Die Stimmen da draußen

Das Prasseln des Regens in der Nacht ist das einzige Geräusch, das einen jungen Mann täglich begleitet. Das ihn bei Verstand hält, das ihn daran erinnert, einmal in einer Welt voller Leben aufgewachsen zu sein. Doch hin und wieder steckt mehr hinter der Stille da draußen. Da sind Stimmen, manchmal die Geräusche von Schritten. Oder sind diese doch nur Einbildung?

Das einsame Prasseln des Regens weckt ihn wie jede Nacht. Es ist kein unangenehmes, lautes Prasseln, sondern es regnet eher sanft vom Himmel. Manchmal geht er hinaus, um sich von den Wassertropfen berieseln zu lassen, von diesem Naturereignis, das ihm mittlerweile so viel bedeutet. Doch auch wenn er sich sicher ist, völlig allein zu sein, hat sich die Angst vor der Dunkelheit genau dadurch verstärkt. Und mit dem Sonnenaufgang hört der Regen auf.
Heute liegt er nur da und starrt in die Dunkelheit. In manchen Nächten quälen ihn die Erinnerungen an die Nacht, in der all das hier begann. Wer war er? Ja, er weiß seinen Namen. Er weiß, dass er studiert hat, dass er sich nebenbei etwas Geld als Aushilfe verdient hat. Doch wer war er sonst? All diese Dinge, mit denen er sich repräsentiert hatte, waren schlagartig fort. Es gibt keine Facebook-Profile mehr, keine Figuren in Onlinespielen, keine Whatsapp-Chats, ja nicht mal mehr die Behörden, die er fragen könnte. Er hat seinen Personalausweis in seiner Geldbörse gefunden – Doch was bringt ihm dieser in einer solchen Zeit?
War da noch wer? Die Ungewissheit quält ihn. Er schläft in einem breiten Bett, doch schon in seinem Jugendzimmer zu Hause hatte er so eins, in dem er 19 Jahre lang immer alleine geschlafen hat, bevor er umgezogen ist. Da ist die dunkle Erinnerung an jemanden, die ihn quält. Doch wie könnte er so jemanden vergessen? Eine Sie oder ein Er, eine Person, der er sein Leben geschenkt hatte, mit der er zusammen wohnte? Geht das? Doch er hat den Eindruck, nicht nur diese Person vergessen zu haben. Es existieren noch weitere Schemen in seinem Kopf, und dadurch scheint es so, als seien Erinnerungen an Menschen, zu denen er engere Bindungen hatte, einfach aus seinem Kopf getilgt worden. Wenigstens erinnert er sich an seine Eltern. Seine Eltern, mit denen er seit der Nacht nicht mehr gesprochen hat. Die verschwunden sind, so, wie alle anderen.
Er wälzt sich in seinem Bett herum. Manchmal haben die Geräusche des Regens eine beruhigende Wirkung auf ihn, doch manchmal peitschen sie seinen Geist erst recht wach, so wie heute.
Schließlich zieht er sich die Decke über den Kopf. Obwohl es damit viel zu schnell zu warm wird, hilft es, das Nichts um ihn herum auszublenden. Die Decke nah an die Ohren gedrückt, hört er ein Rauschen, das Rauschen seines Bluts, vermutet er. Er legt sich die Hand an die Kehle, um seinen Puls zu spüren. Ein Zeichen des Lebens. Das einzige außer dem nächtlichen Regen.

