Die Sperrholzdryade

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Marot

Mitglied
Die knorrigen Äste umschlingen mein Haupt
Umgarnen wie Messer die Brust
Verdörrt ist die Rinde, verkümmert ihr Stamm
Oh Baumfrau, verdörrt auch die Lust

Vergnüglich bohrt mir das Federgewicht
Die kantigen Zweige hinein
Im Glauben mein Sehnen nach diesem Skelett,
Dass könnte jetzt größer nicht sein

Im Frühling noch war sie mit Blättern bedeckt,
und Früchten so rundlich und rot
Nun hager, und knochig im Winterkostüm
Gerät sie mir ganz aus dem Lot

Fast ist es als fräßen ihr Würmer geschwind
Die Ringe des Baumstammes auf
Bald bleibt keiner mehr, ja dann geht sie mir ein
doch das nimmt sie lächelnd in Kauf

Sie presst sich mit Freude das Mark aus dem Holz
So will es der heutige Schick
Sie findet es schön und die Glotze gibt recht
Viel Spaß noch beim Hüftknochenfick
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vor den Eichen sollst du weichen
die Dryaden dir dort schaden

Raffitückisch. Sehr gern gelesen, auch wenn ichs dreimal lesen musste, bis ichs vollends zu schätzen wusste.

LG

Jürgen
 
Sehr gut -

und gekonnt in Form gesetzt. Ich hab mirs zur praktischen Anwendung ausgedruckt und werde den Text zirkulieren. (evtl. Beschwerden reiche ich an Dich weiter ...)
 
O

othmar

Gast
Der Baumfrau verdörrt die Lust - und trotzdem bohrt sie vergnüglich an „dir“ rum? Widerspricht sich da was? Außerdem verwundert mich: „Du“ machst alles mit.
Wodurch ist denn die Baumfrau so hager geworden? Wie kann dir eine ganze hagere gewordene aus dem Lot fallen? Die Sprache finde ich merkwürdig. Und sagst „du“ jemals so etwas wie: Stopp meine Liebe, so geht’s nicht weiter!
Hey – was bist „du“ eigentlich für einer?
Und dann die Glotze. Also - ich weiß nicht: die Glotze gibt dem Tun des Baumes recht? Ich finde die Ausdehnung des Textes ziemlich künstlich. (Doch nichts Sozialkritisches, oder?) Und zu guter Letzt ein Hüftknochenfick – der reimt sich sehr jedenfalls sehr gut!
Bei solchen Geschichten finde ich immer die sehr interessant, die nicht erzählt werden. Und da fühle ich eher mit der Baumfrau. Bei allem, was sie tut: sie gibt sich ganz.

Othmar
 



 
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