Die Gemeinschaft der Einsamen

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apokabraxas

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Als sie sich zum ersten Mal treffen, ist er in Begleitung seiner alten Freundin Maria. Es ist Liebe auf den ersten Blick, obwohl das Wort Liebe bei einer solch extrem platonischen Beziehung fehl am Platze ist. Man sollte es wohl eher als gegenseitige Sympathie bezeichnen, die sich zwischen beiden entwickelt. Da Tilda eine Vorliebe für frisches Grünzeug hegt, hat er ihr eine Portion Senfblätter als Mitbringsel zugedacht. Man kann aus den Blättern der Senfpflanze ein vorzügliches Gemüse kochen. Tilda bevorzugt jedoch die rohe Version nach Art des Hauses sozusagen.
Bei einer ausgewogenen Ernährung kann man den Verzehr rohen Gemüses gar nicht hoch genug einschätzen.
Die meiste zeit verbringt Tilda im Freien und kann so schon von weitem sehen, wann ihr Freund auf seinem täglichen Spaziergang bei ihr Station macht. Man erkennt den großen Altersunterschied der beiden, sobald sie sich bewegen. Er hat schon gut 70 Jahre in seinen Beinen und eine gewisse müde Langsamkeit ist nicht zu übersehen, während sie mit jugendlichem Elan auf ihn zuprescht. Er pflegt gerne Kontakt mit ihr, da sie zu den seltenen weiblichen wesen gehört, die weder widersprechen noch alles besser wissen. Er lebt alleine, was auf Grund seines Berufes auch angebracht erscheint; es fehlt ihm jedoch der Gesprächspartner. Und so erfreut er sich an der Unbekümmertheit seiner Tilda, die auch allein ist, seitdem Mona, ihre Mitbewohnerin, nicht mehr bei ihr sein kann. Tilda begrüßt ihn mit einem langen Blick aus wimpernumflorten braunen Augen und einem herzhaften Schmatzer auf seine Jacke, bevor sie sich an seinem Geschenk labt, wie and en bereits erwähnten Senfblättern oder auch mal ein frisch gepflückter Strauß Margeriten.
Es wäre Tilda zu wünschen, dass sie nicht enden muss wie ihre Freundin Mona: als Brat- oder Brühwurst, als Kotelett oder Leberpastete, veredelt mit zartem Trüffel.

Guten Appetit!
 



 
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