Die Konferenz

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Die Konferenz

Der fünfeckige Tisch war ungedeckt, die Seiten des Tisches waren unterschiedlich verziert. Nicht absichtlich so hergestellt, sondern im Laufe der Zeit von den Tischnachbarn mittels entsprechender Werkzeuge verunstaltet worden. Der interessanteste Teil gehörte wohl der Dame in dem hauchdünnen roten Seidenhemdchen. Überall waren Symbole für die geschlechtliche Vereinigung zu finden. Hier ein Phallussymbol, dort ornamentische Zeichen des Verschlingens, aus vielen Kulturen zusammengetragen. Derzeit beschäftigte sie sich mit einem Bildnis aus dem Kamasutra, welches wirklich schwierig umzusetzen aussah.
Ihre Tischnachbarin zur linken Seite betrachtete das ganze recht skeptisch mit hochgezogenen Brauen. Man konnte ihr im Gesicht ablesen, was sie von den Darstellungen hielt. Vor ihr auf dem eigenen Teil der Tischplatte, sah man verschlungene Herzen, Ringe, ein Bildnis von einem Sonnenuntergang am Meer. Lächelnd und stolz strich sie über ihre Werke. Dann sah sie wieder zu ihrer Nachbarin: „Wie geschmacklos! Lust, kannst du nicht mal was Romantisches zustande bringen?“
Die so angesprochene Dame im roten Seidenhemdchen, sah auf und lächelte: „Nur weil bei dir immer noch Emotionen dabei sind, heißt es noch lang nicht, dass ich unromantisch bin. Romantik hat nichts mit Liebe zu tun. Meine liebe Liebe.“
Nun meldete sich auch endlich einer der Herren am Tisch zu Wort, ein pikfein angezogener Mann, mit rattenähnlichem Gesicht und glatt gegelten Haaren. „Nichts treibt einen Menschen so an wie der Neid, wer neidet, der rastet nicht.“ Selbstgefällig lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Liebe und auch die Lust lächelten sich an und zuckten nur mit den Schultern, doch eine von beiden flüsterte leise: „Und am Ende siegt immer die Liebe!“
„Das habe ich gehört!“ meinte der schwarzgewandete Herr, dessen Gesicht man nicht sah und dessen bleiche Hände, ein blutiges Messer über die Tischplatte knirschen ließ. Überall auf seiner Seite der Platte sah man Bilder von Sterbenden, teils qualvoll, teils glücklich oder auch teilnahmslos. „Letztendlich siege immer ich!“
Der fünfte Herr im Bunde, sah grimmig zwischen den anderen vier hin und her, die Augen verkniffen, die Lippen zusammengepresst und die Hände abwechselnd zur Faust ballend und wieder öffnen. Er sah finster aus, nicht seine Kleidung oder seine Frisur, sondern seine Ausstrahlung. Nichts auf der Welt, so scheint es, könnte ihn je zum Lächeln bringen. Die Tischplatte vor ihm sah wild zerfurcht aus, kein klares Bild ließ sich erkennen. Oftmals glaubte man etwas zu sehen, dass aber von tiefen Kratzern unkenntlich gemacht wurde.
Neid lehnte sich vor und legte die Arme auf den Tisch, gespielt freundschaftlich klopfte er mit der flachen Hand in die Mitte der Platte und lächelte. „Nun, warum sind wir denn diesmal hergekommen? Nur um uns zu streiten? Nicht das mir das nicht gefallen würde.“
Spitzfindig tippte sich die Liebe mit einem bezaubernden Lächeln einen Finger an die Lippen und legte den Kopf schief, „Ich glaube wir haben mal wieder alle Interesse an ein und derselben Person“. Die Dame in Rot beugte sich tiefer über ihr neues Werk, angestrengt wie ein Schulkind zeigte sich ihre Zunge und lies mit keiner Regung erkennen, dass sie ihrer Nachbarin zugehört hatte. Der Tod wiederum ließ das Messer fallen und funkelte die Liebe herausfordernd an. „Ich schließe dich ja nicht aus, aber letztendlich wird er mir gehören, ich kann auch warten, aber ich bin es leid immer Rücksicht auf euch zu nehmen.“
„Du nimmst selten Rücksicht, du nimmst nur Rücksicht, wenn mehrere an einer Person Interesse haben. Aber wenn wir beide kämpfen, dann gewinnst immer du. Ich finde das nicht fair. Alle sollen glauben, das der Tod gütig ist.“ Die Liebe winkt verächtlich ab „Aber mir kannst du nichts mehr vormachen. Beweise mir, dass es einen Sterblichen gibt, der nicht gestorben ist, oder nicht sterben wird.“
