Die Geister, die ich rief (gelöscht)

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poetix

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Hallo Drachenprinzessin,
Ihre Erzählung beschreibt, wenn ich das richtig verstanden habe, das Sterben der Protagonistin. Das ist durchaus legitim, da niemand weiß, wie es wirklich abläuft. Es ist spannend erzählt. Mir sind zwei kleine Flüchtigkeitsfehler aufgefallen. Erstens:
Er war obwohl der Kratzer wunderschön.
Hier stört mich der Gebrauch von "obwohl". "Obwohl" kenne ich eigentlich nur als Konjunktion/Subjunktion. Hier wird es als Präposition gebraucht. Ich würde schreiben: "trotz der Kratzer". Das Zweite ist die Rechtschreibung des Wortes "Leichnam". Insgesamt hat mir der Text gut gefallen.
Viele Grüße
poetix
 
Hallo poetix!

Vielen Dank für Ihren Kommentar! :) Das Wort obwohl an dieser Stelle ist, glaube ich, so im Neuhochdeutschen nicht mehr gebracht. Trotzdem fand ich persönlich an dieser Stelle nicht so passend.

Herzliche Grüße
Drachenprinzessin
 

molly

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Sie haben Recht, die Geschichte ist lang und ich habe erst einen Teil gelesen. Aber ich lasse mir Zeit.
Mir ist folgenddes Aufgefallen:
Zuviel "noch"
Auch die Kommode stand [red][strike]noch[/strike][/red] in derselben Ecke, der Tisch befand sich (wie)immer [red][strike]noch[/strike][/red] in der Mitte des Raumes und die Wände waren [red][strike]noch[/strike][/red] genauso rußfarben wie zuvor. Sogar der dunkle Boden sah [red][strike]noch[/strike][/red] genauso staubig und ungepflegt aus wie der Rest des gesamten Zimmers.

Vielleicht könnten Sie die vielen nochs hintereinander streichen und auch im Text danach suchen.

Ich freue mich auf den Rest der Geschichte.

Viele Grüße
molly
 
Hallo Molly!

Vielen Dank für den Zwischenkommentar! Habe die Geschichte im ganzen bearbeitet, ich denke aber nicht, dass Sie noch mal von vorn anfangen müssen zu lesen. :)

Herzliche Grüße
Drachenprinzessin
 

molly

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Hallo Drachenprinzessin,
ich habe die Geschicht fertig gelesen. Aber ich stimme Grasshof zu, etwas kürzer wäre besser.
Grundsätzlich jedoch gefällt sie mir.

Herzliche Grüße

molly
 
Hallo grasshof, hallo molly!

Vielen Dank für eure Rückmeldungen und die positiven Bewertungen!

Ich lasse die Geschichte so wie sie ist, denn ich finde sie nicht zu lang, trotzdem vielen Dank!

Herzliche Grüße
Drachenprinzessin
 

jon

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Teammitglied
Hallo Drachenprinzessin,

ich finde den Text auch zu lang. Das liegt aber nicht an der Zeichenzahl-Länge (dann müssten ja alle Roman „zu lang“ sein ;) ) sondern an der „Länge“, die durch nicht ausreichende Spannung entsteht. Vor allem im Mittelteil bin ich oft „abgerutscht“ und habe „vorgespult“, weil mich das aktuelle Geschehen nicht interessierte. Dazu kommen noch zwei Aspekte, die stören: oft viel zu lange Absätze und allerlei Wort- und Stilfehler.

Ich fange mal vorn an und versuche, im Detail die Stolperstellen zu benennen:

Henriette wohnte schon seit langer Zeit in einem Haus in einem verschlafenen, kleinen Dorf. Hier kannte wirklich jeder jeden. Die meisten Menschen redeten nur dann mit ihr, wenn sie unbedingt mussten. Ihre Großeltern waren der Meinung, es läge daran, dass die Leute sie für eine Hexe hielten. Henriette wusste selbst nicht, wie ihre Mitmenschen auf so eine schwachsinnige Idee kamen. Mal ganz davon abgesehen hatte sie noch nicht einmal rote Haare. Es war schon merkwürdig, auf was für Gedanken die Leute kamen, wenn sie vor lauter Langeweile nicht wussten, was sie tun sollten.
Es störte sie nicht, was die Leute von ihr hielten. Jeder hatte so seine Macken, das war ganz natürlich. Unnatürlich war man nur dann, wenn man versuchte, sich zu verbiegen um es jedem Recht zu machen.
Diese ganze Vorrede erscheint mir als völlig überflüssig – weder der Ort, noch das Verhalten der Mitmenschen oder die Sache mit der Hexe spielen eine nennenswerte Rolle bei dem Folgenden.

