Die Suche nach dem Namensgrund der Insterburger Feldschlange

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Erste mystische Gesichtung der Heiligen Hildegard von Bingen:

"Ich sah den strahlenden barocken Hochaltar in sanftrosa- und pastellgelben Farben in der Kirche zu Alt-Löting, und hinter dem Altar, der in himmlischen Diamanten funkelte und voll des hellsten Lichtes war, stand die Stimme des Herren und verkündete mir: Du meine Dienerin, einzigartige Hornissin des Glaubens die allein mich erschauen kann, weil sie meiner stets gewärtig in Keuschheit ausfließt, ich bin Coelus Coeli, der hinter dem Altar im Licht Stehende. Gehe nun hin in Blättern und verkündige deinen Mitschwestern ......
und Brüdern ... äh ... und auch sonst allen, die du antriffst, Folgendes:"

loop

"Ich sah den strahlenden barocken Hochaltar in sanftrosa- und pastellgelben Farben in der Kirche zu Alt-Löting, und hinter dem Altar, der in himmlischen Diamanten funkelte und voll des hellsten Lichtes war, stand die Stimme des Herren und verkündete mir: Du meine Dienerin, einzige biblische Wespe die mich erschauen kann, weil sie meiner stets gewärtig in Keuschheit ausfließt, ich bin Coelus Coeli, der hinter dem Altar im Licht Stehende. Gehe nun hin in Blättern und verkündige deinen Mitschwestern ......
und Brüdern ... äh ... und auch sonst allen, die du antriffst, erneut Folgendes:"

loop

"Ich sah den strahlenden barocken Hochaltar in sanftrosa- und pastellgelben Farben in der Kirche zu Alt-Löting, und hinter dem Altar, der in himmlischen Diamanten funkelte und voll des hellsten Lichtes war, stand die Stimme des Herren und verkündete mir: Du meine Dienerin, einzige Honigbiene der Glaubensmilch, die mich erschauen kann, weil sie meiner stets gewärtig in Keuschheit ausfließt, ich bin Coelus Coeli, der hinter dem Altar im Licht Stehende. Gehe nun hin in Blättern, gebunden oder lose, und verkünde deinen Mitschwestern ......
und Brüdern ... äh ... und auch sonst allen, die du antriffst, oder triffst, oder die dir begegnen, solange Folgendes, bis sie umkehren und die Sünden des Fleisches meiden:"

loop

"Ich sah den strahlenden barocken Hochaltar in sanftrosa- und pastellgelben Farben in der Kirche zu Alt-Löting, und hinter dem Altar, der in himmlischen Diamanten funkelte ...."

Halt - break - so geht das nicht !

Diese ganze mystische Erleuchtung ist irgendwie falsch, trotz des hellen Hochaltars, der Barock fand auch lange nach Hildegard statt, und zwar immer in Altgold und Blattern, und dauerte nicht halb so lang wie diese endlose Gesichtung Hildegardis ...

Schneller Szenewechsel:

Touristenführung um die Burgruine von Insterburg (Mo, Die, und Fr links um den Burggraben - Mi, Do, Sa, und Sonntags rechts herum, bei Voll- und Neumond auch über die Zugbrücke):

"Und dies hier, meine Damen und Herren, ist die berühmte Insterburg-Kanone, eine Vorderladerhaubitze in der Bronze-Ausführung als Feldschlange ..."

In der Touristengruppe schreit Frau Isidora Kamela Drösel-Titt aus Bad Latwerge im Spätharz hysterisch und orthographisch auch nach neuer Rechtschreibung völlig daneben ohne Anführungszeichen laut-quietschend auf:
IIIIIIhhh .... eine Schlange ..., Hilfe !!!!

Der Touristenführer, ein 74-jähriger Hartz-IV Empfänger mit Blödheitsorden am silbernen Band:
"Nu stellen sie sich mal nicht so an, Frau ... äh, bei ihrem Aussehen passiert ihnen schon nix ..."

Drösel-Titt empört, diesmal mitsamt Gänse- und Plattfüßen:
"Sie haben mich sexuell belästigt, ich werde das ihren Vorgesetzten melden. Wo kann ich mich beschweren?"

Der Hartzer zu ihr:
"Sie brauchen sich nicht zu beschweren, sie sind schon beschwert genug, sie feiste Schlampe. Sowas wie sie greift nichtmal eine Feldschlange an ..., und glauben sie bloß nicht, wir Hartzer nähmen alles unter den Pflug."

Erbaulicherer Einschub

Kurzdichter-Lesung in der Erkerstube der Insterburg, ein verbrämter Oskar von Wolckenstein hängt als Ölfirnis am Wandbalken, Dr.Owlglass, mit Brille am Erkerfensterchen sitzend, liest aus eigenem Werk bei Kerzenschein und Persipanprinten mit Baritonstimme:

"Am schmalen Rain, im Ackerland,
(flüsternd: "also gewissermaßen...") im Felde
steht ein Pflug ("na jaaa, halt irgendeiner, man weiß nicht, wem er gehören mag oder zugeeignet ist")
und wartet auf die nächste Hand,
es — ist noch lange nicht genug. ("und er und sie auch nicht")"

Szene-Ende

Rückblende zur Touristengruppe vor der Insterburg:

Drösel-Titt schnappt bronchitisch nach Luft, ihr Lungenemphysem sabotiert sie deutlich. Die Führung geht deshalb unverschärft weiter ...

