Die Geister der Vergangenheit
„Wie gefällt ihnen der Ausblick?“
Der junge Mann, der sich ihnen als Arthur Miller vorgestellt hatte, trat an das Wohnzimmerfenster und zog die Gardinen beiseite.
„Er ist traumhaft“, schwärmte Lisa. Ihr Freund Jacob grunzte nur, obwohl ihm die Aussicht durchaus gefiel.
Er wollte jedoch eine Regel beherzigen, die seine Mutter ihm eingebläut hatte: Lass den Verkäufer zappeln, dann kannst du den Preis drücken!
„Das Haus wurde so gebaut, dass alle Räume, die am Meisten in Gebrauch sind, nach Norden zeigen. Das heißt, dass sie in den Wohnräumen den ganzen Tag über den einfallenden Sonnenschein genießen können. Die Schlafräume dagegen …“
„Wie viel soll die Wohnung kosten, Mr. Miller“, unterbrach Jacob die Ausführungen des Maklers.
„Bitte …“, erwiderte er mit einem gekränkten Unterton in der Stimme. „… nennen sie mich Arthur!“
Dabei zeigte er ihnen sein überzeugendstes Maklerlächeln, das auf die misstrauischsten Interessenten entwaffnend wirkte.
„In Ordnung … Arthur. Und was soll sie nun kosten?“
„Nun“, begann Arthur. „Was das betrifft, so liegen sie auf jeden Fall auf der Gewinnerseite.“
Jacob stutzte.
„Was meinen sie damit?“
Arthur überlegte und suchte nach den passenden Worten. An dieser Stelle der Besichtigung kam er immer ins Schleudern.
„Die monatliche Miete beträgt 400 $, inklusive Heizung, Strom, Müll und Kanalgebühren.“
Jetzt wurde auch Lisa argwöhnisch.
Sie hatte während der ganzen Führung herumgerechnet und überlegt, wie sie sich diesen Traum von einer Wohnung finanzieren sollten, doch der Betrag, den sie geglaubt hatte aufbringen zu müssen, war um ein Vielfaches höher, als der, den der Makler ihnen gerade genannt hatte.
„Warum … ist die Wohnung so günstig? Gibt´s hier Ratten oder so was?“
Lisa stellte die Frage, ohne wirklich die Antwort hören zu wollen. Die Wohnung war perfekt für sie und Jacob!
Sie war ansprechend möbliert, hatte die beste Lage und war erst vor kurzer Zeit renoviert worden.
Verdammt, sie hatte sogar einen eigenen Garten!
Und das mitten in der City!
„Ja“, hakte Jacob nach. „Wo ist der Haken?“
Arthur seufzte und ließ die Schultern hängen.
Er konnte förmlich spüren, wie ihm die Beiden durch die Lappen gingen.
„Um ihre Frage zu beantworten: Nein, es gibt keine Ratten hier … oder sonstiges Ungeziefer. Aber … ich will ehrlich zu ihnen sein.“
Er räusperte sich kurz, was in dieser Situation ziemlich theatralisch wirkte.
Obwohl er sich die Antwort auf diese Art von Fragen gewissenhaft zurechtgelegt hatte, fiel es ihm alles andere als leicht, sie auszusprechen.
„Das Haus … oder besser: die Wohnung … sie hat eine dunkle Vergangenheit, die die meisten potentiellen Mieter abschreckt.“
„Wieso? Was ist hier passiert?“
„Es war Mord!“ Arthur spuckte das Wort förmlich in den Raum und nachdem er es losgeworden war, fühlte er sich besser. „So, jetzt ist es heraus. Sie hätten es ohnehin erfahren, aber ich versichere ihnen, dass dieser Umstand in keinster Weise den Wert der Immobilie mindert.“
Lisa sah den Makler geschockt an, aber Jacob nickte einfach nur, als wäre ihm gerade etwas eingefallen.
„Ja, ich glaube ich habe davon gehört.“
„Oh“, beteuerte Arthur“, gewiss haben sie das! Die Zeitungen waren voll davon!“
„War es nicht ein Mann, der seine Frau und ihren Liebhaber umgebracht hat?“
„Ganz recht! Es hieß, er habe sie in Flagranti erwischt und ihnen mit einem Rasiermesser…“
„Sie haben ihn nie geschnappt, glaube ich. Seine Fingerabdrücke haben ihn überführt“, sinnierte Jacob weiter, als würde er mit sich selbst sprechen.