Genervt ließ sie sich in den Sessel sinken, der am Fenster stand.
Wovon genervt?

Von dieser Position aus hatte sie einen guten Überblick über das Zimmer. Als sie ihren Blick so schweifen ließ, fiel ihr eine Tür ins Auge, die sich von den restlichen Türen der Wohnung abhob.
Genervt sein und den Blick schweifen lassen, passt nicht so gut zusammen, dass es keiner Erklärung bedürfte.
Das klingt, als habe sie besagte Tür vorher noch nie gesehen. Ist das etwa ein fremdes Zimmer? Es ist ja auch nur eine Wohnung, wo doch vorher von einem Haus die Rede war …

Im Gegensatz zu allen anderen Türen war diese aus Holz gefertigt worden.
Da Türen meistens (bzw. gewohntermaßen) aus Holz sind, ist dieses Merkmal merkwürdig. Es bedarf zumindest eines Hinweises, woraus die anderen Türen sind.

All die Jahre hatte Henriette die Existenz dieser Türe erfolgreich verdrängt, doch jetzt fiel sie ihr wieder auf.
Welcher Jahre? Was anderes wäre es, stünde da „viele Jahre lang“, das würde sich nicht so explizit auf etwas beziehen, was hier nicht verraten wird.
Das Wort heißt „Tür“ nicht „Türe“.

Eine Weile überlegte sie, ob sie es wirklich wagen sollte. Schließlich entschied sie sich dazu, das Zimmer zu betreten, also stand sie auf und ging auf die Tür zu.
Was wagen? Natürlich kann man sowas als Spannungselement erstmal in der Luft hängen lassen, aber es wird im ganzen Text nicht klar, was das für ein Wagnis sein soll …
Sie will „das Zimmer“ betreten? Sie sitzt doch im Sessel und überschaut „das Zimmer“. Wann ist sie denn rausgegangen? Oder meinst du „den Raum hinter der Tür“ (oder sowas)?
Man entscheidet sich für etwas oder entschließt sich zu etwas.

Ihre Schritte kamen ihr langsam, fast ein wenig unbeholfen vor. Nach zwei Schritten hatte sie das Gefühl, dass sich die Wände verzerren würden. Als sie dann die Klinke runter drücken wollte, merkte sie erst, wie sehr sie zitterte. War es nur nötig sich zu überwinden?
Ich verstehe nicht … Ok, sie hat irgendwie Probleme – aber was hat das mit „überwinden“ zu tun? Du weißt das bestimmt, der Leser muss es aber auch erfahren.
Komma nach „nötig“ fehlt.
Wie „fühlt“ man, dass sich Wände verzerren? (Außer man berührt sie, das tut Henriette aber nicht.)
„das Gefühl haben, dass sich die Wände verzerren“ oder „vorkommen, als würden sie sich verzerren“


War es Furcht? War es Trauer? Sie konnte es selber nicht genau sagen. Mit beiden Händen drückte sie die Klinke hinunter. Vorsichtig öffnete sie die Tür.
Auch „Furcht“ und „Trauer“ hängen ohne Bezug hier so einfach rum. Für mich könnte hier genausogut „War es Ekel? Waren es Gelenkschmerzen? War es die Erkenntnis, dass sie eigentlich jetzt besser zum Klo unterwegs sein sollte?“ stehen – da ergäbe für mich ähnlich viel Sinn.

In diesem Zimmer war es viel dunkler als in den anderen Räumen.
Da ich nicht weiß, wie dunkel es in welchen anderen Räumen ist, ist diese Aussage für mich belanglos.

Die schweren, dunklen, halb verrottenden Vorhänge vor dem Fenster waren das Erste, was sich ihr offenbarte.
„halb verottete“ („verrottend“ bezieht sich auf den Vorgang)
Das Wort „offenbaren“ (= „etwas, was bislang geheim/nicht bekannt war, enthüllen“) ist zu hoch gegriffen – sie fallen ihr nur zuerst auf.

