Die Schlange (Sonett)

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Janosch

Mitglied
Die Hitze wabert wallend über sprödem Acker schwere Schollen -
Sie flackert wie ein seidenes Gewand, das sich im Winde wiegt.
Und wie wenn zähe Flüssigkeit sich schlängelnd in die Landschaft schmiegt,
So kommt der große grüne Python üppig aus dem Nest gequollen.

Der kleine fiese Kopf voran, der zischt und züngelnd riecht und fühlt
Und hintenan der schwere Schweif, beschuppt und endlos langgezogen;
Er zieht sich selbst, grazil und zielbewusst, er lauert ausgewogen,
Da dort im Busch ein fetter Eber schnaubend in der Erde wühlt,

Der, rüsselnd nach Gewürm und Aas, in sel’ger Tätigkeit versinkt -
Als plötzlich wie ein Messerstich die Schelte aus der Deckung schnellt,
Dem Opfer wie ein warmer Wickel schlingend um den Halse fällt,

Das in der Not noch Kräfte schürt und quiekend mit den Schläuchen ringt!
Dann ist’s dahin. Wird gänzlich überstülpt von ausgehangnem Kiefer
Und wandert wie ein Auswuchs durch geschwollnen Mantel tief und tiefer.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Janosch,
ich habe lange gezögert, etwas zu schreiben, fühlte mich durchdrungen und fast erschlagen, wenn nicht gar vom Python verschluckt.
Das Sonett hat einen besonderen Charakter durch die Versform. Du schöpfst hier aus dem Vollen und nimmst lange, getragene und erhabene Verse, die zugleich eine gewisse Unterstruktur aufweisen. Jeder Vers enthält zwei Hauptgedanken, dabei ist der zweite Teil oft eine nähere Erklärung des ersten.
Die Zäsur ist deutlich, sie ist wesentliches Merkmal der Rhythmik.
Das Gedicht ist reich an Metaphern und an Handlung, wobei die Handlungen kleine Handlungsstränge sind, fast unabhängig aneinander gereiht, und doch zielgerichtet. Es ist der Hunger, der zum Fressen treibt, die Selbsterhaltung, die anderes vernichtet, die Umwandlung von Fremdem in Eigenes, Fressen zur Selbsterhaltung in einer träge scheinenden Welt.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo,

ich empfinde das Gedicht als maßlos überfrachtet und als Lyrik nicht mehr funktionierend. Gleich die erste Zeile ist grammatikalisch fragwürdig, das erste Bild vom seidenen Gewand sehr gelungen, wird aber gleich wieder durch die kontraproduktive zweite metaphorische Beschreibung des selben Gegendstands, die überdies misslungen ist gleich wieder zerstört und schon gehts fragwürdigerweise mit einem "so" weiter...

Insgesamt liegt das Gedicht mir schwer im Magen, es klingt nicht, da kommt kein Lesefluss auf. Die Sprache überzeugt mich nicht, die Bilder zeigen gute Ansätze aber das Gesamtbild erscheint mir aufgedunsen, die Sprache sperrig.

Sorry, aber mir erscheint das, als hätte einer weit mehr gewollt als er kann wobei allerdings der Versuch aller Ehren wert ist...

Gruß

Jürgen
 

Janosch

Mitglied
Die Hitze wabert wallend über spröden Ackers schwere Schollen -
Sie flackert wie ein seidenes Gewand, das sich im Winde wiegt.
Und wie wenn zähe Flüssigkeit sich schlängelnd in die Landschaft schmiegt,
So kommt der große grüne Python üppig aus dem Nest gequollen.

Der kleine fiese Kopf voran, der zischt und züngelnd riecht und fühlt
Und hintenan der schwere Schweif, beschuppt und endlos langgezogen;
Er zieht sich selbst, grazil und zielbewusst, er lauert ausgewogen,
Da dort im Busch ein fetter Eber schnaubend in der Erde wühlt,

Der, rüsselnd nach Gewürm und Aas, in sel’ger Tätigkeit versinkt -
Als plötzlich wie ein Messerstich die Schelte aus der Deckung schnellt,
Dem Opfer wie ein warmer Wickel schlingend um den Halse fällt,

Das in der Not noch Kräfte schürt und quiekend mit den Schläuchen ringt!
Dann ist’s dahin. Wird gänzlich überstülpt von ausgehangnem Kiefer
Und wandert wie ein Auswuchs durch geschwollnen Mantel tief und tiefer.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
...den letzten Satz nehme ich zurück, er klingt weitaus härter als ich ihn meine.

LG

Jürgen
 

Janosch

Mitglied
@ bernd: ich freue mich, dass du dich so intensiv mit dem gedicht befasst hast, dass es sozusagen den grund dazu gegeben hat. deine analysepunkte find ich persönlich sehr interessant, zumal mir dies beim schreiben nicht bewusst war - es ist natürlich schön zu hören was du da so alles herausgelesen hast und ich freue mich sehr darüber :)


@ jürgen: da sieht man mal wieder wie unterschiedlich doch ein gedicht wirken kann. ich persönlich liebe ja die langgezogenen reich bebilderten verse - wenn die sprache dir sperrig erscheint, ist es ja nur allzu verständlich.

dass du mir das talent absprechen willst, traf mich nicht, da ich durchaus weiß, was ich kann (und was nicht). auch war ich mir sicher, dass es wohl aus einem übermäßigen groll heraus gekommen sein musste und du es letztlich durchaus nicht so meinst - ich nehme deine entschuldigung gerne an.

viele grüße euch beiden und danke fürs kommentieren
janosch
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo Janosch,
natürlich "dürfen" Texte opulent sein. - Doch es gibt schon ein paar objektive Qualitätskriterien für Lyrik. Wenn du magst, google mal "Adjektive in der Lyrik" nach. Denn dein Sonett wirkt (aus meiner Sicht) gerade wegen der Überzahl an dieser Wortart allzu üppig.
Die Idee ist gut und ich würde auf jeden Fall dranbleiben. Gerade die Beschreibung der Schlange gefällt mir ausgesprochen gut.
Beim Rest solltest du tatsächlich - und da gebe ich JoteS Recht - stark verschlichten. Allein schon deswegen, weil dann die Schlange viel schöner zum Leuchten käme.
Versuch das doch bitte nochmal. Es ist so schade um die schöne Python ...
Grüßle
Der8.
 

Janosch

Mitglied
danke für deine meinung, achterzwerg. ich weiß ja, dass es viele adjektive sind, aber ich wollte es eben wirklich bei diesem gedicht genau so haben. dem einen gefällts, dem anderen nicht. ich persönlich lese solch opulente bebilderung sehr gerne. aber ich habe auch schlichtere gedichte geschrieben, 5 hebig oder weniger, schüttelreime oder limericks, gedichte, wo es mehr um die aussage ging, als um die verzierte beschreibung. dieses mal wollte ich es aber genau so haben und da wird nix mehr gestrichen, sorry. das ginge auch gar nicht. ich finds gut so wies ist und stehe mit der meinung neben einigen meiner kritiker da, die mir in dieser funktion sehr am herzen liegen und mein schreiben eindringlich verfolgen. auch, wenn dort ebenso der grundtenor "adjektive" herrscht. aber eben: "gut, trotz adjektive" und nicht: "schlecht, wegen der adjektive".
gruß janosch
 



 
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