Die kleine Wolke

Bramfelder

Mitglied
Die kleine Wolke

Es waren einmal zwei Wolken. Herr und Frau Wolke.
Die beiden hatten sich sehr doll lieb.
Und weil es so war, kuschelten sie sich immer wieder zusammen
… bis schließlich … die kleine Wolke geboren wurde.

Herr Wolke und Frau Wolke waren überglücklich, denn nun waren
sie eine richtige Familie.
Behutsam nahmen sie ihr Baby in ihre Mitte und zeigten es stolz allen anderen.
„Ein Mädchen … oh ist die süß“, sagten die anderen Wolken,
tanzten um die Familie herum und feierten die Geburt des Wölkchens.

Anfangs war die kleine Wolke noch sehr ängstlich und schüchtern. Darum suchte sie immer wieder Schutz bei den Eltern. Verständnisvoll ließen Mama und Papa Wolke die kleine Wolke
gewähren.

Die Tage vergingen und das Wölkchen wuchs heran.
Langsam traute sie sich immer weiter aus dem Schutz ihrer
Eltern heraus und begann die Welt zu entdecken.
Es lernte die Wildgänse kennen, die sich auf den langen Weg
machten, um in den warmen Süden zu fliegen.
„Hallo“, rief sie Ihnen hinterher und bewunderte ihre
Geschwindigkeit und die Leichtigkeit, mit der sie durch die
Luft schwebten.
Es lernte die lästigen Fliegen kennen, die total hektisch um
das kleine Wölkchen herumschwirrten, bis es Schutz bei seinen Eltern suchte. Papa Wolke schwebte dann kurz über die
Plagegeister hinweg und ließ eine ordentliche Ladung Wasser
ab, so dass die Flügel der Fliegen nass wurden und diese dann hilflos zu Boden fielen.
„So, dass habt ihr nun davon. Lasst mich bloß in Ruhe,
sonst gibt es noch eine Dusche“, brüllte sie ihnen hinterher.


Eines Tages war Wölkchen mit ihren Eltern auf einem
Erkundungsgang, als sie auf einen großen Waldwichtel stießen. Er lag in einer Baumkrone auf einem dicken Ast und schlief. Er schnarchte so laut, dass die Bäume des Waldes erzitterten und alle Vögel in seiner Nähe reißaus nahmen.
„Was ist das denn?“, fragte Wölkchen.
„Pssst … Sei still. Das ist ein Waldwichtel. Du darfst ihn nicht wecken, sonst wird er sehr böse“, antwortete Mutter Wolke.
„Der sieht aber lustig aus, den muss ich mir genauer ansehen“, erwiderte das Wölkchen und huschte davon.
„Halt … bleib hier“, rief die Mama noch hinterher, doch es
war zu spät.
Wölkchen umkreiste den Wichtel ein paarmal und amüsierte
sich königlich über seinen langen Bart. Sie streifte ihn und
kicherte.
„Hihi, das kitzelt“, rief sie und streifte den Bart des
Wichtels immer wieder und lachte und kicherte und wurde immer übermütiger.
Die Mama rief leise: „Hör auf damit, du weckst ihn auf.
Komm sofort zu mir“.
Doch das Wölkchen war so in den Spaß vertieft, dass es die
Rufe der Mama nicht hörte.