Zuerst wagte Henriette nicht, das Zimmer zu betreten, deshalb schaute sie sich schüchtern um.
Wieder das unklare „Wagnis“.
„Schüchtern“ hat hier nichts zu suchen, das hat immer einen Bezug zu Mitmenschen/Mitwesen (ihnen zurückhaltend begegnen).

Alles stand noch dort, wie sie es in Erinnerung hatte.
„dort“ und „wie“ passen nicht zueinander

Der große, aus Ebenholz bestehende Wandschrank stand an derselben Wand und das Bett, wie gewohnt, daneben. Auch die Kommode ruhte in derselben Ecke, während der Tisch die Mitte des Raums zierte. Sogar die rußfarbenen Wände und der dunkle Boden hatten sich nicht verändert.
Nach der Kürzung der „noch“s hat „an derselben Wand“ seinen Bezug verloren.
Kommoden ruhen eher selten. Es sei denn, sie sind verwunschene Menschen oder Tiere, die normalerweise rumtollen und nun eine Pause brauchen. ;)
Hat sie ernsthaft erwartet, ausgerechnet Boden und Wand hätten sich verändert? Das „sogar“ ist falsch. Richtig ist es bei sowas: „Schränke, Stühle, Zierrat – alles stand unverändert im Raum. Sogar aus der offenen Karaffe war in all den Jahren nicht ein Tropfen Wasser verdunstet.“

Der Spiegel, der neben der Kommode stand, hatte sie anders in Erinnerung.
„Den Spiegel …“

Sie konnte sich aber nicht genau erinnern, wie anders sie ihn in Erinnerung hatte.
Dopplung „in Erinnerung“ (mit dem Verb ist es sogar ein Triple) und ein irgendwie „verwürchter“ Satz. Und: Man erinnert sich nicht, was man in Erinnerung hat – man erinnert sich oder man hat was in Erinnerung.

Der verschnörkelte Silberrahmen war jedenfalls immer noch derselbe. Auch der Bogen oben mit den kleinen Schultern hatte sich nicht verändert. Wie denn auch? Schließlich hatte hier seit Jahren niemand mehr etwas angefasst. Aber da war noch etwas anderes, weswegen sie nun den Raum betrat.
Sie betrat also den Raum, weil sich der Spiegel nicht verändert habe konnte und weil da noch was anderes war …

Ihr war ihr so, als ob sie viele verschiedene Stimmen flüstern hörte. Ganz leise.
Laut wäre es ja auch kein Flüstern, gelle ;)

Wie ein Nebengeräusch, das man nur dann wahrnehmen konnte, wenn es vollkommen still war. Diese Stimmen klangen klagend, verzweifelt und leidend. Henriette fand nicht heraus, wo sie herkamen.
… und geht trotzdem in das Zimmer? Mutig!

Und dann war da noch dieser Spiegel, als ob die Stimmen nicht schon genug wären!
„genug gewesen wären“

Etwas an ihm stimmte nicht, das wusste sie, das spürte sie. Auf ihm lag kein einziges Krümelchen Staub, keine Flusen, keine Gebrauchsspuren, kein Anzeichen von Verwitterung oder Verfall, wie bei den anderen Einrichtungsgegenständen in diesem Raum.
Es lagen keine Gebrauchsspuren (etc.) auf ihm?
Die anderen Gegenstände trugen Zeichen von Verfall? Offenbar schon immer, denn sie sind ja so, wie Henriette sich erinnert. Wolltest du das sagen?

… war zwar auch aus Ebenholz, wies aber deutliche Kratzer auf, vor allem auf den Türen und den beiden einzigen Glastüren in der Mitte des Schrankes.
Worauf spielst du mit dem „einzigen“ an? Sowas ergibt nur Sinn bei „der einzige Stuhl im ganzen Saal“ oder „die einzigen in der Menge, die keine Maske trugen“ oder sowas.

Außerdem waren in seine Seiten kunstvoll Drachen eingearbeitet. Henriette fand ihn obwohl der Kratzer wunderschön.
Sehr, sehr merkwürdig, dass ihr erst die kleinen Kratzer und dann die markanten Drachen auffallen.
„trotz der Kratzer“
Ich lese aus dieser Passage: Die Frau muss schon deutlich mürbe in der Birne sein, wenn sie Emotionen für „wunderschön“ statt für „um Himmels willen, was passiert da?!“ aufbringt.