Der 74-jährige Hartzer steht mit Blödheitsorden am Silberband vor der Mündung der Feldschlange und erklärt:

"Es ist bis heute nicht geklärt, wie die Insterburg-Kanone zu ihrem Namen gekam, ob sie einst auf den Zinnen der Burg Insterburg stand, etwa dort am Burgfried Schauinsland, oder vor der Burganlage hinter dem Burggraben und daher unsichtbar für Angreifer aus dem Tal, oder ob ein Herr Alfons Amadeseph Insterburg sie konstruierte und bauen ließ, oder ob er sie der gleichnamigen Burg dann schenkte, oder ob Karl der Vergessliche ihm in 1483 die Burg samt Kanone übereignete, vielleicht wegen besonderer Verdienste um die Burg und den Marktflecken Insterburg 200 Jahre später in 1692, oder ob der Name "Insterburg" gar nicht von der Burg stammt, sondern vom indo-arabisch-Gälischen finn(i)-sterrr-brugghähhh, was soviel wie entweder "finstere Burg" oder "Brücke mit Fenster" oder "heute nicht" bedeutet haben könnte, und ob die Ka-None? nicht ursprünglich einer KArmeliter-NONnE mit Weihenamen "Insterburgia" nach ihrer Profess gehörte um auszudrücken, dass sie nach der Profess das Innere der sicheren Mauern nie mehr verlassen wollte, um dem allzu großen Dildo einer Feldschlange nicht zwischen die Beine zu laufen, in damaliger Zeit eine Todsünde und äh ..."

(nun mit flüchtigem Seitenblick auf Frau Isidora Kamela Drösel-Titt aus Bad Latwerge im Spätharz):

"auch ja absolut ekelhaft, alleine schon die Vorstellung ...

oder ob der Marktflecken Insterburg anfangs "in ster Burg" lag und erst später außerhalb, wie bei der aufgrund ihres Namens untergegangenen Exterburg, wo den Rittern zwar anfangs der Name samt Marktflecken gehörte, später aber die Burg einer Markterweiterung weichen musste, als die Ritter nämlich erkannt hatten, dass man mit einem ordentlichen Viktualienmarkt mehr verdient als mit dem im Mittelalter sehr langweiligen Herumabwarten auf einer Burg dass etwas endlich mal geschah, zum Beispiel ein Angriff oder ein vorbeiziehender Schuhbändelhändler mit vielleicht Brombeereis im Gepäck, auch wenn es ihnen niemals gelang, die Insterburg-Kanone in ihren Besitz zu bringen, oder eine gleichwertige Exterburg-Feldschlange zu konstruieren, wobei immer klar war, dass ..."

Regie:
"Das reicht jetzt - das Hartzer-Geschwafel wird langweilig ..., Einschub bitte!"

Einschub Anfang:

Aus dem Logbuch des russischen Großseglers Kruzenschtern:

Ein echt-Harzer Oberzwerg mit leuchtendroter Kappe: "Da gibts überhaupt nix zu beschönigen! Dieses Schneewittchen ist hier und jetzt erstmal tot, weil es, in seiner jungfräulichen Dusseligkeit viel zu hektisch und unerfahren, sich einen dicken Apfel reintun wollte. Das ist jetzt eigentlich ein üblicher gynäkologer Bolusnotfall, und wenn wir nicht im Märchen wären, müsstet ihr alle jetzt Erste Hilfe leisten. Weil wir uns aber gottlob nur in einem Märchen befinden, können wir seelenruhig zuwarten, bis am Ende der Prinz kommt und ihr was anderes reinschiebt, was sie dann besser verträgt. Und nun alle Mann wieder zurück auf Deck, hart anbrassen und Kurs nordnordwest. Und pass mir gut auf, Decksmaatzwerg, dass das Vorsegel nicht killt, vorher musst du ein Reff reinstecken oder zwei."

Einschub Ende

Neuer Einschub

Anfang September 1812:

Stille. Napoleon in den Tuilerien, Rokkokotischchen, Glasspiegelchen, Geschmeide, der Kaiser sitzt, gesichtlich noch ein wenig aufgedunsen von der mal wieder durch-General-ten Nacht, beim Vanille-Eis-Essen, das silberne Löffelchen wandert langsam vom Rand der Silberschale zum Mund des Kaisers, die Armbewegung erzeugt leises Brustordenklimpern ...

Regie:
"Halt - das geht nicht, Napoleon wird bei Borodino gebraucht, am Siebten ist dort Schlacht ..."

Erste Regieassistentin:
"Dann müssen wir den Dreh bei Borodino halt in Königgrätz machen und das casting vor den dritten Juli 1866 verlegen."

Zweiter Regieassistent:
"Dann ist aber Napoleon nicht mehr dabei ..."

Erster Regieassistentinnen-Assistent:
"Dann kann er also jetzt doch hier weiter Eis essen?"

Regie:
"Ja ok, lassen wir ihn weiter Eis löffeln ..."

Fehlerhafte zu sehr zurücke Rückblende
in die Tuilerien, Ende November 1805:

Früher Winter jetzt, sehr unpassend zum Eisessen. Alles leer, Eis längst fertig gegessen und Napoleon nicht mehr da. Der General seit der Nacht bereits auf dem Weg zur Dreikaiserschlacht von Austerlitz, damit von drei Kaisern, die in den Geschichtsbüchern unrichtiger Weise dort auftauchen, vor Ort dann wenigstens zwei wirklich da sind, denn mit einem Kaiser allein kann man keine vernünftige Schlacht veranstalten. Also sehr dringend, der Termin, zumal die Komparserie noch nicht komplett ist, nur die Grenadiere der kaiserlichen Garde sind bereits vollzählig vor Ort und langweilen sich mit den Marketenderinnen herum, weil deren Privatisierung und Börsengang erst 198 Jahre später stattfinden wird.

Einschubende

Schnelleinschub, dringend!

Jetzt gehen ihr die Gäule durch, der hysterischen Schlampe.