Plötzlich rümpfte der Wichtel die Nase und mit einem sehr
lautem „Hatschi“, pustete er das kleine Wölkchen hinaus in
die Welt. Fort von seinem Zuhause. Weg von den Eltern.
In Sekundenschnelle hatte der Wichtel einen Sturm entfacht.
Wölkchen purzelte hilflos durch die Luft, kreuz und quer
und sah, wie sich die Eltern immer mehr entfernten.
„Mama … Papa … Mama“, rief Wölkchen verzweifelt, während
der Wind sie immer weiter weg trieb. Sie strampelte mit all
ihrer Kraft gegen den Sturm an, doch der Wind war stärker.
Sie konnte sich nicht befreien um zu ihren Eltern
zurückzuschweben. Und schließlich war das Wölkchen allein.
Völlig erschöpft ergab sie sich ihrem Schicksal.
Sie weinte einige Regentropfentränen auf die Erde und
schlief ein.
Es war Nacht, als Wölkchen erwachte. Der Wind hatte
nachgelassen und Wölkchen konnte sich endlich wieder
eigenständig vorwärtsbewegen. Hilflos sah sie sich um.
„Wo bin ich? Wo sind meine Eltern?“
Doch sie sah nichts, außer Dunkelheit. Und den Mond am Himmel.
„Hallo Herr Mond, weißt Du wo meine Mama und mein Papa sind?“
„Woher soll ich denn wissen, welche von den Wolken am Himmel
deine Eltern sind?“, fragte der Mond das Wölkchen.
„Schau dich doch um. Hier gibt es tausende. Große, kleine,
graue und auch weiße. Wie sehen sie denn aus?“, wollte der
Mond wissen.
„Mein Papa ist groß, stark, weiß und wohl geformt. Meine Mama ist etwas kleiner“, antwortete Wölkchen stolz.
„Hmmm, also wenn ich mich hier umsehe, dann kann es jede
Wolke sein, die ich hier sehe“, sagte der Mond. „Ich kann Dir leider nicht helfen“.
Traurig wandte sich Wölkchen vom Mond ab und beschloss bis
zum Morgen zu warten.
Als Frau Sonne am Morgen ihren Dienst antrat, fragte Wölkchen auch sie, ob sie weiß wo ihre Eltern sind. Aber die Antwort war dieselbe.
„Ich gebe Dir aber ein wenig Wärme mit auf den Weg, damit es
Dir besser ergeht, wenn Du Dich auf die Suche nach Deinen
Eltern begibst“, sagte Frau Sonne und legte liebevoll ihre
wärmenden Sonnenstrahlen auf das Wölkchen. Sofort wurde es
mollig warm um Wölkchen herum und schnell fühlte sie sich
etwas besser.
„Wo soll ich nur suchen, der Himmel ist ja sooo riesig“,
dachte Wölkchen traurig und ein paar Regentropfentränen fielen zu Boden.

Wölkchen war schon viele Tage unterwegs, als sie auf eine
große Gruppe riesiger Wolken stieß. Sie schüttelten sich
immer wieder mit einem lauten: „Brrr, ist das kalt“, und
ließen dabei viele Schneeflocken zu Boden fallen. Die Welt
unter ihr sah aus, als sei sie mit einer dicken Schicht
Puderzucker bedeckt. Erst jetzt bemerkte Wölkchen, dass es
Winter geworden war und dass sie fror. Sie dachte an Ihre
Eltern. Wie gern würde sie sich jetzt an sie schmiegen,
um sich zu wärmen.
„Wisst ihr, wo meine Eltern sind?“, fragte die kleine Wolke.
„Nein, aber wenn Du möchtest, kannst du dich ein wenig an
uns ankuscheln, damit Dir nicht so kalt ist“, bekam sie als
Antwort. Das Wölkchen begab sich aber lieber weiter auf die Suche und schwebte immer weiter Richtung Süden und schon bald wurde es wieder wärmer.

