Die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht der handelnden Personen

Wic

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Weihnacht.
Die Zeit in der Aufführungen stattfinden
Geschichten vorgelesen werden,
...
oder mehrere Personen gemeinsam eine Geschichte vorlesen?

Das folgende Script ist so geschrieben, dass die Weihnachtsgeschichte auf verschiedene Arten vorgetragen werden kann:

a) Nur aus Sicht einer der handelnden Personen. (Suchen Sie sich z.B. nur die Sicht Marias aus uns lesen Sie nur deren Part!)
b) Soll der Vortrag interessanter werden, können bis zu vier Leser das Script lesen.
c) Sofern möglich kann auch eine kleine Aufführung auf einer Bühne stattfinden!

Die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht der handelnden Personen!

Sicht Josephs:
Kalt blies der Wind und zerrte an den Kleidern. Wie meine Frau Maria war auch ich durchgefroren. Dunkelheit umgab uns bis auf das spärliche Licht, das aus der offenen Tür der Herberge herausfiel.

Sicht des Wirtes:
Es hatte an der Tür geklopft und ich öffnete, blieb aber gleich in dem Türrahmen stehen, um dem Ankömmling keine Chance zu geben sich hier einfach hineinzudrängen, so wie der letzte Gast. Das Haus war voll, die Luft aufgrund der vielen Leute stickig und ich hatte alle Hände zu tun. Ich konnte nicht noch einen dieser Wanderer aufnehmen, die sich in ihre jeweilige Heimatstadt aufmachten, um, wie angeordnet, an der Volkszählung teilzunehmen. Natürlich waren diese Leute eine gute Einnahmequelle, aber mir wuchs die Arbeit über den Kopf.

Sicht Marias:
„Lieber Gott, lass uns Glück haben und eine Unterkunft finden!“, murmelte ich. Der Wind zog kalt an meinen Kleidern und immer wieder drohte mein Schal zu verrutschen, sodass ich diesen eisern festhielt und mittlerweile schlecht gelaunt zu der Gaststätte hinüberstarrte. Josephs Schuhabdrücke waren im Schnee zu sehen, doch der Wind riss auch an den Spuren und verwehte diese schnell. Durch meinen aufsteigenden Atem, der nur kurz der klirrenden Kälte trotzen konnte und sich als feiner Nebel auflöste, sah ich, wie Joseph mit der Hand zu mir herüberdeutete.

Sicht des Wirtes:
Ich hörte dem Mann kaum zu, der jetzt auf seine dickliche Frau zeigte, und schüttelte den Kopf.

Sicht Josephs:
Meine Stimme zitterte wie mein Finger, mit dem ich auf Maria deutete: „Sie ist schwanger, das können sie nicht tun!\" Eine weitere Böe wirbelte Staub auf und lies mich erneut erzittern. Kalt und gnadenlos war sie, wie der Wirt. „Die Geburt steht kurz bevor\", beschwor ich ihn, „geben sie uns doch Unterkunft!\"

Sicht des Wirtes:
„Schwanger“, war das Wort, das mich wieder aufhorchen ließ. Aus dem Mund der Schwangeren stieß eine kleine Atemwolke in die Luft. Und ausgerechnet jetzt steckte auch noch meine Frau ihren Kopf durch die Tür. „Das geht schon, das geht schon“, würde sie wieder sagen, aber ich wusste es besser.

Sicht der Wirtin:
Geschäftig war mein Mann zur Tür geeilt. Die Gaststube war endlich mal restlos ausgebucht und er war hektisch und aufgeregt. Fast hatte ich das Gefühl, es wäre ihm alles zu viel, doch das konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. Ich freute mich richtig, dass wir so viele Gäste hatten. Doch irgendetwas an seinem Verhalten ließ mich ebenfalls zur Türe gehen.

Sicht Marias:
Schwach war seine Stimme zu hören. Sicherlich hatte er dem fetten Wirt gesagt, dass wir einen weiten Weg hinter uns hatten.

Sicht Josephs:
In kleinen Wölkchen stieg mein Atem auf. Nur kurz, denn die nächste Böe erfasste sie und trieb sie davon und nahm meine Hoffnung gleich mit. ‚Gott, das kann nicht wahr sein‘, verzweifelte ich. ‚Was hatten all meine Gebete gebracht? Keine Unterkunft! Keine Wärme! Nichts!‘

Sicht Josephs:
Meine Augen bettelten. Ich nicht. Mit keinem Wort.

Sicht der Wirtin:
Es musste bitterkalt sein in dem Wind!

Sicht des Wirtes:
„Einen Grund mehr keine Unterkunft zu gewähren“, knurrte ich. Wenn diese Person hier entbinden würde, wäre das nicht nur mehr Arbeit, sondern auch mehr Platz, der benötigt werden würde. Nein, lieber nähme ich drei zahlende Leute auf, die weniger Platz und weniger Aufmerksamkeit beanspruchen würden, aber die Räume waren ja sowieso alle voll!

Sicht Marias:

„Bitte, bitte, Vater!“, betete ich, und als in diesem Augenblick eine Frau ihren Kopf aus der Tür herausstreckte, schöpfte ich erneut Hoffnung, doch der Wirt schob sie gleich wieder in die warme Stube zurück.

Sicht Josephs:
Die Wirtin steckte ihren Kopf zur Tür heraus. Als der Wirt sie zurückschob, verlor sich mein letztes Fünkchen Hoffnung. Mit einem Ruck schloss er die Tür.

Hilflos schaute ich zu Maria. Sie sah so schön aus unter ihrem dicken Mantel. Ihr Überwurftuch rutschte von ihrem Kopf und gab ihr anmutiges Gesicht frei. Ein liebliches Gesicht mit einer kleinen Stupsnase, die ich so sehr liebte. Liebevoll strich sie über ihren Bauch. Was auch geschah, sie strahlte die absolute Ruhe aus. Sie war sich so sicher, so verdammt sicher, dass alles zu einem guten Ende kommen würde. Ja, sie fror, ich sah es deutlich, aber sie zweifelte nicht.

Sicht Marias:
Joseph drehte sich zu mir um und betrachtete mich. Ich wusste, dass er mich liebte, denn das Kind, dass ich unter dem Herzen trug, war nicht von ihm und ich hatte es ihm gesagt.

Sicht Josephs:
Ich hatte das Kind nicht gezeugt. Das konnte unmöglich sein. Sie hatte es auch nie behauptet. Viel mehr berichtete sie schier Fantastisches!
Vielleicht rührte daher ihre Gelassenheit. Sie glaubte es. Aber stimmte es? War es wahr? Tatsächlich wahr, dass jetzt geschah, was in den alten Schriften stand?
Ja, auch mir war ein Engel erschienen, als ich plante Maria heimlich zu verlassen. Oder hatte ich das nur geträumt?
Passierte es jetzt? Ich spürte, wie ich die Augen zusammenkniff. Wenn es wahr wäre, dass sie den verheißenen Erlöser unter ihrem Herzen trug, warum half uns Gott dann nicht?

Sicht Marias:
Gott hatte mir geholfen, indem er mir diesen Mann zur Seite gab, doch wo war Gott jetzt? Ich erschrak über meine eigenen Gedanken. Nein, ich wollte nicht zweifeln! Nur wer Vertrauen hat, wird etwas empfangen und Gott hatte mir nicht nur mein Leben, sondern immerhin seinen Sohn anvertraut! Mein Schal rutschte und ich bekam sofort eiskalte Ohren! Was sollte nur werden? Die Tür ging und die Wirtin prüfte, ob wir noch da waren. Offensichtlich verärgert raunte sie etwas, aber ich konnte es nicht verstehen.

Sicht der Wirtin:
Ich war fassungslos und musste mich erst einmal beruhigen. Kurz entschlossen drehte ich mich um und huschte erneut zur Tür. Hoffentlich war er noch nah genug, sodass ich, von meinem störrischen Mann unbemerkt, etwas Gutes ausrichten konnte.

Sicht des Wirts:
Zu spät bemerkte ich das erneute Knarren der Tür und vernahm ein Tuscheln, doch ich konnte nicht verstehen, was sie da wieder von sich gab. Ebenso schnell, wie sie hinausgetuschelt hatte, war sie jetzt wieder in der Wirtsstube, sah mich an und begann mir die Hölle heißzumachen.

Sicht der Wirtin:
Irgendwie würde ich die beiden bewirten können, ohne dass mein Mann etwas merkt, dachte ich, doch als ich mich umdrehte, stand er schon vor mir. Wut stieg in mir hoch. Wie konnte er so herzlos sein? Ließe ich dieses Ungnade zu, dann würde ich mich ja mitschuldig machen an dem Unglück, vielleicht sogar an dem tot eines Neugeborenen, oder gar der drei Personen!
Angriff ist manchmal die beste Verteidigung: „Schwanger ist die Frau und du schickst sie weg!“

Sicht des Wirts:
Gespräche verstummten und einige Gäste sahen unverhohlen zu uns herüber. Auch das noch.
„Na und?“, rief ich und zuckte die Schultern.
„Wo sollen die denn hin?“

Sicher der Wirtin:
Das geschah ihm recht, dem alten Knauserkopf! Ich genoss es, wie er versuchte, sein Handeln zu rechtfertigen.
Ich stemmte die Hände in die Seiten. Einige der Umstehenden begannen sogar leise zu lachen.

Sicht des Wirts:
„Gib jetzt Ruh´, wir haben zu tun!“, rief ich, drehte mich auf dem Absatz um und ging hinter den Tresen, ich hatte ja schließlich zu tun. Meine Frau indes machte sich in der Küche zu schaffen, kochte Wasser, das ich im laufe des Tages immer wieder eimerweise in die Küche getragen hatte, raffte Brot und ein Tuch und machte sich auf den Weg nach draußen. „Was soll das den jetzt wieder.“, murmelte ich leise. Sicherlich war mein Kopf rot vor Wut. Ich warf einen Becher in den Spültrog und stapfte zur Tür, um zu schauen, was sie vorhatte. Ich spürte die Blicke der Gäste in meinem Rücken, aber es war mir egal. Außer Atem erreichte ich die Tür und sah gerade noch, wie sie in der Scheune verschwand. „Was zum Teufel soll das denn?“, schimpfte ich wutentbrannt und zog die Tür wieder zu.
Erst jetzt dämmerte mir, dass sie den Raum bestimmt für ein höheres Entgelt vermietet hatte. Es war dort warm, die Beiden hatten Extrabehandlung und eine extra Portion Fürsorge, frisches Heu und gute Luft. Ich war zufrieden.

