Die Mär vom Baumfriseur
Die Tage ziehn, was macht denn nur
Ein Baum mit starker Laubfrisur.
Die Antwort ist gewiss nicht schwer,
Der geht zum nächsten Baumfriseur.
Und solcher ist zu dieser Zeit,
Der Kundschaft wegen hocherfreut,
Vom Ansturm ganz zu schweigen ist,
Kurzum ist so ein Hairstylist,
Beschäftigt nun von früh bis spät,
Im Dienste seiner Kunden steht,
Vor allem in der Herbstsaison,
Ist solch ein Baumfriseursalon
Von Linden, Buchen gut besucht,
Für’n Rest des Jahres ausgebucht.
Und das ist die Geschichte, hört
Was diesen Bäumen widerfährt.
*
Es war einmal Herr Lindenbaum,
Der sah aus seinen Augen kaum,
Mitunter litt auch das Gehör,
Drum ging er zu dem Baumfriseur.
Herr Lindenbaum den Platz einnahm
Und mit der Heckenschere kam
Der Meister im gepflegtem Look,
Begrüßend mit `nem Ästedruck
Und freundlichst fragte jenen Herrn:
„Wie hätten sie die Haare gern?“
„Na, gut, na, ja“, sprach Lindenbaum,
„Ich seh’ aus meinen Augen kaum,
Mitunter leidet mein Gehör,
So mag ich’s kurz, wenn’s möglich wär’!“
Der Meister nickte, legte an,
Der Baum vertiefte sich sodann
In seinen Sitz und wie er saß,
Die neuste Florazeitschrift las,
Da fiel auch schon das erste Blatt,
Es schwankte auf die Erde – Cut!
Das nächste und ein weitres sank,
Der Meister jählings geisteskrank,
Wie ein Berserker Amok lief,
Herr Lindenbaum indessen schlief,
Nichtsahnend seinem Meister traut’,
Der hämisch in die Gegend schaut’
Schnipp-schnapp! Schnipp-schnapp! Und stürmisch wild
Verzerrte sich sein Spiegelbild
Und sprach gleich einem Wirbelwind
Die Zauberworte hier geschwind:
*
„Ach, das kommt mir grad gelegen,
Soll ich an den Wurzeln sägen
Und den Haarschopf waschen, legen,
Wirksam gegen Schuppen pflegen,
Balsamieren, shampoonieren,
Spülen, kuren, einmassieren,
Und die Spitzen maniküren?
Striegeln, kämmen, hochtoupieren,
Scheiteln, bürsten, parzellieren,
Pomadieren, nebst lackieren,
Schäumen, sprayen oder föhnen?
Färben? Ja! In welchen Tönen?
Ocker, Scharlach, Chromorange,
Jane brillant und Rostmelange,
Amber, Umbra hell natur,
Kupfer, Oxid-Braun-Lasur,
Caput mortuum, Sepia,
Pink Karmin, Venezia,
Chamois, Indisch, Mandarin,
Terrakotta, Aubergine?
Schnipp-schnapp!!!“
*
„Sollte ich vielleicht erwähnen,
Modisch sind vor allem Strähnen,
Auch ihr Bartwuchs ist ein Segen,
Darf ich diesen hegen, pflegen,
Schön in Kunst und Form barbieren,
Trimmen, stutzen, abrasieren,
Drechseln, seifen oder gerben,
Föhnen, tönen, schmücken, färben,
Dauerwellen oder glätten,
Inklusive den Koteletten?“
Schnappel-schnipp und schnippel-schnapp! -
Haar- und Bartwuchs fielen ab!
*
Herr Lindenbaum, der ausgenickt,
Erschrocken in den Spiegel blickt’
Und eine Glatze blitzen sah,
Mit Glanz doch ohne Gloria
Und schlug empört `s Geäst empor,
Besonders an den Stellen fror,
Wo man ihn ohne Gnade schor,
Am Scheitel vorn bis ins Genick,
Herr Lindenbaum mit Racheblick,
Dem Meister ins Gewissen sprach,
Denn solche Schmach mit Ungemach
Gehört umgehend vors Gericht –
Zu einem Urteil kam es nicht,
Weil er der Waldjustiz entkam
Und Blatt um Blatt als Geisel nahm,
Die eingesperrt bei Wasser, Brot,
Samt Medien -und Kontaktverbot.
Es fehlte seitdem jede Spur,
Jedoch im Frühjahr man erfuhr,
In einem fernen Knospenland,
Die ersten Geiselopfer fand.
Der Laubausbruch stand kurz bevor,
Der Meister saß vorm Ofenrohr,
Im Hochgebirge in der Schlucht,
Bemerkte nichts von jener Flucht,
Mit dem Herrn Winter Glühwein trank,
Betrunken in die Gletscher sank
Schlief ein darauf für lange Zeit;
Das nutzte als Gelegenheit,
Auf seinem Pferdchen Hüjahott,
Der edle Ritter Lenzelot,
Durch Täler ritt und über Flur,
Gab jedem Bäumchen `ne Frisur
Und freilich auch, man glaubt es kaum,
Dem arg geplagten Lindenbaum.