*​

Von den ersten Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht wird er wieder wach. Ungefähr sechs Stunden hat er doch annehmbar geschlafen, schätzt er. Verschlafen greift er zur Armbanduhr neben seinem Bett, das einzige noch funktionierende Gerät, das ihm zuverlässig eine Uhrzeit anzeigen kann, zumindest so lange, wie die Batterie noch durchhält. Eine „10 Year Battery“ verspricht ein Aufdruck auf dem Gehäuse, doch er hat die Uhr auch schon einige Jahre. Sein Vater hatte eine ähnliche Uhr, bei der die Batterie viel schneller leer war, obwohl sie auch zehn Jahre halten sollte.
Er legt die Uhr wieder hin, reibt sich verschlafen die Augen, streckt seine müden Glieder. Auch wenn es in dieser Welt nicht allzu viel zu tun gibt, außer für sich selbst zu sorgen, hat er für heute ein festes Vorhaben: Die Zeichnung und den Text, den er gestern Abend begonnen hat, würde er unbedingt zu Ende bringen wollen.
Doch zunächst steht er auf und begibt sich ins Bad. Das Bad ist der einzige Raum, dessen komplette Ausstattung – vom Licht einmal abgesehen – noch funktioniert. Das fließende Wasser hat nie aufgehört, zu fließen. Jeden Tag fragt er sich, wie lange es noch funktionieren würde. Es bereitet ihm Sorge, was danach passiert. Doch der Wasserdruck stimmt, das Wasser ist einwandfrei sauber. Er hofft, dass es einfach noch lange funktionieren wird.
Am ersten Tag war das Internet fort. In erster Linie waren natürlich die Menschen fort. Doch die Informationsquelle Nummer eins hat ihm nicht mehr verraten, wo sie hingegangen sind. Weder über den Kabelanschluss noch über das Mobilfunknetz waren irgendwelche Seiten zu erreichen. Auch Zeitungen gab es keine: Er überprüfte die Briefkästen seiner Nachbarn, ohne Erfolg. Es muss also irgendwann in der Nacht passiert sein.
Das Telefon funktionierte noch, zumindest wählte es, jedoch erreichte er niemanden. Weder unter „Eltern“, noch bei den zahlreichen anderen Einträgen, die nur unter Namen abgespeichert waren. Namen, von denen ihm einige nichts sagten. „Kathrin“ und „Felix“ gehören dazu, an die anderen Namen kann er sich nicht mal mehr erinnern. Das schürt seine Angst. Am zweiten Tag war das Telefon tot und gab auch kein Tuten mehr von sich. Am dritten Tag ging dann der Strom.
Das Wasser blieb. Natürlich gibt es kein warmes Wasser mehr, doch an das kalte Duschen hat er mittlerweile gewöhnt. Sogar das Geschirr kann er abspülen und seine Wäsche waschen. Natürlich würde es niemanden mehr stören, wenn er es nicht täte – Außer ihm selbst.

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An diesem Tag entscheidet er sich für einen Spaziergang, nachdem er die morgendliche Toilette abgeschlossen und ein eher spärliches Frühstück zu sich genommen hat – Die Reste des Doseneintopfes von gestern Abend, dieses Mal nicht aufgewärmt. Die Teelichte zum Erwärmen spart er sich lieber für abends, auch wenn es davon in den Supermärkten in der Umgebung sicherlich noch genügend gibt.
Er zieht seine Laufschuhe an – Kurzes Joggen bei seinen Spaziergängen befreit seinen Geist. Was wohl eines Tages geschieht, wenn seine Schuhe kaputt gehen? Woher sollte er wissen, wie man sie fachmännisch repariert oder neue herstellt? Dasselbe gilt für seine Klamotten. Doch noch ist alles in gutem Zustand, und insbesondere an Kleidung mangelt es ihm nicht.
Beim Verlassen der Wohnung schließt er ab, so wie immer, obwohl er weiß, dass niemand kommt. Er geht langsam die Treppe hinab, bleibt immer wieder stehen, lauscht nach Geräuschen. Natürlich gibt es keine Hinweise auf andere Menschen oder überhaupt Lebewesen in seinem Haus. Nur das Knacken und Knarzen des Treppenbelags unter seinen Füßen ist deutlich zu vernehmen.
Beim Verlassen des Hauses ist er durch die frische Luft überrascht. Es hatte beim Rausschauen viel wärmer gewirkt. Doch der Herbst hat gerade erst begonnen, der Winter bereitet ihm bereits Sorgen. Wie würde er die Wohnung, das Haus, warm halten? Vielleicht würde es auch nicht so kalt werden. Die letzten beiden Winter waren schon eher mild gewesen, es gab nicht mal Schnee. Doch die waren davor.
Er wandert durch die Straßen, die erstaunlicherweise viel sauberer aussehen als jemals vor der Nacht. Der beständige nächtliche Regen hat sie sauber gespült, und es gibt niemanden mehr, der sie erneut verschmutzen würde. Unweigerlich fragt er sich, was eigentlich mit den ganzen Hunden, Katzen und sonstigen Haustieren geschehen ist, die von ihren Herrchen und Frauchen zurückgelassen würden. Insgeheim denkt er, dass sie auch verschwunden sind. Auch draußen hat er keine Katzen mehr gesehen, von denen vorher viele Freiläufer in den Straßen unterwegs waren.
Bei seinen Spaziergängen wird er nun nur vom Gezwitscher der Vögel begleitet. Ihre Anzahl hat sich nicht reduziert. In dem kleinen Park in der Nähe und im anschließenden Wald hat er zudem schon mehrfach Eichhörnchen gesehen. Tiere, von denen er vorher schon seit Jahren keines mehr zu Gesicht bekommen hatte und die nun erstaunlich zutraulich wirken.
Er läuft an einem unbebauten Grundstück vorbei, das wild von Gras und Unkräutern überwuchert ist. Gleiches gilt für die wenigen angelegten Grünflächen neben den Gehwegen. Da sie vor sich hin wuchern, stören sie das ansonsten so makellose Bild der Straßen. Doch bald wird der Winter kommen – Was geschieht dann eigentlich mit den Pflanzen?
Die frische Luft sorgt nicht nur für Beruhigung nach der unruhigen Nacht, sondern auch für frische Energie. Er beschließt, zu joggen, heute einmal länger, um in Form zu bleiben.

