Die Strafe (Vierzeiler)

3,90 Stern(e) 10 Bewertungen
Gegenvorschlag:

Die Strafe

Ich sänge ewig das zerfleischte Lied?
Mein Herz ach - wächst nicht wie Titanenleber.
Denn Du bist meines Spatens steter Schmied
und ich des Glückes, MEINES, Totengräber.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Moin Julia,

das Essen von Schmieden sollte verboten werden. Elfen, die heimlich Buchstaben mit ihren spitzen Klauen klauen hingegen, gehören in Trollkochtöpfe!

Rettet die Bist-ümer!

cu
lap

Fan großer Liebesgedichte.
 
Hallo presque_rien,
deine Gedichte sind etwas Besonderes für mich, wenn auch nicht immer verständlich. Mehrmals muss ich sie erst lesen. So ging es mir auch mit „Die Strafe“.
Ich verstünde „zerfleischendes Lied“ besser.
Dann schreibst du
Nur wächst mein Herz nicht wie Titanenleber.
Das hört sich bedauernd an, während Prometheus gar nicht glücklich war, dass seine Leber immer nachwuchs.
Ein Schreibfehler ist dir unterlaufen
Und du [blue]b[/blue]ist meines……..
Deine Gedichte sind so, dass ich mich sehr damit befasse.
Es grüßt
Marie-Luise
 

presque_rien

Mitglied
Lieber Lapi,

Man kann Elfen ja viel zum Vorwurf machen, aber ich fürchte, für den Niedergang der Bistümer muss ich mich ganz persönlich verantwortlich zeichnen!

Ich habe die dritte Zeile auf kein bestimmtes Du bezogen, sondern ich wollte den wiederkehrenden Charakter der Strafe betonen, deshalb „Du ist “ und nicht „Du bist “ ( - das passt dann ja auch zu “STETER Schmied).

Zuerst wollte ich schreiben:

“Das Du ist meines Spatens steter Schmied.“

Oder:

“Denn jedes Du ist meines Spatens Schmied.“

Aber irgendwie war mir das zu banal.. Oder fändest du eine dieser Varianten besser?

Lg,
Julia
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

Ich freue mich sehr, dass du meine Gedichte immer so genau liest und kommentierst, das weiß ich sehr zu schätzen :).

Zerfleischendes Lied würde natürlich auch gut passen, aber beim Prometheus wird die Leber zerfleischt, und beim Lyri eben das Herz - welches hier mehr oder weniger gleichbedeutend mit (Liebes)Lied ist. Die Frage ist für mich, was die größere Strafe ist: Auf Ewigkeit immer wieder denselben Schmerz zu erleben, oder abzustumpfen und Stück für Stück zu sterben (“Spatens steter Schmied “)?

Zum Thema „bist “ hab ich Lapi schon geantwortet.

Nochmals Danke fürs Lesen,
Lg presque
 
G

gitano

Gast
Huhu!
ich mach es mal kurz:
3. Zeile von Tom übernehmen - dann ist alles gut!
Melodie klingt fast elegisch, schön auch die "sanften" Zäsuren.

Ich sänge ewig// das zerfleischte Lied,
nur/ wächst mein Herz nicht// wie Titanenleber.
Und Du// bist meines Spatens steter Schmied,/
denn ich// bin meines Glückes Totengräber.

würde nochmal überlegen, ob nicht nach Schmied ein Punkt angebrachter wäre.
Die wechselseitige, unglückliche "Verquickung" erscheint hier nach meinem Eindruck ebenso wenig leicht (bildlich dargestellt) wie sie in der Realität auch erscheint.

Hey Tom und Julia! freue mich janz doll von euch zu lesen :))
Liebe Grüße
gitano
 

Trasla

Mitglied
Ich habe das "Und Du ist" zwar verstanden, finde es aber auch unflüssig zu lesen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass simple Anführungszeichen um's "Du" schon helfen, damit man nicht den schnellen Schreibfehler-Schluss zieht.