Ein riesiger Schwarm Flamingos erweckte ihre Aufmerksamkeit.
Sie stapften sehr konzentriert in einem großen See herum und
schienen irgendetwas zu suchen. Sie reckten ihren langen Hals immer wieder und stocherten wie wild im Wasser herum.
„Hallo, habt ihr etwas verloren? Was sucht ihr denn?“,
fragte Wölkchen.
Aber es kam keine Antwort.
„Halloooo“, versuchte es Wölkchen noch einmal und dieses Mal
hob einer der Vögel seinen Schnabel aus dem Wasser.
„Siehst Du nicht, dass wir beschäftigt sind?“, fragte der
Vogel verärgert.
„Oh, entschuldige bitte, ich wollte nicht stören. Wonach
sucht ihr?“, fragte Wölkchen neugierig.
„Wir suchen nach kleinen roten Krebsen. Sie geben uns unsere
schöne rosa Farbe. Darum müssen wir täglich sehr viele von ihnen essen, sonst werden wir wieder weiß“, antwortete der
Flamingo. „Und Du? Du hast Dich wohl verlaufen, oder?“
„Nein, ich habe mich nicht verlaufen. Wie kommst du denn
darauf?“
„Schau Dich doch um. Du bist die einzige Wolke hier am Himmel. Hierher verirrt sich nur selten eine Wolke“, antwortete der Flamingo.
„Ich bin auf der Suche nach meinen Eltern“, sagte das Wölkchen.
„Und ich bin schon so lange unterwegs. Ich habe bald keine
Kraft mehr. Habt ihr sie gesehen?“
„Nein sicher nicht. Wie gesagt, hierher verirrt sich nur sehr selten eine von euch. Komm, stärke Dich erstmal am Wasser, damit Dir Deine Kraft nicht ganz ausgeht auf der Suche“, schlug der Vogel vor.
Das war bisher die beste Idee, die Wölkchen vorgeschlagen
bekam und nahm viele große Schlücke, bis sie das Gefühl
hatte zu platzen.
„Ich weiß nicht mehr, wo ich suchen soll“, seufzte Wölkchen und sah den Vogel verzweifelt an.
„Frage doch mal dahinten die Wildgänse. Die können Dir
sicherlich helfen. Die kommen doch überall herum. Sie fliegen immer hin und her und suchen sich die wärmsten Plätze. Und dabei bekommen sie sehr viel zu sehen, viel mehr als jeder andere“, schlug der Flamingo vor.
„Okay, das mache ich. Danke schön“, sagte Wölkchen strahlend
und machte sich sofort auf den Weg.