Sicht der Wirtin:
Es war mir egal, ob die beiden Geld hatten. Man muss auch mal etwas ohne Geld tun, belohnt wird man immer irgendwie. Ein Glück, der Mann stand immer noch an gleicher Stelle. Reglos, als ob er betet, durchschoss mich ein Gedanke.

Sicht Josephs:
Maria stöhnte plötzlich leise auf.

Das Kind würde bald seinen Weg in diese kalte Welt finden! Hastig stapfte ich los, nahm sie in den Arm und betete. Stammelte. Ein weiteres letztes Mal: „Abba, Vater!“ Mehr konnte ich in meiner Hoffnungslosigkeit nicht mehr über meine Lippen bringen.


Sicht Josephs:
„Übernachten sie in der Scheune“, hörte ich eine Frau hinter mir wispern.

Sicht Josephs:
Ich drehte mich zu ihr um. Die Wirtin stand vor mir.
‚Eine Scheune‘, fuhr mir durch den Kopf. ‚Kalter, nackter Boden! Kälte! Der Wind würde durch die Ritzen pfeifen und uns langsam erfrieren lassen.‘

Sicht der Wirtin:
„Kommen sie schon, ehe mein Mann uns hier sieht!“

Sicht Josephs:
Ich wusste, ihr Ungehorsam gegenüber ihrem Mann brachte ihr zumindest Ungemach. Dankbar nickte ich ihr zu

Sicht Marias:
Joseph stapfte an mir vorbei und öffnete die Scheune. Hatte der Wirt dies erlaubt? So hatte es nicht ausgesehen, aber ich fragte nicht.

Sicht Josephs:
Bibbernd vor Kälte, aber voller neuer Hoffnung öffnete ich das Scheunentor.

Sicht Marias:
Schnell schlüpfte ich in den warmen Raum, der voller Tiere stand.

Sicht Josephs:
„Heu“, rief ich aus. „Heu, so weit das Auge reicht ...“ Ich stolperte hinein. Das würde eine weiche Schlafgelegenheit geben. Mein Blick fiel auf die Tiere. „... und Wärme! Wärme.“ Ich drückte die Hände der Wirtin.

Sicht Marias:

Joseph drückte mich an sich und ich fühlte mich wohl. Wenn dies Gottes Wille war, sollte es so sein!

Sicht Josephs:
Wenn Maria das Kind gebärt, störte sich hier keiner an seinem ersten Schrei! Das verheißene Kind. Erlöst drückte ich sie an mich.

Sicht der Wirtin:

Ich machte mich aber in der Küche zu schaffen und schneller, als gedacht, war warmes Wasser fertig, ein Brot und ein Tuch zusammengerafft, damit die Beiden da draußen in der Scheune sich säubern und ein bisschen Brot essen konnten. Ich freute mich richtig, die Idee mit der Scheune gehabt zu haben. Das Heu war frisch und warm war es auch da drinnen. Schnell ging ich hinüber, öffnete die Stalltür und erschrak. Die Frau stand ja kurz vor der Niederkunft! Das hatte ich zuerst gar nicht richtig erkannt! Die Haltung der Frau sprach für mich Bände über ihren Zustand.

Sicht Marias:
Eifrig bereitete Joseph das Schlaflager, und kaum dass er fertig war, öffnete sich die Tür und die Wirtin kam herein. Ich erschrak erst, denn ich dachte ja immer noch, dass wir uns den Platz einfach ergaunert hatten, doch dann sah ich einen Kessel Wasser, ein Tuch und Brot.

Sicht Josephs:
„Maria, er hat uns erhört. Doch noch erhört“, flüsterte ich.

Erleichtert schaute ich mich um. Die heilige Schrift fiel mir ein. Sollte dem lang erwarteten Messias nicht gehuldigt werden? Wer würde ihm hier huldigen? Tiere?

Erneut nagte der Zweifel an mir. Trotzdem drückte ich Maria an mich. Eifrig bereitete ich ein Schlaflager. Just in dem Augenblick, als ich fertig war, brachte die Wirtin einen Krug warmes Wasser, ein Tuch und Brot.

Sicht Wirtin:
\"Gehen sie\", sagte ich zu dem typischerweise unbeholfenen, zukünftigen Vater. Der verschwand auch eilends.

Sicht Marias:
Erst jetzt merkte ich, wie verkrampft ich stand. Langsam glitt ich auf das aufgeworfene Heu und ließ mir von der Wirtin helfen.

Sicht Josephs:
Froh die Geburt nicht begleiten zu müssen, verließ ich die Scheune. Mein Blick wanderte, tastete, nein, er suchte in der Ferne, am Horizont und schließlich am nächtlichen Himmel. Der Wind legte sich.

„Sternenklare Nacht!“

Sicht Marias:
Das Neugeborene schrie mit seinem zarten Stimmchen und aller Schmerz war für mich vergessen

Sicht der Wirtin:
Die Geburt verlief unkompliziert und schnell. Sicherlich war dies auch dem Umstand der beschwerlichen Reise geschuldet, die Beide hinter sich haben mussten. Ihre Schuhe waren arg strapaziert und die Frau schien bald am Ende ihrer Kräfte zu sein. Ich juchzte innerlich, als ich den ersten leisen Schrei des Kindes hörte.

Sicht Josephs:
Ich lächelte und als ich mich umwandte, erblickte ich einen Lichtschweif am Himmel. Sorgsam folgte mein Blick der leuchtenden Bahn. Erst dann ging ich, um das Kindlein anzuschauen.


Sicht der Wirtin:

Ich sah in das gesunde, rosige Gesicht des kleinen Jungen, und als der Vater dazukam, sah ich gleich, wie stolz er war. Der Raum war so angefüllt mit einer Kraft, die ich gar nicht beschreiben kann.

Sicht Josephs:
Klein und rosig lag es in Marias Armen. Gerührt blieb ich einen Moment stehen. Leise schloss die Wirtin das Tor hinter sich.

Sicht Marias:
Joseph trat näher und strich mir mit feuchten Augen über die Haare.
Dann setzte er sich ins Stroh und tastete nach den Fingern des kleinen neuen Erdenbürgers.

Sicht Josephs:
\"Maria.“ Mir fehlten die Worte. Ich wusste, wir hätten es kaum besser treffen können. Erleichtert blickte ich in ihr glückliches Gesicht.

Sicht Marias:
Er schaute erneut auf das Kind, holte tief Luft und sagte dann einen Satz, der mich erkennen ließ, wie sehr er mich liebte.

Sicht Josephs:
\"Ich werde Dein Vater sein\", rief ich laut und bestimmt.
Auch das kleine Gesichtchen des Jungen schien zufrieden. Maria betrachtete mich. Ernst sah sie mir direkt in die Augen.

Sicht der Wirtin:
Auf dem Weg in das Gasthaus sah ich bereits drei weitere Männer aus der Ferne näherkommen. Diesmal war ich mir sicher, dass wir diese nicht auch noch aufnehmen können.

Sicht Marias:
Ja, die Verheißung war auch für mich schwer zu glauben.
\"Ich kann es ja selbst kaum glauben\", sagte ich leise.
Vor allem hatte ich gedacht, dass bei der Geburt des verheißenen Messias, des Sohnes Gottes, Könige anwesend sein würden!

Sicht Josephs:
„Maria, aber wenn es so ist, wo sind dann die ...\" Das Tor knarrte leise. Ich wand mich um. Drei Gelehrte traten zögernd ein.

Sicht Marias:
Mein Glaube hatte sich erfüllt und die Gelehrten räumten den letzten Rest Zweifel aus, den ich immer wieder niedergekämpft hatte. Ich hatte geglaubt und der Glaube hatte sich erfüllt. Ich wusste, Gott war immer bei mir gewesen und würde auch künftig Hilfe zur rechten Zeit senden.

Sicht Josephs:
Für mich ward in dieser Nacht nicht nur der Heiland geboren.
Ich lernte Gelassenheit, Hoffnung und tiefe Liebe.

Und jetzt, da wir unseren Weg weiter ziehen, kehre ich nicht einfach nur Heim, sondern bin voller Mut und Tatkraft die bevorstehenden Abenteuer des Lebens und auch des ewigen Lebens zu meistern.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Wic, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq

Die Idee, die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht mehrerer Personen zu erzählen, gefällt mir. Vielleicht gehst Du aber nochmal drüber und achtest auf Tippfehler.

"Sicht Marias:
Joseph drehte sich zu mir um und betrachtete mich. Ich wusste, dass er mich liebte, denn das Kind, dass ich unter dem Herzen trug, war nicht von ihm und ich hatte es ihm gesagt."

Er liebte sie, OBWOHL er wusste, dass das Kind nicht von ihm ist.


Viele Grüße von DocSchneider

Redakteur in diesem Forum
 

Wic

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Weihnacht.
Die Zeit in der Aufführungen stattfinden
Geschichten vorgelesen werden,
...
oder mehrere Personen gemeinsam eine Geschichte vorlesen?

Das folgende Script ist so geschrieben, dass die Weihnachtsgeschichte auf verschiedene Arten vorgetragen werden kann:

a) Nur aus Sicht einer der handelnden Personen. (Suchen Sie sich z.B. nur die Sicht Marias aus und lesen Sie nur deren Part!)
b) Soll der Vortrag interessanter werden, können bis zu vier Leser jeweils eine Person des Scripts lesen.
c) Sofern möglich kann auch eine kleine Aufführung auf einer Bühne stattfinden!

Die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht der handelnden Personen!

