Die Mauern von Askainkamaya

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Es war einmal, bevor noch alles war.
Die Erde noch saftig grün, die Tiervielfalt noch am wachsen.
Um es in Worten zu sagen: Vor sechs Millionen Jahren.
Bevölkerten drei Rassen- den Menschen gänzlich unbekannt- die Erde. Kein Skelett weist sie in der vergangenen Geschichte auf. Dem ist auch ganz Recht so.
Das erste erbaute Reich in mitten unseres Planeten, hieß Askainkamaya.
Mit knapp 2500 Menschen das größte Reich der damaligen Zeit. Als Zeichen der Entfaltung ihres Schöpfers gegenüber bauten sie Pyramiden- zwei Stück. Ihr Wissen damals war sehr hoch. Sie hatten auch astrologische Karten, die sie sich damals mit Steinen auf den Boden legten. Sie konnten sogar in andere Sonnensysteme blicken. Doch hatten sie ihren Kontinenten noch niemals verlassen. Sie wussten ohnehin, dass, wenn sie nach links laufen, auf der rechten Seite wieder herauskommen würden, denn die Erde ist ja schließlich keine Scheibe. So verließen sie niemals ihre sichere Umgebung. Da ihre Stadt keine Straßen hatte, die nach draußen führten, waren sie gezwungen, nur zu sitzen und sich gegenseitig in die Augen zu schauen. Sie hatten genügend Zeit, um allem einen akustischen Laut zu geben.
Und umso mehr Laute sie erfanden, desto lustiger wurde es. Auch manche Laute hörten sich so schlimm an, dass es für den, der an dem Spiel teilnahm, und es wagte! Sein Desinteresse durch schlechte akustische Töne zu zeigen, vom Erfinder dieses allerersten Spieles- der zeitgleich auch Spielführer war- bestraft wurde. Denn G. Luzio sah die Wichtigkeit des Spieles und demnach bestrafte er auch. Einige der Wenigen sahen das genauso und machten G. Luzio zum allerersten Herrscher über Alles. Der erste Herrscher über das erste Reich Askainkamaya.
G. Luzio, der Allmächtige, ward geboren. So dankte ihm die kleine Masse für seine Anstrengung. Sie wussten zwar nicht, was er mit seinem Spiel „Die Reise zum Wörterbuch“ vorhatte, aber umso mehr sie trainierten, desto leichter wurde merkwürdigerweise der Alltag. Sie wussten es nicht genau, aber irgendwie kam es ihnen doch so vor.

Das Spiel hatte auch auf die Arbeit positive Auswirkungen. So ersparte man sich die wortlosen und mühsamen Körperbewegungen, die durch Worte und Laute ersetzt wurden.
Während alle anderen noch beim „O“ waren, hatte G. Luzio das „Z“ schon überquert. Er war sogar noch einen Schritt weitergegangen. Er philosophierte und reimte noch dabei. So erkannte G. Luzio, dass Alle dies A bis Z erlernen müssten, um sich besser entfalten zu können. Stolz machte ihn diese Erkenntnis. Er fühlte sich aus irgendeinem Grund freier als zuvor, denn er hatte etwas gefunden, dass stärker war als alles andere, was er bisher kannte.

Die Sonnenuhr stand zwei Linien vor Sonnenuntergang.

Alle versammelten sich zwischen den Pyramiden am Haupthof. Jung und alt.
Nur 250 der anfangs 334 Leute erschienen. Doch G. Luzio freute sich trotzdem, dass er seine Erkenntnis mit denen Wenigen noch teilen konnte. Denn die Anderen- ist er sich sicher- werden mit der Zeit bereuen. So fing er an, vor den 250 Leuten zu reden.
„ Ich, Euer allmächtiger Herrscher, habe euch etwas zu sagen!
Im Sinne der Zukunft
werden alle Vergehen doppelt oder sogar mit dem Tode bestraft durch ein neues Gesetz, was auf der Welt vorherrschen soll- und das in alle Ewigkeit!
Dieses Gesetz nenne ich „Das Marelikt“.“

Das Marelikt ist eine rituelle Bestrafung, die G. Luzio erfunden hatte. Bestrafung ist eigentlich falsch, weil jeder, der sich nicht an dem Spiel
Die Reise zum Wörterbuch“ richtete, nicht umgebracht wird, wie es G. Luzio eigentlich vorhatte. „Nein“, dachte er sich,“ wenn sie nicht an dem Spiel teilnehmen, dann sollen sie in die Welt ziehen und sehen, ob sie hinter den Mauern von Askainkamaya überleben können, ohne sich an die anderen Spielregeln der Natur zu halten.“
Mit dem Ritual „das Marelikt“ schenkte G. Luzio den Verurteilten noch die Erkenntnis vor ihrem sicheren Tod. Diese lautet:
Regeln gibt es überall, glaube dies, oder deinem Verstand! Der dich in den Tod sicheren Tod führt, wenn nicht.
Manch einer der Verurteilten bekam nach zwei Tagen Wildnis Angst. Und diese Angst nahm ihm die Orientierung, so dass nie jemand, jemals das Marelikt überlebt hatte. G. Luzio hätte sie schon wieder aufgenommen, aber nie ist jemand wieder am Eingang gestanden, der aus Zweifel nicht spielen wollte und dadurch verurteilt wurde. So wurden aus den 250 Leuten immer wenigere. Den allerersten hatte G. Luzio von sich selbst aus mit dem Marelikt bestraft. Doch die Anderen wollten das Spiel nicht mehr mitspielen. Sie wollten lieber ihre Umgebung erkunden, so wie sie meinten. Etwas Nützliches mit ihrer Zeit anfangen und nicht an einem blöden Regelspiel teilnehmen. Auch der Stolz und die Selbstsicherheit von G. Luzio erzürnte sie. „Der Arsch erzählt uns etwas vom Mythos A- Z und meint noch frech dazu, dass unser Wissen von A- O nicht reichen würde!“
„Der stolze Sack will sich doch nur über uns stellen, indem er uns als blöd abstempelt. Das ist doch sein Plan.“
“ Und dafür hat er schon jemand mit dem Marelikt verurteilt, der Riesenarsch von Luzio!“
„ Er sollte selbst dem Ritual geopfert werden! Mal sehen, wie weit er kommt, der Dummschwätzer!“
Kaum gedacht und ausgesprochen, wird G. Luzio an den Pranger gestellt und als Verräter des Ordens zum Marelikt verurteilt.
Das große Tor geht einen Spalt auf. G. Luzio wird lachend vor die Tür geworfen und angespuckt. Das Tor schließt sich.
Doch, er bleibt noch an Ort und Stelle stehen, keinen Meter bewegt er sich weg.
„Weil“, so denkt er sich,“ wenn ich schon sterben soll, dann nicht irgendwo, sondern hier! Auch wenn keiner versteht, warum ich die Tore dieser Stadt nicht verlasse und hier alleine sterbe. So weiß ich auch, dass sie zwischen den zwei Pyramiden dieser Stadt verloren und verlassen sind. Auch wenn ihnen die Mauern von Askainkamaya Sicherheit bieten, haben sie diese aber doch nicht wirklich.“

Mauern sind für den Sturm.

Säulen für den Verstand.
 



 
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