Lachend rückte der Tod näher an den Tisch „Ach Liebe, du bist köstlich. Natürlich sterben sie. Du hast es doch selbst gesagt, es sind Sterbliche!“
Die Angesprochene drehte sich schmollend zur Seite „Genau das meine ich, du gewinnst immer!“
„So soll es ja auch sein!“
Der Neid sah sich genötigt auch ein Wörtchen dazu zu sagen. „Es stimmt, sie hat Recht. Ich wäre dafür, dass alle von uns die gleichen Fähigkeiten hätten.“
Der schwarze Mann schüttelte den Kopf; „Neid, du machst deinem Namen alle Ehre, aber das geht wirklich nicht. Wer soll dich schon lieben? Und wenn du meine Fähigkeit hättest, dann säßen wir alle nicht mehr hier am Tisch, da bin ich mir ganz sicher“
„Du tust mir unrecht! Ich will doch nur, dass wir alle gleich sind!“
„Nein,“ schaltete sich die Liebe ein „die Liebe ist mein und sie währt ewig. Der Tod ist einmalig und ihr anderen seid vergänglich. Das gebe ich nicht her.“
Die Dame in Rot drehte sich zur Liebe um „Du schweifst ab. Deine Tagträumereien sind hier nicht angebracht.“
Die Fünf am Tisch starrten sich gegenseitig finster an und nach langer Zeit sprach der Tod wieder: „Also gut, lassen wir unsere Streitereien für einen Moment und widmen uns dem Problem. Es geht also um besagten Sterblichen. Ich will ihn haben und werde ihn auch bekommen, früher oder später, wobei mir früher lieber wäre. Wie sind eure Standpunkte?
Das Rattengesicht reckte die Nase in die Luft und lies seine Stimme sehr abfällig klingen: „Nun, du kannst ihn haben, nachdem ich ihn zerfressen habe, die Reste sollen gerne dein sein. Am besten noch ein spektakuläres Ende. Selbstmord oder so!“
Die Faust der Liebe ließ den Tisch dröhnen „Nein, dass sehe ich nicht ein. Er hat sich so um die Frau bemüht, ich will mich ihm schenken und Erfüllung geben, er soll es lange genießen können. Ich finde er hat es verdient.“
Endlich widmete sich die Lust dem Gespräch mit voller Aufmerksamkeit: „Liebe, du bist nicht die Zeit, die haben wir nicht eingeladen! Ich bin dafür, dass er mich nehmen sollte, dann hat er wenigstens etwas Genuss gehabt, dann soll Neid ihn zerfressen und schlussendlich kann Tod ihn holen. Das ist doch ein guter Kompromiss.“
Neid und Tod nickten beifällig, doch die Liebe schüttelte energisch den Kopf. „Nein, das sehe ich nicht ein. Wenn ihr euch einigen könnt, dann will ich auch ein Plätzchen haben.“
„Aber Liebe, du hast doch selbst gesagt, dass das nicht geht. Deine Worte waren „Die Liebe ist unvergänglich“ das passt nicht zu uns. Du solltest deinen Platz räumen und uns allein weitermachen lassen“ meinte Neid abfällig.
Der Hass sah von einem zum anderen ohne sich einzumischen, doch seine Augen sprachen Bände. Er fixierte jeden der am Tisch sitzenden genau, während er langsam zu dem Messer vom Tod griff.
Liebe hatte Mühe nicht in Tränen auszubrechen „Ich werde meinen Platz nicht räumen, ihr seid gemein zu mir. Ich erfülle nur meine Aufgabe, genau wie ihr. Könnt ihr euch nicht mal andere Opfer suchen?“
Die Dame in Rot sah lächelnd zu ihren Kumpanen im am Tisch „Ach, wer braucht schon Liebe? Liebe ist langweilig, verheult und eine alte Schmollbacke. Ich bin dafür wir stimmen ab, ob Liebe gehen soll.“ Sie sah zur Liebe und tat so als würde es ihr wirklich leid tun, doch die Augen lächelten. Tod und Neid überlegten nicht lange und stimmten zu. Daraufhin gab der Neid der Liebe ein Blatt Papier und einen Stift. „Da du ewig währst, kannst du ja auch für ewig festhalten was wir abstimmen.“
Niedergeschlagen nahm die Liebe das Blatt und den Stift entgegen. Die Abstimmung ging schnell. Drei waren gegen die Liebe, einer enthielt sich und die Liebe war natürlich für sich.
Mit hängenden Schultern stand sie auf, ihr Stuhl kippte um und verschwand im Nichts „Ich hasse euch!“ flüsterte sie leise beim gehen.