*​

Außer Atem und völlig verschwitzt kehrt er eine gute Stunde später nach Hause zurück. Seine Schuhe zieht er bereits vor der Haustür aus, um nicht den Dreck von den Waldwegen im Haus zu verteilen. Dann geht er zunächst unter die Dusche, nimmt seine Klamotten und die Waschmittelflasche direkt mit, um seine Kleidung sauber zu waschen. Das kalte Wasser sorgt zuerst für angenehme Abkühlung nach der langen Anstrengung, bringt ihn aber schließlich zum Frieren.
Zum ersten Mal nimmt er sich anschließend einen Pullover aus dem Schrank, da es in der Wohnung jetzt schon wesentlich kühler ist als in den letzten Tagen, da er die Fenster beim Weggehen nicht geschlossen hatte.
Er öffnet eine neue Dose scharfen Eintopfs, der ihm hoffentlich dabei helfen wird, wieder eine angenehme Temperatur zu erreichen und nicht mehr vor Kälte zu zittern. Er stellt mehrere Teelichter auf den Tisch und zündet sie an. Bevor er das Stövchen mit der Dose darüber stellt, hält er seine Hände über die zarten Flammen, um sie aufzuwärmen.
Einige Minuten später isst er gedankenversunken, die Frage nach seinen früheren Bekanntschaften nagt erneut an ihm.

*​

Warum sind alle verschwunden?
Hatte ich keine guten Freunde?
Warum sind auch meine Eltern fort? Hatte ich die große Wohnung wirklich für mich alleine?
Es gibt keine Objekte in der Wohnung, von denen er eindeutig sagen könnte, dass sie nicht ihm gehören.
Müsste ich nicht schon längst verzweifelt sein?
Man verzweifelt nicht, so lange man es nicht zulässt, hat er mittlerweile für sich beschlossen. Dennoch nagen diese und weitere Fragen Tag und Nacht an seinem Verstand.
Warum regnet es jede Nacht? Wieso beginnt es sofort, wenn es dunkel ist, und hört mit den ersten Sonnenstrahlen wieder auf?
Um diesen Fragen wenigstens einigermaßen entfliehen zu können, fing er bereits wenige Tage nach der Nacht an, zu zeichnen und zu schreiben. Ganz los lassen sie ihn nicht: Szenarien, die sich in seinem Kopf bereits gebildet haben, verarbeitet er in seinen Texten.
Texte. Er ist stolz auf das, was er bereits geschaffen hat. Anfangs schrieb er mit Füller, mittlerweile schreibt er mit Bleistift auf großen Papierbögen. Er blickt stolz auf den großen Stapel beschriebener Bögen. Diese Dinge wären nicht einfach im Nirwana verschwunden, so, wie die ganzen digitalen Bücher, Lieder und Filme, die die Menschen auf ihren Rechnern, Laptops, Tablets oder Smartphones gespeichert hatten.
Eigentlich ist er deshalb auch stolz auf sein großes Bücherregal, da es viele Schätze umfasst, die zumindest bislang nicht verloren gegangen sind. Dennoch blieb es seit der Nacht beinahe unberührt. Stattdessen produziert er seine Geschichten nun selbst. Nachts, beim Spazierengehen oder beim Duschen entstehen sie in seinem Kopf, und er fragt sich, ob sie jemals ein anderer erleben würde als er selbst. Ob überhaupt jemand seine Handschrift entziffern könnte, würde er die Papierbögen finden. Er muss seine Ideen häufig so schnell aufs Papier bringen, dass Schönschrift seine letzte Sorge ist.

*​

Zwei Stunden später legt er den Bleistift erschöpft aus der Hand. Er hat viel mehr geschafft, als gedacht. Er hat nicht nur die Geschichte von gestern abgeschlossen, sondern sogar noch eine andere kurze Story geschrieben und illustriert. Sie erzählt von einem jungen Mädchen, das mit seinen Eltern und seinem Bruder den Jahrmarkt besucht und noch tagelang ihren Freundinnen in der Schule von dem tollen Tag erzählt.
Wie er auf diese Idee kam? Er hat vor einigen Tagen davon geträumt. Davon, wie er selbst als kleiner Junge mit seinen Eltern häufig den Jahrmarkt besucht hat. Davon, wie er einmal einen Freund dort getroffen hat und sie stundenlang die Fahrgeschäfte ausprobiert haben. Dieses Mal hatte ihm am meisten Spaß gemacht. Damals hatte er sich einen Bruder oder eine Schwester gewünscht, sodass er immer so viel Spaß hätte haben können.
Er fragt sich, wie es heute auf den Jahrmärkten aussieht. Wie es in einigen Jahren aussehen wird. Wie sich die verlassenen Fahrgeschäfte und die Fressbuden bei Wind und Wetter schlagen würden. Seine Geschichte schließt mit einer Zeichnung ab, die diesen Zustand einzufangen versucht. Sie besteht aus Silhouetten und vielen schwarzen Strichen.

