Die Zeit schläft nicht

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Rhea_Gift

Mitglied
Die Zeit schläft nicht

In Kästchen geht dein wankender Gang,
Unsicherheit flimmert am begrenzten Strang
deines reinen Verstandes.

Am Rande aber, was Kant verkannte,
schlummert die wahre unwahre Welt
und lacht über fesselnde Bande.

Du hast dein Netz in die Höhe gespannt,
in die Breite, auch in die Tiefe,
die Zeit aber bleibt dir unbekannt,
im Innern liegt sie immer noch,
gekrümmt und scheinbar in sich gekehrt,
ein dunkles, waberndes Sternenloch,
tut sie, als ob sie schliefe.

Du misst sie mit Zeigern, Strecken, Flächen,
im Raum, den mit Schritten du gleichsam durchläufst,
zu sehen das Ungleich du ängstlich scheust,
fühlst du sie doch die Blickwinkel brechen -

immer dann, wenn ihr Blinzeln den Takt zerstört,
immer dann, wenn dein Herz ihr Rufen hört,
immer dann, wenn im winzig kleinen Moment
eine ganze Welt in deinem Innern brennt,
alle Grenzen im Nu mit sich überschwemmt -

und der Verstand darin hilflos zuckend ersäuft.
 

Rhea_Gift

Mitglied
PS: mir ist klar, dass Kant von reiner Vernunft sprach - mit Absicht hier die Vernunft zum Verstand degradiert ;)

LG, Rhea M.A. phil ;)
 

Rhea_Gift

Mitglied
Die Zeit schläft nicht

In Kästchen geht dein wankender Gang,
Unsicherheit flimmert am begrenzten Strang
deines reinen Verstandes.

Am Rande aber, was Kant verkannte,
schlummert die wahre unwahre Welt
und lacht über fesselnde Bande.

Du hast dein Netz in die Höhe gespannt,
in die Breite, auch in die Tiefe,
die Zeit aber bleibt dir unbekannt,
im Innern liegt sie immer noch,
gekrümmt und scheinbar in sich gekehrt,
ein dunkles, waberndes Sternenloch,
tut sie, als ob sie schliefe.

Du misst sie mit Zeigern, Strecken, Flächen,
im Raum, den mit Schritten du gleichsam durchläufst,
zu sehen das Ungleich du ängstlich scheust,
fühlst du sie manchmal die Blickwinkel brechen -

immer dann, wenn ihr Blinzeln den Takt zerstört,
immer dann, wenn dein Herz ihr Rufen hört,
immer dann, wenn im winzig kleinen Moment
eine ganze Welt in deinem Innern brennt,
alle Grenzen im Nu mit sich überschwemmt -

und der Verstand darin hilflos zuckend ersäuft.
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Rhea,

das Gedicht finde ich makellos & großArtig! :)

Es ist dir zweifelsfrei gelungen, einen wirklich klug durchdachten Inhalt in eine elegante Form zu bringen, mit formidablem Schluss.

Super!
Heidrun
 
H

Heidrun D.

Gast
Mir gefällt das von allem von dir bisher Gelesenen am Besten.
Es ist deutlich zu spüren, dass du weißt, wovon du sprichst.

:)
 

Rhea_Gift

Mitglied
PS: Philosophisches klöppel ich ganz gern mal - geb jetzt aber keinen Archiv-Tipp ab, sonst gibt's dafür wieder Haue... ;)
 
H

Heidrun D.

Gast
Ich würde nix ändern, ist perfekt, finde ich, auch klanglich (!). - Eigentlich `ne 10. :)

Grüßle
Heidrun
 

Rhea_Gift

Mitglied
Vergleich mal die alte Version und die Jetzige - welche Zeilenvariante findest du besser? Kann mich grad nicht entscheiden, was besser klingt - beides nicht verkehrt... hmpf
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hm... will schon drinhaben, dass sie die Blickwinkel bricht (die Zeit)... dann lass ich sie wohl doch lieber hier halt - inhaltlich passend - auch formal etwas den Takt zerstören ;)

eine variante, die hier nicht erscheint, war:

und fühlst sie doch manchmal die Blickwinkel brechen -

so könnt ich den Bruch überbetonen?

LG, Rhea
 

Rhea_Gift

Mitglied
Die Zeit schläft nicht

In Kästchen geht dein wankender Gang,
Unsicherheit flimmert am begrenzten Strang
deines reinen Verstandes.

Am Rande aber, was Kant verkannte,
schlummert die wahre unwahre Welt
und lacht über fesselnde Bande.

Du hast dein Netz in die Höhe gespannt,
in die Breite, auch in die Tiefe,
die Zeit aber bleibt dir unbekannt,
im Innern liegt sie immer noch,
gekrümmt und scheinbar in sich gekehrt,
ein dunkles, waberndes Sternenloch,
tut sie, als ob sie schliefe.

Du misst sie mit Zeigern, Strecken, Flächen,
im Raum, den mit Schritten du gleichsam durchläufst,
zu sehen das Ungleich du ängstlich scheust,
fühlst du sie doch die Blickwinkel brechen -

immer dann, wenn ihr Blinzeln den Takt zerstört,
immer dann, wenn dein Herz ihr Rufen hört,
immer dann, wenn im winzig kleinen Moment
eine ganze Welt in deinem Innern brennt,
alle Grenzen im Nu mit sich überschwemmt -

und der Verstand darin hilflos zuckend ersäuft.
 
Liebe Rhea,

dieser Knaller ist vor ein paar Wochen irgendwie beim Lesen an mir vorbeigerutscht. Wahnsinn!

Bewundernden Gruß,
Estrella :)
 

Rhea_Gift

Mitglied
Oh, toll, dass du es wieder vorkramst - bei dem war ich auch a bisserl traurig, dass es versank so schnell... fein, dass es noch wiederentdeckt wird und schön, dass es gefällt :)

LG, Rhea
 



 
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