„Das war diese Wohnung?“
Lisa konnte nicht fassen, dass Jacob so ruhig blieb.
Er nahm sie in den Arm und wandte sich an den Makler.
„Geben sie uns einen Moment, Arthur.“
„Oh, kein Problem! Wenn sie mich brauchen, dann rufen sie einfach. Ich … bin nebenan.“
Er schenkte ihnen eine brüchige Version seines Maklerlächelns und verließ den Raum.
Insgeheim hoffte er, dass die Führung damit nicht beendet war.
Oft genug waren die Interessenten an diesem Punkt der Besichtigung aus der Wohnung geflüchtet und er war in ein leeres Zimmer zurückgekehrt.
So hart gesotten sich New-Yorker Yuppies auch geben mochten, mit ihrer vorgetäuschten Resistenz gegen die Kakerlaken und Ratten, die in der niemals schlafenden Stadt lebten, schien doch die Aussicht, einen Mordschauplatz als Lebensraum anzunehmen, blankes Entsetzen in ihnen hervorzurufen, als könnten sich die Gräueltaten jederzeit wiederholen, wenn man nur intensiv genug an sie dachte.
Diese Reaktion fand er durchaus verständlich, doch nichtsdestotrotz frustrierte sie ihn. Nichts erinnerte mehr an die blutige Tat des gehörnten Ehemanns, außer das Gerede der Leute, das wohl nie verstummen würde, jeden Falls nicht, so lange die Wohnung unvermietet blieb.
Zögernd, als wäre der Boden mit Mienen bedeckt, kehrte er in das Wohnzimmer zurück und stellte erfreut fest, dass das Pärchen immer noch da war. Er setzte sein Lächeln wieder auf, wie einen schicken Hut bei einer Gala, und zog fragend die Augenbrauen hoch.
„Und? Wie stehen die Aktien?“
„Wir … sind weiterhin interessiert“, druckste Jacob herum.
„Das freut mich“, sagte Arthur erleichtert.
„Sie sagten, dass es noch ein Zimmer gibt“, fragte Lisa zögerlich.
Sie fühlte sich ganz offensichtlich nicht wohl in ihrer Haut, doch sie war noch hier, daran gab es nichts zu rütteln. Folglich musste sie nur noch überzeugt werden, um ihre Angst als belanglos abtun zu können.
„Ja“, antwortete Arthur, „ein Arbeitszimmer. Es sollte wohl das Kinderzimmer der Blairs werden …“
„So hießen sie?“ Lisas Blick gewann erneut an Härte. „Blair?“
Arthur hätte sich ohrfeigen können! Das Thema war schon fast vom Tisch gewesen! Warum konnte er nicht einfach seine Klappe halten und ihnen die Zimmer zeigen, so wie jeder andere Makler es getan hätte.
„Richard und Selma Blair. Das war ihr Name.“
„Jetzt fällt es mir wieder ein“, rief Lisa. „Ich hab´s in den Nachrichten gesehen.“
Sie drehte den Kopf und warf verstohlene Blicke durch den Raum, als könnte sie das weggewaschene Blut und die Kreideumrisse der Leichen sehen.
„Ich würde jetzt gerne noch das Arbeitszimmer sehen, Arthur“, rettete Jacob die Situation.
„Gerne! Bitte … folgen sie mir!“
Gemeinsam verließen sie den Wohnbereich und gingen durch den Flur in den hinteren Bereich der Wohnung.
Arthur ging zu einer Tür neben dem Schlafzimmer, das sie als erstes besichtigt hatten, öffnete sie und drehte sich zu Lisa und Jacob um.
„Bitte“, sagte er mit einer galanten, einladenden Geste. „Nach ihnen!“
Vorsichtig, als wäre der Fußboden vermint, betraten Lisa und Jacob das Zimmer.
Es war so, wie der Makler gesagt hatte. Während das Sonnenlicht den im vorderen Teil der Wohnung liegenden Bereich erwärmte, war es hier angenehm kühl und ruhig.
Die beginnende Dämmerung warf schillernde Lichtbögen an die Wände.
Bis auf einen Schreibtisch, einen Chefsessel, einen antiken Sekretär und ein Bücherregal war das Zimmer leer.
