Die Schnitte

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sohalt

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Wie er den Kopf schief hält, den Halsansatz bloßlegend - beiß rein! säuselt das -, den Blick senkt, die Augen aufschlägt: reine Koketterie.

Eng umschlungen tanzt er mit Zora, tiefe Blicke. Und jetzt - kann's wahr sein, wir packen's nicht - führt er doch tatsächlich den Finger zum Mund, schleckt ihn ab, streicht sich damit über die Brust. Was ist das für ein Film, bitte? Wer will ernsthaft Laszivität bei einem Mann? - Und könnte er uns wenigstens die Singerei ersparen? Doch immerhin hat sich der Herr ja mal bei Starmania beworben und schmalzt seinem Objekt in Bearbeitung solchermaßen qualifiziert inbrünstig jeden Refrain entgegen. Es ist pathetisch - der Einsatz aller Tricks, um Zora doch noch ein bisschen weiter rumzukriegen. Denn die weiß schon was sie will, genau genug, dass er sich da bloß nicht täuscht, und ihn will sie eigentlich nicht so wirklich. Gut, im Moment vielleicht schon, ein bisschen, küssen kann er ja und nett fürs Auge ist er auch. Aber doch: nicht so wirklich, nicht genug für Weiteres. Denn er scheitert zwangsläufig, scheitert bei seiner Hauptaufgabe als Mann: ihr Ego zu bestätigen. Hat sie schon festgestellt.

Das Schnittchen ist nämlich ein Flittchen.

Zora greift selber gern zu, wenn sich was anbietet, aber verarschen lässt sie sich nicht. Sie muss nicht immer die Frau des Lebens sein - aber die Frau des Abends, ist das zu viel verlangt? Er war ihr erster Aufriss in der neuen Stadt gewesen , noch am selben Abend hatte er was mit einer anderen gehabt, und die Vorstellung, er hätte sich deswegen womöglich vor sich selber toll vorkommen können, hatte sie mehr erbost als alles andere. Wir weiden uns noch immer an dem Bild ihrer Rache: "Weißt du was, ich könnte dir eine knallen" schnaubt eine zornige Zora und rauscht am entgeisterten Jüngling vorbei. "Achwas, was heißt, könnte - ich tus auch!" -macht kehrt, und tút's.

Heute probiert er's trotzdem wieder, und in Anbetracht der Vorgeschichte ist es vielleicht durchaus angebracht, das Köpfchen ein bisschen schief zu halten.

Ist ja auch wirklich ein niedliches Köpfchen, allerliebst, fein geschnitten das Gesicht und die Haare so wuschelig-weich, wie von den Musen zärtlich zerzaust, die würdige Krone einer Schönheit. Ein sehr niedliches Köpfchen .

Aber kein besonders helles.

Denn schon grinst es uns wieder an, anzüglich über Zoras Schulter hinweg, während wir noch die Pose bewundern.
 



 
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