Der Neid rieb sich erfreut die Hände, Lust richtete ihr Hemdchen neu und der Tod entspannte sich ein wenig. „Gut, gut, die Liebe ist also raus aus der Verhandlung. Bleiben wir bei unserer Vereinbarung?“ fragte er in die Runde.
Hass spielte derweil mit dem Messer vom Tod.
Die Augen von Lust ruhten auf Neid und sie schüttelte den Kopf. “Nein, ich bin dafür, dass unser Schützling Neid nicht braucht. Das dauert viel zu lange. Neid muss sich erst aufbauen und ihn zerfressen.“ Sie legte derweil Tod eine Hand auf die seine. „Ich werde ihm Lust, Extase und eine berauschende Nacht schenken, auf deren Höhepunkt du“, sie beugte sich zu Tod, legte ihm die andere Hand unters Kinn und sah ihn verführerisch an „ihn holen wirst.!“
Der schwarzgewandete schob Lusts Hand beiseite, nickte aber ohne zu überlegen. „Ja, damit wäre ich einverstanden.“
Neid sprang erbost auf „Das habt ihr euch schon vorher überlegt. Ich hätte es wissen müssen! Das ganze ist ein abgekartetes Spiel.“
„Aber nein, das war keine abgesprochene Sache, aber du wolltest ja, das wir alle gleich sind. Da dachte ich mir, wir fangen mit dir an. Jetzt kannst du gleich wie die Liebe uns verlassen. Du weißt wie die Abstimmung laufen wird“, meinte Lust mit amüsiertem Augenaufschlag.
Der Tod senkte nur bestätigend den Kopf und schob nun auch Lusts zweite Hand von der seinen. Der Neid nahm sich den Stuhl auf dem er gesessen hatte, zerschmetterte ihn wütend auf dem Tisch und zog schimpfend von dannen.
Der Hass sah aufmerksam zwischen den beiden verbliebenen hin und her, dass Messer war inzwischen nicht mehr zu sehen.
Tod und Lust sahen einander an, doch der Blick des Todes ließ Lusts lächeln gefrieren. Sie versuchte wieder seine Hand zu ergreifen „Also Tod, lass uns gemeinsam das Ende bereiten“.
„Nein“
Sie zog die Hand zurück und sah den Tod verständnislos an. „Aber wieso?“
„Ich hatte glaube ich schon erwähnt, dass ich ihn lieber früher haben will, aber ich danke dir Lust, du hast mir vieles einfacher gemacht. Beim nächsten Mal werde ich dir entgegen kommen. Ich verspreche es dir.“
Die Dame in Rot fand ihr Lächeln wieder „Du vergisst Hass! Eine Abstimmung würde nun auf ein Patt hinauslaufen.“
Doch der Tod lächelte nur „Bist du dir sicher?“
Ihr Blick wanderte zum Hass, der ihren Blick grimmig erwiderte, doch nicht zu erkennen gab, wie er sich entscheiden würde. Ihre Hand wanderte nun zum Hass, die Lippen formten ein verführerisches Lächeln und ihre Augen versprachen ungeahnten Rausch. Doch der Hass zuckte mit keiner Wimper, nur seine Hände bewegten sich unter dem Tisch.
Die einzige Dame am Tisch straffte ihre Schultern und sah süffisant zu ihrem Gegenspieler in Schwarz, „Also gut, dann lasst uns abstimmen! Ich bin dafür, dass Hass und ich bleiben und du“ sie deutete auf den Tod „erst in ein paar Jahren wieder an den Tisch kommst.“ Dabei hob sie die Hand. Ihr blick wanderte siegessicher zum Hass. Keiner der Herren hob ebenfalls seine Hand.
Der Tod lächelte „So, nett ausgedacht Lust, nun stimmen wir darüber ab, ob du den Tisch verlässt oder nicht. Ich bin dafür!“
Zum ersten Mal regte sich der Hass und hob seine Hand für die Abstimmung. Lust schrie wütend auf, rannte auf Tod zu und wollte ihm die Augen auskratzen, doch schon verschwand ihr Stuhl im Nichts und ihre Schritte entfernten sich automatisch von der Runde. Noch lange hörte man sie ihre Wut herausschreien.
Nun wandte sich der Schwarze zu seinem Bruder Hass und sah ihn fragend an „Willst du auch mit mir feilschen? Oder gibst du gleich auf?“
Hass` Gesichtszüge änderten sich schlagartig und ein gefährliches Lächeln stand plötzlich darin. Mit ruhiger und angenehmer Stimme antwortete er: „Nein Tod, man kann mit dir nicht feilschen und ich habe auch kein Interesse an dem Sterblichen. Ich habe mein Ziel erreicht und meinem Namen alle Ehre gemacht. Also nimm den Sterblichen, du wirst es nicht genießen“.
Damit verbeugte er sich und verschwand.
 