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Im Bett kommt er kaum zur Ruhe. Er weint. Manchmal verursachen seine Geschichten das: Seine Figuren wachsen ihm so sehr ans Herz, dass er sich sie im Alltag vorstellt, dass er mit ihnen redet, und sich dann fragt, was sie jetzt gerade tun. Dann kommt er zu dem Schluss, dass sie wahrscheinlich verschwunden sind. So, wie alle anderen. Dann weint er stundenlang in sein Kissen, bis er irgendwann doch vor Erschöpfung einschläft, um am nächsten Morgen mit verquollenen und roten Augen aufzuwachen.
Heute ist es anders: Es ist noch nicht ganz dunkel, da hört er Stimmen. Ganz eindeutig. Erst undeutliche Worte, dann lacht jemand. Es klingt wie ein junger Mann. Er bewegt sich nicht, sondern liegt wie angewurzelt im Bett. Dann ist er sich sicher, auch Schrittgeräusche zu hören – So, als ob jemand seine Füße nicht richtig hebt und die Schuhsohle auf dem Gehweg entlangschleift. In diesem Moment springt er auf, rennt zur Tür, zieht schnell seine Schuhe an.
Dieses Mal schließt er nicht ab, sondern zieht nur die Tür hinter sich zu, seinen Schlüssel sicher umgriffen. Er rennt die Treppe hinab, was einen höllischen Lärm verursacht.
„Hallo? Hallo?“, ruft er, draußen angekommen.
Erst dann bemerkt er, dass ihm die Tränen ungehindert über das Gesicht laufen. Er schnieft mehrmals, wischt Augen und Nase an seinem Pullover trocken. Er war sich so sicher, etwas gehört zu haben, doch nun ist weit und breit niemand zu sehen oder zu hören. Er ist hin und hergerissen zwischen stehenblieben und lauschen und weiterlaufen, um die anderen Leute möglicherweise einzuholen. Doch er weiß nicht, in welche Richtung sie gelaufen sind.
Schließlich beschließt er, einmal um den Häuserblock zu gehen und in alle Straßen und Gassen zu blicken, die er unterwegs sehen kann. Das bleibt ohne Erfolg. Entmutigt steht er schließlich wieder vor seinem Haus. Nun weint er schlimmer als jemals zuvor. Er hat sie doch gehört!

*​

Es ist nicht das erste Mal, dass er sich sicher war, Stimmen da draußen gehört zu haben. Und es war nun sogar schon das dritte Mal, dass er hinunterrennt, weil er sich ganz sicher war, Menschen gehört zu haben. Andere Male waren es doch nur Vögel, die kurz darauf krächzend am Fenster vorbeiflogen, oder Bienen, die kurz in die Wohnung geflogen kamen, um gleich wieder zu verschwinden.
Nun liegt er wieder im Bett, seine Decke hat er zu einem Ball geformt und hält sie, auf dem Rücken liegend, mit den Armen über seinem Bauch umklammert. Er schluchzt immer noch, doch sein Körper kann längst keine Tränen mehr produzieren, er ist nur vom Weinen völlig erschöpft. Müsste ich nicht längst verzweifelt sein? Beängstigend oft stellt sich ihm nun diese Frage. Ob er heute noch mit etwas Schlaf rechnen kann?

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Alles fing damit an, dass er tagelang die Sirenen hörte. Das Tatütata und das Motorengeheule der Einsatzfahrzeuge, die nie ein echtes Ziel zu haben schienen. Die nur unterwegs waren, täglich, stündlich, ständig. Er hat nie Sanitäter oder Feuerwehrmänner beim Einsatz gesehen, sondern nur die Fahrzeuge, sich durch den Berufsverkehr der Stadt schlängelnd.
Die Zeitungen berichteten nicht von außergewöhnlichen Vorfällen. Es waren Polizei, Notärzte und Feuerwehren, die da unterwegs waren. Doch laut Presse, Politik und der Allgemeinheit gab es keine besonderen Verbrechen, Unfälle oder Katastrophen. Nur das Übliche. Wie immer.
Nur seine Mutter, die nicht in der Stadt wohnte, berichtete dasselbe: Mindestens stündlich Einsätze, vorher sogar Sirenen, über Vorfälle, die unter dem Radar der Zeitungen geschahen, oder absichtlich verschwiegen wurden, denkt er oft.
Das ging eine Woche so. Dann kam die Nacht mit dem Regen.