Zweite prekär-mystische Gesichtung der Hildegard von Bingen - nein, es liegt nie am Wein oder an Drogen - dies ist tatsächlich heiliges Zwiegespräch in monologischer Form zwischen Hilde und Gott, der gerade mal wieder Lust und Zeit hat, in Bingen am schönen Rhein vorbeizuschauen:

Hilde gänzlich verzückt:

"Und der Herr trat auf mich zu, wies mir die offenen Handflächen innen und außen, und zeigte mir seine blutenden Wunden und lächelte, und sagte aber kein Wort, und dies musste er auch nicht, denn, und ich verstand ihn auch so und zeigte ihm meine jungfräuliche gerade mal nicht blutende Wunde, und die äußerinnere auch dazu, und er verstand lächelnd, und ich einvernahm ihn ebenso, und wir schritten aufeinander zu, und so empfing ich den Herren an seinem empfindlichsten Teil mit meinem sensibelsten Geist, und meinem sensibelsten Teil, und ich spürte, ohnfleischlich verkeu(s)cht, und wie er mich in meinem innersten Zentrum* berührte, wie seine Wonne in mich eindrang, und meine Wonne ihn anrührte, und wonniglich war ich da voller heiliger Empfangnuss, und brauchte an jenem Abend die große Weihekerze Schwester Agathas gar nicht mehr ..."

subtitle (währenddessen unten im Bild eingeblendet):

Zentrum (TR), Multivitamin-Präparat, Apothekenpflichtig, Trademark, alle Rechte und Warenzeichen verbleiben im geistigen und materiellen Eigentum der Namens- und Markeninhaber

Schnelles Ende
dieses peinlich-verirrten theopharmakologischen Schnelleinschubs, sehr betretenes Ende, nur die dritte Kamera-Assistentin, die nebenher noch gelegentlich als Domina arbeitet, findet nichts dabei.

"Obzön!" mault die
Regie
"... aber es hat was, wenn man bedenkt, dass es aus dem Mittelalter stammt, zumal von einer kleinen heiligen Möchtegern-Genoveva aus dem verquetschten Bingen am Rhein. Und befindet sich nicht dort irgendwo auch sogar heute noch das sogenannte "Binger Loch", zu dem immer noch der passende Spund fehlen will?"

Neuer Einschubversuch
der Film muss weitergehen, jede Drehminute kostet bares Geld:

Der Fabrikant und Möchtegern-Gourmet Heinz Bruckmann bei der Erfindung der eingelegten Sahneheringe im neuklassizistisch eingerichteten Wohnzimmer seines Hauses in Bremen ...

Regie brüllt los:
__
"Was soll das jetzt? Wie kommen wir von der Insterburg-Kanone zu Sahneheringen?"

Alle Regieassistenten und -Ininnen
schweigen laut, eine Praktikantin summt gedankenverloren und leise die Melodie "Sah ein Kalb ein Röslein stehn ...", während neben ihr eine völlig verkalkte Kaffeemaschine fast-erstickt vor sich hinblubbert.

Heinz Bruckmann hat die Heringsschwänze gerade in "Feinschmecker-Filets" umbenannt und gießt Sahne über die altstinkende Brühe, - da ist erneut

Einschubende: Kamera 2 ausgefallen ...

Neuer Versuch

Einschub
"Der Jäger aus Kurpfalz":

Uwe Ochsenknecht als Erbförster Friedrich Wilhelm Utsch zu Gast bei Maybritt Illner und ihren Talk-Gästen: Angriffs- und dann alt-Verteidigungsminister Jung, Panikmach- und Verheimlichungsminister Schäuble, Martinsiliengärtner Klaus-Sebastian Nepomuck aus Wiedenbrück, und dem Hafturlaub-entlassenen Serienkiller "der Kanonenmörder von Oberursel, Niedermaria und Mitteljohanna".

Regie springt auf:
"Das könnt ihr mir nicht antun, Kinder, so einen Mist würde sich nichtmal meine Großmutter anschauen! Sofort weg damit."

Einschub-Ende - break - verlegene Stille am Dreh

On Stage wird jetzt Kaffee getrunken
während der 74-jährige Hartz-IV-er vor der Insterburg-Kanone in aller Seelenruhe weiter plappert und dabei seinen Blödmannsorden in der linken Hand hält (das einzige Linkssein, zu welchem er gerade noch fähig ist):

"... oder sich vermählten, wobei sie mit der Feldschlange Salut schossen und in 1712, als Isidora von Insterburg, Gräfin von Haferbrei und Schlacksenfeld, ihrem Ehegesponst Adalbert von Exterburg an die Hand gegeben und ins Bett gelegt wurde, bei einundachtzig Salutschüssen acht Dörfer und immerhin drei Burgen in der näheren Umgebung zerstörten, womit diese Hochzeit eine späterhin noch sehr teure werden sollte, denn der Zankapfel-Fall wurde vom Kaiser persönlich anno 14 auf dem Reichsapfeltag in Nurremberg verhandelt, und die Ritter der Exter- und der Insterburg schuldig gesprochen des Schadenersatzes auf jeweils tausendundeinen Goldgulden alter Prägung und vierundvierzig gutgedaunte Gänse, am Tag vor Martini abzuliefern, was damals ein Vermögen war und ..."

Regie, nun durchs Megaphon brüllend:

"Stellt sofort diesen Idioten vor der Insterburg ab - wen interessiert dieser Schwachsinn - ich will, dass dieser Hartzer sofort aus meinem Film verschwindet, oder ich schmeiße alles hin!!!"