Lisa sah sich um, drehte sich zu Jacob um und blickte ihn fragend an.
Mit einem Grinsen, das ein wenig zu breit war, um noch den Regeln seiner Mutter zu entsprechen zu können, nickte er.
„Mr. Miller“, wandte sich Lisa an Arthur.
„Wir nehmen die Wohnung!“
„Prächtig!!! Prächtig!!!“
Arthur trat vor und schüttelte erst Lisas und dann Jacobs Hand.
„Ich hole den Vertrag!“
Lächelnd verschwand er im Flur und kramte in seinem Aktenkoffer, der ein paar Räume weiter auf dem Küchentisch lag.
„Wissen sie …“, rief er durch den Flur, „… ich hatte schon befürchtet, dass sie diese … Geister der Vergangenheit … abschrecken würden. Und solange die Wohnung leer steht, wird das Gerede der Leute niemals aufhören!“
„Na, dann sollten wir diesen Teufelskreis schleunigst durchbrechen, nicht wahr“, rief Jacob zurück.
Er hielt Lisa im Arm und sie blickten hinaus in die Dämmerung.
Das schwindende Sonnenlicht spiegelte sich in den noch verbliebenen Pfützen des Nachmittagsschauers.
Ein Vogelschwarm flog über das Haus und verschwand schnatternd in Richtung Horizont.
Keiner der Beiden hatte gehört, wie Arthur durch den Flur geschlichen war und sich hinter sie gestellt hatte.
Mit einer eleganten Handbewegung griff er über Jacobs Schulter und schnitt ihm die Kehle durch.
In einer lächerlich großen Fontäne spritzte sein Blut heraus und färbte die Wände karmesinrot.
Bevor Lisa verstand, was geschah, war der Mann, der sich ihnen als Arthur Miller vorgestellt hatte, bei ihr, presste eine Hand auf ihren Mund und drückte sie brutal zu Boden.
„Ich will aber nicht, dass das Gerede aufhört“, keuchte er ihr ins Ohr. „Ich will nicht vergessen werden!“
Das Letzte, was Lisa in ihrem Leben sah, war das blutverschmierte Rasiermesser in Richard Blairs Hand.
„Wie gefällt ihnen der Ausblick?“
Der junge Mann, der sich ihnen als Arthur Miller vorgestellt hatte, trat an das Wohnzimmerfenster und zog die Gardinen beiseite.
„Er ist traumhaft“, schwärmte Lisa. Ihr Freund Jacob grunzte nur, obwohl ihm die Aussicht durchaus gefiel.
Er wollte jedoch eine Regel beherzigen, die seine Mutter ihm eingebläut hatte: Lass den Verkäufer zappeln, dann kannst du den Preis drücken!
„Das Haus wurde so gebaut, dass alle Räume, die am Meisten in Gebrauch sind, nach Norden zeigen. Das heißt, dass sie in den Wohnräumen den ganzen Tag über den einfallenden Sonnenschein genießen können. Die Schlafräume dagegen …“
„Wie viel soll die Wohnung kosten, Mr. Miller“, unterbrach Jacob die Ausführungen des Maklers.
„Bitte …“, erwiderte er mit einem gekränkten Unterton in der Stimme. „… nennen sie mich Arthur!“
Dabei zeigte er ihnen sein überzeugendstes Maklerlächeln, das auf die misstrauischsten Interessenten entwaffnend wirkte.
„In Ordnung … Arthur. Und was soll sie nun kosten?“
„Nun“, begann Arthur. „Was das betrifft, so liegen sie auf jeden Fall auf der Gewinnerseite.“
Jacob stutzte.
„Was meinen sie damit?“
Arthur überlegte und suchte nach den passenden Worten. An dieser Stelle der Besichtigung kam er immer ins Schleudern.
„Die monatliche Miete beträgt 400 $, inklusive Heizung, Strom, Müll und Kanalgebühren.“
Jetzt wurde auch Lisa argwöhnisch.
Sie hatte während der ganzen Führung herumgerechnet und überlegt, wie sie sich diesen Traum von einer Wohnung finanzieren sollten, doch der Betrag, den sie geglaubt hatte aufbringen zu müssen, war um ein Vielfaches höher, als der, den der Makler ihnen gerade genannt hatte.
