Die aktuelle cosmopolitische Walpurgisnacht

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Morgaine

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Die aktuelle cosmopolitische Walpurgisnacht

Die Sonne geht, frau erahnt die Nacht
gemeinsam wird sich schön gemacht.
Rasiergel, Lotion und Kräuterpaste
Ringelblume, Weißdorn und Puderquaste
Wimperntusche, Kajal und Lippenstift
Parfüm, Schierlingskraut und Gegengift
Lange Nägel, rote Haare offen
lange Röcke wird beschlossen
Kerzen an, Waldmeister im Wein,
diese Nacht wird ihre sein.

Zusammen wird das Mahl bereitet,
dass sie in die Nacht begleitet,
frisches Brot und Kräuterbutter,
Schokolade und Studentenfutter
Joghurtdip, Artischockenherzen
Tollkirsche für die Schmerzen,
Apfelsaft, Wasser und Kaffee
Sekt, Champagner, grüner Tee
Walpurgispunsch und Frauenblut
damit wird das Nachtmahl gut.

Dabei wird getratscht und gelacht
Decken, Kerzen ins Cabrio gebracht.
Sex and the City, friends und Ally
wer schläft mit wem, keiner mit Sally
Lach-, Sach- und Fickgeschichten,
wer kennt sich aus mit Fluchgedichten?
Kann frau bei Regen ein Feuer beschwören?
Katze versorgt, Mann bleibt bei den Gören
Eine mail noch schnell ins Netz gesandt,
bei ebay ersteigert, Dolch aus Nachbarland.

Bei Dämmerung fahren sie zum Kreis
das Feuer brennt im Kalten heiss
die Mondin erwacht, das Fest beginnt
der Punsch die Kehle hinunter rinnt
Trunk, Mahl und Wissen werden geteilt,
es wird getanzt, gesungen und geheilt
Erinnerung an tausend solcher Nächte
stärkt die Verbindung, stärkt die Mächte
das Labyrinth entfaltet seine Kraft
der Frauen Blut, der Erde Saft.

Alle Frauen, Schwestern sind im Labyrinth,
es ist unendlich still, die Zeit verrinnt
die Spirale des Lebens nimmt sie gefangen
zurück zum ersten Hain, wo alles angefangen
Das Blut der ersten Frau, ihr heilendes Wissen
das rote Garn ist dünn, aber nicht zerrissen
dankbar saugen sie die Erkenntnis auf
nehmen vergangenen Schmerz in Kauf
langsam erwachen sie, unversehrt und rein
glühendes Feuer verzehrt der Mondin Schein

Ruhig genießen sie die Nähe der Flammen
dicht sitzen sie noch Stunden zusammen
hier hallt ein Lachen, dort klingt ein Song
es flüstert der Wind, bye, bye, so long
zwei Mädel auf einem Stein, völlig verträumt
Lebensmittel hier, Müll dort, es wird geräumt
wenige Männer holen ihre Frauen ab
warten unbehaglich, bringen sie auf Trab,
das Morgengrauen wartet hinterm Wald
Sommersonnenwende ist bald.

Sie fahren nach Haus, es vergeht die Nacht
der Alltag kehrt ein, doch sie haben die Macht.
 



 
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