Sicht Josephs:
Kalt blies der Wind und zerrte an den Kleidern. Wie meine Frau Maria war auch ich durchgefroren. Dunkelheit umgab uns bis auf das spärliche Licht, das aus der offenen Tür der Herberge herausfiel.

Sicht des Wirtes:
Es hatte an der Tür geklopft und ich öffnete, blieb aber gleich im Türrahmen stehen, um dem Ankömmling keine Chance zu geben sich hier einfach hineinzudrängen, so wie der letzte Gast. Das Haus war voll, die Luft aufgrund der vielen Leute stickig und ich hatte alle Hände zu tun. Ich konnte nicht noch einen dieser Wanderer aufnehmen, die sich in ihre jeweilige Heimatstadt aufmachten, um, wie angeordnet, an der Volkszählung teilzunehmen. Natürlich waren diese Leute eine gute Einnahmequelle, aber mir wuchs die Arbeit über den Kopf.

Sicht Marias:
„Lieber Gott, lass uns Glück haben und eine Unterkunft finden!“, murmelte ich. Der Wind zog kalt an meinen Kleidern und immer wieder drohte mein Schal zu verrutschen, sodass ich diesen eisern festhielt und mittlerweile schlecht gelaunt zu der Gaststätte hinüberstarrte. Josephs Schuhabdrücke waren im Schnee zu sehen, doch der Wind riss auch an den Spuren und verwehte diese schnell. Durch meinen aufsteigenden Atem, der nur kurz der klirrenden Kälte trotzen konnte und sich als feiner Nebel auflöste, sah ich, wie Joseph mit der Hand zu mir herüberdeutete.

Sicht des Wirtes:
Ich hörte dem Mann kaum zu, der jetzt auf seine dickliche Frau zeigte, und schüttelte den Kopf.

Sicht Josephs:
Meine Stimme zitterte wie mein Finger, mit dem ich auf Maria deutete: \„Sie ist schwanger, das können sie nicht tun!" Eine weitere Böe wirbelte Staub auf und lies mich erneut erzittern. Kalt und gnadenlos war sie, wie der Wirt. „Die Geburt steht kurz bevor\", beschwor ich ihn, „geben sie uns doch Unterkunft!\"

Sicht des Wirtes:
„Schwanger“, war das Wort, das mich wieder aufhorchen ließ. Aus dem Mund der Schwangeren stieß eine kleine Atemwolke in die Luft. Und ausgerechnet jetzt steckte auch noch meine Frau ihren Kopf durch die Tür. „Das geht schon, das geht schon“, würde sie wieder sagen, aber ich wusste es besser.

Sicht der Wirtin:
Geschäftig war mein Mann zur Tür geeilt. Die Gaststube war endlich mal restlos ausgebucht und er war hektisch und aufgeregt. Fast hatte ich das Gefühl, es wäre ihm alles zu viel, doch das konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. Ich freute mich richtig, dass wir so viele Gäste hatten. Doch irgendetwas an seinem Verhalten ließ mich ebenfalls zur Türe gehen.

Sicht Marias:
Schwach war Josephs Stimme zu hören. Sicherlich hatte er dem fetten Wirt gesagt, dass wir einen weiten Weg hinter uns hatten.

Sicht Josephs:
In kleinen Wölkchen stieg mein Atem auf. Nur kurz, denn die nächste Böe erfasste sie und trieb sie davon und nahm meine Hoffnung gleich mit. ‚Gott, das kann nicht wahr sein‘, verzweifelte ich. Was hatten all meine Gebete gebracht? Keine Unterkunft! Keine Wärme! Nichts!‘

Sicht der Wirtin:
Es musste bitterkalt sein in dem Wind!

Sicht Josephs:
Meine Augen bettelten. Ich nicht. Mit keinem Wort.

Sicht des Wirtes:
„Schwanger! Einen Grund mehr keine Unterkunft zu gewähren“, knurrte ich. Wenn diese Person hier entbinden würde, wäre das nicht nur mehr Arbeit, sondern auch mehr Platz, der benötigt werden würde. Nein, lieber nähme ich drei zahlende Leute auf, die weniger Platz und weniger Aufmerksamkeit beanspruchen würden, aber die Räume waren ja sowieso alle voll!

Sicht Marias:
„Bitte, bitte, Vater!“, betete ich, und als in diesem Augenblick eine Frau ihren Kopf aus der Tür herausstreckte, schöpfte ich erneut Hoffnung, doch der Wirt schob sie gleich wieder in die warme Stube zurück.

Sicht Josephs:
Die Wirtin steckte ihren Kopf zur Tür heraus. Als der Wirt sie zurückschob, verlor sich mein letztes Fünkchen Hoffnung. Mit einem Ruck schloss er die Tür.

Hilflos schaute ich zu Maria. Sie sah so schön aus unter ihrem dicken Mantel. Ihr Überwurftuch rutschte von ihrem Kopf und gab ihr anmutiges Gesicht frei. Ein liebliches Gesicht mit einer kleinen Stupsnase, die ich so sehr liebte. Liebevoll strich sie über ihren Bauch. Was auch geschah, sie strahlte die absolute Ruhe aus. Sie war sich so sicher, so verdammt sicher, dass alles zu einem guten Ende kommen würde. Ja, sie fror, ich sah es deutlich, aber sie zweifelte nicht.

Sicht Marias:
Joseph drehte sich zu mir um und betrachtete mich. Ich wusste, dass er mich liebte, obwohl das Kind, dass ich unter dem Herzen trug, nicht von ihm war! Ich gestand es ihm schon damals.

Sicht Josephs:
Ich hatte das Kind nicht gezeugt. Sie hatte es auch nie behauptet. Viel mehr berichtete sie schier Fantastisches!

Vielleicht rührte daher ihre Gelassenheit. Sie glaubte es. Aber stimmte es? War es wahr? Tatsächlich wahr, dass jetzt geschah, was in den alten Schriften stand?
Ja, auch mir war ein Engel erschienen, als ich plante Maria heimlich zu verlassen.
... Oder hatte ich das nur geträumt?
Passierte es jetzt? Ich spürte, wie ich die Augen zusammenkniff. Wenn es wahr wäre, dass sie den verheißenen Erlöser unter ihrem Herzen trug, warum half uns Gott dann nicht?

Sicht Marias:
Gott hatte mir geholfen, indem er mir diesen Mann zur Seite gab, doch wo war Gott jetzt? Ich erschrak über meine eigenen Gedanken. Nein, ich wollte nicht zweifeln! Nur wer Vertrauen hat, wird etwas empfangen und Gott hatte mir nicht nur mein Leben, sondern immerhin seinen Sohn anvertraut! Mein Schal rutschte tiefer und ich bekam sofort eiskalte Ohren!

Was sollte nur werden?

Die Tür ging und die Wirtin prüfte, ob wir noch da waren. Offensichtlich verärgert raunte sie etwas, aber ich konnte es nicht verstehen.

Sicht der Wirtin:
Ich war fassungslos, als mein Mann mich in unsere Herberge zurückschob und musste mich erst einmal beruhigen. Kurz entschlossen drehte ich mich um und huschte erneut zur Tür. Hoffentlich waren die Beiden noch nah genug, sodass ich, von meinem störrischen Mann unbemerkt, etwas Gutes ausrichten konnte.

Sicht des Wirts:
Zu spät bemerkte ich das erneute Knarren der Tür und vernahm ein Tuscheln, doch ich konnte nicht verstehen, was sie da wieder von sich gab. Ebenso schnell, wie sie hinausgetuschelt hatte, war sie jetzt wieder in der Wirtsstube, sah mich an und begann mir die Hölle heißzumachen.

Sicht der Wirtin:
Irgendwie würde ich die beiden bewirten können, ohne dass mein Mann etwas merkt, dachte ich, doch als ich mich umdrehte, stand er schon vor mir. Wut stieg in mir hoch. Wie konnte er so herzlos sein? Ließ ich dieses Ungnade zu, dann würde ich mich ja mitschuldig machen an dem Unglück, vielleicht sogar an dem Tot eines Neugeborenen, oder gar der drei Personen!

Angriff ist manchmal die beste Verteidigung: „Schwanger ist die Frau und du schickst sie weg!“

Sicht des Wirts:
„Na und?“, rief ich und zuckte die Schultern. Mit der Hand wies ich durch den übervollen Raum: „Wo sollen die denn hin?“
Gespräche verstummten und einige Gäste sahen unverhohlen zu uns herüber. Auch das noch.

Sicht der Wirtin:
Das geschah ihm recht, dem alten Knauserkopf! Ich genoss es, wie er versuchte, sein Handeln zu rechtfertigen.
Ich stemmte die Hände in die Seiten. Einige der Umstehenden begannen sogar leise zu lachen.

Sicht des Wirts:
„Gib jetzt Ruh´, wir haben zu tun!“, rief ich, drehte mich um und ging hinter den Tresen, ich hatte ja schließlich zu tun! Meine Frau indes machte sich in der Küche zu schaffen, kochte Wasser, das ich im laufe des Tages immer wieder eimerweise in die Küche getragen hatte, raffte Brot in einem Tuch zusammen und machte sich auf den Weg nach draußen.
„Was soll das denn jetzt wieder“, murmelte ich leise. Sicherlich war mein Kopf rot vor Wut. Ich warf einen Becher in den Spültrog und stapfte zur Tür, um zu schauen, was sie vorhatte. Ich spürte die Blicke der Gäste in meinem Rücken, aber es war mir egal. Außer Atem erreichte ich die Tür.

Sicht der Wirtin:
Es war mir egal, ob die beiden Geld hatten. Man muss auch mal etwas ohne Geld tun, belohnt wird man immer irgendwie. Ein Glück, der Mann stand immer noch an gleicher Stelle. Reglos, als ob er betet, durchschoss mich ein Gedanke.

Sicht Josephs:
Maria stöhnte plötzlich leise auf.