„Warum … ist die Wohnung so günstig? Gibt´s hier Ratten oder so was?“
Lisa stellte die Frage, ohne wirklich die Antwort hören zu wollen. Die Wohnung war perfekt für sie und Jacob!
Sie war ansprechend möbliert, hatte die beste Lage und war erst vor kurzer Zeit renoviert worden.
Verdammt, sie hatte sogar einen eigenen Garten!
Und das mitten in der City!
„Ja“, hakte Jacob nach. „Wo ist der Haken?“
Arthur seufzte und ließ die Schultern hängen.
Er konnte förmlich spüren, wie ihm die Beiden durch die Lappen gingen.
„Um ihre Frage zu beantworten: Nein, es gibt keine Ratten hier … oder sonstiges Ungeziefer. Aber … ich will ehrlich zu ihnen sein.“
Er räusperte sich kurz, was in dieser Situation ziemlich theatralisch wirkte.
Obwohl er sich die Antwort auf diese Art von Fragen gewissenhaft zurechtgelegt hatte, fiel es ihm alles andere als leicht, sie auszusprechen.
„Das Haus … oder besser: die Wohnung … sie hat eine dunkle Vergangenheit, die die meisten potentiellen Mieter abschreckt.“
„Wieso? Was ist hier passiert?“
„Es war Mord!“ Arthur spuckte das Wort förmlich in den Raum und nachdem er es losgeworden war, fühlte er sich besser. „So, jetzt ist es heraus. Sie hätten es ohnehin erfahren, aber ich versichere ihnen, dass dieser Umstand in keinster Weise den Wert der Immobilie mindert.“
Lisa sah den Makler geschockt an, aber Jacob nickte einfach nur, als wäre ihm gerade etwas eingefallen.
„Ja, ich glaube ich habe davon gehört.“
„Oh“, beteuerte Arthur“, gewiss haben sie das! Die Zeitungen waren voll davon!“
„War es nicht ein Mann, der seine Frau und ihren Liebhaber umgebracht hat?“
„Ganz recht! Es hieß, er habe sie in Flagranti erwischt und ihnen mit einem Rasiermesser…“
„Sie haben ihn nie geschnappt, glaube ich. Seine Fingerabdrücke haben ihn überführt“, sinnierte Jacob weiter, als würde er mit sich selbst sprechen.
„Das war diese Wohnung?“
Lisa konnte nicht fassen, dass Jacob so ruhig blieb.
Er nahm sie in den Arm und wandte sich an den Makler.
„Geben sie uns einen Moment, Arthur.“
„Oh, kein Problem! Wenn sie mich brauchen, dann rufen sie einfach. Ich … bin nebenan.“
Er schenkte ihnen eine brüchige Version seines Maklerlächelns und verließ den Raum.
Insgeheim hoffte er, dass die Führung damit nicht beendet war.
Oft genug waren die Interessenten an diesem Punkt der Besichtigung aus der Wohnung geflüchtet und er war in ein leeres Zimmer zurückgekehrt.
So hart gesotten sich New-Yorker Yuppies auch geben mochten, mit ihrer vorgetäuschten Resistenz gegen die Kakerlaken und Ratten, die in der niemals schlafenden Stadt lebten, schien doch die Aussicht, einen Mordschauplatz als Lebensraum anzunehmen, blankes Entsetzen in ihnen hervorzurufen, als könnten sich die Gräueltaten jederzeit wiederholen, wenn man nur intensiv genug an sie dachte.
Diese Reaktion fand er durchaus verständlich, doch nichtsdestotrotz frustrierte sie ihn. Nichts erinnerte mehr an die blutige Tat des gehörnten Ehemanns, außer das Gerede der Leute, das wohl nie verstummen würde, jeden Falls nicht, so lange die Wohnung unvermietet blieb.
Zögernd, als wäre der Boden mit Mienen bedeckt, kehrte er in das Wohnzimmer zurück und stellte erfreut fest, dass das Pärchen immer noch da war. Er setzte sein Lächeln wieder auf, wie einen schicken Hut bei einer Gala, und zog fragend die Augenbrauen hoch.
„Und? Wie stehen die Aktien?“
„Wir … sind weiterhin interessiert“, druckste Jacob herum.
„Das freut mich“, sagte Arthur erleichtert.
„Sie sagten, dass es noch ein Zimmer gibt“, fragte Lisa zögerlich.