Die Konferenz

Der fünfeckige Tisch war ungedeckt, die Seiten des Tisches waren unterschiedlich verziert. Nicht absichtlich so hergestellt, sondern im Laufe der Zeit von den Tischnachbarn mittels entsprechender Werkzeuge verunstaltet worden. Der interessanteste Teil gehörte wohl der Dame in dem hauchdünnen roten Seidenhemdchen. Überall waren Symbole für die geschlechtliche Vereinigung zu finden. Hier ein Phallussymbol, dort ornamentische Zeichen des Verschlingens, aus vielen Kulturen zusammengetragen. Derzeit beschäftigte sie sich mit einem Bildnis aus dem Kamasutra, welches wirklich schwierig umzusetzen aussah.
Ihre Tischnachbarin zur linken Seite betrachtete das ganze recht skeptisch mit hochgezogenen Brauen. Man konnte ihr im Gesicht ablesen, was sie von den Darstellungen hielt. Vor ihr auf dem eigenen Teil der Tischplatte, sah man verschlungene Herzen, Ringe, ein Bildnis von einem Sonnenuntergang am Meer. Lächelnd und stolz strich sie über ihre Werke. Dann sah sie wieder zu ihrer Nachbarin: „Wie geschmacklos! Lust, kannst du nicht mal was Romantisches zustande bringen?“
Die so angesprochene Dame im roten Seidenhemdchen, sah auf und lächelte: „Nur weil bei dir immer noch Emotionen dabei sind, heißt es noch lang nicht, dass ich unromantisch bin. Romantik hat nichts mit Liebe zu tun. Meine liebe Liebe.“
Nun meldete sich auch endlich einer der Herren am Tisch zu Wort, ein pikfein angezogener Mann, mit rattenähnlichem Gesicht und glatt gegelten Haaren. „Nichts treibt einen Menschen so an wie der Neid, wer neidet, der rastet nicht.“ Selbstgefällig lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Liebe und auch die Lust lächelten sich an und zuckten nur mit den Schultern, doch eine von beiden flüsterte leise: „Und am Ende siegt immer die Liebe!“
„Das habe ich gehört!“ meinte der schwarzgewandete Herr, dessen Gesicht man nicht sah und dessen bleiche Hände, ein blutiges Messer über die Tischplatte knirschen ließ. Überall auf seiner Seite der Platte sah man Bilder von Sterbenden, teils qualvoll, teils glücklich oder auch teilnahmslos. „Letztendlich siege immer ich!“
Der fünfte Herr im Bunde, sah grimmig zwischen den anderen vier hin und her, die Augen verkniffen, die Lippen zusammengepresst und die Hände abwechselnd zur Faust ballend und wieder öffnen. Er sah finster aus, nicht seine Kleidung oder seine Frisur, sondern seine Ausstrahlung. Nichts auf der Welt, so scheint es, könnte ihn je zum Lächeln bringen. Die Tischplatte vor ihm sah wild zerfurcht aus, kein klares Bild ließ sich erkennen. Oftmals glaubte man etwas zu sehen, dass aber von tiefen Kratzern unkenntlich gemacht wurde.
Neid lehnte sich vor und legte die Arme auf den Tisch, gespielt freundschaftlich klopfte er mit der flachen Hand in die Mitte der Platte und lächelte. „Nun, warum sind wir denn diesmal hergekommen? Nur um uns zu streiten? Nicht das mir das nicht gefallen würde.“
Spitzfindig tippte sich die Liebe mit einem bezaubernden Lächeln einen Finger an die Lippen und legte den Kopf schief, „Ich glaube wir haben mal wieder alle Interesse an ein und derselben Person“. Die Dame in Rot beugte sich tiefer über ihr neues Werk, angestrengt wie ein Schulkind zeigte sich ihre Zunge und lies mit keiner Regung erkennen, dass sie ihrer Nachbarin zugehört hatte. Der Tod wiederum ließ das Messer fallen und funkelte die Liebe herausfordernd an. „Ich schließe dich ja nicht aus, aber letztendlich wird er mir gehören, ich kann auch warten, aber ich bin es leid immer Rücksicht auf euch zu nehmen.“
„Du nimmst selten Rücksicht, du nimmst nur Rücksicht, wenn mehrere an einer Person Interesse haben. Aber wenn wir beide kämpfen, dann gewinnst immer du. Ich finde das nicht fair. Alle sollen glauben, das der Tod gütig ist.“ Die Liebe winkt verächtlich ab „Aber mir kannst du nichts mehr vormachen. Beweise mir, dass es einen Sterblichen gibt, der nicht gestorben ist, oder nicht sterben wird.“
