Die Friseuse
Samstagmorgen, 8 Uhr. Arbeitsbeginn. Ich hab aber keinen Bock. Ja, ich weiß, dass ich am Montag frei habe, aber heute...
Der Chef hat superschlechte Laune. Lässt er wieder an der Auszubildenden aus. Heute kommt ihr Modell. Da wird er wieder endlos an ihr rummeckern: „Pass auf die Grundlinie auf! Arbeite zügiger! Du musst die Kundin erst beraten! Mach die Strähnchen ordentlicher! Steh gerade – oder willst Du in fünf Jahren Dauergast beim Orthopäden sein?“
Blödmann. Ist er doch selbst – wie fast alle in dieser Branche. Stehen, stehen, stehen. Die Füße abends geschwollen, der Rücken krumm, die Wirbelsäule schief.
Ach, da kommt ja schon mein Stammkunde, der eingebildete Lackaffe. Alle vier Wochen Kopfmassage, schneiden, fönen. Für wen brezelt der sich eigentlich so auf? Für sich, einen Mann oder eine Frau? Naja, wenigstens redet er nicht. Genießt nur mit geschlossenen Augen die Massage. Hätte er sicher lieber woanders.
Und die ganzen Beates! Die habe ich so getauft, weil eine der älteren Damen so hieß, die alle dasselbe wollen: Dauerwelle, bläuliche Tönung, danach alles beton mäßig festgezurrt. Fast jeden Samstag finden sich mehrere Beates ein. Damit sie für den Sonntag schön sind. Für die Kirche.
Zwischen Aufdrehen, Schneiden, Massieren schnell ein Schluck Wasser. Weitermachen. Der Chef schnauzt die Auszubildende an. Armes Ding. Sie hat keine Wahl, muss den Mund halten. Lehrjahre sind keine Herrenjahre.
Lackaffe geht und grinst hochnäsig zum Abschied, lässt aber ein großzügiges Trinkgeld da. Ich schenke ihm ein Lächeln. Dann zurück zu einer Beate. Sie braucht eine neue Zeitung – Frau im Spiegel. Sie redet – über ihre Enkel, über ihre Arthritis im Großzehengelenk, über ihre Geranien, über ihre Verdauung. Soll ich ihr ein Ohrläppchen abschneiden?
Mist, ich laufe aus. Keine Chance, den Tampon zu wechseln. Das ist wirklich unwürdig hier. Man hat nicht mal Zeit, in Ruhe auf die Toilette zu gehen.
Eine neue unbekannte Kundin betritt das Geschäft. Oh! Der Chef eilt auf sie zu, umschwänzelt sie, bietet ihr einen Platz an, lobt ihr Aussehen, dass er nur noch verbessern kann. (Na, das MUSS er! Die sieht ja zum Fürchten aus). Die Auszubildende hört brav zu. Ihr Modell muss warten. Hat keine Rechte, nur Pflichten.
Ich kehre Haare zusammen, weil sonst niemand Zeit hat. Zwei Beates rauschen blaugetönt heraus. Die nächste ist gleich fertig. Ich bin es auch.
Die neue Kundin wird schön. Der Chef versteht sein Handwerk, das muss man ihm lassen.
14 Uhr, alle sind perfekt gestylt, nur ich sehe aus wie ein Handfeger. Soll ich die Auszubildende bitten, mir die Haare zu richten?
Nee, raus hier. Nach Hause, in Ruhe aufs Klo, relaxen, Füße abschwellen lassen.
Und zu wenig Geld verdiene ich auch. Scheiß-Job.
Samstagmorgen, 8 Uhr. Arbeitsbeginn. Ich hab aber keinen Bock. Ja, ich weiß, dass ich am Montag frei habe, aber heute...
Der Chef hat superschlechte Laune. Lässt er wieder an der Auszubildenden aus. Heute kommt ihr Modell. Da wird er wieder endlos an ihr rummeckern: „Pass auf die Grundlinie auf! Arbeite zügiger! Du musst die Kundin erst beraten! Mach die Strähnchen ordentlicher! Steh gerade – oder willst Du in fünf Jahren Dauergast beim Orthopäden sein?“
Blödmann. Ist er doch selbst – wie fast alle in dieser Branche. Stehen, stehen, stehen. Die Füße abends geschwollen, der Rücken krumm, die Wirbelsäule schief.
Ach, da kommt ja schon mein Stammkunde, der eingebildete Lackaffe. Alle vier Wochen Kopfmassage, schneiden, fönen. Für wen brezelt der sich eigentlich so auf? Für sich, einen Mann oder eine Frau? Naja, wenigstens redet er nicht. Genießt nur mit geschlossenen Augen die Massage. Hätte er sicher lieber woanders.
Und die ganzen Beates! Die habe ich so getauft, weil eine der älteren Damen so hieß, die alle dasselbe wollen: Dauerwelle, bläuliche Tönung, danach alles beton mäßig festgezurrt. Fast jeden Samstag finden sich mehrere Beates ein. Damit sie für den Sonntag schön sind. Für die Kirche.
Zwischen Aufdrehen, Schneiden, Massieren schnell ein Schluck Wasser. Weitermachen. Der Chef schnauzt die Auszubildende an. Armes Ding. Sie hat keine Wahl, muss den Mund halten. Lehrjahre sind keine Herrenjahre.
Lackaffe geht und grinst hochnäsig zum Abschied, lässt aber ein großzügiges Trinkgeld da. Ich schenke ihm ein Lächeln. Dann zurück zu einer Beate. Sie braucht eine neue Zeitung – Frau im Spiegel. Sie redet – über ihre Enkel, über ihre Arthritis im Großzehengelenk, über ihre Geranien, über ihre Verdauung. Soll ich ihr ein Ohrläppchen abschneiden?
Mist, ich laufe aus. Keine Chance, den Tampon zu wechseln. Das ist wirklich unwürdig hier. Man hat nicht mal Zeit, in Ruhe auf die Toilette zu gehen.
Eine neue unbekannte Kundin betritt das Geschäft. Oh! Der Chef eilt auf sie zu, umschwänzelt sie, bietet ihr einen Platz an, lobt ihr Aussehen, dass er nur noch verbessern kann. (Na, das MUSS er! Die sieht ja zum Fürchten aus). Die Auszubildende hört brav zu. Ihr Modell muss warten. Hat keine Rechte, nur Pflichten.
Ich kehre Haare zusammen, weil sonst niemand Zeit hat. Zwei Beates rauschen blaugetönt heraus. Die nächste ist gleich fertig. Ich bin es auch.
Die neue Kundin wird schön. Der Chef versteht sein Handwerk, das muss man ihm lassen.
14 Uhr, alle sind perfekt gestylt, nur ich sehe aus wie ein Handfeger. Soll ich die Auszubildende bitten, mir die Haare zu richten?
Nee, raus hier. Nach Hause, in Ruhe aufs Klo, relaxen, Füße abschwellen lassen.
Und zu wenig Geld verdiene ich auch. Scheiß-Job.