Einige Zeit lang beobachtete sie den Spiegel.
Warum? Erwartet sie, dass er wegläuft? Oder sich verneigt?


Sie fragte sich, ob es einen bestimmten Grund gab, warum der Spiegel nicht das reflektierte, was wirklich da war.
Willst du ernsthaft vermitteln, dass Henriette es für völlig glaubhaft halten würde, dass es keinen Grund dafür gibt? Oder meinst du, sie fragt sich, welchen Grund es wohl hat?

Vielleicht bildete sie sich das ganze nur ein, genauso wie die Stimmen.
Wann ist sie denn zu dem Schluss gekommen, dass sie sich die Stimmen nur einbildet?

Was ist, wenn es einen Zusammenhang zwischen diesen Stimmen und dem Spiegel gibt?, fragte sie sich.
Entweder die Frage kursiv oder in halbe Anführungszeichen.
Und wann ist sie zu dem Schluss gekommen, dass sie sich die Stimmen doch nicht nur einbildet?

Vorsichtig berührte sie den Spiegel, zunächst nur am Rahmen. Er war ziemlich kalt, obwohl es in dem Zimmer angenehm warm war. Henriette wunderte sich, warum ihr erst jetzt auffiel, dass sie noch immer zitterte.
Was? Sie wundert sich nicht über die Kälte des Rahmens, wohl aber darüber, dass sie nicht die ganze Zeit das Zittern wahrnahm? Nebenfrage dazu: Woher weiß sie denn, dass sie „immer noch“ zittert und nicht schon wieder?

In diesem Moment wurde ihr ihre Angst erst richtig bewusst. Einen Moment später zweifelte ihr Verstand daran, dass dies wirklich geschah.
Dass was wirklich geschah, das Bewusstwerden der Angst? Was ist daran so unlogisch, dass es der Verstand bezweifelt?

Sie bekam sie Atemnot.
ein „sie“ zu viel


Eine ihr unbekannte Kraft zwang sie, sich ihrer Angst nicht hinzugeben.
Was willst du damit sagen? Zumal „Atemnot“ sowas von angstfördern ist …

Henriette riss sich zusammen, berührte die kalte Spiegelfläche um sich abzulenken.
Sie riss sich zusammen und gab sich (der unbekannten Kraft zum Trotz) der Angst hin?
Komma nach „Spiegelfläche“ fehlt.

Ihr Herz machte einen heftigen Satz. Es war dasselbe Gefühl wie wenn man sich heftig erschreckt.
… also erschrickt sie. Warum sagst du das nicht einfach?
Man kann erschrecken oder jemanden erschrecken. Das „sich erschrecken“ (für „man erschrickt“) ist umgangssprachlich – das solltest du vermeiden.
Komma nach „Gefühl“ fehlt

… schloss die Tür fest hinter sich. Die Stimmen waren fort.
Woher weiß sie das? Vielleicht sind die Stimmen noch da, sie hört sie nur nicht mehr (durch die geschlossene Tür).

Erleichtert seufzte sie. Ihr Blick glitt hinüber zur Uhr. Sie hatte tatsächlich mehrere Stunden in dem Zimmer verbracht. Ihre Angst war wie weggeblasen, dafür spürte sie, wie hungrig sie war. Ein guter Tausch. Geschwind ging Henriette in die kleine Küche. Dort passten nur ein Herd, ein Kühlschrank und ein kleiner Tisch hinein. Sie brühte sich Kaffee und machte sich Butterbrote, die sie auf Grund ihrer zitternden Knie im Wohnzimmer aß.
Da sind Stunden sozusagen spurlos verschwunden und daraufhin verliert sie ihre Angst? Was für ’ne coole Socke! ;)
Angst ist komplett weg, aber die Knie zittern noch??
Wozu ist das mit der kleinen Küche und dem Essen im Wohnzimmer nötig? Überflüssiger Füllstoff.

Der Spiegel wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen. Er ließ ihr einfach keine Ruhe,
Das ist doppelt gemoppelt.

Henriette überlegte nicht großartig, sondern öffnete sie sofort.
Wer „überlegt“ schon „großartig“?! Nein im Ernst: Vermeide bewusst solche umgangssprachlichen Formulierungen! Es sei denn, sie sind als Stilmittel gemeint, was hier aber gar nicht passen würde.

