Die Mühle (Vorsicht sehr trief....ial)

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Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
D I E M Ü H L E


Umgeben von Bergen, im lieblichen Grund,
vom munteren Bächlein umschäumt,
dort steht sie, vom Alter die Mauern schon wund,
so einsam, romantisch, verträumt.
Dort zog es uns hin - aus Alltagsgewühle,
genießend die Stille der uralten MÜHLE.

Doch abends, da sieht man die fröhliche Schar
beim Blödeln und Witzeln vereint.
Der Wein steigt zu Kopfe, er schmeckt wunderbar.
So schön war's noch nie - so man meint.
Sehr spät erst, da rückt man dann endlich die Stühle
und legt sich zu Bett in der lauschigen MÜHLE.

Mir ist nicht nach Schlafen, ich brauch keine Ruh.
Es zieht mich nach draußen mit Macht.
Und doch geh ich zögernd, denn dort wartest Du
in naßkalter stürmischer Nacht.
Du bietest dein Antlitz der herbstlichen Kühle
und schlenderst zum Bach, gleich neben der MÜHLE.

Ich folg dir, Du wartest, die Arme verschränkt.
Du schenkst mir ein Lächeln - so mild.
Die Sehnsucht nach dir meine Seele bedrängt.
Das Herz klopft auf einmal so wild.
Ich möcht' sie gestehen, die heißen Gefühle
gleich heute und hier - am Bach bei der MÜHLE.

Ich möchte dir flüstern - drei Worte - ins Ohr,
von denen mein Blick so oft spricht.
Du bist mir so nah, wie noch niemals zuvor.
Und trotzdem - ich wage es nicht.
Laut klappernd vor Kälte, im Kopf jedoch Schwüle,
so steh ich entmutigt - gelehnt an die MÜHLE.

Doch dann sprichst Du Sätze, die ich nur geträumt.
Ich lausche und fasse es kaum.
Ist es die Chance, die ich glatt versäumt?
Erfüllt er sich wirklich - der Traum?
Ganz leise keimt Hoffnung. Ich glaube - nein fühle,
daß hier etwas anbricht - im Schatten der MÜHLE.

Wir steh'n auf der Brücke und schau'n auf den Bach,
der gurgelnd zu Tale sich zwängt.
Der Tag bricht bald an, doch er findet uns wach,
weil Spannung den Schlaf hat verdrängt.
Gedanken in Worten - es sind ihrer viele,
halblaut gesprochen ganz nah bei der MÜHLE:

Die Kälte wird grimmig. Sie treibt uns ins Haus.
Du reichst mir die eiskalte Hand.
"Gut' Nacht", sag ich leise und halt es kaum aus,
daß leider den Mut ich nicht fand,
umarmend nun dich, zu vertreiben die Kühle.
Ich wag es auch jetzt nicht - hier drin in der MÜHLE.

'Doch ist dies ein Anfang? Nichts wünscht ich mir mehr!'
so denk ich und leg mich ins Bett.
Dort wälz' ich mich schlaflos mal hin und mal her.
Ach wenn ich Gewißheit doch hätt'!
Und während ich ruh'los die Kissen zerwühle,
da graut schon der Morgen hoch über der MÜHLE.

Es packt mich ein Fieber - ich bin nicht immun!
Auch kämpf' ich dagegen nicht an.
Der Liebe erlegen, möcht' ich alles tun,
wodurch man erhalten sie kann.
Damit ich dies knospende Glück nicht verspiele,
das grad erst begonnen - heut Nacht vor der MÜHLE:
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hui - was erblicken meine trüben Augen? Da lugt doch tatsächlich ein freundlich dreinschauendes Gespenst hinter dem uralten Gemäuer meiner Mühle hervor. Und spendet sogar noch Lobesworte. Hab Dank, munterer Geist, und spuke weiter durch die Lupe. Jetzt erinnere ich mich, dir und deinem heiteren "Unwesen" schon begegnet zu sein. Möge dies noch oft passieren.

Gruß Ralph
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo APRI,

jetzt komme ich aber ins Grübeln. Bei deinem allerersten Posting stolperst Du gleich über dieses so antquiert verfasste Gedicht? Hier gibt es doch Gedichte in Hülle und Fülle - und bessere.
Na, macht nichts. Danke für dein Lob. Hat mich wirklich gefreut.