Lachend rückte der Tod näher an den Tisch „Ach Liebe, du bist köstlich. Natürlich sterben sie. Du hast es doch selbst gesagt, es sind Sterbliche!“
Die Angesprochene drehte sich schmollend zur Seite „Genau das meine ich, du gewinnst immer!“
„So soll es ja auch sein!“
Der Neid sah sich genötigt auch ein Wörtchen dazu zu sagen. „Es stimmt, sie hat Recht. Ich wäre dafür, dass alle von uns die gleichen Fähigkeiten hätten.“
Der schwarze Mann schüttelte den Kopf; „Neid, du machst deinem Namen alle Ehre, aber das geht wirklich nicht. Wer soll dich schon lieben? Und wenn du meine Fähigkeit hättest, dann säßen wir alle nicht mehr hier am Tisch, da bin ich mir ganz sicher“
„Du tust mir unrecht! Ich will doch nur, dass wir alle gleich sind!“
„Nein,“ schaltete sich die Liebe ein „die Liebe ist mein und sie währt ewig. Der Tod ist einmalig und ihr anderen seid vergänglich. Das gebe ich nicht her.“
Die Dame in Rot drehte sich zur Liebe um „Du schweifst ab. Deine Tagträumereien sind hier nicht angebracht.“
Die Fünf am Tisch starrten sich gegenseitig finster an und nach langer Zeit sprach der Tod wieder: „Also gut, lassen wir unsere Streitereien für einen Moment und widmen uns dem Problem. Es geht also um besagten Sterblichen. Ich will ihn haben und werde ihn auch bekommen, früher oder später, wobei mir früher lieber wäre. Wie sind eure Standpunkte?
Das Rattengesicht reckte die Nase in die Luft und lies seine Stimme sehr abfällig klingen: „Nun, du kannst ihn haben, nachdem ich ihn zerfressen habe, die Reste sollen gerne dein sein. Am besten noch ein spektakuläres Ende. Selbstmord oder so!“
Die Faust der Liebe ließ den Tisch dröhnen „Nein, dass sehe ich nicht ein. Er hat sich so um die Frau bemüht, ich will mich ihm schenken und Erfüllung geben, er soll es lange genießen können. Ich finde er hat es verdient.“
Endlich widmete sich die Lust dem Gespräch mit voller Aufmerksamkeit: „Liebe, du bist nicht die Zeit, die haben wir nicht eingeladen! Ich bin dafür, dass er mich nehmen sollte, dann hat er wenigstens etwas Genuss gehabt, dann soll Neid ihn zerfressen und schlussendlich kann Tod ihn holen. Das ist doch ein guter Kompromiss.“
Neid und Tod nickten beifällig, doch die Liebe schüttelte energisch den Kopf. „Nein, das sehe ich nicht ein. Wenn ihr euch einigen könnt, dann will ich auch ein Plätzchen haben.“
„Aber Liebe, du hast doch selbst gesagt, dass das nicht geht. Deine Worte waren „Die Liebe ist unvergänglich“ das passt nicht zu uns. Du solltest deinen Platz räumen und uns allein weitermachen lassen“ meinte Neid abfällig.
Der Hass sah von einem zum anderen ohne sich einzumischen, doch seine Augen sprachen Bände. Er fixierte jeden der am Tisch sitzenden genau, während er langsam zu dem Messer vom Tod griff.
Liebe hatte Mühe nicht in Tränen auszubrechen „Ich werde meinen Platz nicht räumen, ihr seid gemein zu mir. Ich erfülle nur meine Aufgabe, genau wie ihr. Könnt ihr euch nicht mal andere Opfer suchen?“
Die Dame in Rot sah lächelnd zu ihren Kumpanen im am Tisch „Ach, wer braucht schon Liebe? Liebe ist langweilig, verheult und eine alte Schmollbacke. Ich bin dafür wir stimmen ab, ob Liebe gehen soll.“ Sie sah zur Liebe und tat so als würde es ihr wirklich leid tun, doch die Augen lächelten. Tod und Neid überlegten nicht lange und stimmten zu. Daraufhin gab der Neid der Liebe ein Blatt Papier und einen Stift. „Da du ewig währst, kannst du ja auch für ewig festhalten was wir abstimmen.“
Niedergeschlagen nahm die Liebe das Blatt und den Stift entgegen. Die Abstimmung ging schnell. Drei waren gegen die Liebe, einer enthielt sich und die Liebe war natürlich für sich.
Mit hängenden Schultern stand sie auf, ihr Stuhl kippte um und verschwand im Nichts „Ich hasse euch!“ flüsterte sie leise beim gehen.