Die Gänse schienen eine ausgiebige Diskussion zu führen,
denn ihr lautes Geschnatter übertönte alle anderen Geräusche
der Umgebung. Es hätte wohl wenig Sinn in die Menge zu rufen, dachte sich Wölkchen und überlegte, wie sie die Aufmerksamkeit der Gänse auf sich lenken kann. Schließlich kam ihr die passende Idee. Sie positionierte sich in die Mitte der Gruppe und ließ einen ordentlichen Schwall Wasser herunterregnen. Wild schimpfend liefen sie auseinander und sahen irritiert zu Wölkchen hoch.
„Hey. Was soll das?“, schnatterten sie wütend und schüttelten sich das Wasser von den Federn. „Siehst Du nicht, dass wir gerade die Rangordnung zu klären haben? Du störst“.
„Bitte entschuldigt, aber ich suche meine Eltern und der nette rosa Vogel dahinten sagte mir, dass ihr mir vielleicht helfen könnt“, verteidigte sich Wölkchen.
„Wo hast Du Deine Eltern denn verloren?“, fragte die
ranghöchste Gans.
„Wenn ich das wüsste, bräuchte ich ja wohl nicht zu suchen“,
erwiderte Wölkchen.
„Da hast Du auch wieder Recht. Also erzähle mir doch mal,
wie die Gegend ausgesehen hat in der Du Deine Eltern
verloren hast“.
Wölkchen dachte nach. „Da sind viele Bäume“, sagte sie.
„Die gibt es fast überall auf der Welt“, sagte die Obergans.
„Was fällt Dir noch ein?“
„Hmmm … Berge, ja Berge sind auch da“, sprühte es nach einer Weile aus Wölkchen heraus.
„Berge gibt es auch an sehr vielen Orten auf dieser Welt“,
erwiderte die Gans gelangweilt und begann damit, an ihrem
Gefieder herumzuzupfen.
„Viele andere Wolken sind auch da“.
„Hör auf mich zu langweilen, komm jetzt zum Punkt. Wir haben
keine Zeit und noch viel zu besprechen. Andere Wolken gibt es auch fast überall“. Die Gans wurde nun schon etwas lauter.
„Ein großer Teich vielleicht?“, versuchte es Wölkchen weiter
mit verunsicherter Miene.
„Das bringt uns nicht weiter“, sagte die Gans. „Wenn wir
Dir helfen sollen, dann musst Du schon etwas nennen, was es
nicht überall gibt. Wie zum Beispiel die Flamingos da drüben. Die gibt es auch nicht überall“.
Wölkchen grübelte und grübelte. „ Saftig grüne Wiesen … Kühe
… weiße Gebäude mit viel Holz …“ .
Aber all dies stellte die Gans nicht zufrieden. Schließlich
winkte sie ab und sagte:“Es hat keinen Zweck. Du raubst uns
nur unsere kostbare Zeit. Geh woanders fragen“. Dann wandte
sie sich ab, um sich weiter der Diskussion über die Rangordnung zu widmen.
„Halt“, rief ihr Wölkchen hinterher, denn etwas fiel ihr doch noch ein.
„Geh woanders fragen“, erwiderte die Gans, aber Wölkchen
ließ nicht locker.
„Mir ist etwas eingefallen, was es nicht überall gibt“.
„Und was soll es dieses Mal sein? Vielleicht ein Wasserfall?
Gibt es auch an sehr vielen Orten dieser Welt“, sagte die
Gans gelangweilt.
„Nein. Ein Wichtel. Genauer gesagt ein Waldwichtel. Ein sehr
großer Waldwichtel“, rief Wölkchen ihr hinterher.
Die Gans wurde hellhörig und machte kehrt.
„Ein Waldwichtel sagst Du? Noch dazu ein großer? Beschreibe ihn mir“.
„Er ist sehr groß, hat einen langen Bart der sehr doll kitzelt und er schläft oben in den Bäumen. Er schnarcht so
erschreckend laut, dass alle Tiere weglaufen und der ganze
Boden unter ihm erzittert“, antwortete Wölkchen.
„Haha … das kann nur RATZI sein“, mischte sich eine junge
Gans ein. Und alle anderen Gänse stimmten ihr zu.
„Ja, uns ist bisher tatsächlich nur ein Waldwichtel auf unseren Reisen begegnet der so laut schnarcht. Und das ist RATZI“, sagte die Obergans.
Wölkchens Gesicht erhellte sich vor Freude. Endlich hatte sie einen Anhaltspunkt und die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihren Eltern.
„Könnt ihr mir sagen, in welcher Richtung ich diesen RATZI
finden kann?“, fragte sie in die Runde.
„Immer Richtung Norden, dann kannst Du ihn nicht verfehlen“,
erwiderte die Obergans.
„Wo ist denn Norden?“, fragte Wölkchen in die Runde und alle
Gänse zeigten mit ihren Flügeln in die Richtung.
„Begebe Dich in diese Richtung und überquere den großen Ozean. Danach ist es nicht mehr weit. Du hast eine sehr lange Reise vor Dir. Mache Dich darauf gefasst. Aber sei vorsichtig, dieser Weg ist nicht ungefährlich“, gab ihr die Obergans noch als Ratschlag mit auf dem Weg, bevor sie sich wieder der Versammlung widmete.

Wölkchen machte sich sofort auf den Weg. Viele Tage und Nächte war sie unterwegs und langsam wurde sie erwachsen.
Zuerst überquerte Sie die große heiße Wüste, die ihr fast
das Leben kostete. Als sie diese endlich hinter sich gelassen
hatte, konnte Wölkchen neue Kraft an einem großen See schöpfen und reichlich Wasser zu sich nehmen.