Szenewechsel

Escorial, Klosterresidenz und königliches Schloß Sankt Laurentius von El Escorial, Anfang Oktober 1307, Philipp der Schöne hat zwischen Suff und Puff = zuviel Chartreuse-Likör und zuviele Soufragetten, gerade das geheime Dekret zur Vernichtung des Templer-Ordens unterzeichnet, da bittet ihn seine Gemahlin, Isabella von Aragonien, zu einem Tanz. Kaum dieser Bitte seine königliche Gewogenheit anbedeutet, wird er von einer Ordonanz mit der längst erwarteten Eilbotschaft unterbrochen:

Napoleon hat endlich bei Arcole auf dem linken Ufer der Etsch mit 18.000 Mann Stellung gegen das 50.000 Mann Aufgebot des Feldzeugmeisters Johann Alvinczy von Berberek bezogen. Die Vorsehung hat bereits am Abend vorher beschlossen, dass der Kaiser mit einem Trick siegen wird, obwohl seiner Artillerie die weittragende Feldschlange der Insterburg noch immer fehlt - na ja, in Wahrheit handelt es sich um die Blechbüchsenarmee des Generals Oblong Fiz Oblong in der Augsburger Puppenkiste, aber es sieht alles deutlich nach mehr aus wegen der vielen Kokarden über dem Bodennebel.

Als sich die Truppen am linken Ufer der Etsch endlich in Bewegung setzen ...

Regie:
"Ich schmeiß jetzt hin - ich will nicht mehr!"

Heimlicher Pausendreh:

Taschenformat-Camcorder, investigativer Journalismus, eine nahegelegene Agentur für Arbeit und moderne Dienstleitungen am Arbeitsmarkt mit BIZ und JobCenter, reichlicher Kundenverkehr, hinter Türe 17a, zweiter Stock, Arbeitsberatung für Langzeit-Arbeitslosinnen, Amtmännin Klüver-Schnalz versus Melanie-Nadine-Jabucinthe Klobotzki, aus unbekannten Gründen kurz "Ü-vet-te" gerufen, und aus ebenfalls unbekannten Gründen mitten im Winter in einer Art von dünnem weißem Morgenmantel mit Goldbordüren und Bastsandalen an den strümpfelosen Füßen beim Arbeitsamt erscheinend:

Üvette:

"Guten Tach, ich soll mich hier wiedervorstellen - hier ist ihr Zettel."

Klüver-Schnalz:

"Moment bitte, ich trinke gerade Kaffee, warten sie draußen!"

Üvette (milde aufbegehrend):

"Das geht nicht, ich hab keine Zeit und mein Termin ist jetzt um zehn Uhr. Sehen sie ja hier auf'm Zettel."

Klüver-Schnalz (beäugt die vorgezeigte amtliche Ladung misstrauisch, als könne diese gefälscht sein):

"Na gut, was kann ich für sie tun?"

Üvette (jetzt freundlich und gelöst):

"Ich suche seit drei Jahren eine feste Arbeit und bekomme nur Schrott angeboten."

Klüver-Schnalz:

"Ihren Beruf bitte und die Unterlagen ..."

Üvette:

"Ich besitze keine weltlichen Unterlagen, nur einen Fundus bei Gott und seinen Engeln, weil ich zwar keinen weltlichen Beruf habe, aber einer superstitiellen Berufung folge.
Ich war zuerst Betschwester im Kloster "Maria Andacht am Brunnen", dann Laien-Anbeterin und Vertreiberin aller Gryllen im CheNous ein Jahr, dann Vorbeterin im Chor der Heiligen Martina-Grotwich von Obermaibach, und danach habe ich vier Jahre lang im Monasterium zur jungfräulichen Grotte bei Himmerod gelebt, vorm großen Kruzifix in der Krypta gebetet und im nach der Vorschrift der Hortulanus von Oberschwang angelegten Klosterkräutergärtlein gearbeitet, wo ich es zuletzt nach Teilprofess und Generalabsolution bis zur paulinisch authorisierten Diplom-Heiligen niederer Weihe nach alter Kongregation brachte.
Ich bin also Diplomheilige unter paulinischem Vorbehalt, Betschwesternhelferin für den Alltag und jede Notwendigkeit, auch hauswirtschaftliche, und leitende Vorbetschwester, falls ein Chor aus niederen Betschwestern nach clunizianischer Observationsvorschrift vorhanden ist.
Außerdem habe ich in der intra- und extramuralen Totenseelsorge ausgeholfen, ich kenne mich als HKA, das ist "Heilstechnische Klosterfrau-Assistentin", mit der Zubereitung aller Weihwasser- und Weihrauchsorten, ebenso mit der Pflege und Instandhaltung aller Geiselgerätschaften aufs Beste aus. Zwei Jahre lang hat mir im Kloster Tiefenthann unter der Priorin, Schwester Beate, der Usus oblegen, die großen Wachskerzen fürs Ewige Licht vorm Altar und die anderen länglich-wächsernen Gebrauchsgegenstände des klösterlichen Alltags zu pflegen und bei der Messe und anderen Feierlichkeiten weltlicherer Art mit ihnen aufzuwarten."

Klüver-Schnalz nippt an ihrem Kaffee, schaut überaus ernst drein, schweigt mit versteinertem Gesicht.

Üvette blickt sie erwartungsvoll an, gerade so, als müsse die Amtmännin augenblicklich die Adresse eines bisher völlig unbekannten Klosters aus der Schublade ziehen und ihr darin die vakante Äbtissinnen-Stelle antragen.

Klüver-Schnalz, (am Schreibtisch sitzend, wirft einen misstrauischen Blick hoch zu Üvette, die kerzengerade in weißem Klostermorgenmantel vor dem Schreibtisch steht):

"Haben sie schon einmal daran gedacht, einen eigenen Orden zu gründen? Sie müssten dazu einen Antrag an den Vatikan richten, und wenn es dort erlaubt wird, leitet man ihr Begehren an Gott weiter, dem natürlich das letzte Wort darüber zusteht, sowie ER ja auch das erste Wort hatte."