Das Kind würde bald seinen Weg in diese kalte Welt finden! Hastig stapfte ich los, nahm sie in den Arm und betete. Stammelte. Ein weiteres letztes Mal: „Abba, Vater!“ Mehr konnte ich in meiner Hoffnungslosigkeit nicht mehr über meine Lippen bringen.

Sicht Josephs:
„Übernachten sie in der Scheune“, hörte ich eine Frau hinter mir wispern.

Sicht Josephs:
Ich drehte mich zu ihr um. Die Wirtin stand vor mir.
‚Eine Scheune‘, fuhr mir durch den Kopf. ‚Kalter, nackter Boden! Kälte! Der Wind würde durch die Ritzen pfeifen und uns langsam erfrieren lassen.‘

Sicht der Wirtin:
„Kommen sie schon, ehe mein Mann uns hier sieht!“

Sicht Josephs:
Ich wusste, ihr Ungehorsam gegenüber ihrem Mann brachte ihr zumindest Ungemach. Dankbar nickte ich ihr zu.

Sicht Marias:
Joseph stapfte an mir vorbei und öffnete die Scheune. Hatte der Wirt dies erlaubt? So hatte es nicht ausgesehen, aber ich fragte nicht.

Sicht Josephs:
Bibbernd vor Kälte, aber voller neuer Hoffnung öffnete ich das Scheunentor.

Sicht Marias:
Schnell schlüpfte ich in den warmen Raum, der voller Tiere stand.

Sicht des Wirts:
Gerade sah ich noch, wie meine Frau in der Scheune verschwand. „Was zum Teufel soll das denn?“, schimpfte ich wutentbrannt und zog die Tür wieder zu.
Erst jetzt dämmerte mir, dass sie die Scheune bestimmt für ein höheres Entgelt vermietet hatte. Es war dort warm, die Beiden hatten Extrabehandlung und eine extra Portion Fürsorge, frisches Heu und gute Luft. Ich war zufrieden.

Sicht Josephs:
„Heu“, rief ich aus. „Heu, so weit das Auge reicht ...“ Ich stolperte hinein. Das würde eine weiche Schlafgelegenheit geben. Mein Blick fiel auf die Tiere. „... und Wärme! Wärme.“ Ich drückte die Hände der Wirtin, danach meine Frau.

Sicht Marias:
Joseph drückte mich an sich und ich fühlte mich wohl. Wenn dies Gottes Wille war, sollte es so sein!

Sicht Josephs:
Wenn Maria das Kind gebärt, störte sich hier keiner an seinem ersten Schrei! Das verheißene Kind. Erlöst drückte ich sie an mich.

Sicht der Wirtin:
Ich freute mich richtig, die Idee mit der Scheune gehabt zu haben. Das Heu war frisch und warm war es auch da drinnen. Aber ich erschrak. Die Frau stand ja kurz vor der Niederkunft! Das hatte ich zuerst gar nicht richtig erkannt! Die Haltung der Frau sprach für mich Bände über ihren Zustand.

Sicht Josephs:
„Maria, er hat uns erhört. Doch noch erhört“, flüsterte ich.

Erleichtert schaute ich mich um. Die heilige Schrift fiel mir ein. Sollte dem lang erwarteten Messias nicht gehuldigt werden? Wer würde ihm hier huldigen? Tiere?

Erneut nagte der Zweifel an mir. Trotzdem drückte ich Maria an mich. Eifrig bereitete ich ein Schlaflager. Sobald ich fertig war, sank Maria hinein.

Sicht Marias:
Eifrig bereitete Joseph das Schlaflager, und kaum dass er fertig war, ließ ich mich hineinsinken. Die Wirtin fiel mir ins Auge. Sie stand ganz ruhig da. Eine innere Ruhe erfasst mich. Erst jetzt nahm ich das Wasser, ein Tuch und Brot wahr.

Sicht Wirtin:
\"Gehen sie\", sagte ich zu dem typischerweise unbeholfenen, zukünftigen Vater. Der verschwand auch eilends.

Sicht Marias:
Erst jetzt merkte ich, wie verkrampft ich war. Langsam machte ich es mir im aufgeworfenen Heu bequem und ließ mir von der Wirtin helfen.

Sicht Josephs:
Froh die Geburt nicht begleiten zu müssen, verließ ich die Scheune. Mein Blick wanderte, tastete, nein, er suchte in der Ferne, am Horizont und schließlich am nächtlichen Himmel. Der Wind legte sich.

„Sternenklare Nacht!“

Sicht der Wirtin:
Die Geburt verlief unkompliziert und schnell. Sicherlich war dies auch dem Umstand der beschwerlichen Reise geschuldet, die Beide hinter sich haben mussten. Ihre Schuhe waren arg strapaziert und die Frau schien bald am Ende ihrer Kräfte zu sein. Ich juchzte innerlich, als ich den ersten leisen Schrei des Kindes hörte.

Sicht Marias:
Das Neugeborene schrie mit seinem zarten Stimmchen und aller Schmerz war für mich vergessen.

Sicht Josephs:
Ich lächelte und als ich mich umwandte, erblickte ich einen Lichtschweif am Himmel. Sorgsam folgte mein Blick der leuchtenden Bahn. Erst dann ging ich, um das Kindlein anzuschauen.

Sicht der Wirtin:
Ich sah in das gesunde, rosige Gesicht des kleinen Jungen, und als der Vater dazukam, sah ich gleich, wie stolz er war. Der Raum war so angefüllt mit einer Kraft, die ich gar nicht beschreiben kann.

Sicht Josephs:
Klein und rosig lag es in Marias Armen. Gerührt blieb ich einen Moment stehen. Leise schloss die Wirtin das Tor hinter sich.

Sicht Marias:
Joseph trat näher und strich mir über die Haare. Ich bemerkte seine feuchten Augen.
Dann setzte er sich ins Stroh und tastete nach den Fingern des kleinen neuen Erdenbürgers.

Sicht Josephs:
\"Maria.“ Mir fehlten die Worte. Ich wusste, wir hätten es kaum besser treffen können. Erleichtert blickte ich in ihr glückliches Gesicht.

Sicht Marias:
Er schaute erneut auf das Kind, holte tief Luft und sagte dann einen Satz, der mich erkennen ließ, wie sehr er mich liebte.

Sicht Josephs:
\"Ich werde Dein Vater sein\", rief ich laut und bestimmt.
Auch das kleine Gesichtchen des Jungen schien zufrieden. Maria betrachtete mich. Ernst sah sie mir direkt in die Augen.

Sicht der Wirtin:
Auf dem Weg in das Gasthaus sah ich bereits drei weitere Männer aus der Ferne näherkommen. Diesmal war ich mir sicher, dass wir diese nicht auch noch aufnehmen können.

Sicht Marias:
Ja, die Verheißung war auch für mich schwer zu glauben.
\"Ich kann es ja selbst kaum glauben\", sagte ich leise.
Vor allem hatte ich gedacht, dass bei der Geburt des verheißenen Messias, des Sohnes Gottes, Könige anwesend sein würden!

Sicht Josephs:
„Ja Maria. Das frage ich mich auch. Wenn es so ist, wie der Engel gesagt hat, wo sind dann die ...\"
Das Tor knarrte leise. Ich wand mich um. Drei Gelehrte traten zögernd ein.

Sicht Marias:
Mein Glaube hatte sich erfüllt und die Gelehrten räumten den letzten Rest Zweifel aus, den ich heimlich immer wieder niedergekämpft hatte. Ich hatte geglaubt und der Glaube hatte sich erfüllt. Ich wusste, Gott war immer bei mir gewesen und würde auch künftig Hilfe zur rechten Zeit senden.

Sicht Josephs:
Für mich ward in dieser Nacht nicht nur der Heiland geboren. Ich lernte Gelassenheit, Hoffnung und tiefe Liebe.

Und jetzt, da wir unseren Weg weiter ziehen, kehre ich nicht einfach nur Heim, sondern bin voller Mut und Tatkraft die bevorstehenden Abenteuer des Lebens und auch des ewigen Lebens zu meistern.

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Wic

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Weihnacht.
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Geschichten vorgelesen werden,
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oder mehrere Personen gemeinsam eine Geschichte vorlesen?

Das folgende Script ist so geschrieben, dass die Weihnachtsgeschichte auf verschiedene Arten vorgetragen werden kann:

a) Nur aus Sicht einer der handelnden Personen. (Suchen Sie sich z.B. nur die Sicht Marias aus und lesen Sie nur deren Part!)
b) Soll der Vortrag interessanter werden, können bis zu vier Leser jeweils eine Person des Scripts lesen.
c) Sofern möglich kann auch eine kleine Aufführung auf einer Bühne stattfinden!

Die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht der handelnden Personen!

Sicht Josephs:
Kalt blies der Wind und zerrte an den Kleidern. Wie meine Frau Maria war auch ich durchgefroren. Dunkelheit umgab uns bis auf das spärliche Licht, das aus der offenen Tür der Herberge herausfiel.

Sicht des Wirtes:
Es hatte an der Tür geklopft und ich öffnete, blieb aber gleich im Türrahmen stehen, um dem Ankömmling keine Chance zu geben sich hier einfach hineinzudrängen, so wie der letzte Gast. Das Haus war voll, die Luft aufgrund der vielen Leute stickig und ich hatte alle Hände zu tun. Ich konnte nicht noch einen dieser Wanderer aufnehmen, die sich in ihre jeweilige Heimatstadt aufmachten, um, wie angeordnet, an der Volkszählung teilzunehmen. Natürlich waren diese Leute eine gute Einnahmequelle, aber mir wuchs die Arbeit über den Kopf.

Sicht Marias:
„Lieber Gott, lass uns Glück haben und eine Unterkunft finden!“, murmelte ich. Der Wind zog kalt an meinen Kleidern und immer wieder drohte mein Schal zu verrutschen, sodass ich diesen eisern festhielt und mittlerweile schlecht gelaunt zu der Gaststätte hinüberstarrte. Josephs Schuhabdrücke waren im Schnee zu sehen, doch der Wind riss auch an den Spuren und verwehte diese schnell. Durch meinen aufsteigenden Atem, der nur kurz der klirrenden Kälte trotzen konnte und sich als feiner Nebel auflöste, sah ich, wie Joseph mit der Hand zu mir herüberdeutete.