Diesmal hörte sie keine Stimmen. Sie stellte sich wieder vor den Spiegel, in dem sie sich nun nicht spiegelte.
… sondern? Blindes Glas? Zimmer zu sehen nur Henriette nicht?

EINSCHUB: Diese Unterbrechung (mit dem Essen) wirkt wie eine künstliche Verlängerung des Textes. Als Atempause im Spannungsbogen (an sich keine schlechte Idee) ist es zu kurz – es ist keine richtige Pause, nur ein „Bruch im Ablauf“.


Ein weiteres Mal an diesem Tag berührte sie den kalten Spiegel,
Moment! Soll ich als Leser aus „an diesem Tag“ schlussfolgern, dass du von mir erwartest, dass ich angesichts der vorhin erwähnten „mehreren Stunden“ gedanklich mal schnell an den Anfang (mit dem Sessel) hüpfe, diesen Moment so lege, dass hier noch „gleicher Tag“ ist und dann alles nochmal im Schnelldurchgang mit den jeweils passenden Tageszeiten durchlaufen lasse? Das wäre echt unfair, wenn das von Bedeutung ist, dann musst du als Autor das mitliefern. – Falls du das nicht erwartest (was ich eher annehme), dann lass diesen Hinweis einfach weg!

wollte ihn in eine andere Position stellen.
Warum? Ist es nicht einfacher, wenn sie ihren Standpunkt wechselt, um zu prüfen, ob es am Einfallswinkel liegt?

Er zerbrach. Das Spiegelglas lag in Scherben auf dem Boden, es sah so aus, als hätte sie mit einem Hammer fest dagegen geschlagen.
… als hätte sie mit dem Hammer fest auf das Glas am Boden geschlagen? Kann es sein, dass du einfach zu krampfhaft Bilder zu erzeugen versuchst? „Das Glas lag in Scherben auf dem Boden“ ist doch Bild genug.

„Oh nein, nein, nein, das kann nicht sein, das darf einfach nicht sein!“, rief sie erschrocken.
Kitsch! Wer ruft denn bei sowas „das kann nicht sein“? Was könnte denn sonst sein? Dass nach Zerbrechen des Spiegels das Glas an die Decke schwebt? Und was meint sie mit „das darf nicht sein“? Ist jetzt die Super-Antiquität hinüber, die sie für Millionen hatte verkaufen wollen? Ich weiß, das klingt doof, aber schon das Rufen erscheint mir nicht natürlich sondern wie aus einem schlechten Groschenheft. Was anderes wäre es, wenn ich einen Grund für diese plötzliche Panik sehen könnte.

Damit hatte Henriette nicht gerechnet.
… mit dem Rufen? Oder meinst du das als Erklärung für das Erschrecken? Dafür ist es überflüssig.

Und überhaupt wusste sie nicht, was sie jetzt tun sollte. Die Scherben wollte sie einfach noch nicht aufsammeln.
Wie „tun“ – was soll sie schon tun? Wenn sie die Scherben nicht aufheben will, dann bleibt als Alternative nur liegenlassen. Was ist daran so schwer?


„Man soll damit sieben Stunden warten, sonst hat man sieben Jahre Pech.“
Sagt wer? Und: Soll das die Erklärung sein für „will die Scherben noch nicht aufheben“? Dann ist das schlecht eingebunden (wirkt wie nachträglich angehängt).

Sie fühlte sich, als wenn sie sich in einer Art Trance befinden würde. Schleichend verließ sie den Raum um sich todmüde ließ auf das Sofa fallen zu lassen.
Komma nach „Raum“ fehlt
„ließ“ ist zu viel
Warum schleicht (= gezielt geräuscharm gehen) sie? Nicht in Umgangssprache rutschen!

Ein kalter Luftzug weckte Henriette. Schlaftrunken öffnete sie ihre Augen, merkte, dass sie nicht mehr in ihrer Wohnung war. Sie lag in einem Himmelbett, gebettet in ein flauschig weiches Oberbett.
Dopplung „ihre“ – bei „Augen“ kann es gegen „die“ getauscht werden (welche Augen auch sonst sollte sie öffnen ;) )
Dreimal „B/bett“

Der purpurne Baldachin war zur Seite gezogen, sodass Henriette sich das Zimmer anschauen konnte.
Der Baldachin ist der „Himmel“ – selbst wenn der zur Seiten gezogen sein sollte, kann sie deshalb nur die Decke besser sehen.