Üvette (grübelnd):

„Was meinen sie damit? Welches erste Wort? Was sagte ER denn, und zu wem? Davon hat ER mir nämlich nichts erzählt, obwohl ER viel Intimes mit mir redet, und ich ihn deshalb sehr gut kenne.“

Klüver-Schnalz:

„Das erste Wort ist bei Johannes nicht überliefert, leider, nur dass ER es sagte, wissen wir.“

Üvette (puzzled):

„Wer?“ Der Apostel Johannes hat doch alle SEINE Worte überliefert, Frau ...äh.. Schnalz, er hat doch ein Evangelium geschrieben, ein ganzes ausführliches, wo alles drinsteht und man immer wieder Neues findet, wenn man es oft genug liest.“

Klüver-Schnalz (mit zusammengepressten Lippen zischend):

„Gott im Himmel ... !!!“

Üvette (arglos):

„Ja, wenn sie meinen, lassen sie uns gemeinsam das Vaterunser beten, alles soll mit einem Gebet beginnen, das sagte Schwester Ursula auch immer zu mir.“ (lächelt selig)

Klüver-Schnalz:

„Ich hab’s. Jesus war doch auch arbeitslos, bis er Wanderprediger wurde. Eine Arbeit, die außer Prügel nichts einbrachte, bis er den Zollbeamten Matthäus kennenlernte, und von da an gings bergauf mit ihm, sogar bis nach Golgatha.
Was halten sie von einem Praktikum beim Bundesgrenzschutz?
Ich könnte sie dort in der Abteilung Devotionalienschmuggel einsetzen. Zugegeben eine rein-weltliche Tätigkeit, aber ist die Teilnahme am Weltlichen den Geistlichen nicht auch vorgeschrieben, zum Beispiel bei den Bernhardinerinnen, den rechts- und den linksgläubigen nach eigener und neuer Observanz, und bei den Insufflierten Koijotinnerinnerinnen vom Tal Karamel?“

Üvette (betet inbrünstig):

„Gott im Himmel und im Herzen,
Vater aller Gnadenschmerzen,
musst mit meiner Seel nicht scherzen,
lass dich lieber von mir herzen,
alle Monat, auch im Märzen.

Jungfrau der Dreifaltigkeit,
zu dir bet ich alle Zeit,
Sünden find man allerweit,
doch bin ich auch zur Reu bereit.

Oh Gnadenkind in Bethlehem,
heilig du und unbequem,
zu dem ich meine Vorlieb nehm,
mögest meine Seele sehn ...“

Break:

Das bärtige, uralte Gesicht Gottvaters erscheint, seine Augen fixieren Üvette wie eine Giftschlange die Maus, ein Gesichtsausdruck, bei dem Jahrmilliarden vereisen. Gott hält sich mit beiden Händen die Ohren zu und ein Grollen wie Erdbeben ertönt ...

Break-Ende

Klüver-Schnalz (breit und langsam sprechend)

„A-m-e-n!“

Üvette (irritiert, wie aus einem Traum gerissen):

„Wie bitte?“

Klüver-Schnalz (ernsthaft erklärend):

„Amen ist auch ein Wort, mit dem man Arbeit findet, wenn man sie so sehr sucht, wie die Sünderin die Vergebung, wie der Hirsch den Elch, wie die Milch die Sahne, wie die Butter den Käse, wie Maria das Holzpaddel, mit dem Johannes der Täufer durch den Jordan paddelte, als der See Genezareth ausgetrocknet war, weil die Fischer der Schafsherden am Ufer die Glocken der Vincentinerinnen und ihre Oblaten -Mittwochs- nicht gewollthaben zu essensaufrühren gehenzufuß abgestanden waren. Wer immer kam - oder ging - oder gar nicht da war, dem wurde vergeben - es sei denn -es war ihm schon vergeben worden - oder es war bereits geplant, ihm später zu vergeben - vorausgesetzt, es konnte ihm überhaupt vergeben werden - weil er -zufällig oder nicht zufällig - also dann absichtlich - dawar, und wo er war, da konnte kein anderer sein, sodass man immer nur einem vergeben konnte, selbst wenn man gerne mehreren vergeben hätte, aber das ging eh nicht, denn für alle war nicht genug da - höchstens mal am Wochenende, wenn der Publikumsverkehr geringer war.“

Üvette erstaunt zuhörend ...

Klüver Schnalz (im Lento):

"Wer Arbeit sucht, der wird Arbeit finden, wem will, dem soll und wird gegeben, oder verziehen, umziehen, so wahr ein Gott im Himmel ist, so wahr Radieschen keine Schnecken essen, so war meine Mutter auch, so war das A nicht M ..., bei Gott einen Antrag stellen, irgendeinen Aushilfsjob muss der doch haben, Herrjeh!, vielleicht einen eigenen Orden zu gründen?, wäre ja nicht das neueste Mal um Arbeit zu finden, und davon abgesehen, war Jesus nicht auch arbeitslos?"

Üvette säuselt vor sich hin:

"Ich weiß, es wird ein Wunder geschehen ..."

Klüver-Schnalz:

"Ja, in drei Jahren, da hab ich nämlich meine Rente durch!"

Dringend notwendiger Drehort-Wechsel:

Die schwäbische Spätzle- und Schäufele-Prinzessin Adelheid von Erbslöh-Leichlingen beim Kartoffelpflücken von einem Kirschbaum.
Ein solches Weibsbild, Breigesicht-verunstaltet und wirklich zu sssau-blöde, selbst für die christliche Landwirtschaft, nimmt niemand zur Frau.
Dann schon eher Jahrhunderte vorher die schöne Bianca Lancia, einzige und wahre Geliebte des Kaisers Friedrich II von Sizilien, der sie aus Eifersucht im Turm von Gioia del Colle eingesperrt haben soll, bevor er sie auf dem Totenbett dann endlich ehelichte, was erwünschter nachfolgender Zweisamkeit sicherlich erheblichen Abbruch tat, weil nirgends überliefert ist, dass Friedrich II nekrophil gewesen sein soll wie ein Doktor Carl von Cosel, oder eine berühmte französische Adelige viel späterer Tage.

