Die alte Eiche...

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Ironic

Mitglied
Die alte Eiche...

Seit Mitternacht hängt er nun schon,
Sie fest umschlungen, hier herum.
Sie gibt ihm Halt als Treuelohn,
ist ihm ganz nah, versteht ihn stumm.

In ihrer Unschuld ist sie wunderschön.
Vollkommen sagt sie nie ein einzig Wort.
Wird niemals streiten oder einfach gehn.
Alle Gewalt erstickt, für immer fort.

Im Morgenwinde werden sie gemeinsam wiegen,
wenn sich die ersten Vögel zu ihm setzen.
Die werden lüstern um den kalten Körper fliegen
um wohl genährt wieder empor zu hetzen.

Fast ist er eines von den edlen Tieren,
die abwärts auf die kalten Menschen schielen.
Denn nun wird er nie wieder dort erfrieren
und sich mit ihr vereint geborgen fühlen.

Von Erde getragen, fruchtbar und weich,
entwächst aus ihr noch mancher Samen.
Zur Mahnung schnitt er in ihr Fleisch
den Todestag und seinen Namen.​
 

Ironic

Mitglied
Liebe Kritiker...
ich bin für ein Statement zum Rhythmus sehr dankbar und würde gern wissen wollen, ob der so passt bzw. noch irgendwo hakt...
LG,
Ironic
 
K

Klaus Ant

Gast
Lieber ironic,

ich finde Du erzählst eine spannende Geschichte und erregst eine treffende Stimmung. Ich fühle mich bewegt zu fragen: was war vorher - erfahre ich hier vielleicht etwas über die Beziehung Mensch-Natur?
Als störend empfinde ich z.B. in der ersten Strophe, zweiter Vers, das Wort "herum". Hier, wie an manch anderer Stelle, scheinst Du um Flapsigkeit bemüht, die ich fehl am Platze finde.
Die Frage nach Klang und Rhytmus muß sich jeder halbwegs geübte Autor selbst beantworten. Du willst mir ja nicht nur mit Worten etwas erzählen sondern auch mit Musik und ob die immer harmonisch sein soll oder durchaus auch mal hakelig, das entscheidest Du. Den aufmerksamen Leser wird diese Melodie in die von Dir gewünschte Stimmung versetzen.
Meiner Meinung nach hilft da nur laut lesen.
Falsch sind immer Füllsel wie "[red]er[/red]frieren" (4. Strophe, 3. Vers). An diesem Wort sieht man hervorragend wozu eine bemühte Verbesserung des Rhytmus führen kann: zu einer falschen (oder zumindest höchst überflüssigen) Aussage, nämlich "nie wieder (...) erfrieren". Man kann nur einmal erfrieren, daher ist es Unsinn von Wiederholung zu sprechen (es sei denn es soll surrealistisch sein, was sich allerdings aus dem Zusammenhang nicht erschließt.).
Wieso nimmst Du nicht einfach "frieren"?
Klaus
 

Ironic

Mitglied
Lieber Klaus...
Danke für deine Antwort...freut mich, dass die Stimmung und die Verbundenheit zur Natur, die ich damit vermitteln wollte, bei dir einigermaßen gut angekommen ist...
...die Sache mit der Flapsigkeit kann ich nicht wirklich richtig nachvollziehen, aber ich denke, das empfindet jeder unterschiedlich...
...nun zur Rhythmusfrage....bei früheren Werken haben manche Lupianer einen ruckeligen Rhythmus kritisiert...deshalb habe ich mich nun bemüht, durchgängig einen Jambus zu verwenden, da dies meiner Meinung nach die treffende Stimmung vermittelt...und daher wollte ich wissen, ob es doch noch irgendwo hängt...wenn ich nun statt erfrieren einfach frieren schreiben würde, so wären wohl all meine Bemühungen zerstört...der Einwand, dass man nicht mehrfach erfrieren kann, ist jedoch berechtigt, dankeschön...werde mir dazu mal was überlegen...
Liebe Grüße,
Ironic
 



 
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