*​

Mit schlimmeren Kopfschmerzen als jemals zuvor wacht er auf. Nach dem mühsamen Aufstehen hat er nicht einmal mehr den Mut, sich selbst im Spiegel anzuschauen. Er reibt sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen und bemerkt, wie angeschwollen diese sind. Er geht duschen, ohne Blickkontakt mit dem Spiegel einzugehen.
Sein Bauch knurrt vor Hunger, sein Magen krampft. Die Nacht war er immer wieder wach, wurde von Heulkrämpfen geplagt, konnte jedoch keine Tränen mehr vergießen. Die Schmerzen verglich er mit denen, wenn man sich übergibt, der Magen aber schon längst leer ist, nur die Krämpfe einfach nicht nachlassen.
Er geht in die Küche und sieht seinen geschrumpften Dosenvorrat. Er würde heute einkaufen gehen. So nennt er es, denn es fühlt sich fast an wie früher. Mit einem Wagen durch den Laden laufen und Sachen aussuchen. Nur, dass er sie nicht mehr bezahlen muss. Und dass er nicht mehr von den anderen Kunden genervt ist, die davor selbst im Alltag keine Rücksicht mehr auf andere nahmen. Beim Einkaufen kommt er immer auf andere Gedanken und kann sich für einige Minuten davon überzeugen, dass sein neues Leben sogar etwas sehr Gutes an sich hat.
Doch zunächst wird er noch frühstücken. Er entscheidet sich für Dosenwurst und eingepacktes Brot, beides Dinge, die noch recht zahlreich in seinem Vorrat vorhanden sind. Als Abwechslung zu all dem fertigen Dosenessen, das beinahe immer gleich schmeckt, da die Hersteller ihre Gerichte nur mit unterschiedlichen Aromen anreicherten, fühlt es sich an wie riesiger Luxus.
Nach dem Essen blickt er noch einige Augenblicke zum Fenster hinaus. Die Sonne scheint, doch es sind Wolken am Himmel. Es wirkt so ähnlich wie gestern, nur, dass es ein wenig windig draußen ist. Der Herbst kommt.
Bevor er zum Einkaufen losgeht, zieht er heute auch eine dünne Jacke über seinen Pullover. Dann verlässt er seine Wohnung, im Geiste eine Liste anlegend, was er alles aus dem Supermarkt würde mitbringen müssen.

*​

Irgendetwas ist anders heute, er spürt es direkt beim Eintreten in den Supermarkt. Es ist nur ein dumpfes Gefühl, er hat keine Beweise dafür, dass jemand anders hier ist. Das Brett, das als Eingangstür dient, lässt sich nur von außen mit einem Schraubendreher anbringen und entfernen. Es war befestigt wie immer.
Er nimmt sich seinen Einkaufswagen, den er zwar jedes Mal wieder zurückbringt, aber nicht mehr zu den anderen stellt. Ein Geldstück steckt noch darin, eine Erinnerung an andere Zeiten.
Der Eingangsbereich ist ansonsten unverändert, die Regale, in denen einst Obst, Gemüse und sonstige Frischwaren lagerten, hat er noch in der ersten Woche geleert und die Inhalte in ein nahegelegenes Waldstück gebracht, damit sie dort zerfallen können, nicht aber Ungeziefer in den Laden locken.
Er lässt seinen Blick durch die anderen Gänge schweifen. Von den Kosmetika und den Arzneimitteln, die hier noch lagern, könnte er noch Jahre leben. Bisher brauchte er kaum etwas davon, vor allem für Medikamente sind noch mehrere Apotheken in der Nähe, die noch gänzlich unberührt sind.
Er nähert sich dem hinteren Teil des Ladens, wo Konserven und sämtliche haltbaren Lebensmittel in den Regalen aufgereiht sind. Hier hat sich das Angebot schon deutlich aufgehellt, da er sich erst in den letzten Wochen mit dem Verbrauch etwas eingeschränkt hat. Doch selbst wenn dieser Supermarkt hier irgendwann keine Quelle mehr für seine Nahrung sein kann, stehen noch mindestens zwei weitere in der Nachbarschaft zur Verfügung.
Würde es jemals soweit kommen, dass er alle Konserven dieser Märkte aufgebraucht hat? Er würde einfach einige Schritte weiter woanders einkaufen gehen. Würde er irgendwann umziehen? Was ist, wenn er noch Jahre in dieser Welt lebt, und irgendwann sogar Konserven unbrauchbar sind? Nein, soweit muss er in dieser Welt momentan noch nicht denken.
Plötzlich ein Geräusch, ein Schaben, ein leichtes Klirren. Ist da jemand?