Einwurf Szenenplausibilitäts-Manager:
"Aber soweit sind wir doch noch gar nicht, und außerdem ..."

Die schöne Bianca tanzt sich gerade in einem weißen Spitzenkleid von Dior aus dieser ihr von der Geschichte zugedachten recht dümmlichen Geliebtenrolle, die so gar nicht zu ihrem Naturell passt, tanzt und tanzt immer weiter heraus aus dem Schloß Castello di Grassuliato, schwingt sich empor bis ins 20. Jahrhundert und hinter die Theke eines Imbiss vorm Hauptbahnhof in Gütersloh.

Und dort prompt wieder der 74-jährige Hartz-IV-er von der Insterburg-Feldhaubitze, diesmal als Bockwurst-Kunde vorm Imbiss im Regen:

"Eine Bockwurst mit Senf bitte!"

Bianca, die sich nun aus unerfindlichen Gründen "Sibylle" nennt und dem Drehbuch-Autor gegenüber darauf besteht, transsexuelle Vierfachbraut einer Kaschemme in Soho zu sein:

"Mit meinem letzten Brötchen? Geb ich ihnen gratis dazu."

Der Insterburger:

"Behalten sie ihr uraltes, ausgeleiertes Gummi-Brötchen, ich will nur ihre Bockwurst mit Senf!"

Bianca, puzzled und leicht errötend:

"Hier IHRE Wurst, und neun Euro fünfzig bitte. Haben sie eine Payback-Karte?"

Der Insterburger Feldschlangenfetischist einen Moment sprachlos:

"Sie sind wohl bekloppt?, bald zehn Euro für eine Bockwurst, das meinen sie doch hoffentlich nicht im Ernst?"

Bianca wieder kess drauf:

"Doch, ganz im Ernst sogar, Bockwürste haben sich in den letzten achthundert Jahren sowas von verteuert.
Es liegt nicht an der Wurst, sondern an der gebogenen Form, wissen sie. Das Hyperbelbockwurst-Patent lief kurz nach Cäsars gallischen Kriegen ab, und die Chinesen habens dann zur Zeit des Baus ihrer großen Mauer in einem Gespräch zwischen Vaschko da Gama und dem VW-Markus Polo mitbekommen. Seitdem essen sie alle nur noch die typische Bockwurstform, selbst bei Reis, Nudeln und Gemüse, und seither ist die Bockwurstform an der Börse notiert und wird fast stündlich teurer."

Regie:
"Wollt ihr mich verarschen?!?!
Hört sofort auf mit diesem Mist, sonst ist hier Schluss mit lustig!"

break - Schweigen -

Kurzer Einschub:

Bianca Lancia in Dirndl-Tracht vor einer Weihenstephaner Buttermilchkuh und linksseitig ihr untergehakt der Insterburger Hartzer als Cro-Magnon-Mensch in voller Nieder-Tracht, sie tanzen in Sirtaki-Formation einen Tango in Zeitlupe. Im Hintergrund das Matterhorn und seitlich davon die smogübertünchte Skyline von Buenos Aires. Morgendlicher Autoverkehr tost durch die Straßen, Zeitungsverkäufer an jeder Ecke, die blaue Stierkampfarena glänzt unübersehbar im Licht der noch tiefstehenden Morgensonne ...

Szene Ende

Nur Ton "vor der Insterburg"' mit Wind und Autohupen, ohne Bild:

" ... denn auch schon im sechzehnten Jahrhundert wusste niemand mehr zu sagen, woher das Insterburg-Geschütz seinen Namen hatte. Ein damaliger weitgereister Schulmeister hielt es sogar für möglich, dass die Feldschlange ursprünglich aus der Festung Modena in Norditalien stamme, erkennt man doch um die Rohrmündung herum bis heute noch die eingravierte Aufschrift: "produzzione de**** modena....unleserlich.... del famiosio **ab????dulgar medde-fangioxxxxxxessetto ..IV e ...V ee ..VIII, ..."

(was auf deutsch und vom Drehbuchautor nebenbei übersetzt, soviel heißt wie: "Wer für die Nachwelt so unleserlich schreibt, dem ist auch zuzutrauen, dass er in Modena eine Feldschlange für die Insterburg gebaut hat, zumal Anno ***hundert-IV oder ***hundert-V oder ***hundert-VIII!" )

"... von der man aber nicht weiß, ob sie nicht ursprünglich auf einer anderen Kanone sich befand und erst beim Rückzug der Brandenburger ..."

Papierrascheln

"... dem Marschall Theobald von Niederulmbach unterlagen, sodass die Söldner ..."

Mengenlehre: Injektion A =] B = {Eine herabgeschwebte grüne Absinthfee schreit ohrenklirrend "Halloooo ihr Lieben"}

"...des Fürsten von Jotwehdeh erst Madgeburg umgehen mussten, um zu ..."

ein Wasserfrosch quakt mehrmals in völliger Stille ...

"sodann sich niederlegten und das Insterburg-Geschütz vermutlich dabeihatten, was aus einer Inschrift auf der Nordwand des Haupttempels in Nairobi ..."

ein Peitschenschlag ertönt, dann Pferdegetrappel, die Türe einer Backstube quietscht mehlig ...

"heute wohl nicht mehr herauszubekommen.
Soweit überhaupt sicher ist, ..."

ein Dudenkorrektor schreitet würdevoll herein und wieder heraus

"dass die vor uns stehende Insterburg-Kanone bereits im frühen Mittelalter nicht vor dieser heutigen Insterburg gestanden haben kann, muss man schlussfolgern, dass ..."

schweres Gewittergrollen, ein heller Blitz zuckt über die zuhörende Touristengruppe vor der Insterburg ...