Nur das Bett und ein großer Schrank waren die einzigen Möbelstücke im Raum.
Entweder „nur“ oder „einzig“

Es war der Schrank aus dem Spiegelbild. Oh mein Gott! Wo bin ich hier nur gelandet?, dachte Henriette.
Sowas denkt man eigentlich, wenn man sich mitten in einem Sündenpfuhl oder in einem Messiehaushalt oder an einem andern „schlimmen Ort“ wiederfindet. Du meinst „Wo bin ich (hier)?“

Auf einmal fröstelte sie. Ihr fiel auf, dass sie nicht mehr ihre Kleidung, sondern bloß ein langes Nachthemd trug. Ängstlich fasste sie an ihr Dekolleté. Sie war sehr beruhigt, als sie dort ihre Kette fühlte.
Unclever gebaut: Statt erst zu sagen, was sie fühlt und das dann mit Erleichterung zu quittieren, ist sie erst erleichtert und dann erfährt der Leser den Grund.

Zumindest sie war ihr geblieben. Und ihre langen schwarzen Haare, die zumindest ihren Nacken und ihren Rücken ein wenig wärmten.
Der erste Satz hier ist überflüssig (das schließen wir aus der Erleichterung). Der zweite Satz ist merkwürdig: Wie kommt sie bei „Sachen weg“ auf „Haare wenigstens noch da“??

Henriette schaute sich noch einmal um, sah auf dem Oberbett eine Decke liegen.
Wenn die Haare wärmen (also weder Oberbett noch Decke darüber), dann sind das aber merkwürdige Temperaturverhältnisse.

Sie kroch aus dem Bett, wickelte sich so gut sie konnte in diese Decke ein.
Einzig ihre Füße lugten heraus. Dann nahm sie den Kerzenständer
… mit den Füßen? Denn die sind ja das Einzige, was rauslugt ;)

Henriette betrat den Korridor, an dessen linker Wand sich in regelmäßigen Abständen Fenster befanden.
Bilder sind an der Wand, Fenster sind in der Wand.


Bis hierher fühlt es sich so an, als hätte ich schon stundenlang gelesen – und ich weiß immer noch nicht, was eigentlich das Problem ist. Der komische Spiegel und auch das Aufwachen hier scheint sie zwar zu irritieren, aber nicht wirklich zu beschäftigen oder gar zu erschüttern. Wenn mal von Empfindungen die Rede ist, dann sind die ganz, ganz schnell wieder abgehakt und der Leser wird erneut mit den Details der Kulisse vertraut gemacht. Aber wenn die Heldin schon emotional kaum von der Situation „erfasst“ wird, warum sollte ich als Leser es dann sein?


Ich muss hier mal aufhören. Ist es ungefähr das, was du als Kritik haben willst? Wenn ja, versuch’ ich nächste Woche mal, noch einen Teil „durchzukämmen“.
 
Hallo jon,

vielen Dank für die Kritik, ich werde an der Geschichte arbeiten! :)
Einen Teil vom Anfang habe ich rausgenommen, wahrscheinlich war ich zu sehr in der Geschichte drin um zu merken, dass er zu widersprüchlich für geneigte Leser ist.
Du musst die Geschichte übrigens nicht zu ende lesen, wenn Du nicht möchtest. ;)

Herzliche Grüße
Drachenprinzessin
 

Amadis

Mitglied
So, ...

... jetzt will ich auch mal etwas Arbeit investieren. Ich habe gesehen, dass jon schon sehr ausführlich Stellung bezogen hat, aber nicht alles gelesen, was sie anzumerken hatte. Daher bitte ich um Nachsicht, sollte mir dasselbe aufgefallen sein. Ich gehe zunächst nur auf die sprachlichen Aspekte ein, über die ich ein wenig gestolpert bin. Zur Gesamtgeschichte (Spannungsbogen, Charaktere usw.) ggf. später mehr. Wie immer ist alles nur meine Meinung ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Perfektion :).

Der Titel: Hm, jaaa, es wurde ja schon angemerkt, dass es das schon einmal gab. Das kann man machen, aber ich finde es als Leser immer ein wenig irritierend, da man automatisch etwas ganz anderes erwartet.