Sicht des Wirtes:
Ich hörte dem Mann kaum zu, der jetzt auf seine dickliche Frau zeigte, und schüttelte den Kopf.

Sicht Josephs:
Meine Stimme zitterte wie mein Finger, mit dem ich auf Maria deutete: „Sie ist schwanger, das können sie nicht tun!" Eine weitere Böe wirbelte Staub auf und lies mich erneut erzittern. Kalt und gnadenlos war sie, wie der Wirt. „Die Geburt steht kurz bevor", beschwor ich ihn, „geben sie uns doch Unterkunft!"

Sicht des Wirtes:
„Schwanger“, war das Wort, das mich wieder aufhorchen ließ. Aus dem Mund der Schwangeren stieß eine kleine Atemwolke in die Luft. Und ausgerechnet jetzt steckte auch noch meine Frau ihren Kopf durch die Tür. „Das geht schon, das geht schon“, würde sie wieder sagen, aber ich wusste es besser.

Sicht der Wirtin:
Geschäftig war mein Mann zur Tür geeilt. Die Gaststube war endlich mal restlos ausgebucht und er war hektisch und aufgeregt. Fast hatte ich das Gefühl, es wäre ihm alles zu viel, doch das konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. Ich freute mich richtig, dass wir so viele Gäste hatten. Doch irgendetwas an seinem Verhalten ließ mich ebenfalls zur Türe gehen.

Sicht Marias:
Schwach war Josephs Stimme zu hören. Sicherlich hatte er dem fetten Wirt gesagt, dass wir einen weiten Weg hinter uns hatten.

Sicht Josephs:
In kleinen Wölkchen stieg mein Atem auf. Nur kurz, denn die nächste Böe erfasste sie und trieb sie davon und nahm meine Hoffnung gleich mit. ‚Gott, das kann nicht wahr sein‘, verzweifelte ich. Was hatten all meine Gebete gebracht? Keine Unterkunft! Keine Wärme! Nichts!‘

Sicht der Wirtin:
Es musste bitterkalt sein in dem Wind!

Sicht Josephs:
Meine Augen bettelten. Ich nicht. Mit keinem Wort.

Sicht des Wirtes:
„Schwanger! Einen Grund mehr keine Unterkunft zu gewähren“, knurrte ich. Wenn diese Person hier entbinden würde, wäre das nicht nur mehr Arbeit, sondern auch mehr Platz, der benötigt werden würde. Nein, lieber nähme ich drei zahlende Leute auf, die weniger Platz und weniger Aufmerksamkeit beanspruchen würden, aber die Räume waren ja sowieso alle voll!

Sicht Marias:
„Bitte, bitte, Vater!“, betete ich, und als in diesem Augenblick eine Frau ihren Kopf aus der Tür herausstreckte, schöpfte ich erneut Hoffnung, doch der Wirt schob sie gleich wieder in die warme Stube zurück.

Sicht Josephs:
Die Wirtin steckte ihren Kopf zur Tür heraus. Als der Wirt sie zurückschob, verlor sich mein letztes Fünkchen Hoffnung. Mit einem Ruck schloss er die Tür.

Hilflos schaute ich zu Maria. Sie sah so schön aus unter ihrem dicken Mantel. Ihr Überwurftuch rutschte von ihrem Kopf und gab ihr anmutiges Gesicht frei. Ein liebliches Gesicht mit einer kleinen Stupsnase, die ich so sehr liebte. Liebevoll strich sie über ihren Bauch. Was auch geschah, sie strahlte die absolute Ruhe aus. Sie war sich so sicher, so verdammt sicher, dass alles zu einem guten Ende kommen würde. Ja, sie fror, ich sah es deutlich, aber sie zweifelte nicht.

Sicht Marias:
Joseph drehte sich zu mir um und betrachtete mich. Ich wusste, dass er mich liebte, obwohl das Kind, das ich unter dem Herzen trug, nicht von ihm war! Ich gestand es ihm schon damals.

Sicht Josephs:
Ich hatte das Kind nicht gezeugt. Sie hatte es auch nie behauptet. Viel mehr berichtete sie schier Fantastisches!

Vielleicht rührte daher ihre Gelassenheit. Sie glaubte es. Aber stimmte es? War es wahr? Tatsächlich wahr, dass jetzt geschah, was in den alten Schriften stand?
Ja, auch mir war ein Engel erschienen, als ich plante Maria heimlich zu verlassen.
... Oder hatte ich das nur geträumt?
Passierte es jetzt? Ich spürte, wie ich die Augen zusammenkniff. Wenn es wahr wäre, dass sie den verheißenen Erlöser unter ihrem Herzen trug, warum half uns Gott dann nicht?

Sicht Marias:
Gott hatte mir geholfen, indem er mir diesen Mann zur Seite gab, doch wo war Gott jetzt? Ich erschrak über meine eigenen Gedanken. Nein, ich wollte nicht zweifeln! Nur wer Vertrauen hat, wird etwas empfangen und Gott hatte mir nicht nur mein Leben, sondern immerhin seinen Sohn anvertraut! Mein Schal rutschte tiefer und ich bekam sofort eiskalte Ohren!

Was sollte nur werden?

Die Tür ging und die Wirtin prüfte, ob wir noch da waren. Offensichtlich verärgert raunte sie etwas, aber ich konnte es nicht verstehen.

Sicht der Wirtin:
Ich war fassungslos, als mein Mann mich in unsere Herberge zurückschob und musste mich erst einmal beruhigen. Kurz entschlossen drehte ich mich um und huschte erneut zur Tür. Hoffentlich waren die Beiden noch nah genug, sodass ich, von meinem störrischen Mann unbemerkt, etwas Gutes ausrichten konnte.

Sicht des Wirts:
Zu spät bemerkte ich das erneute Knarren der Tür und vernahm ein Tuscheln, doch ich konnte nicht verstehen, was sie da wieder von sich gab. Ebenso schnell, wie sie hinausgetuschelt hatte, war sie jetzt wieder in der Wirtsstube, sah mich an und begann mir die Hölle heißzumachen.

Sicht der Wirtin:
Irgendwie würde ich die beiden bewirten können, ohne dass mein Mann etwas merkt, dachte ich, doch als ich mich umdrehte, stand er schon vor mir. Wut stieg in mir hoch. Wie konnte er so herzlos sein? Ließ ich dieses Ungnade zu, dann würde ich mich ja mitschuldig machen an dem Unglück, vielleicht sogar an dem Tot eines Neugeborenen, oder gar der drei Personen!

Angriff ist manchmal die beste Verteidigung: „Schwanger ist die Frau und du schickst sie weg!“

Sicht des Wirts:
„Na und?“, rief ich und zuckte die Schultern. Mit der Hand wies ich durch den übervollen Raum: „Wo sollen die denn hin?“
Gespräche verstummten und einige Gäste sahen unverhohlen zu uns herüber. Auch das noch.

Sicht der Wirtin:
Das geschah ihm recht, dem alten Knauserkopf! Ich genoss es, wie er versuchte, sein Handeln zu rechtfertigen.
Ich stemmte die Hände in die Seiten. Einige der Umstehenden begannen sogar leise zu lachen.

Sicht des Wirts:
„Gib jetzt Ruh´, wir haben zu tun!“, rief ich, drehte mich um und ging hinter den Tresen, ich hatte ja schließlich zu tun! Meine Frau indes machte sich in der Küche zu schaffen, kochte Wasser, das ich im laufe des Tages immer wieder eimerweise in die Küche getragen hatte, raffte Brot in einem Tuch zusammen und machte sich auf den Weg nach draußen.
„Was soll das denn jetzt wieder“, murmelte ich leise. Sicherlich war mein Kopf rot vor Wut. Ich warf einen Becher in den Spültrog und stapfte zur Tür, um zu schauen, was sie vorhatte. Ich spürte die Blicke der Gäste in meinem Rücken, aber es war mir egal. Außer Atem erreichte ich die Tür.

Sicht der Wirtin:
Es war mir egal, ob die beiden Geld hatten. Man muss auch mal etwas ohne Geld tun, belohnt wird man immer irgendwie. Ein Glück, der Mann stand immer noch an gleicher Stelle. Reglos, als ob er betet, durchschoss mich ein Gedanke.

Sicht Josephs:
Maria stöhnte plötzlich leise auf.

Das Kind würde bald seinen Weg in diese kalte Welt finden! Hastig stapfte ich los, nahm sie in den Arm und betete. Stammelte. Ein weiteres letztes Mal: „Abba, Vater!“ Mehr konnte ich in meiner Hoffnungslosigkeit nicht mehr über meine Lippen bringen.

Sicht Josephs:
„Übernachten sie in der Scheune“, hörte ich eine Frau hinter mir wispern.

Sicht Josephs:
Ich drehte mich zu ihr um. Die Wirtin stand vor mir.
‚Eine Scheune‘, fuhr mir durch den Kopf. ‚Kalter, nackter Boden! Kälte! Der Wind würde durch die Ritzen pfeifen und uns langsam erfrieren lassen.‘

Sicht der Wirtin:
„Kommen sie schon, ehe mein Mann uns hier sieht!“

Sicht Josephs:
Ich wusste, ihr Ungehorsam gegenüber ihrem Mann brachte ihr zumindest Ungemach. Dankbar nickte ich ihr zu.

Sicht Marias:
Joseph stapfte an mir vorbei und öffnete die Scheune. Hatte der Wirt dies erlaubt? So hatte es nicht ausgesehen, aber ich fragte nicht.

Sicht Josephs:
Bibbernd vor Kälte, aber voller neuer Hoffnung öffnete ich das Scheunentor.

Sicht Marias:
Schnell schlüpfte ich in den warmen Raum, der voller Tiere stand.