Falls es anders soll würde ich
“Das Du ist meines Spatens steter Schmied.“
vorziehen, weil da das stete erhalten bleibt - und vielleicht auch in der Variante Anführungszeichen in Erwägung ziehen?
 

Label

Mitglied
Liebe Presque

Ein grüblerisches Gedicht voll mit Selbstvorwürfen. Das Lyri erkennt den selbstzerstörerischen Kreislauf und ist mit der Prometheus Analogie eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht.
Die beiden letzen Verse beschreiben den Kreislauf von Vorwürfen und Schuldzuweisungen.
Ebenso wie Trasla habe ich zwar das "Und Du ist" verstanden (ganz einfach weil ich weiß, dass bei dir jedes Wort Absicht ist und es deshalb etwas hinter dem face value sein muss)aber ebenso wie er finde ich es ein bisschen sperrig.
Seinen Vorschlag finde ich ausgezeichnet.
Mir gefällt dein eindrückliches Gedicht gut bei dem die wenigen Worte ein weitreichendes Bild vermitteln.

Dir einen lieben Gruß von der
Label
 

Walther

Mitglied
Lb. Julia,

die freundlichen Hinweise von Trasla und Label sind interessante Verbesserungstips eines ansonsten schon sehr gelungen "dichten" Texts.

LG W.
 

presque_rien

Mitglied
Die Strafe

Ich sänge ewig das zerfleischte Lied,
nur wächst mein Herz nicht wie Titanenleber.
Das Du ist meines Spatens steter Schmied,
denn ich bin meines Glückes Totengräber.
 

presque_rien

Mitglied
@Lapi

Der Vorschlag mit "mein" gefällt mir sehr gut, aber leider habe ich hier schon so viele "mein"s...

@gitano

Freut mich, dass es für deinen Geschmack gut fließt :)

Ich habe lange überlegt, ob ich nun zu "bist" wechseln soll oder nicht - es klingt natürlich besser, aber ich habe mich dann doch dagagen entschieden, sonst wäre das Gedicht auf eine konrete Beziehung zwischen Lyri & Du fokussiert, wohingegen es mir ums Prinzip geht.

Der Punkt am Ende von V3 ist eine gute Idee. Ich habe auch überlegt, V4 mit "Und" statt "Denn" zu beginnen, denn ich bin nicht ganz sicher, ob die Kausalität hier so angebracht ist.. was meinst du?

@Trasla

Vielen Dank für den Ansporn, habe jetzt die Variante mit "Das Du.." übernommen. Anführungszeichen benutze ich allerdings extrem ungerne, die hindern m.E. fast immer den Lesefluss und die Ausdruckskraft eines Gedichts..

@Label

Wie immer habe ich mich sehr über deinen klugen Kommentar gefreut - vielen, vielen Dank, dass du so genau liest und nach dem Sinn hinter einem "Tippfehler" suchst - das macht mich glücklich! :)

Ich mag es eigentlich nicht, meine Gedichte zu "vereinfachen".. aber wenn mehrere Leute, von deren Meinung ich viel halte, das "Denn Du ist.." sperrig finden, dann muss es eben weg! Hoffe, es liest sich jetzt besser!

@Walther

Habe mich jetzt der Mehrheitsmeinung gebeugt :D.. Vielen Dank fürs "dichte" - ich glaube, der Vierzeiler ist am Ende meine Lieblingsform, und diejenige Form, die ich benutze, wenn ich wirklich etwas sagen möchte, und nicht einfach nur mit Sprache spielen. Ich bin davon überzeugt, dass jeder in sich geschlossene Gedankengang, egal wie komplex, in vier Versen ausdrückbar ist, und durch jeden weiteren Vers nur noch verwässert wird. Insofern freut es mich immer ganz besonders, wenn ein Vierzeiler gefällt!