Seine Schritte werden langsamer, vorsichtiger. Er kann jetzt nichts mehr hören, doch irgendetwas war hier. Hat vielleicht nur eine Ratte ihren Weg hinein gefunden? Er überlegt, ob er den Wagen stehen lassen oder mitnehmen sollte. Er entscheidet sich dafür, ihn hierzulassen, auch wenn er sonst über keinerlei Bewaffnung verfügt.
Er nähert sich vorsichtig weiter dem Gang mit den Konserven. Er ist sich sicher, das Geräusch kam von dort. Hier hinten ist es recht düster, da sich nur um den Eingangsbereich herum große Fenster befinden. Er hat sich nie die Mühe gemacht, diese abzusichern. Und sie sind ja auch immer noch ganz.
Sofort, als er in den Gang tritt, sieht er jemanden: Die Silhouette eines Menschen, mit dem Rücken zu ihm stehend. Ein recht kleiner Mensch. Ein Mensch! „Hallo?“, sagt er vorsichtig, das Wort kommt nur schwer über seine Lippen. Das erste Wort, seit Monaten.
Langsam dreht sich der andere um. Er kann seinen Augen kaum trauen: Ein Junge steht vor ihm.

*​

Der Junge hält ein kleines Messer in der rechten Hand, die merklich zittert.
„Hey, hey, leg‘ das weg, ich tu dir nichts. Ich hab nicht mal Waffen“, sagt er, obwohl er kaum glaubt, dass der Junge ihn angreifen würde. Dieser blickt ihn nur unsicher an, seine Hand zittert noch stärker. Für den Jungen muss er beängstigend wirken: Anderthalb Kopf größer, viel kräftiger, seit einigen Tagen nicht mehr rasiert.
Was macht der Junge hier?
„Kann ich mich darauf verlassen, Mister?“, fragt der Junge unsicher. Er war noch nicht im Stimmbruch, seine junge Stimme zittert genauso stark wie seine Hand.
„Ja, Junge. Ich bin froh, dich zu sehen.“
Tatsächlich senkt der Junge das Messer. „Wirklich?“
„Ja. Ich habe schon… lange keinen anderen Menschen mehr gesehen.“
„Wirklich?“
„Ja… Kennst du etwa andere?“
„Natürlich. Ich wohne mit anderen.“
„Mit anderen? Wie viele? Wo?“ Sein Herz fängt an, wild zu klopfen.
„Wir sind neunzehn. Wir wohnen nicht weit von hier. Seit wann wohnst du hier?“
„Ich wohne schon seit Jahren hier. Schon vor… der Nacht.“
„Die Nacht? So bezeichnen wir es auch. Wir haben uns wenige Tage danach in dem Haus getroffen. Aber wir haben alle hier in der Nähe gewohnt. Es war, als würde uns jemand dorthin lenken.“
„Warum bist du alleine unterwegs, wenn ihr so viele seid?“
„Mein Partner… Ist krank. Und da es bisher keine Gefahren gab, bin ich alleine losgegangen.“
„Was hat dein Partner?“
„Nur eine Erkältung. Wir haben ihm schon Medikamente besorgt.“
„Habt ihr auch Namen?“
Nach der anfänglichen Angst scheint ihm der Junge sofort wie durch ein Wunder zu vertrauen. Er lacht. „Na klar. Ich heiße Leon. Und du bist?“ Der Junge streckt ihm seine Hand entgegen, die genauso dreckig ist wie sein Gesicht.
Er zögert. Der Junge zieht seine Hand schon etwas zurück, doch dann gibt er sie ihm doch. „Tim“, sagt er leicht stotternd. Die Hand des Jungen ist von Schwielen und Kratzern übersät, die er sofort bemerkt. Viel schlimmer als seine.
„Willst du mitkommen? Ich stelle dich den anderen vor. Wir brauchen einen Erwachsenen und ich glaube… Du bist unsere beste Chance.“
Einen Erwachsenen?
„Okay“, sagt Tim knapp.

*​

„Erst nehmen wir noch ein paar Dinge mit“, sagt Leon dann. „Unseren Markt in der Nähe haben wir fast erschöpft, deswegen bin ich heute hierhergekommen. Nimmst du auch ein paar Dosen?“
„Ja.“
Zusammen tragen sie die Dosen zu dem Wagen, der am Ende des Gangs steht. „So, das reicht“, sagt Leon und blickt stolz auf die Inhalte des Wagens. Nun fällt Tim auf, was im Eingangsbereich nicht stimmte: Die eine Reihe mit Einkaufswagen war um einen Wagen kürzer. Er hatte sie so geordnet, dass beide Reihen gleich lang sind. Ein Detail, das ihm vorhin dennoch nie und nimmer aufgefallen wäre. Leon hat für eine umfassende Grundversorgung gesorgt und hauptsächlich Essen, aber auch Duschgel, Shampoo, Klopapier, Taschentücher, Kerzen, Streichhölzer und Feuerzeuge ausgewählt.
„Ich geh wieder hinten raus. Du kamst woanders rein, oder?“
„Ja.“
„Treffen wir uns dann draußen?“
„Ja.“