"weil im mittleren Mittelalter die Kanone mit großer Sicherheit nicht ..."

es beginnt sehr stark zu regnen

Filmriss

Neustart mit wasserdichtem Filmmaterial:

Unter lautem Gesang und Fanfarenklang malen einige hundert Tiger-Panzer P-VI der SS-Panzerdivision "Das Reich" durch das Bild Richtung Kursker Bogen. Dort findet bald die größte Panzerschlacht des zweiten Weltkrieges auch ohne Beteiligung der Insterburger Feldschlange statt.
Bevor jedoch das Unternehmen Zitadelle den Kursker Bogen, von deutscher Seite her gesehen, doch nicht eindellen kann obwohl 6400 Panzer aufeinander einschlagen, tanzt Allessandra Schaitikowa, eine bisher unbekannt-gebliebene und von der Geschichte deshalb auch verschwiegene Primissima-Baillerina der sowjetischen Staatsoper, noch schnell den "zugefrorener See"-Teil aus der "Winterreise ohne Wiederkehr" von Marschall Konstantin Rokossowski.
Am Seeufer aufgereiht singt der Don-Kosaken-Chor die alte russische Weise „Gospodins Lampe“, eine ursprünglich vom Moskauer Lampenschirmhersteller Michailowitch&Co für Werbezwecke erfundene Melodie, zu der anfangs vierundzwanzig knusperbraune Brathähnchen aus der Wachau vortanzten, wobei sie mit den abgebrannten Flügelstummeln den 8/7-tel Takt einer Odyssee nachzuahmen hatten.

Erneuter Filmriss

man hört Kettensägen in einiger Entfernung,
dann das farbige Großformatbild „Maria Laach am Jauerling“ mit der gotischen Wallfahrtskirche in 3-D und dem Gnadenbild der „Maria Sechsfinger“


Ein Telefon klingelt

Die vierte Regieassistentin, eine Dumpfkuh in Ökolatschen, nimmt ab, kann aber auch nach minutenlanger Konfusion nicht herausbekommen, ob der Produzent am Apparat ist, der eine Zusammenstreichung der Gelder für das Filmprojekt androht, oder die NASA oder Sibylle vom Wurstimbiss vorm Hauptbahnhof in Gütersloh, die nachfragen will, ob sie nun endlich auch im Abspann des Films als transsexuelle Vierfachbraut geoutet ist.

Der Regiestuhl ist verwaist,
der Regisseur liegt daneben auf dem Boden, in Rückenlage im Koma, da läuft eine Tonspur wieder an:

... knister ... knister..., roger piiiiep, klack..., this is houston control, this is houston control, we have a tsp on range - knack- pieps
klock-schepper ..., piiiiep ..., ok, houston, if it really does'nt matter for you before break:
here is tranquility base reporting, the eagle has landed ... knack, klock, knister
... ok eagle, we copy you down before ham and eggs ...
roger - piiiiep

und dies unter einem großen Schild, das im Studio für jeden sichtbar von der Decke herabbaumelt:

Das Sprechen mit UFOs ist während der Dreharbeiten strikt verboten. Smalltalkings mit Außerirdischen schädigen Ihre Gesundheit, die ihrer Kinder, Kindeskinder, Haustiere, Eltern, Tanten, Onkels und Großeltern (mütterlicherseits) - und die ihrer unehelichen Enkel, soweit sie Steinböcke, Wassermänner und -frauen, und Widder, Fische, Flitze und Bögen sind."
- Die EU-Gescheidheitsminister -

Die vierte Regieassistentin
will sich nun doch mit einer Telefon-Allergie krankschreiben lassen und gerät dabei an einen 74-jährigen völlig überalterten, aber wegen Ärztemangel immer noch tätigen Internisten aus Insterburg, der den Krankenschein noch, wie früher üblich, mit seinem Wappen abstempelt:
Eine Insterburger Feldschlange aus dem dreizehnten Jahrhundert, die gerade unter enormer Rauchentwicklung auf heranstürmende Mongolen schießt.
Hinter dem Krankenschein, der in ihrer Hand an der unteren rechten Ecke grundlos zu brennen beginnt, werden Drehorgeln, Schalmeien und große Kriegstrommeln hörbar. Ein Fähnlein tapferer Bauern unter Thomas Müntzer zieht nach Böhmen oder Mähren - jedenfalls verschwinden sie langsam aber endlich aus dem Standbild ...

Der erste Szenen-Plausibilitäts-Manager? laut:

"Geschützfeuer im dreizehnten Jahrhundert auf Mongolen ???"

Ja ja, Berthold Schwarz war zwar noch nicht geboren, das Schwarzpulver, selbst jenes erste und kostbare aus Urin und Tierkohle, in Europa noch gar nicht erfunden, aber die Mongolen hatten welches, aus China mitgebracht wie ebenso die gezopfte Urnudel, alles chinesische Entwicklungen mit TÜV und Schnüff und allem Pipapo, und sie verschenkten es als Schieß- und Raketenpulver, so wie wir heute an Eingeborene zuerst Glasperlenketten und danach ganze Atomkraftwerke verschenken, denn sie hatten genug davon, und auch von den Europäern insgesamt, weshalb sie schnellstens wieder abzuziehen gedachten, was aber nicht so einfach war, denn seit der verlorenen Schlacht bei der Insterburg saß ihnen eine Laus im Pelz, lief ihrem Tross ein 74-jähriger Hartz-IV-er hinterher, der ihnen unablässig Vorträge über die bis heute unbekannten Ursachen der Ursache der Namengebung der Insterburger Feldschlange berichtete - solange, bis kurz vor Moskau der mächtige Kublai Khan, Mongole, Großaktionär und neomongolo-liberale Börsianer, diesen Phantasten vor seinen Thron zitierte und ihm Schweigen, einen großen Knebel und schwere Ketten auferlegte.
Doch dieser wenigstens teilweise-globale Sieg über die Europäer hielt nur bis kurz vor dem Ural, denn aufgrund endloser Regenfälle waren dann die Ketten endgültig durchgerostet, der Knebel erweicht, und das Schweigen vergessen.
Unter Mongolen, zumal unter solchen Kublai Khans, für die das lateinische Wort Disziplin logischer Weise ein Fremdwort war, wurde jeder und jede beredt und vom endlosen Feiern, Saufen, Huren und Roulettespielen sowieso vollkommen korrumpiert.