Der Neid rieb sich erfreut die Hände, Lust richtete ihr Hemdchen neu und der Tod entspannte sich ein wenig. „Gut, gut, die Liebe ist also raus aus der Verhandlung. Bleiben wir bei unserer Vereinbarung?“ fragte er in die Runde.
Hass spielte derweil mit dem Messer vom Tod.
Die Augen von Lust ruhten auf Neid und sie schüttelte den Kopf. “Nein, ich bin dafür, dass unser Schützling Neid nicht braucht. Das dauert viel zu lange. Neid muss sich erst aufbauen und ihn zerfressen.“ Sie legte derweil Tod eine Hand auf die seine. „Ich werde ihm Lust, Extase und eine berauschende Nacht schenken, auf deren Höhepunkt du“, sie beugte sich zu Tod, legte ihm die andere Hand unters Kinn und sah ihn verführerisch an „ihn holen wirst.!“
Der schwarzgewandete schob Lusts Hand beiseite, nickte aber ohne zu überlegen. „Ja, damit wäre ich einverstanden.“
Neid sprang erbost auf „Das habt ihr euch schon vorher überlegt. Ich hätte es wissen müssen! Das ganze ist ein abgekartetes Spiel.“
„Aber nein, das war keine abgesprochene Sache, aber du wolltest ja, das wir alle gleich sind. Da dachte ich mir, wir fangen mit dir an. Jetzt kannst du gleich wie die Liebe uns verlassen. Du weißt wie die Abstimmung laufen wird“, meinte Lust mit amüsiertem Augenaufschlag.
Der Tod senkte nur bestätigend den Kopf und schob nun auch Lusts zweite Hand von der seinen. Der Neid nahm sich den Stuhl auf dem er gesessen hatte, zerschmetterte ihn wütend auf dem Tisch und zog schimpfend von dannen.
Der Hass sah aufmerksam zwischen den beiden verbliebenen hin und her, dass Messer war inzwischen nicht mehr zu sehen.
Tod und Lust sahen einander an, doch der Blick des Todes ließ Lusts lächeln gefrieren. Sie versuchte wieder seine Hand zu ergreifen „Also Tod, lass uns gemeinsam das Ende bereiten“.
„Nein“
Sie zog die Hand zurück und sah den Tod verständnislos an. „Aber wieso?“
„Ich hatte glaube ich schon erwähnt, dass ich ihn lieber früher haben will, aber ich danke dir Lust, du hast mir vieles einfacher gemacht. Beim nächsten Mal werde ich dir entgegen kommen. Ich verspreche es dir.“
Die Dame in Rot fand ihr Lächeln wieder „Du vergisst Hass! Eine Abstimmung würde nun auf ein Patt hinauslaufen.“
Doch der Tod lächelte nur „Bist du dir sicher?“
Ihr Blick wanderte zum Hass, der ihren Blick grimmig erwiderte, doch nicht zu erkennen gab, wie er sich entscheiden würde. Ihre Hand wanderte nun zum Hass, die Lippen formten ein verführerisches Lächeln und ihre Augen versprachen ungeahnten Rausch. Doch der Hass zuckte mit keiner Wimper, nur seine Hände bewegten sich unter dem Tisch.
Die einzige Dame am Tisch straffte ihre Schultern und sah süffisant zu ihrem Gegenspieler in Schwarz, „Also gut, dann lasst uns abstimmen! Ich bin dafür, dass Hass und ich bleiben und du“ sie deutete auf den Tod „erst in ein paar Jahren wieder an den Tisch kommst.“ Dabei hob sie die Hand. Ihr blick wanderte siegessicher zum Hass. Keiner der Herren hob ebenfalls seine Hand.
Der Tod lächelte „So, nett ausgedacht Lust, nun stimmen wir darüber ab, ob du den Tisch verlässt oder nicht. Ich bin dafür!“
Zum ersten Mal regte sich der Hass und hob seine Hand für die Abstimmung. Lust schrie wütend auf, rannte auf Tod zu und wollte ihm die Augen auskratzen, doch schon verschwand ihr Stuhl im Nichts und ihre Schritte entfernten sich automatisch von der Runde. Noch lange hörte man sie ihre Wut herausschreien.
Nun wandte sich der Schwarze zu seinem Bruder Hass und sah ihn fragend an „Willst du auch mit mir feilschen? Oder gibst du gleich auf?“
Hass` Gesichtszüge änderten sich schlagartig und ein gefährliches Lächeln stand plötzlich darin. Mit ruhiger und angenehmer Stimme antwortete er: „Nein Tod, man kann mit dir nicht feilschen und ich habe auch kein Interesse an dem Sterblichen. Ich habe mein Ziel erreicht und meinem Namen alle Ehre gemacht. Also nimm den Sterblichen, du wirst es nicht genießen“.
Damit verbeugte er sich und verschwand.

