Die Kunst des Führens

Fleur de Sol

Mitglied
Sie können gut zuhören? Wunderbar, dann kreuzen sie bitte das Plus und nicht das Minus an! Ist ja nichts dabei, gutes Zuhören gilt schließlich als solide Grundlage für eine echte Führungskraft.
Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Denn bei so einer Transaktionsanalyse wissen sie erst am Ende, wohin sie jenes, soeben leichtfertig gesetzte Kreuzchen führt, nämlich zum Egogramm. Ego was?
Das ist einfach!

Auf einer Skala zwischen null und hundert entscheiden sie sich für ein Ich.
Sie haben nur eins? Richtig, aber welches?
Ein stark ausgeprägtes Kritisches Eltern-Ich beispielsweise kann in Notsituationen rasch entscheiden, legt Wert auf Traditionen und Normen. Prima, das nehmen sie? Nicht so eilig. Sie lehnen also Neues ab, sind überkritisch und reagieren mit Aggressionen.
Doch lieber nicht?
Dann versuchen sie es mit dem Stützenden Eltern-Ich.

Siedeln sie ihre Neigung weit oben an - etwa bei achtzig Prozent -, dann sind sie fürsorglich, schaffen Geborgenheit und aufgepasst: hören gut zu. Doch leider verhindern sie damit die Selbständigkeit ihrer Unterstellten und machen sie abhängig von sich.
Na toll!
Die Freud-Anhänger(innen)unter ihnen können sich jetzt die Hände reiben, denn sie haben überdies die Wahl zwischen dem Natürlichen und dem Angepassten Kindheits-Ich. Als emotionales Trüffelschwein – Sorry, für diese verbale Entgleisung - werden sie ihre Entscheidung schnell treffen.
Sie sind charmant, witzig und spontan oder kompromissbereit, rücksichtsvoll und emphatisch. Beides geht nicht, sie müssen sich schon festlegen!
Entweder sind sie unhöflich oder ängstlich.

Wenn sie außerdem dazu neigen, in Gruppen den Ton angeben zu wollen, sollten sie jetzt aufpassen, denn die nächste Frage hat ein Sternchen.
Was das heißt – wer weiß?
Bevor sie nun ihr zweites Kreuzchen setzten, seien sie gewarnt.
Hier empfiehlt sich die genauere Betrachtung ihrer Intra-Rollen-Konflikte, also jener widersprüchlichen Erwartungen einer Instanz, die sie bitte ins Verhältnis zu ihren Inter-Rollen-Konflikten setzen, um sie anhand eines persönlichen Rollensets im Gespräch mit einem Insider zu reflektieren.
Phu. Alles klar?

Übrigens, sie haben nicht nur ein Ich. Nein, sie haben zwei!
Das haben sie schon immer gewusst? Gratuliere!
Diese Erkenntnis hilft enorm, wenn sie nach weiteren hundertvierundvierzig Kreuzen mit einer Flasche Bier in der Hand Selbstgespräche führen und gegebenenfalls von ihren Mitmenschen im öffentlichen Nahverkehr beim Heimweg misstrauisch beäugt werden. Dann klären sie bitte diese Ahnungslosen darüber auf, dass sich ihr Erwachsenen-Ich gerade mit ihrem Kindheits-Ich in einen Disput befindet.

Das versteht doch jeder!
 
U

USch

Gast
Hallo Fleur de Sol,
ja klar, das versteht doch jeder. Sehr amüsante story aus dem Psycho-Geschehen, das immer wieder neue Modelle des Menschseins kreiert, die dann für alle möglichen Zwecke ge- oder missbraucht werden.
LG USch
 



 
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