Sie überkam das Bedürfnis wissen zu müssen, ob das Zimmer noch genauso verbrannt aussah wie damals.
Der Satz ist mir zu sperrig, wirkt etwas umständlich. Formuliere es doch griffiger wie:
"Sie musste wissen, ob das Zimmer ..."

Die dunklen, halb verrottenden Vorhänge
Das passt nicht zusammen. Entweder "Die dunklen, verrottenden ..." oder "Die dunklen, halb verrotteten ..."

Sie ließ ihren Blick über das Zimmer wandern
Da stimmt meiner Meinung nach die Perspektive nicht. Wenn sie den Blick "über" das Zimmer wandern lässt, geht man davon aus, dass sie es von einem erhöhten Standort betrachtet. Das Wörtchen "durch" würde hier besser passen, da sie ja im Zimmer oder an der Tür steht.

...Wandschrank stand noch an derselben Wand ...
Dopplung. Einfach nur "Schrank" reicht.

Ist klar, oder? ;)

wie ein Nebengeräusch, das
Das ist jetzt absolut subjektiv, aber das Bild wäre imho schöner mit einem anderen Wort, z.B. Hintergrundgeräusch, Hintergrundrauschen o.ä..

Auf einmal hörten die Stimmen auf
Dopplung, das erste "auf" könnte man durch "plötzlich" oder "Von einer Sekunde zur anderen" ersetzen. Oder das zweite aus dem Spiel nehmen, indem man den Satz umbaut "Auf einmal waren die Stimmen verschwunden."

Auf einmal hörten die Stimmen auf. Seltsam, dachte Henriette. Sie schaute sich den Spiegel genau an.
Die Lesbarkeit wäre besser, wenn es so aussehen würde:
Auf einmal hörten die Stimmen auf.

'Seltsam', dachte Henriette.

Sie schaute sich den Spiegel genau an.
Wir haben ja Platz genug :)

Der Schrank aus dem Spiegelbild war ...
Besser "Der Schrank im Spiegel war ..."

... aber in seine Seiten waren ...
Hm, auch das ist subjektiv, aber ich finde, Seiten hat ein Buch. Hier fände ich "Seitenwände" besser.

... waren kunstvoll Drachen eingearbeitet.
Also ich denke, es wäre schwierig, Drachen in einen Schrank einzuarbeiten (entschuldige :) ). "Darstellungen von Drachen" oder "Abbilder von Drachen" oder ganz anders "wiesen kunstvoll gearbeitete Reliefs auf, die sich bei näherem Hinsehen als Abbilder von Drachen entpuppten" oder so :).

Die Stimmen konnte sie sich auf jeden Fall nur eingebildet haben, da sie aufgehört hatten.
Hm, das ist nicht wirklich eine logische und nachvollziehbare Schlussfolgerung. Nur weil die Stimmen aufgehört haben, müssen sie ja keine Einbildung gewesen sein.

... es in dem Zimmer angenehm warm war. Moment, dachte sie, was geht hier vor?
Wie oben: Hier würde ich den Gedanken in eine extra Zeile stellen, um es besser lesbar zu machen.

Auf einmal wurde ihr schwindelig und ihre Knie wurden weich.
Dopplung. Vielleicht "Mit einem Mal fühlte sie Schwindel und ihre Knie wurden weich."

Das einzige[red](,)[/red] woran sie denken konnte,
Im nächsten Moment lag das Spiegelglas in Scherben auf dem Boden. Auf einmal fühlte sie sich ziemlich müde, daher verließ sie den Raum und ließ sich auf das Sofa fallen.
Hm, das geht mir etwas zu schnell. Sie berührt den Spiegel, er zerbricht einfach, aber sie verschwendet keinen Gedanken daran, erschrickt nicht. Sie fühlt sich nur müde und legt sich auf ein Sofa. Da solltest Du noch einmal etwas investieren und das ausführlicher schildern.

... dass sie nicht mehr in ihrer Wohnung war.
Mir war nicht bewusst, dass sie sich in ihrer Wohnung befand. Hast Du das absichtlich verheimlicht? Ich frage, weil es mir auch häufig passiert, dass ich Dinge im Kopf habe und als selbstverständlich ansehe, der Leser aber, der meine Gedanken nicht kennt, verwirrt ist.

Sie lag in einem Himmelbett, gebettet in ein flauschig weiches Oberbett
Dreimal Bett in einem Satz ist ein wenig viel :).

