Die Freundin

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uniebuhr

Mitglied
Die Freundin

Er war ein Sänger. Seine Freunde nannten ihn Elvis. Das war ihm unangenehm. Er wollte kein totes Seniorenidol sein und im Altersheim an der Wand hängen. Dann lief ihm die Ökotrophologin Karin in die Arme. Sie stolperte ihm geradezu in seinen Bauchansatz und blieb.

Elvis hatte nicht mehr damit gerechnet, dass eine Frau Interesse an ihm haben könnte. Vielleicht trieb sie der berufliche Ehrgeiz, vielleicht wollte sie aus ihm ein ökotrophologisches Vorzeigeprodukt machen. So zweifelte er an ihrer Zuneigung. Und dann blieb sie doch. Und plötzlich war sie fort. Am Abend ging sie als er schlief, ohne ein Wort zu sagen. Das Wohnzimmer schwieg ihn an.

Dann saß er, wo er immer saß und grübelte, wie er immer grübelte. Hatte der Herr den Menschen geschaffen, um jemanden zum quälen zu haben? Elvis spürte das Herz in seiner Brust pochen, wie ein Küken im Ei, das heraus wollte. Auch nachts gab das Küken keine Ruhe. Elvis wälzte sich, sein Atem stockte, er stand auf und öffnete das Fenster. Er atmete feucht-kalten Vorstadtmief ein.

Dann lag er wieder. Und wälzte sich. Und grübelte. Stand auf. Wofür lebte er noch? Was hatte diese Frau getan? Sie hatte ihn gemocht, soviel schien ihm sicher. Was nur gab ihm diese Sicherheit?
Was gab irgendeinem Menschen Sicherheit? Ein untrüglich scheinendes Gefühl des Gleichklangs? Der Blick ihrer Augen, die lächelten, sobald sie einander ansahen?

Ob er geschlafen hatte? Die Nacht wurde heller, hatte ein Vogel gezwitschert? Er sah aus dem Fenster. Nun klopfte das Küken wieder. Er sah die Gestalt schon von fern ganz nah. Zwei große Taschen trug sie, dann schellte die Glocke und das Küken tobte.
 

Paloma

Mitglied
Hallo uniebuhr,

eigentlich wollte ich jetzt ein paar, hoffentlich kreative, Anmerkungen zu deinem Text machen. Habe aber gesehen, dass du bisher noch nie auf einen Kommentar eingegangen bist, deshalb lasse ich es dann.

Schönen Tag dir
Paloma
 

uniebuhr

Mitglied
Vielen Dank für die Beiträge - ich bin für jeden Hinweis dankbar, auch wenn ich nicht sofort antworte. Übrigens habe ich schon eine intensive Korrespondenz gehabt, u.a. mit "jon", die mir sehr geholfen hat. Nochmals danke!! Gruß, uniebuhr
 

uniebuhr

Mitglied
Die Freundin

Er war ein Sänger. Seine Freunde nannten ihn Elvis. Das war ihm unangenehm. Er wollte kein totes Seniorenidol sein und im Altersheim an der Wand hängen. Dann lief ihm die Ökotrophologin Karin in die Arme. Sie stolperte ihm geradezu in seinen Bauchansatz und blieb.

Elvis hatte nicht mehr damit gerechnet, dass eine Frau Interesse an ihm haben könnte. Vielleicht trieb sie der berufliche Ehrgeiz, vielleicht wollte sie aus ihm ein ökotrophologisches Vorzeigeprodukt machen. So zweifelte er an ihrer Zuneigung. Und dann blieb sie doch. Und plötzlich war sie fort. Am Abend ging sie als er schlief, ohne ein Wort zu sagen. Das Wohnzimmer schwieg ihn an.

Dann saß er, wo er immer saß und grübelte, wie er immer grübelte. Hatte der Herr den Menschen geschaffen, um jemanden zum Quälen zu haben? Elvis spürte das Herz in seiner Brust pochen, wie ein Küken im Ei, das heraus wollte. Auch nachts gab das Küken keine Ruhe. Elvis wälzte sich, sein Atem stockte, er stand auf und öffnete das Fenster. Er atmete feucht-kalten Vorstadtmief ein.

Dann lag er wieder. Und wälzte sich. Und grübelte. Stand auf. Wofür lebte er noch? Was hatte diese Frau getan? Sie hatte ihn gemocht, soviel schien ihm sicher. Was nur gab ihm diese Sicherheit?
Was gab irgendeinem Menschen Sicherheit? Ein untrüglich scheinendes Gefühl des Gleichklangs? Der Blick ihrer Augen, die lächelten, sobald sie einander ansahen?

Ob er geschlafen hatte? Die Nacht wurde heller, hatte ein Vogel gezwitschert? Er sah aus dem Fenster. Nun klopfte das Küken wieder. Er sah die Gestalt schon von fern ganz nah. Zwei große Taschen trug sie, dann schellte die Glocke und das Küken tobte.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der letzte Absatz ist mir ein vollkommnes Rätsel. Vorher sehr viel Innenbetrachtung, die leider zu nichts führt.
Also ich verstehe den Text nicht so ganz - vielleicht sorgst Du für Auklärung?!

LG Doc
 

uniebuhr

Mitglied
Sorry, Doc! Erstaunlich, dass viele Leser ohne Promotion keine Schwierigkeiten haben, den Text zu verstehen.... Gruß, uniebuhr
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber Autor, da wird meine Promotion wohl auf einem Plagiat beruhen. :)
Im Ernst: Ich verstehe die Rückkehr der Dame ebensowenig wie ihr plötzliches Verschwinden.

LG Doc
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine Glocke schellt nicht, sie läutet. Eine Klingel schellt.
Und so sind da einige Holprigkeiten, die den Text für mich durchschnittlich erscheinen lassen. Klopf, klopf!

LG Otto
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Noch ein Beispiel:

'Er sah aus dem Fenster. Nun klopfte das Küken wieder. Er sah die Gestalt schon von fern ganz nah'

Hier würde zum Beispiel...

Er sah aus dem Fenster, erkannte die Gestalt schon von fern ganz nah.

...dieses doppelte 'er sah' ersparen.

Bleib dran...verkürzen! Nicht immer wieder 'dann' und 'und'. Vermeide Hilfswörter.
 

uniebuhr

Mitglied
An Otto: Danke, kann ich annehmen.
An Doc: Sie ging, entschied sich über Nacht doch für Elvis und kam mit ihrem Gepäck zurück. Manchmal sind Menschen (Frauen?) so, denke ich. Gruß, uniebuhr
 

Vagant

Mitglied
Hallo, ich mag diese Art Prosa ohnehin nicht so. Hab' allerdings schon sehr gute Kurzprosa hier gelesen. Ich halte diesen Es-war-einmal-Stil für vergeudete Möglichkeiten. Wenn man eine Geschichte hat, dann sollte man versuchen sie auch mit den adäquaten erzählerische Mittel zu erzählen. Deine Verdichtung der Sprache macht sie leider nicht besser. Das holpert hier und da mächtig. Also ich fand's nicht so prickelnd. Mir fehlte auch ein wenig der Erzählfluss, was allerdings bei der Kürze wohl normal ist.
Vagant.
 



 
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