" Galoschen ausschneidet, wird ja als Erstes und Wichtiges bereits benannt. Da ist die Farbe doch schon drin!

Klasse, dass Dir der Umbruch zusagt, gefällt mir jetzt gut, das Gedicht in dem neuen Kleid.
Und das "gerade" hatte ich tatsächlich nur zeitlich gelesen, habe die weitere Bedeutung nicht bedacht.
Da kommen mir schon wieder Ideen - um bei Lesern wie mir den krückstock mitzuliefern :)-)): aufrecht - statt "gerade"
aufrecht sitzt sie
und schneidet sich ...

Dein Thema fesselt mich!
Grüße
Jongleur
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo jongleur,

hab jetzt mal ne neue Version zusammengeschraubt:

Sie besetzt den Stuhl
kerzengerade,
und schneidet sich
bunte Galoschen
aus der Zeitung.
Ihre Schritte beleuchten
aufgeregt den Weg.
Freundlich besteigt sie den Bus.
Blicklos empfängt sie,
mustert die Meute ihre Schuhe.
Unzurechnungsfähig steht in ihrer Akte.

Sieht jetzt etwas anders aus, aber zumindest sind einige Deiner Bedenken umgesetzt?

cu
lap
 

Jongleur

Mitglied
Hallo lapismont, Moin Moin!

Ja.
Und wirklich ein spannendes Thema!

Schönen Tag!
jongleur
P.S.-Geflüster: Ich hab seit langem mal wieder hier gespinxt. Kenne nicht die SchreiberInnen und ihre Texte, Qualitäten, Eigenheiten. - Ist ja ein erstaunlich fruchtbares Hin und Her und Arbeiten! Nicht dass ich meine, jemand müsste meine Vorschläge aufgreifen. Bin mit meinen eigenen Kindern manchmal auch furchtbar eigen! Jeder soll das sein! Aber allein, dass man über die Einwürfe nachdenkt! Hat mir Spaß gemacht!!
(Ich vermerke von diesem Kurztrip, dass man (wie auch in anderen Foren) beim Einen [X] sich gern Mühe machen kann, weil es wahrgenommen wird und überdacht wird am Text :)-)
- beim Nächsten [Y] ein Smiley-Lob als Mühe ausreicht - oder ein Nicht-Kommentar .... weil eigentlich eh für die Katz ...)
 



 
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