*​

Er befestigt die Planke wieder sicher von außen, steckt den Schraubendreher wieder in seine Tasche. Er kann kaum glauben, was gerade geschehen ist. Ein anderer Mensch, nach über einem halben Jahr?
Er geht um das Gebäude herum, wie erwartet steht der Junge mit dem Wagen am Hintereingang. Seine Füße stehen nicht auf dem Boden, sondern auf dem Gestell des Wagens. Seine Schuhe sind ziemlich kaputt.
Der Junge sieht glücklich aus und sagt: „Dann komm‘ mal mit. Es ist auch nicht so weit.“
Tatsächlich laufen sie nur wenige Straßen lang, ungefähr genau so weit von dem Laden in die andere Richtung, wie auch er immer läuft.
„Hier wären wir“, sagt Leon schließlich und holt einen Schlüssel aus der Tasche. „Bringst du den Wagen rein?“
Tim nickt, beeindruckt von dem recht großen dreistöckigen Haus, in dem Leon und seine Familie wohnen.
„Stell ihn einfach hier ab. Wir holen die Sachen später und teilen sie auf.“
Das Treppenhaus des Hauses wirkt unverändert, wie früher, ganz ähnlich wie das in seinem Haus, doch die Tür zu einer Wohnung im Erdgeschoss steht offen. „Hier wohnen Max und Colin, die beiden Ältesten. Diese Wohnung da“, Leon deutet auf die geschlossene Tür der anderen Wohnung, „ist leer. Da könntest du wohnen, wenn du möchtest.“ Leon sieht Tim erwartungsvoll an, wobei dieser nicht reagiert. Der Junge nimmt es jedoch gelassen und geht die Treppen hinauf.
„Im ersten Stock wohnen alle anderen Jungs. Ich auch“, sagt Leon mit Stolz in der Stimme. Er geht direkt weiter hinauf. „Hier wohnen unsere Mädchen“, sagt er, oben angekommen. Nur eine Tür ist offen.
„Bist du bereit, die anderen zu treffen?“, fragt Leon dann.
„Ich denke schon“, antwortet Tim, die Gedanken in seinem Kopf spielen verrückt.
Auf halbem Weg in ein weiteres Stockwerk bleibt Leon an einem der Fenster im Treppenhaus stehen und sagt: „Sieh mal nach unten. Das ist unser Garten. Die Jungs haben schon versucht, einiges dort anzubauen. Nächstes Jahr klappt’s bestimmt!“, sagt er grinsend. „Wow“, gibt Tim beeindruckt zurück.
„So, bist du jetzt wirklich bereit?“
„Ja.“
Er folgt Leon weiter nach oben, dort ist genau eine Tür offen. „Diese Wohnung ist unser Aufenthaltsort. Hier sind tagsüber die meisten, wenn sie gerade keine Arbeit haben. Und da wir uns für eine Besprechung verabredet haben, sind jetzt garantiert alle da. Wir kommen also genau richtig!“
Aus der Wohnung dringen einige Stimmen, sie klingen alle sehr jung. Leon führt ihn aus dem verwinkelten Eingangsbereich der Wohnung hinein in ein großes Zimmer, in dem mehrere Sofas, Sessel, Tische und Stühle stehen – Fast alle Plätze sind besetzt. Als sie den Raum betreten, ist es plötzlich ruhig. „Hallo. Seht mal, wen ich unterwegs gefunden habe. Das ist Tim“, sagt Leon selbstsicher. Er hat nichts mehr von dem Jungen, der ihm vorhin zitternd gegenüberstand. „Ich glaube, er ist der, den wir suchen.“
Nach und nach beginnen alle Anwesenden, anerkennend zu nicken. Dann wird Tim bewusst, in welche Gesichter er blickt. Es sind ausschließlich Kinder und Jugendliche, die hier sitzen. Hauptsächlich Jungs, nur fünf Mädchen. Die Ältesten, bei den Jungs sind es erkennbar zwei, wohl Max und Colin, bei den Mädchen nur eines, sind vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt. Die anderen sind jünger, Tim entdeckt sogar zwei Jungs und ein Mädchen, welche noch wesentlich jünger als Leon sein müssen.
Kinder. „Hallo“, sagt Tim unsicher, da ihn alle erwartungsvoll ansehen. „Ihr seid ja… So jung.“
Einer der beiden älteren Jungs steht auf und kommt ihm entgegen, ebenso das älteste Mädchen.
Der Junge streckt ihm ohne zu zögern seine Hand entgegen, die sich fast genauso anfühlt wie die von Leon, nur wesentlich größer ist. „Hey, ich bin Colin. Überrascht dich das, dass wir so jung sind? Alle anderen waren doch fort. Mara, Max und ich hatten schon Glück, das wir noch da waren. Immerhin waren wir schon sechzehn.“ Colin tritt zur Seite, woraufhin ihm das Mädchen die Hand reicht. „Ich bin Mara“, sagt sie. Ihre Hand fühlt sich im Vergleich zu denen der Jungs regelrecht zart an.
„Und wie… wie alt bist du eigentlich?“, ergreift Colin dann wieder das Wort.
„Ein… Zweiundzwanzig.“
„Siehst du. Dann bist du einerseits gar nicht so viel älter als wir. Und andererseits bist du genau der, den wir suchen. Das spüre ich. Du bist der Auserwählte.“
„Der Auserwählte?“
„Genau. Mit dir bauen wir eine neue Gesellschaft auf und retten die Welt. Denke dran: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!“