Sicht des Wirts:
Gerade sah ich noch, wie meine Frau in der Scheune verschwand. „Was zum Teufel soll das denn?“, schimpfte ich wutentbrannt und zog die Tür wieder zu.
Erst jetzt dämmerte mir, dass sie die Scheune bestimmt für ein höheres Entgelt vermietet hatte. Es war dort warm, die Beiden hatten Extrabehandlung und eine extra Portion Fürsorge, frisches Heu und gute Luft. Ich war zufrieden.

Sicht Josephs:
„Heu“, rief ich aus. „Heu, so weit das Auge reicht ...“ Ich stolperte hinein. Das würde eine weiche Schlafgelegenheit geben. Mein Blick fiel auf die Tiere. „... und Wärme! Wärme.“ Ich drückte die Hände der Wirtin, danach meine Frau.

Sicht Marias:
Joseph drückte mich an sich und ich fühlte mich wohl. Wenn dies Gottes Wille war, sollte es so sein!

Sicht Josephs:
Wenn Maria das Kind gebärt, störte sich hier keiner an seinem ersten Schrei! Das verheißene Kind. Erlöst drückte ich sie an mich.

Sicht der Wirtin:
Ich freute mich richtig, die Idee mit der Scheune gehabt zu haben. Das Heu war frisch und warm war es auch da drinnen. Aber ich erschrak. Die Frau stand ja kurz vor der Niederkunft! Das hatte ich zuerst gar nicht richtig erkannt! Die Haltung der Frau sprach für mich Bände über ihren Zustand.

Sicht Josephs:
„Maria, er hat uns erhört. Doch noch erhört“, flüsterte ich.

Erleichtert schaute ich mich um. Die heilige Schrift fiel mir ein. Sollte dem lang erwarteten Messias nicht gehuldigt werden? Wer würde ihm hier huldigen? Tiere?

Erneut nagte der Zweifel an mir. Trotzdem drückte ich Maria an mich. Eifrig bereitete ich ein Schlaflager. Sobald ich fertig war, sank Maria hinein.

Sicht Marias:
Eifrig bereitete Joseph das Schlaflager, und kaum dass er fertig war, ließ ich mich hineinsinken. Die Wirtin fiel mir ins Auge. Sie stand ganz ruhig da. Eine innere Ruhe erfasst mich. Erst jetzt nahm ich das Wasser, ein Tuch und Brot wahr.

Sicht Wirtin:
„Gehen sie", sagte ich zu dem typischerweise unbeholfenen, zukünftigen Vater. Der verschwand auch eilends.

Sicht Marias:
Erst jetzt merkte ich, wie verkrampft ich war. Langsam machte ich es mir im aufgeworfenen Heu bequem und ließ mir von der Wirtin helfen.

Sicht Josephs:
Froh die Geburt nicht begleiten zu müssen, verließ ich die Scheune. Mein Blick wanderte, tastete, nein, er suchte in der Ferne, am Horizont und schließlich am nächtlichen Himmel. Der Wind legte sich.

„Sternenklare Nacht!“

Sicht der Wirtin:
Die Geburt verlief unkompliziert und schnell. Sicherlich war dies auch dem Umstand der beschwerlichen Reise geschuldet, die Beide hinter sich haben mussten. Ihre Schuhe waren arg strapaziert und die Frau schien bald am Ende ihrer Kräfte zu sein. Ich juchzte innerlich, als ich den ersten leisen Schrei des Kindes hörte.

Sicht Marias:
Das Neugeborene schrie mit seinem zarten Stimmchen und aller Schmerz war für mich vergessen.

Sicht Josephs:
Ich lächelte und als ich mich umwandte, erblickte ich einen Lichtschweif am Himmel. Sorgsam folgte mein Blick der leuchtenden Bahn. Erst dann ging ich, um das Kindlein anzuschauen.

Sicht der Wirtin:
Ich sah in das gesunde, rosige Gesicht des kleinen Jungen, und als der Vater dazukam, sah ich gleich, wie stolz er war. Der Raum war so angefüllt mit einer Kraft, die ich gar nicht beschreiben kann.

Sicht Josephs:
Klein und rosig lag es in Marias Armen. Gerührt blieb ich einen Moment stehen. Leise schloss die Wirtin das Tor hinter sich.

Sicht Marias:
Joseph trat näher und strich mir über die Haare. Ich bemerkte seine feuchten Augen.
Dann setzte er sich ins Stroh und tastete nach den Fingern des kleinen neuen Erdenbürgers.

Sicht Josephs:
„Maria.“ Mir fehlten die Worte. Ich wusste, wir hätten es kaum besser treffen können. Erleichtert blickte ich in ihr glückliches Gesicht.

Sicht Marias:
Er schaute erneut auf das Kind, holte tief Luft und sagte dann einen Satz, der mich erkennen ließ, wie sehr er mich liebte.

Sicht Josephs:
„Ich werde Dein Vater sein", rief ich laut und bestimmt.
Auch das kleine Gesichtchen des Jungen schien zufrieden. Maria betrachtete mich. Ernst sah sie mir direkt in die Augen.

Sicht der Wirtin:
Auf dem Weg in das Gasthaus sah ich bereits drei weitere Männer aus der Ferne näherkommen. Diesmal war ich mir sicher, dass wir diese nicht auch noch aufnehmen können.

Sicht Marias:
Ja, die Verheißung war auch für mich schwer zu glauben.
„Ich kann es ja selbst kaum glauben", sagte ich leise.
Vor allem hatte ich gedacht, dass bei der Geburt des verheißenen Messias, des Sohnes Gottes, Könige anwesend sein würden!

Sicht Josephs:
„Ja Maria. Das frage ich mich auch. Wenn es so ist, wie der Engel gesagt hat, wo sind dann die ..."
Das Tor knarrte leise. Ich wand mich um. Drei Gelehrte traten zögernd ein.

Sicht Marias:
Mein Glaube hatte sich erfüllt und die Gelehrten räumten den letzten Rest Zweifel aus, den ich heimlich immer wieder niedergekämpft hatte. Ich hatte geglaubt und der Glaube hatte sich erfüllt. Ich wusste, Gott war immer bei mir gewesen und würde auch künftig Hilfe zur rechten Zeit senden.

Sicht Josephs:
Für mich ward in dieser Nacht nicht nur der Heiland geboren. Ich lernte Gelassenheit, Hoffnung und tiefe Liebe.

Und jetzt, da wir unseren Weg weiter ziehen, kehre ich nicht einfach nur Heim, sondern bin voller Mut und Tatkraft die bevorstehenden Abenteuer des Lebens und auch des ewigen Lebens zu meistern.

.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Die Vorrede wirkt merkwürdig, ich brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass das gar nicht zum Werk gehört, sondern eine Art Vorrede an den Leser bzw. eine Gebrauchsanleitung sein soll.

Die Gebrauchtsanweisung führt in die Irre. Punkt a) funktioniert nicht wirklich.

Beispiel:

Sicht Marias:

Sicht Marias:
Gott hatte mir geholfen, indem er mir diesen Mann zur Seite gab, doch wo war Gott jetzt? Ich erschrak über meine eigenen Gedanken. Nein, ich wollte nicht zweifeln! Nur wer Vertrauen hat, wird etwas empfangen und Gott hatte mir nicht nur mein Leben, sondern immerhin seinen Sohn anvertraut! Mein Schal rutschte tiefer und ich bekam sofort eiskalte Ohren!

Was sollte nur werden?

Die Tür ging und die Wirtin prüfte, ob wir noch da waren. Offensichtlich verärgert raunte sie etwas, aber ich konnte es nicht verstehen.

Hier dazwischen stöhnt Maria auf - außer in ihrer eigenen Sicht
Hier dazwischen erscheint der Wirt an der Tür – liest man nur Maria klingt es, als würde sie aus dem Raunen der Wirtin ableiten, was der Wirt denkt

Sicht Marias:
Joseph stapfte an mir vorbei und öffnete die Scheune. Hatte der Wirt dies erlaubt? So hatte es nicht ausgesehen, aber ich fragte nicht.

Sicht Marias:
Schnell schlüpfte ich in den warmen Raum, der voller Tiere stand.

Sicht Marias:
Joseph drückte mich an sich und ich fühlte mich wohl. Wenn dies Gottes Wille war, sollte es so sein!

Hier dazischen muss die Wirtin die Scheune betreten haben – aus Marias Sicht ist wie hingehext plötzlich da.

Sicht Marias:
Eifrig bereitete Joseph das Schlaflager, und kaum dass er fertig war, ließ ich mich hineinsinken. Die Wirtin fiel mir ins Auge. Sie stand ganz ruhig da. Eine innere Ruhe erfasst mich. Erst jetzt nahm ich das Wasser, ein Tuch und Brot wahr.


Sicht Marias:
Erst jetzt merkte ich, wie verkrampft ich war. Langsam machte ich es mir im aufgeworfenen Heu bequem und ließ mir von der Wirtin helfen. (Wobei? Beim bequem machen?)

Hier dazwischen findet die Geburt statt – außer aus Marias Sicht merwürdigerweise.

Sicht Marias:
Das Neugeborene schrie mit seinem zarten Stimmchen und aller Schmerz (welcher? In Marias Sicht war gar keiner zu sehen!) war für mich vergessen.

Sicht Marias:
Joseph trat näher und strich mir über die Haare. Ich bemerkte seine feuchten Augen.
Dann setzte er sich ins Stroh und tastete nach den Fingern des kleinen neuen Erdenbürgers.

Sicht Marias:
Er schaute erneut auf das Kind, holte tief Luft und sagte dann einen Satz, der mich erkennen ließ, wie sehr er mich liebte.

Sicht Marias:
Ja, die Verheißung war auch für mich schwer zu glauben. (Was meint sie mit "auch für mich"? In ihrer Sicht ist sie die Einzige.)
„Ich kann es ja selbst kaum glauben", sagte ich leise.
Vor allem hatte ich gedacht, dass bei der Geburt des verheißenen Messias, des Sohnes Gottes, Könige anwesend sein würden!
Oder:

Sicht Josephs:
„Ich werde Dein Vater sein", rief ich laut und bestimmt.
Auch das kleine Gesichtchen des Jungen schien zufrieden. Maria betrachtete mich. Ernst sah sie mir direkt in die Augen.