@Marie-Luise
:)

Danke euch allen für eure netten und hilfreichen Kommentare!!

Liebe Grüße,
presque
 
G

gitano

Gast
Hallo Julia!
Antwort auf Deine Frage an mich:
"Und" statt "Denn" setzen
-Aussage wird klarer / betont das eigene Dazutun/"denn" implizierte bzw. lenkte zu stark zu der Kausalität LD und LI
-Metrum bleibt erhalten,wird etwas akzentuierter, Auftakt/Jambisch eindeutiger (und ich...) die Betonung auf "ich" kommt also klarer raus
-melodiös schöner (etwas weicher)

Sorry für die späte Antwort..ich war auf Reisen.
Liebe Grüße
gitano
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

ein Weiser sagte mir einmal: "Lasst Euch nicht verbittern." So viel erst einmal zu Deiner Frage in Deinem Kommentar an Dich selbst, ob es besser sei, ewig zu leiden oder besser, sich zu verschließen, um nicht mehr zu leiden.

Es gibt immer Auswege, wenn man den Dingen nur einmal auf den Grund gekommen ist.

Hier mal zwei Angebote, was das betrifft (auf die ich aber keine Antwort von Dir hier erwarte.)

Dieser Text könnte passen auf Personen, die immer ausgenutzt und mit Füßen getreten werden, weil sie herzensgut und entgegenkommend sind.

Dieser Text könnte passen auf Personen, die mit nichts zufrieden sind und die Macken anderer nicht akzeptieren wollen und sich nicht darauf einstellen wollen, mit diesen Macken/Charakterfehlern umzugehen.

Da Du Deinen Gedanken inhaltlich durch die straffe Form so sehr zugespitzt hast, fallen mir nur diese beiden extremen Möglichkeiten ein.

Nun Du statt "und" das "denn" eingefügt hast, gefällt mir der Text richtig gut.

Erst jetzt habe ich bemerkt, dass Du das Sprichwort "Jeder ist seines Glückes Schmied" umgewandelt hast. Das fiel mir zunächst gar nicht auf, obgleich Du das Wort "Schmied" auch behalten hast. Das spricht für die Qualität Deines Textes, der einen dazu drängt, nach der sehr persönliche Aussage zu suchen.

So, wie die letzten beiden Zeilen jetzt da stehen mit dem "Denn" liegt die Betonung eindeutig auf der letzten Zeile, das heißt für mich inhaltlich: Das Lyri tendiert ohnehin dazu, seines Glückes Totengräber zu sein und das "Du" leistet dann nur noch den schließlich entscheidenden Beitrag.

Vielleicht hilft Dir das weiter bei der Betrachtung nach dem "Warum"...

Mir leuchtet auch ein, dass Du so lange gezögert hast,das "und" in ein "denn" umzuwandeln, einfach weil es inhaltlich diese scharfe Aussage macht, die Du vielleicht doch
nicht machen wolltest.

Das Einzige, was mir nicht so richtig gut gefällt, ist der Titel. Er legt den Text nach meinem Empfinden schon von vornherein zu sehr auf Selbstbestrafung fest. Das ist eigentlich nicht nötig. Man versteht ihn auch ohne diesen Titel. Allerdings habe ich keinen Gegenvorschlag, leider.

Deine Behauptung, dass man jede Aussage in vier Zeilen drängen kann, ist sicher nicht verkehrt, setzt aber voraus, dass man sich mit einem Thema schon lange Zeit sehr intensiv befasst hat, vermute ich.

Diese Aussage finde ich sehr anregend und vielleicht probiere ich das auch einmal.

Dir ganz liebe Grüße
Vera-Lena
 

presque_rien

Mitglied
Die Strafe

Ich sänge ewig das zerfleischte Lied,
nur wächst mein Herz nicht wie Titanenleber.
Das Du ist meines Spatens steter Schmied,
denn ich bin meines Glückes Totengräber.
 



 
Oben Unten