*​

„Tim? Tim!“
Eine sanfte, aber beständige Stimme dringt an sein Ohr.
„Tim, Schatz!“
Eine Hand streichelt sanft unter dem T-Shirt über seinen Bauch. Zögernd schlägt er die Augen auf, doch alles ist vollkommen verschwommen. Plötzlich spürt er Lippen auf seinen, er küsst zurück, in seinem Bauch breitet sich nun nicht nur von außen, sondern auch von innen eine angenehme Wärme aus.
„Hey. Du hast nicht gut geschlafen, oder?“, fragt sie. Mein Schatz, meine Liebe. Er dreht sich zu ihr um, legt seinen Arm um sie, seinen Kopf nahe zu ihr. „Es ist alles okay. Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch“, antwortet sie.
Sie schlafen beide allmählich wieder ein. Draußen kommt sanfter Regen vom Himmel, begleitet von gelegentlichen Windböen. In der Ferne hört man Tatütata, mehrmals hintereinander, doch es ist so weit entfernt, dass es nicht auf eine unmittelbare Gefahr schließen lässt.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Manuel Eichhorn, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq

Ein Traum, den er verwirklichen wird? Trotz einiger Längen hat der Text am Ende überzeugt.


Viele Grüße von DocSchneider

Redakteur in diesem Forum
 

Vagant

Mitglied
Hallo Manuel,

das wirklich schlimme an deiner Endzeitgeschichte war die Idee, man müsse sich bis ans Ende seiner Tage durch all die Regalmeter voll mit Konserven essen. Furchtbar.
Anfangs habe ich aufgrund des Umfangs des Textes etwas geschluckt, muss aber sagen, dass mir die Geschichte an keiner Stelle zu lang geworden ist.
Die Tatsache, dass es sich hierbei um einen Traum handelt, hätte es für mich gar nicht gebraucht. Also wenn die Fiktion stimmig ist, dann dann ist doch auf die Auflösung gepfiffen. Und die Fiktion war für mich an vielen Stellen stimmig. Natürlich sitzt hier nicht jeder Satz. Manches sollte begradigt werden, anderes gekürzt, reduziert, konkreter gemacht werden – aber das ist völlig normal.

2 Ideen die veranschaulichen sollen, was ich damit meine:
Manchmal geht er hinaus, um sich von den Wassertropfen berieseln zu lassen, von diesem Naturereignis, das ihm mittlerweile so viel bedeutet.
Ein Satz "Manchmal stellt er sich einfach in den Regen." einfach mal so stehen gelassen, hätte auf mich eine große suggestive Wirkung. Also der würde da sofort ein Kopfkino in gang setzen, es vielleicht mit meinen eigenen Marotten abgleichen, oder anderes halt. Auf diesen ganzen angehängten Rattenschwanz von Natureignis und viel bedeutet und so, könnte man, um die Stimmung zu verstärken, dann einfach mal verzichten – also gelegentlich, meine ich.
Also mir geht es da so, hin und wieder eine klare nüchterne Aussage die nicht weiter breit erklärt wird – den Leser halt mehr zur Mitarbeit animieren ;-). Aber ich weiß, dass andere Leser es halt so mögen: Hier noch einen Nebensatz , dort noch einen Seviervorschlag.

Ein paar (nicht zu viele) wirklich unnötige Adjektive. Ein Beispiel:
Er legt die Uhr wieder hin, reibt sich verschlafen die Augen, streckt seine müden Glieder.
"Er legt die Uhr wieder hin, reibt sich die Augen und streckt seine Glieder", aus die Maus. Ich weiß nicht, warum alles immer irgendwie sein muss. Na ja, im Grunde Peanuts und wohl mehr eine Frage des Geschmacks.
Ich hab's gern gelesen, Vagant.
 



 
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