Die Engellandung
Schon lange ging den Engeln im Himmel der zeitlose Zustand reiner Geistigkeit und huldvoller Glückseligkeit gehörig auf die Nerven. Sie dachten darüber nach, wie sie sich die Zeit, die ihnen seit Engelsgedenken im Übermaß zur Verfügung stand, ein wenig mit Spielen vertreiben könnten. Aber mit welchen? Im ewigen Jetzt „Eile mit Weile“ zu spielen, kam natürlich nicht in Frage,„Mensch ärgere dich nicht“ und „Blinde Kuh“ schienen der englischen Würde zu widersprechen und auch Luzifers Vorschlag: „Himmel und Hölle“ fand bei den anderen Engeln wenig Anklang. Geneigter waren sie schon der Idee eines Barockengels, sich doch mal an erotischen Spielchen in Tantramanier zu versuchen. Der Herrscher der himmlischen Heerscharen aber untersagte Derartiges gnadenlos. Im Gegensatz zu seinen Artgenossen sei der Barockengel ein Engel mit einem B davor, zürnte der Allmächtige. Sein unzüchtiges Begehr entspreche wahrlich, wahrlich nicht der feinen englischen Art, er solle gefälligst mit Engelszunge reden.
Die Erosenergie der Engel war jedoch nun einmal geweckt worden. Da sie von ihrer Botentätigkeit her die Menschen gut kannten, hatten sie auch schon von Triebsublimierung und Ersatzbefriedigung gehört. Die Erdlinge setzten sich zu diesem Behufe offenbar gern in höllisch stinkende und lärmende Blechkisten, um mit ihnen wie von Sinnen drauflos zu rasen. Das faszinierte die Engel.
„Wohlan, lasset uns einen Wettflug veranstalten, durchs Himmelstor von Petrus im Sturzflug auf die Erde nieder und ohne Zwischenlandung wieder zur Himmelspforte empor. Petrus soll verkünden, wer als erster sein hohes Ziel erreichte. Eine zwiefache Gabe köstlichen Mannas sei des Gewinners Lohn.“ Gesagt, getan.
Petrus staunte nicht schlecht, als er die Engel auf sich zuschießen sah. Nur durch einen hastigen Sprung auf die Seite konnte er es vermeiden, von einem rasenden Engel gerammt zu werden. Nun ging es in vollem Karacho hinunter. Der stämmige nackte Barockengel mit seinen kurzen Stummelflügeln ließ die Kraft der Erde voll auf sich wirken und fiel wie ein Stein. Gegenüber seinen Kollegen, hochgewachsenen Lichtgestalten mit blond gelocktem, wallendem Haar und weitem weißem Gewand, das sich wie ein Fallschirm blähte, war er abwärts eindeutig im Vorteil. Diese allerdings schwebten kurz vor Erreichen der Erdoberfläche - von ihren üppigen Heiligenscheinen wie von Hubschrauben gehoben - mühelos wieder zum Himmelszelt empor. Dem Barockengel hingegen misslang die abrupte Kurskorrektur im letzten Moment, so sehr er auch mit seinen Flügelchen flatterte. Er musste auf einem schmalen Streifen festen Bodens mitten im kalten Meer notlanden. Voller Ehrfurcht beobachteten die dort ansässigen Erdlinge die unsanfte Engellandung. Sie nannten ihre Heimat fortan Engelland, sich selbst Engelländer, gebärdeten sich betont würdevoll und verließen ihre Häuser nicht mehr ohne robusten Schirm und steifen Hut, aus Angst, es könnte ihnen ein Engel auf den Kopf fallen.
Schon lange ging den Engeln im Himmel der zeitlose Zustand reiner Geistigkeit und huldvoller Glückseligkeit gehörig auf die Nerven. Sie dachten darüber nach, wie sie sich die Zeit, die ihnen seit Engelsgedenken im Übermaß zur Verfügung stand, ein wenig mit Spielen vertreiben könnten. Aber mit welchen? Im ewigen Jetzt „Eile mit Weile“ zu spielen, kam natürlich nicht in Frage,„Mensch ärgere dich nicht“ und „Blinde Kuh“ schienen der englischen Würde zu widersprechen und auch Luzifers Vorschlag: „Himmel und Hölle“ fand bei den anderen Engeln wenig Anklang. Geneigter waren sie schon der Idee eines Barockengels, sich doch mal an erotischen Spielchen in Tantramanier zu versuchen. Der Herrscher der himmlischen Heerscharen aber untersagte Derartiges gnadenlos. Im Gegensatz zu seinen Artgenossen sei der Barockengel ein Engel mit einem B davor, zürnte der Allmächtige. Sein unzüchtiges Begehr entspreche wahrlich, wahrlich nicht der feinen englischen Art, er solle gefälligst mit Engelszunge reden.
Die Erosenergie der Engel war jedoch nun einmal geweckt worden. Da sie von ihrer Botentätigkeit her die Menschen gut kannten, hatten sie auch schon von Triebsublimierung und Ersatzbefriedigung gehört. Die Erdlinge setzten sich zu diesem Behufe offenbar gern in höllisch stinkende und lärmende Blechkisten, um mit ihnen wie von Sinnen drauflos zu rasen. Das faszinierte die Engel.
„Wohlan, lasset uns einen Wettflug veranstalten, durchs Himmelstor von Petrus im Sturzflug auf die Erde nieder und ohne Zwischenlandung wieder zur Himmelspforte empor. Petrus soll verkünden, wer als erster sein hohes Ziel erreichte. Eine zwiefache Gabe köstlichen Mannas sei des Gewinners Lohn.“ Gesagt, getan.
Petrus staunte nicht schlecht, als er die Engel auf sich zuschießen sah. Nur durch einen hastigen Sprung auf die Seite konnte er es vermeiden, von einem rasenden Engel gerammt zu werden. Nun ging es in vollem Karacho hinunter. Der stämmige nackte Barockengel mit seinen kurzen Stummelflügeln ließ die Kraft der Erde voll auf sich wirken und fiel wie ein Stein. Gegenüber seinen Kollegen, hochgewachsenen Lichtgestalten mit blond gelocktem, wallendem Haar und weitem weißem Gewand, das sich wie ein Fallschirm blähte, war er abwärts eindeutig im Vorteil. Diese allerdings schwebten kurz vor Erreichen der Erdoberfläche - von ihren üppigen Heiligenscheinen wie von Hubschrauben gehoben - mühelos wieder zum Himmelszelt empor. Dem Barockengel hingegen misslang die abrupte Kurskorrektur im letzten Moment, so sehr er auch mit seinen Flügelchen flatterte. Er musste auf einem schmalen Streifen festen Bodens mitten im kalten Meer notlanden. Voller Ehrfurcht beobachteten die dort ansässigen Erdlinge die unsanfte Engellandung. Sie nannten ihre Heimat fortan Engelland, sich selbst Engelländer, gebärdeten sich betont würdevoll und verließen ihre Häuser nicht mehr ohne robusten Schirm und steifen Hut, aus Angst, es könnte ihnen ein Engel auf den Kopf fallen.