So hat sich der 74-jährige Hartzer (ist der immer noch 74?, der muss doch von den Mongolen bis heute auch im Film mal älter werden?) dann zuletzt wieder vom Ural bis nach Insterburg durchgekämpft, dort nennt er sich seither "Johannes vom Ural", erhielt aufgrund seiner enormen Wegeleistung (einfache Entfernung zählt) vor Jahren den monatlich auszahlbaren Hartz-IV-Preis, und weil er den widerspruchslos annahm, dann noch den Blödenorden der Bundesrepublik Deutschland am silbernen Band kurze Zeit später hinterdrein.

Kameraschwenk zur herbstlichen Insterburg

Live-Schaltung via Satellit,

Awaks und Unterseekabel mit altgälisch-romanischen Untertiteln:

zuerst flattert geräuschlos der Geist eines Wachauer Brandhendl von links nach schräg-rechts durchs Bild

dann Hartzer-Ton:

"... und die Bomberflotten der Alliierten, die stets aus Nordwesten anflogen, womit die Insterburger zum ersten Mal lernten, in welcher Himmelsrichtung England lag, die Insterburg-Kanone aus der Luft als ungefährliches Museumsstück aufklärten, welches man nicht zu bombardieren brauchte, obwohl auch die englischen Piloten keine Erklärung dafür hatten, warum die Kanone Insterburg-Feldschlange hieß, und dies erst bei den Nürnberger Prozessen aufklären wollten ..."

ein Nebelhorn tutet mehrmals

"... wir alle dennoch sehr froh, dass uns trotz der Kriegsschäden in Insterburg ..."

jemand wirft mit Eiern und Tomaten auf die Touristengruppe vor der Insterburg

"... unversehrt erhalten blieb. In den Wirren zum Kriegsende wurde das Geschütz dann von einer indonesischen Spezialeinheit der 23.455-sten US-Luftlandedivision nach Djakarta verbracht, wo es drei Jahre später während des großen Erdbebens von ..."

eine Düsenmaschine zieht mit eingeschaltetem Nachbrenner im Tiefflug über die Insterburg und das vor ihr stehende Geschütz

"... dann als Schrottgut von der Firma Franz-Josef-Strauß/ Kriegsmaterialhandel en gros und im Einzelnen nach Deutschland zurückgekauft und der Gemeinde Insterburg gegen einen Obulus für die Privatschatulle geschenkt. Seitdem steht es hier und trägt seinen alten Namen, weil es ja auch gar nicht anders..."

das Älteste der acht Ännchen von Tharau an der Hand eines bulligen blatternnarbigen Merowingerfürsten grüßt liebevoll zur Touristengruppe herüber, aber sagt kein Wort

"... und hoffentlich zukünftig auch noch, denn ..."

Klappe jetzt!

Abspann - Szene 38

Abend vor der Burg Insterburg, keine Touristen mehr, ein Uhu schwebt lautlos über die Feldschlange hinweg, Fledermäuse zacken taumelnd durch die Dämmerung, die Mündung des Geschützrohres, schön waagerecht wie zum Direktbeschuss, ist gegen die Burg gerichtet, Johann vom Ural führt zwischen Geschützmündung und Burgmauer in Ermangelung abendlich zahlend-interessierter Touristen sein übliches Selbstgespräch.
Er unterhält sich gerade lebhaft mit seiner Namensvetterin Johanna von Orleans, der viel zu später heiligen Jean d'Arc, über seine Mutmaßung, dass der Name der Insterburger Feldschlange doch vielleicht von dem bekannten ubiquitären Gartenunkraut und Steinbrechgewächs "interburgia polyfolia" (nach Carl von Linné) herstammen könnte - da brüllt das unmittelbar vor ihm stehende Geschütz in fürchterlicher Wut auf, der Rückstoß rammt die Lafette rückwärtig einen halben Meter ins Geröll, im Blitzlicht des Mündungsfeuers schwebt das Geschützrohr einen Moment lang zentimeterhoch über dem Erdboden, bevor es mit seinem Vieltonnengewicht grollend wieder auf seiner Arretierung aufschlägt ...

Letzte Einstellung dieses Drehs:

Dicker, weißer Rauch wabert unterhalb des Wehrganges der Insterburg, davor sichtbar der schwarze globige Schatten der bronzenen Insterburger Feldschlange.

Abspann:

Kinder in der Verkleidung von Weihnachtsmännern und Deutschmicheln suchen im gestrüppigen Burggraben vor der Burg nach Konjunkturaufschwungs-Ostereiern, finden dabei den völlig unlädierten und wie neu aussehenden Hartz-IV-Blödenorden am silbernen Band zur geflissentlichen Verwendung für die nächste Generation im offenen Strafvollzug, die dann bereits fest daran glauben wird, es sei völlig normal von marodierenden neoliberal-mongolo-börsianischen Räuberbanden als Wanderarbeiter bis zum Ural verschleppt zu werden, und dann bei der endlichen und glücklichen Rückkehr nach Hause nichts als den specklosen Hartz-IV-Preis an der Behördenkette zu bekommen.

< end >
 



 
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