...jeden einzelnen vermauerten Stein sehen konnte.
Wieder subjektiv: Das Wort "vermauert" finde ich merkwürdig :).

Es war der Schrank aus dem Spiegelbild. Oh mein Gott! Wo bin ich?, dachte Henriette. Auf einmal fröstelte sie.
Damit nerve ich letztmalig :) Wie oben bereits zweimal, würde ich dem Gedanken eine eigene Zeile spendieren.

Ihr fiel auf, dass sie nicht mehr ihre Kleidung, sondern bloß ein langes Nachthemd trug. Ängstlich fasste sie an ihr Dekolleté. Als sie dort ihre Kette fühlte, war sie beruhigt.
Der erste Satz ist ein wenig sperrig. Vielleicht "Sie stellte fest, dass sie anstelle ihrer Kleidung lediglich ein langes Nachthemd trug."
Sie ist erleichtert, als sie die Kette fühlt. Warum? Weil sie aus irgendwelchen Gründen besonders an ihr hängt? Oder vielleicht, weil diese Kette für sie eine Art Anker ist, der sie mit ihrer eigenen Realität verbindet?

doch das reichte nicht aus[red](,)[/red] um die Stimmen zu übertönen.
Obwohl es so windig war, gingen die Kerzen in dem Kerzenständer nicht aus.
Schöner "... erloschen die Kerzen nicht."
Außerdem: Wundert sie sich darüber, müssten sie eigentlich erlöschen? Das wird hier nicht klar.

Du hast Licht, also kommst Du hier schon raus! dachte sie.
Hm, auch das ist für mich kein logischer Gedanke. Nur weil sie Licht hat, erhöhen sich ihre Chancen, dort (wo auch immer sie ist) herauszukommen, nicht unbedingt. Dafür weiß sie noch viel zu wenig über diesen Ort.

... denn sie meinte[red](,)[/red] Schritte hören zu können.
Demnächst lese ich weiter, versprochen.

Insgesamt finde ich, Du solltest den Text mehr strukturieren, mehr Absätze einbauen (einige hatte ich ja schon angeregt). Das liest sich dann sehr viel besser.

Ich hoffe, ich war nicht zu böse :).

LG Mike
 
Hallo Mike,

vielen Dank für deine Kritik und nein, Du warst nicht zu böse. Wenn Du willst, dass ich mich wegen deiner Kritik schlecht fühle, dann musst Du schon meine Geschichte bzw. mich persönlich angreifen :D

Die Szene mit dem zerbrochenen Spiegelglas ist übrigens absichtlich so wie sie ist, weil ich möchte, dass der Leser merkt, dass etwas nicht stimmt.
Und das mit der Wohnung... seit Jons Kritik habe ich die Geschichte verändert, dabei am Anfang wohl vergessen zu erwähnen, dass Henriette in ihrer Wohnung ist.
Deine Frage zu den Kerzen verstehe ich nicht, denn sie erlöschen doch in starkem Wind - oder kommt der Wind hier nicht richtig rüber?

Ich werde mir die Geschichte nochmal vornehmen :D

Herzliche Grüße
Drachenprinzessin
 
Hallo Drachenprinzessin,

dein Text steht nun schon einige Zeit im Portal.
Mir ist in der Vergangenheit auch nicht mehr dazu eingefallen als schon gesagt wurde.
Heute habe ich eine Idee zu deinem Beitrag: vielleicht möchtest du den Text in einzelne Blöcke aufteilen und damit einen Mehrteiler daraus machen?

Dieses Vorgehen hat folgende mögliche Vorteile:
1. die Leser könne die einzelnen Szenen besser `verdauen`.
2. du kannst im Klappentext die Kapitel peppig vorstellen und damit zusätzliche Interesse erzeugen.
3. du kannst Textteile einfacher umgestalten oder erweitern.

Liebe Grüße. Rhondaly.
 
Ich möchte mich noch einmal bei allen bedanken, die sich die Zeit genommen haben, "Die Geister..." zu lesen und natürlich auch ein herzliches Dankeschön an alle, die sich die Zeit genommen haben, zusätzlich einen Kommentar zu schreiben. Ich habe mich dazu entschieden die Geschichte erst mal zu löschen und später in überarbeiteter Fassung als Mehrteiler (?) einzustellen.

Herzliche Grüße
Drachenprinzessin
 
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