Sie fühlte sich ganz offensichtlich nicht wohl in ihrer Haut, doch sie war noch hier, daran gab es nichts zu rütteln. Folglich musste sie nur noch überzeugt werden, um ihre Angst als belanglos abtun zu können.
„Ja“, antwortete Arthur, „ein Arbeitszimmer. Es sollte wohl das Kinderzimmer der Blairs werden …“
„So hießen sie?“ Lisas Blick gewann erneut an Härte. „Blair?“
Arthur hätte sich ohrfeigen können! Das Thema war schon fast vom Tisch gewesen! Warum konnte er nicht einfach seine Klappe halten und ihnen die Zimmer zeigen, so wie jeder andere Makler es getan hätte.
„Richard und Selma Blair. Das war ihr Name.“
„Jetzt fällt es mir wieder ein“, rief Lisa. „Ich hab´s in den Nachrichten gesehen.“
Sie drehte den Kopf und warf verstohlene Blicke durch den Raum, als könnte sie das weggewaschene Blut und die Kreideumrisse der Leichen sehen.
„Ich würde jetzt gerne noch das Arbeitszimmer sehen, Arthur“, rettete Jacob die Situation.
„Gerne! Bitte … folgen sie mir!“
Gemeinsam verließen sie den Wohnbereich und gingen durch den Flur in den hinteren Bereich der Wohnung.
Arthur ging zu einer Tür neben dem Schlafzimmer, das sie als erstes besichtigt hatten, öffnete sie und drehte sich zu Lisa und Jacob um.
„Bitte“, sagte er mit einer galanten, einladenden Geste. „Nach ihnen!“
Vorsichtig, als wäre der Fußboden vermint, betraten Lisa und Jacob das Zimmer.
Es war so, wie der Makler gesagt hatte. Während das Sonnenlicht den im vorderen Teil der Wohnung liegenden Bereich erwärmte, war es hier angenehm kühl und ruhig.
Die beginnende Dämmerung warf schillernde Lichtbögen an die Wände.
Bis auf einen Schreibtisch, einen Chefsessel, einen antiken Sekretär und ein Bücherregal war das Zimmer leer.
Lisa sah sich um, drehte sich zu Jacob um und blickte ihn fragend an.
Mit einem Grinsen, das ein wenig zu breit war, um noch den Regeln seiner Mutter zu entsprechen zu können, nickte er.
„Mr. Miller“, wandte sich Lisa an Arthur.
„Wir nehmen die Wohnung!“
„Prächtig!!! Prächtig!!!“
Arthur trat vor und schüttelte erst Lisas und dann Jacobs Hand.
„Ich hole den Vertrag!“
Lächelnd verschwand er im Flur und kramte in seinem Aktenkoffer, der ein paar Räume weiter auf dem Küchentisch lag.
„Wissen sie …“, rief er durch den Flur, „… ich hatte schon befürchtet, dass sie diese … Geister der Vergangenheit … abschrecken würden. Und solange die Wohnung leer steht, wird das Gerede der Leute niemals aufhören!“
„Na, dann sollten wir diesen Teufelskreis schleunigst durchbrechen, nicht wahr“, rief Jacob zurück.
Er hielt Lisa im Arm und sie blickten hinaus in die Dämmerung.
Das schwindende Sonnenlicht spiegelte sich in den noch verbliebenen Pfützen des Nachmittagsschauers.
Ein Vogelschwarm flog über das Haus und verschwand schnatternd in Richtung Horizont.
Keiner der Beiden hatte gehört, wie Arthur durch den Flur geschlichen war und sich hinter sie gestellt hatte.
Mit einer eleganten Handbewegung griff er über Jacobs Schulter und schnitt ihm die Kehle durch.
In einer lächerlich großen Fontäne spritzte sein Blut heraus und färbte die Wände karmesinrot.
Bevor Lisa verstand, was geschah, war der Mann, der sich ihnen als Arthur Miller vorgestellt hatte, bei ihr, presste eine Hand auf ihren Mund und drückte sie brutal zu Boden.
„Ich will aber nicht, dass das Gerede aufhört“, keuchte er ihr ins Ohr. „Ich will nicht vergessen werden!“
Das Letzte, was Lisa in ihrem Leben sah, war das blutverschmierte Rasiermesser in Richard Blairs Hand.