Sicht Josephs:
„Ja Maria. Das frage ich mich auch. Wenn es so ist, wie der Engel gesagt hat, wo sind dann die ..."
Das Tor knarrte leise. Ich wand mich um. Drei Gelehrte traten zögernd ein.

… von diversen Fehlern ( das "Sie" samt gebeugten Formen ständig klein) und Stilquatsch (Erdenbürger zu jener Zeit??)


Davon abgesehen sehe ich den Sinn dieser Sache nicht: Ok, die Form ist mal ein bisschen anders (obwohl sicher nicht neu, auf diese Idee mit den Sichten ist man in all der Zeit schon mehrfach gekommen), aber welchen neuen Zugang zu welchen neuen/unterschätzten/versteckten … Inhalten/Botschaften der Story gibt es? Kurz gesagt: Warum die Mühe eines weiteren Textes dieses Story? (Punkt c der Gebrauchsanleitung trägt ein Ausrufezeichen? Wieso? Grammatikalisch ist es nicht begründet, es muss als Achtungszeichen gemeint sein. Nur: Die Story szenisch auf die Bühne zu bringen, ist nun wirklich so was von nicht originell …)
 

Wic

Mitglied
Weihnacht

Diese Zeit eignet sich besonders dafür
- eine Geschichte aufzuführen,
- bietet die Gelegenheit Geschichten vorzulesen, oder
- gibt Raum sogar gemeinsam ein Hörspiel vorzutragen!

Das folgende Script ist so geschrieben, dass die Weihnachtsgeschichte auf verschiedene Arten vorgetragen werden kann:

a) Soll der Vortrag interessanter werden, können bis zu vier Leser jeweils eine Person des Scripts lesen.
b) Sofern möglich, kann auch eine kleine Aufführung auf einer Bühne stattfinden.

Genießen Sie also:

Die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht der handelnden Personen!

Sicht Josephs:
Kalt blies der Wind und zerrte an den Kleidern. Wie meine Frau Maria war auch ich durchgefroren. Dunkelheit umgab uns bis auf das spärliche Licht, das aus der offenen Tür der Herberge herausfiel.

Sicht des Wirtes:
Es hatte an der Tür geklopft und ich öffnete, blieb aber gleich im Türrahmen stehen, um dem Ankömmling keine Chance zu geben sich hier einfach hineinzudrängen, so wie der letzte Gast. Das Haus war voll, die Luft aufgrund der vielen Leute stickig und ich hatte alle Hände zu tun. Ich konnte nicht noch einen dieser Wanderer aufnehmen, die sich in ihre jeweilige Heimatstadt aufmachten, um, wie angeordnet, an der Volkszählung teilzunehmen. Natürlich waren diese Leute eine gute Einnahmequelle, aber mir wuchs die Arbeit über den Kopf.

Sicht Marias:
„Lieber Gott, lass uns Glück haben und eine Unterkunft finden!“, murmelte ich. Der Wind zog kalt an meinen Kleidern und immer wieder drohte mein Schal zu verrutschen, sodass ich diesen eisern festhielt und mittlerweile schlecht gelaunt zu der Gaststätte hinüberstarrte. Josephs Schuhabdrücke waren im Schnee zu sehen, doch der Wind riss auch an den Spuren und verwehte diese schnell. Durch meinen aufsteigenden Atem, der nur kurz der klirrenden Kälte trotzen konnte und sich als feiner Nebel auflöste, sah ich, wie Joseph mit der Hand zu mir herüberdeutete.

Sicht des Wirtes:
Ich hörte dem Mann kaum zu, der jetzt auf seine dickliche Frau zeigte, und schüttelte den Kopf.

Sicht Josephs:
Meine Stimme zitterte wie mein Finger, mit dem ich auf Maria deutete: „Sie ist schwanger, das können sie nicht tun!" Eine weitere Böe wirbelte Staub auf und lies mich erneut erzittern. Kalt und gnadenlos war sie, wie der Wirt. „Die Geburt steht kurz bevor", beschwor ich ihn, „geben sie uns doch Unterkunft!"

Sicht des Wirtes:
„Schwanger“, war das Wort, das mich wieder aufhorchen ließ. Aus dem Mund der Schwangeren stieß eine kleine Atemwolke in die Luft. Und ausgerechnet jetzt steckte auch noch meine Frau ihren Kopf durch die Tür. „Das geht schon, das geht schon“, würde sie wieder sagen, aber ich wusste es besser.

Sicht der Wirtin:
Geschäftig war mein Mann zur Tür geeilt. Die Gaststube war endlich mal restlos ausgebucht und er war hektisch und aufgeregt. Fast hatte ich das Gefühl, es wäre ihm alles zu viel, doch das konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. Ich freute mich richtig, dass wir so viele Gäste hatten. Doch irgendetwas an seinem Verhalten ließ mich ebenfalls zur Türe gehen.

Sicht Marias:
Schwach war Josephs Stimme zu hören. Sicherlich hatte er dem fetten Wirt gesagt, dass wir einen weiten Weg hinter uns hatten.

Sicht Josephs:
In kleinen Wölkchen stieg mein Atem auf. Nur kurz, denn die nächste Böe erfasste sie und trieb sie davon und nahm meine Hoffnung gleich mit. ‚Gott, das kann nicht wahr sein‘, verzweifelte ich. Was hatten all meine Gebete gebracht? Keine Unterkunft! Keine Wärme! Nichts!‘

Sicht der Wirtin:
Es musste bitterkalt sein in dem Wind!

Sicht Josephs:
Meine Augen bettelten. Ich nicht. Mit keinem Wort.

Sicht des Wirtes:
„Schwanger! Einen Grund mehr keine Unterkunft zu gewähren“, knurrte ich. Wenn diese Person hier entbinden würde, wäre das nicht nur mehr Arbeit, sondern auch mehr Platz, der benötigt werden würde. Nein, lieber nähme ich drei zahlende Leute auf, die weniger Platz und weniger Aufmerksamkeit beanspruchen würden, aber die Räume waren ja sowieso alle voll!

Sicht Marias:
„Bitte, bitte, Vater!“, betete ich, und als in diesem Augenblick eine Frau ihren Kopf aus der Tür herausstreckte, schöpfte ich erneut Hoffnung, doch der Wirt schob sie gleich wieder in die warme Stube zurück.

Sicht Josephs:
Die Wirtin steckte ihren Kopf zur Tür heraus. Als der Wirt sie zurückschob, verlor sich mein letztes Fünkchen Hoffnung. Mit einem Ruck schloss er die Tür.

Hilflos schaute ich zu Maria. Sie sah so schön aus unter ihrem dicken Mantel. Ihr Überwurftuch rutschte von ihrem Kopf und gab ihr anmutiges Gesicht frei. Ein liebliches Gesicht mit einer kleinen Stupsnase, die ich so sehr liebte. Liebevoll strich sie über ihren Bauch. Was auch geschah, sie strahlte die absolute Ruhe aus. Sie war sich so sicher, so verdammt sicher, dass alles zu einem guten Ende kommen würde. Ja, sie fror, ich sah es deutlich, aber sie zweifelte nicht.

Sicht Marias:
Joseph drehte sich zu mir um und betrachtete mich. Ich wusste, dass er mich liebte, obwohl das Kind, das ich unter dem Herzen trug, nicht von ihm war! Ich gestand es ihm schon damals.

Sicht Josephs:
Ich hatte das Kind nicht gezeugt. Sie hatte es auch nie behauptet. Viel mehr berichtete sie schier Fantastisches!

Vielleicht rührte daher ihre Gelassenheit. Sie glaubte es. Aber stimmte es? War es wahr? Tatsächlich wahr, dass jetzt geschah, was in den alten Schriften stand?
Ja, auch mir war ein Engel erschienen, als ich plante Maria heimlich zu verlassen.
... Oder hatte ich das nur geträumt?
Passierte es jetzt? Ich spürte, wie ich die Augen zusammenkniff. Wenn es wahr wäre, dass sie den verheißenen Erlöser unter ihrem Herzen trug, warum half uns Gott dann nicht?

Sicht Marias:
Gott hatte mir geholfen, indem er mir diesen Mann zur Seite gab, doch wo war Gott jetzt? Ich erschrak über meine eigenen Gedanken. Nein, ich wollte nicht zweifeln! Nur wer Vertrauen hat, wird etwas empfangen und Gott hatte mir nicht nur mein Leben, sondern immerhin seinen Sohn anvertraut! Mein Schal rutschte tiefer und ich bekam sofort eiskalte Ohren!

Was sollte nur werden?

Die Tür ging und die Wirtin prüfte, ob wir noch da waren. Offensichtlich verärgert raunte sie etwas, aber ich konnte es nicht verstehen.

Sicht der Wirtin:
Ich war fassungslos, als mein Mann mich in unsere Herberge zurückschob und musste mich erst einmal beruhigen. Kurz entschlossen drehte ich mich um und huschte erneut zur Tür. Hoffentlich waren die Beiden noch nah genug, sodass ich, von meinem störrischen Mann unbemerkt, etwas Gutes ausrichten konnte.

Sicht des Wirts:
Zu spät bemerkte ich das erneute Knarren der Tür und vernahm ein Tuscheln, doch ich konnte nicht verstehen, was sie da wieder von sich gab. Ebenso schnell, wie sie hinausgetuschelt hatte, war sie jetzt wieder in der Wirtsstube, sah mich an und begann mir die Hölle heißzumachen.

Sicht der Wirtin:
Irgendwie würde ich die beiden bewirten können, ohne dass mein Mann etwas merkt, dachte ich, doch als ich mich umdrehte, stand er schon vor mir. Wut stieg in mir hoch. Wie konnte er so herzlos sein? Ließ ich dieses Ungnade zu, dann würde ich mich ja mitschuldig machen an dem Unglück, vielleicht sogar an dem Tot eines Neugeborenen, oder gar der drei Personen!

