Die Schönste

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Die Schönste


Wenn ich dir sage das dein Gesicht plissiert ist,
so meine ich die Zeichnung deiner vielen Tage
in denen du mit Würde durchs Leben gegangen bist.

Wenn ich erwähne dass deine Schulter schief ist,
dann liebe ich dich, weil du elf Kinder
durchs Leben getragen hast.

Wenn ich bemerke wie gebeugt dein Rücken ist,
so bewundere ich die Kraft und den Stolz
mit der du deine Last getragen hast.

Wenn ich höre dass du lispelst, dann erzähle ich gern
von deinem Lachen und deiner melodischen Stimme,
die heute noch so sanft wie Meeresrauschen klingt.

Wenn ich dich anschaue überströmt mich
ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit
für die Schönheit deines Herzens.


31.03.06 / Heike
 

Inu

Mitglied
Hallo Heike

das klingt zu edel um wahr zu sein, das ist mir zu sehr heile Welt, zu sehr BEMÜHTE heile Welt. Vielleicht gibt es noch solche Welten, wo man so fair mit Menschen umgeht, mir klingt es LEICHT übertrieben. ;)

Es kommt natürlich drauf an in welcher engen Beziehung man selbst zu solch einem Menschen steht.

Liebe Grüße
Inu
 
S

Saurau

Gast
Hallo Heike!

Ich finde Dein Gedicht sehr stimmig und schön. Stellenweise (letzte Strophe) vielleicht ein wenig überstilisiert, aber das hat meiner Meinung nach gerade deshalb Berechtigung, weil es dadurch einen Kontrast zu dem mühseligen Leben der angesprochenen erzeugt.
Zwei Fehler habe ich mir erlaubt zu korrigieren:
"Wenn ich höre, dass ..."
"Deiner melodischen Stimme ..."

Liebe Grüße, Daniel
 
liebe Inu,

was sage ich einer stolzen und eitlen, unabhängikeit liebenden alten dame, wenn sie beigebracht bekommt,das für sie die pflegestufe beabtragt werden soll. gleichwohl ihr temprament und ihr jung gebliebenes wesen mit den Behinderungen nicht so einfach klar kommen?

das was man zu klären hatte ist geschehen. mit einiger reife sieht man das unschöne an und hakt es als vergangenheit ab. es bringt mehr sich an dem guten zu erfreuen als sich ein leben lang mit unversöhnlichem zu belasten. die wenigen jahre die ich die dame noch erleben kann will ich mich erfreuen. der tod ist manchmal so erschreckend nah.

ich freue mich jedesmal, wenn du Inu, dir zeit für einen kommentar bei mir nimmst.

herzlichen dank, heike
 
P

Prosaiker

Gast
man muss auch mal flüchten dürfen.
bei so viel kaputter welt sollte in der lyrik ein wenig heile welt gestattet sein.
klingt wie ein ehrlicher text, bei dem mir irgendwie grad die lust fehlt, literarische maßstäbe anzulegen.
das sollte für das gedicht sprechen.
vg,
Prosa.
 
Lieber Daniel,

dieses gedicht floss mir aus der hand und es brauchte fast keine Korrektur (bis auf meine viel diskutierten Tippteufel :D).
einziger knackpunkt, die letzte strophe lag mir auch noch ein wenig schwer im magen, weil ich die genieale idee während des spaziergangs schon wieder vergessen hatte.
außerdem ist dieser satz nicht gelogen.
am krankenbett sitzend, den geliebten menschen beinahe zu verlieren, schafft ein großes potenzial an bewußtheit und dankbarkeit für jede stunde die man gemeinsam erleben durfte.
erst recht auch dankbarkeit für die chance versäumtes noch teilweise nach zuholen.
herzlichst
heike
 



 
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