Die Tage ziehn, was macht denn nur
Ein Baum mit starker Laubfrisur.
Die Antwort ist gewiss nicht schwer,
Der geht zum nächsten Baumfriseur.
Und solcher ist zu dieser Zeit,
Der Kundschaft wegen hocherfreut,
Vom Ansturm ganz zu schweigen ist,
Kurzum ist so ein Hairstylist,
Beschäftigt nun von früh bis spät,
Im Dienste seiner Kunden steht,
Vor allem in der Herbstsaison,
Ist solch ein Baumfriseursalon
Von Linden, Buchen gut besucht,
Für’n Rest des Jahres ausgebucht.
Und das ist die Geschichte, hört
Was diesen Bäumen widerfährt.
*
Es war einmal Herr Lindenbaum,
Der sah aus seinen Augen kaum,
Mitunter litt auch das Gehör,
Drum ging er zu dem Baumfriseur.
Herr Lindenbaum den Platz einnahm
Und mit der Heckenschere kam
Der Meister im gepflegtem Look,
Begrüßend mit `nem Ästedruck
Und freundlichst fragte jenen Herrn:
„Wie hätten sie die Haare gern?“
„Na, gut, na, ja“, sprach Lindenbaum,
„Ich seh’ aus meinen Augen kaum,
Mitunter leidet mein Gehör,
So mag ich’s kurz, wenn’s möglich wär’!“
Der Meister nickte, legte an,
Der Baum vertiefte sich sodann
In seinen Sitz und wie er saß,
Die neuste Florazeitschrift las,
Da fiel auch schon das erste Blatt,
Es schwankte auf die Erde – Cut!
Das nächste und ein weitres sank,
Der Meister jählings geisteskrank,
Wie ein Berserker Amok lief,
Herr Lindenbaum indessen schlief,
Nichtsahnend seinem Meister traut’,
Der hämisch in die Gegend schaut’
Schnipp-schnapp! Schnipp-schnapp! Und stürmisch wild
Verzerrte sich sein Spiegelbild
Und sprach gleich einem Wirbelwind
Die Zauberworte hier geschwind:
*
„Ach, das kommt mir grad gelegen,
Soll ich an den Wurzeln sägen
Und den Haarschopf waschen, legen,
Wirksam gegen Schuppen pflegen,
Balsamieren, shampoonieren,
Spülen, kuren, einmassieren,
Und die Spitzen maniküren?
Striegeln, kämmen, hochtoupieren,
Scheiteln, bürsten, parzellieren,
Pomadieren, nebst lackieren,
Schäumen, sprayen oder föhnen?
Färben? Ja! In welchen Tönen?
Ocker, Scharlach, Chromorange,
Jane brillant und Rostmelange,
Amber, Umbra hell natur,
Kupfer, Oxid-Braun-Lasur,
Caput mortuum, Sepia,
Pink Karmin, Venezia,
Chamois, Indisch, Mandarin,
Terrakotta, Aubergine?
Schnipp-schnapp!!!“
*
„Sollte ich vielleicht erwähnen,
Modisch sind vor allem Strähnen,
Auch ihr Bartwuchs ist ein Segen,
Darf ich diesen hegen, pflegen,
Schön in Kunst und Form barbieren,
Trimmen, stutzen, abrasieren,
Drechseln, seifen oder gerben,
Föhnen, tönen, schmücken, färben,
Dauerwellen oder glätten,
Inklusive den Koteletten?“
Schnappel-schnipp und schnippel-schnapp! -
Haar- und Bartwuchs fielen ab!
*
Herr Lindenbaum, der ausgenickt,
Erschrocken in den Spiegel blickt’
Und eine Glatze blitzen sah,
Mit Glanz doch ohne Gloria
Und schlug empört `s Geäst empor,
Besonders an den Stellen fror,
Wo man ihn ohne Gnade schor,
Am Scheitel vorn bis ins Genick,
Herr Lindenbaum mit Racheblick,
Dem Meister ins Gewissen sprach,
Denn solche Schmach mit Ungemach
Gehört umgehend vors Gericht –
Zu einem Urteil kam es nicht,
Weil er der Waldjustiz entkam
Und Blatt um Blatt als Geisel nahm,
Die eingesperrt bei Wasser, Brot,
Samt Medien -und Kontaktverbot.
Es fehlte seitdem jede Spur,
Jedoch im Frühjahr man erfuhr,
In einem fernen Knospenland,
Die ersten Geiselopfer fand.
Der Laubausbruch stand kurz bevor,
Der Meister saß vorm Ofenrohr,
Im Hochgebirge in der Schlucht,
Bemerkte nichts von jener Flucht,
Mit dem Herrn Winter Glühwein trank,
Betrunken in die Gletscher sank
Schlief ein darauf für lange Zeit;
Das nutzte als Gelegenheit,
Auf seinem Pferdchen Hüjahott,
Der edle Ritter Lenzelot,
Durch Täler ritt und über Flur,
Gab jedem Bäumchen `ne Frisur
Und freilich auch, man glaubt es kaum,
Dem arg geplagten Lindenbaum.