Angriff ist manchmal die beste Verteidigung: „Schwanger ist die Frau und du schickst sie weg!“

Sicht des Wirts:
„Na und?“, rief ich und zuckte die Schultern. Mit der Hand wies ich durch den übervollen Raum: „Wo sollen die denn hin?“
Gespräche verstummten und einige Gäste sahen unverhohlen zu uns herüber. Auch das noch.

Sicht der Wirtin:
Das geschah ihm recht, dem alten Knauserkopf! Ich genoss es, wie er versuchte, sein Handeln zu rechtfertigen.
Ich stemmte die Hände in die Seiten. Einige der Umstehenden begannen sogar leise zu lachen.

Sicht des Wirts:
„Gib jetzt Ruh´, wir haben zu tun!“, rief ich, drehte mich um und ging hinter den Tresen, ich hatte ja schließlich zu tun! Meine Frau indes machte sich in der Küche zu schaffen, kochte Wasser, das ich im laufe des Tages immer wieder eimerweise in die Küche getragen hatte, raffte Brot in einem Tuch zusammen und machte sich auf den Weg nach draußen.
„Was soll das denn jetzt wieder“, murmelte ich leise. Sicherlich war mein Kopf rot vor Wut. Ich warf einen Becher in den Spültrog und stapfte zur Tür, um zu schauen, was sie vorhatte. Ich spürte die Blicke der Gäste in meinem Rücken, aber es war mir egal. Außer Atem erreichte ich die Tür.

Sicht der Wirtin:
Es war mir egal, ob die beiden Geld hatten. Man muss auch mal etwas ohne Geld tun, belohnt wird man immer irgendwie. Ein Glück, der Mann stand immer noch an gleicher Stelle. Reglos, als ob er betet, durchschoss mich ein Gedanke.

Sicht Josephs:
Maria stöhnte plötzlich leise auf.

Das Kind würde bald seinen Weg in diese kalte Welt finden! Hastig stapfte ich los, nahm sie in den Arm und betete. Stammelte. Ein weiteres letztes Mal: „Abba, Vater!“ Mehr konnte ich in meiner Hoffnungslosigkeit nicht mehr über meine Lippen bringen.

Sicht Josephs:
„Übernachten sie in der Scheune“, hörte ich eine Frau hinter mir wispern.

Sicht Josephs:
Ich drehte mich zu ihr um. Die Wirtin stand vor mir.
‚Eine Scheune‘, fuhr mir durch den Kopf. ‚Kalter, nackter Boden! Kälte! Der Wind würde durch die Ritzen pfeifen und uns langsam erfrieren lassen.‘

Sicht der Wirtin:
„Kommen sie schon, ehe mein Mann uns hier sieht!“

Sicht Josephs:
Ich wusste, ihr Ungehorsam gegenüber ihrem Mann brachte ihr zumindest Ungemach. Dankbar nickte ich ihr zu.

Sicht Marias:
Joseph stapfte an mir vorbei und öffnete die Scheune. Hatte der Wirt dies erlaubt? So hatte es nicht ausgesehen, aber ich fragte nicht.

Sicht Josephs:
Bibbernd vor Kälte, aber voller neuer Hoffnung öffnete ich das Scheunentor.

Sicht Marias:
Schnell schlüpfte ich in den warmen Raum, der voller Tiere stand.

Sicht des Wirts:
Gerade sah ich noch, wie meine Frau in der Scheune verschwand. „Was zum Teufel soll das denn?“, schimpfte ich wutentbrannt und zog die Tür wieder zu.
Erst jetzt dämmerte mir, dass sie die Scheune bestimmt für ein höheres Entgelt vermietet hatte. Es war dort warm, die Beiden hatten Extrabehandlung und eine extra Portion Fürsorge, frisches Heu und gute Luft. Ich war zufrieden.

Sicht Josephs:
„Heu“, rief ich aus. „Heu, so weit das Auge reicht ...“ Ich stolperte hinein. Das würde eine weiche Schlafgelegenheit geben. Mein Blick fiel auf die Tiere. „... und Wärme! Wärme.“ Ich drückte die Hände der Wirtin, danach meine Frau.

Sicht Marias:
Joseph drückte mich an sich und ich fühlte mich wohl. Wenn dies Gottes Wille war, sollte es so sein!

Sicht Josephs:
Wenn Maria das Kind gebärt, störte sich hier keiner an seinem ersten Schrei! Das verheißene Kind. Erlöst drückte ich sie an mich.

Sicht der Wirtin:
Ich freute mich richtig, die Idee mit der Scheune gehabt zu haben. Das Heu war frisch und warm war es auch da drinnen. Aber ich erschrak. Die Frau stand ja kurz vor der Niederkunft! Das hatte ich zuerst gar nicht richtig erkannt! Die Haltung der Frau sprach für mich Bände über ihren Zustand.

Sicht Josephs:
„Maria, er hat uns erhört. Doch noch erhört“, flüsterte ich.

Erleichtert schaute ich mich um. Die heilige Schrift fiel mir ein. Sollte dem lang erwarteten Messias nicht gehuldigt werden? Wer würde ihm hier huldigen? Tiere?

Erneut nagte der Zweifel an mir. Trotzdem drückte ich Maria an mich. Eifrig bereitete ich ein Schlaflager. Sobald ich fertig war, sank Maria hinein.

Sicht Marias:
Eifrig bereitete Joseph das Schlaflager, und kaum dass er fertig war, ließ ich mich hineinsinken. Die Wirtin fiel mir ins Auge. Sie stand ganz ruhig da. Eine innere Ruhe erfasst mich. Erst jetzt nahm ich das Wasser, ein Tuch und Brot wahr.

Sicht Wirtin:
„Gehen sie", sagte ich zu dem typischerweise unbeholfenen, zukünftigen Vater. Der verschwand auch eilends.

Sicht Marias:
Erst jetzt merkte ich, wie verkrampft ich war. Langsam machte ich es mir im aufgeworfenen Heu bequem und ließ mir von der Wirtin helfen.

Sicht Josephs:
Froh die Geburt nicht begleiten zu müssen, verließ ich die Scheune. Mein Blick wanderte, tastete, nein, er suchte in der Ferne, am Horizont und schließlich am nächtlichen Himmel. Der Wind legte sich.

„Sternenklare Nacht!“

Sicht der Wirtin:
Die Geburt verlief unkompliziert und schnell. Sicherlich war dies auch dem Umstand der beschwerlichen Reise geschuldet, die Beide hinter sich haben mussten. Ihre Schuhe waren arg strapaziert und die Frau schien bald am Ende ihrer Kräfte zu sein. Ich juchzte innerlich, als ich den ersten leisen Schrei des Kindes hörte.

Sicht Marias:
Das Neugeborene schrie mit seinem zarten Stimmchen und aller Schmerz war für mich vergessen.

Sicht Josephs:
Ich lächelte und als ich mich umwandte, erblickte ich einen Lichtschweif am Himmel. Sorgsam folgte mein Blick der leuchtenden Bahn. Erst dann ging ich, um das Kindlein anzuschauen.

Sicht der Wirtin:
Ich sah in das gesunde, rosige Gesicht des kleinen Jungen, und als der Vater dazukam, sah ich gleich, wie stolz er war. Der Raum war so angefüllt mit einer Kraft, die ich gar nicht beschreiben kann.

Sicht Josephs:
Klein und rosig lag es in Marias Armen. Gerührt blieb ich einen Moment stehen. Leise schloss die Wirtin das Tor hinter sich.

Sicht Marias:
Joseph trat näher und strich mir über die Haare. Ich bemerkte seine feuchten Augen.
Dann setzte er sich ins Stroh und tastete nach den Fingern des kleinen neuen Erdenbürgers.

Sicht Josephs:
„Maria.“ Mir fehlten die Worte. Ich wusste, wir hätten es kaum besser treffen können. Erleichtert blickte ich in ihr glückliches Gesicht.

Sicht Marias:
Er schaute erneut auf das Kind, holte tief Luft und sagte dann einen Satz, der mich erkennen ließ, wie sehr er mich liebte.

Sicht Josephs:
„Ich werde Dein Vater sein", rief ich laut und bestimmt.
Auch das kleine Gesichtchen des Jungen schien zufrieden. Maria betrachtete mich. Ernst sah sie mir direkt in die Augen.

Sicht der Wirtin:
Auf dem Weg in das Gasthaus sah ich bereits drei weitere Männer aus der Ferne näherkommen. Diesmal war ich mir sicher, dass wir diese nicht auch noch aufnehmen können.

Sicht Marias:
Ja, die Verheißung war auch für mich schwer zu glauben.
„Ich kann es ja selbst kaum glauben", sagte ich leise.
Vor allem hatte ich gedacht, dass bei der Geburt des verheißenen Messias, des Sohnes Gottes, Könige anwesend sein würden!

Sicht Josephs:
„Ja Maria. Das frage ich mich auch. Wenn es so ist, wie der Engel gesagt hat, wo sind dann die ..."
Das Tor knarrte leise. Ich wand mich um. Drei Gelehrte traten zögernd ein.

Sicht Marias:
Mein Glaube hatte sich erfüllt und die Gelehrten räumten den letzten Rest Zweifel aus, den ich heimlich immer wieder niedergekämpft hatte. Ich hatte geglaubt und der Glaube hatte sich erfüllt. Ich wusste, Gott war immer bei mir gewesen und würde auch künftig Hilfe zur rechten Zeit senden.

Sicht Josephs:
Für mich ward in dieser Nacht nicht nur der Heiland geboren. Ich lernte Gelassenheit, Hoffnung und tiefe Liebe.

Und jetzt, da wir unseren Weg weiter ziehen, kehre ich nicht einfach nur Heim, sondern bin voller Mut und Tatkraft die bevorstehenden Abenteuer des Lebens und auch des ewigen Lebens zu meistern.

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Wic

Mitglied
Oh, da habe ich noch viel zu tun.
Danke für die Hinweise. Ich habe vieles ändern können dank der konstruktiven Kritik.
Super!
Gruß
Wic
 



 
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