Gruß Ralph
 

Ole

Mitglied
Hallo Ralph,

ach wenn es nur trivial wäre.....;)
(trivial im Sinne von: "alltäglich", "gewöhnlich",
"nichts Auffälliges aufweisend")

"... ich möchte dir flüstern -drei Worte- ins Ohr...",
Na, wenn dies bei Dir alltäglich ist... ;)
aber wer so nah an der Mühle wohnt, der hat
halt Vorteile!
apropos: ein Treffen an einer alten Mühle ist sicher
auch nicht trivial, im Sinne von: "nicht originell"

Also, auch wenn ich dies Gedicht erst sehr spät
entdeckte, es gefällt mir außerordentlich!

(oder habe ich eben wirklich "Trivialliteratur" gelesen?
Zitat: "Unterhaltungs- Konsumliteratur, die auf den Geschmack
eines anspruchslosen Leserkreises zugeschnitten ist...")
*grübel* :rolleyes:
--> egal, ich habs mir ausgedruckt, und werde es an einem
der trivialen Abende auf dem Balkon, mit sehnsüchtigem Blick
zu dem Vollmond, bei einem Glase roten Weines, bestimmt
noch mal rauskramen.... :p

Liebe Grüße
Ole.
 

George Polly

Mitglied
In der still entleg´nen Mühle silbert Schlummer vor sich hin
darin sich das Mühlrad dreht und dreht in einer Rinne
seinem Zwecke nachts entbunden, doch in seinem Sinne
liegt nichts sonst als dieser Sinn
und es dreht sich noch ein bißchen -
bis zur Zeit des Hahnenrufes ist es noch ein Weilchen hin
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo George,

oh welch ein Kontrast! Da habe ich nun versucht, lang und behäbig eine kleine Geschichte zu erzählen, und was ist deine Antwort? Du malst mit relativ wenigen Worten ein wunderschönes Bild. Steckt ein wenig Ironie dahinter? Ich mag nicht nach ihr suchen.
Willst Du mir vor Augen führen, wie bildhaft schön Lyrik sein kann? Sein muß? Ein Lehrbeispiel? Vergebliche Mühe!
D a s lerne ich nie !

Gruß Ralph
 

George Polly

Mitglied
Deine Antwort ehrt mich, Ralph,
aber nein - das soll kein Lehr-
vortrag sein, ich habe nämlich
eine Abneigung dagegen, andere
belehren zu wollen, weil ich
mir nicht anmaße, besser als
jemand anderes zu sein; und
gerade du hast dir für dein Ge-
dicht sehr viel Mühe gegeben.
Allein der Aufbau und die formale
Seite sind sehr gut ausgearbeitet.
Nichts ist fehl am Platz, alles
passt zusammen und wer von uns
könnte wohl die Einfachheit
verurteilen?
Das kann nur der Hochmut, oder
der Neid, vor allem, wenn die
Einfachheit durch Ehrlichkeit
eines Gefühls besticht.
Ich will dir was sagen:
Gedichte die einfach sind,
sind oft in ihrem ungesagten
tiefergehend als Versuche, etwas
tiefgehendes zu schreiben, das
niemand oder nur sehr wenige
verstehen.
Derjenige, der es schafft,
diese Tiefe in einfachen Themen
zu erzeugen, ist meiner Meinung
nach ein echter Dichter.
Mit freundlichem Gruß
Georgie
 
K

Kadra

Gast
Hab was Schönes gefunden!

Hallo Ralph!

Schade, dass Romantik so schnell in die triviale Ecke gestellt wird. Deine Zeilen sind hoffnungslos, wundervoll romantisch.

Ich mag dieses Gedicht, es erinnert mich an längst vergessene Bilder...

Übrigens ist es auch formal hervorragend!

Lieben Gruß von

Kadra, die bei diesem Wetterchen gerne an dieser Mühle sitzen würde
 

Auryn

Mitglied
Hallo Ralph

Dein Gedicht ist einfach Spitze, tendiert
mehr hin zum Doppelwow!!!

Sollte man einmal die Woche hochposten,
damit alle was davon haben. ;)

Gruß Auryn
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Kadra,
Hallo Auryn,

beim Lesen eurer Zeilen konnte ich beobachten, wie das Licht in meinem Zimmer eine leicht rötliche Färbung annahm. Auf der Suche nach der Ursache erkannte ich, daß dies auf meine eigene tiefrot vor Verlegenheit und Freude glühende Birne zurückzuführen war. Habt Dank für eure lobenden Worte.

Gruß Ralph
 
Hallo Ralph,

bin auf der Suche nach Dir endlich fündig geworden - und finde dazu auch noch ein ausgezeichnetes Gedicht.
Kompliment!
Gefällt mir sehr gut.
Liebe Grüße
Willi
 



 
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