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Ein paar Worte zu diesem Text:
Er wurde nicht als Verarbeitung privater Probleme benutzt, er enthält keinerlei Hintergedanken. Nimmt auf nichts Bezug, zumindest nicht absichtlich. Er ist für einen Freund entstanden, der mir 5 Worte für den Text vorgab: Liebe, Lust, Tod, Neid und Hass. Ich wollte kein typisches Liebesdrama oder sonstige Vielecksbeziehungs-Geschichte schreiben. Das ist daraus geworden.
 

Retep

Mitglied
Hallo Diana,

was du da aus fünf zugeworfenen Worten gemacht hast, ist sehr beachtlich. Dass du kein Liebesdrama schreiben wolltest, finde ich richtig.

Du hast an den Protagonisten nur beschrieben, was auffallend ist.

Vielleicht kleine Korrekturen:

-
welches wirklich schwierig umzusetzen aussah.
-
der schwarzgewandete Herr
- dessen bleiche Hände[red],[/red] ein blutiges Messer über die Tischplatte knirschen ließ[blue]en[/blue]

-
die Hände abwechselnd zur Faust ballend und wieder öffnen
-
Er sah finster aus, nicht seine Kleidung oder seine Frisur, sondern seine Ausstrahlung.
- Nichts auf der Welt, so [red]scheint[/red] es,

-
-
lies seine Stimme sehr abfällig klingen
- [ 4]Ich bin dafür[blue],[/blue] wir stimmen ab

-
kannst du ja auch für ewig festhalten[blue],[/blue] was wir abstimmen
- beim [red]g[/red]ehen

-
[red]v[/red]erbliebenen
-
das[red]s[/red] Messer
-
Lusts [red]l[/red]ächeln
-
und du“[blue],[/blue] sie deutete auf den Tod „
Diese Fehler ändern nichts daran, dass ich den Text o.k. finde.

Hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

Gruß

Retep
 



 
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