„Bist Du lebensmüde?“, hörte Wölkchen eine Stimme hinter sich. Du hast doch nicht etwa die große Wüste durchquert, oder?“
Wölkchen drehte sich erschrocken um und sah in wunderschöne
Wolkenaugen. Strahlend weiß und kräftig stand er vor ihr und
betrachtete Wölkchen von oben bis unten.
„Äh … doch“, stammelte sie. Leichte Röte stieg in ihr Gesicht.
„Bist du verrückt. Viele von uns sind dort schon umgekommen.
Und so wie es aussieht, wäre auch Dir die Wüste beinah zum
Verhängnis geworden. Du musst schon einen sehr wichtigen
Grund gehabt haben, um einen so gefährlichen Weg auf Dich
zu nehmen“, schimpfte er.
„Den habe ich auch“, antwortete Wölkchen. „Ich bin auf der
Suche nach meinen Eltern und die Gänse haben mir gesagt,
dass ich diesen Weg nehmen soll um sie zu finden“.
„Achso, das ist natürlich etwas anderes“, antwortete er.
„Wohin führt Dich denn Dein Weg?“
„Die Gänse sagten, ich soll mich immer Richtung Norden halten. Und hinter dem großen Ozean soll ich sie finden“, erklärte Wölkchen.
„Waaas ? Du willst den großen Ozean überqueren? Weißt Du
wie gefährlich das sein kann?“, wütete er. „Das kann ich nicht zulassen“.
„Nun puste Dich mal nicht so auf. Was hast du mir denn schon
zu sagen. Du bist nicht mein Vater. Außerdem kenne ich dich
noch nicht einmal“, verteidigte sie sich.
„Oh entschuldige dass ich mich nicht vorgestellt habe. Ich heiße Fluff“, antwortete er. „Und wie heißt du ?“, fragte er Wölkchen.
„Ich werde nur Wölkchen genannt“, sagte sie.
„Ich freue mich, dich kennenzulernen Wölkchen“, sagte Fluff
und schmunzelte sie an.
„Darf ich dich begleiten über den Ozean? Nur zur Vorsicht,
falls es dort gefährlich werden sollte. Ich könnte dich dann
beschützen“, schlug Fluff vor.
„Ist es denn wirklich so gefährlich über dem Ozean?“,
fragte Wölkchen.
„Nicht immer. Aber wenn, dann kracht es richtig. Dann hast
du alleine keine Chance dort herauszukommen“, antwortete Fluff.
„Na gut, dann nehme ich dich mit“, sagte sie und setzte
sich in Bewegung.
Fluff folgte ihr in gebührendem Abstand.
„Wo bleibst du denn?“, rief Wölkchen und Fluff rückte auf
bis er neben Wölkchen war.

Sie waren schon viele Tage unterwegs, als sie auf eine große
Gruppe riesiger, schwarzer Wolken stießen.
„Oh, komm schnell weg“, sagte Fluff. „Die streiten sich gerade und es könnte sein …“.
Zisch … Bumm … Zisch Bumm.
Riesige Blitze flogen durch die Luft und Bruchteile von
Sekunden später knallte es entsetzlich. Wölkchen machte vor Schreck einen Satz zur Seite .
„… dass es gleich ein Gewitter gibt, wollte ich sagen“,
grinste Fluff das Wölkchen an, während er sie festhielt.
„Du darfst mich jetzt wieder loslassen“, sagte sie.
„Bist du sicher, dass du es willst?“, fragte Fluff.
„Natürlich bin ich sicher“.
Diese Entscheidung bereute Wölkchen ziemlich schnell, denn
in diesem Moment ging der Radau erst richtig los.
Blitze, Donner, Sturm und die Wogen des Meeres kämpften
gegeneinander mir all ihrer ganzen Macht.
Wölkchen wurde durch die Luft geschleudert und purzelte
hilflos herum.
„Hilfe . Fluff hilf mir“, rief sie verzweifelt, während sie
sich immer weiter von ihm entfernte.
Fluff ruderte wie wild gegen die Winde an und dank seiner
Stärke schaffte er es Wölkchen einzuholen. Er legte sich
schützend vor Wölkchen und hielt sie ganz doll fest. Sofort fühlte sich die kleine Wolke sicher und geborgen und
es gefiel ihr sogar, dass Fluff so nah bei ihr war. Die Winde trieben sie immer weiter über den großen Ozean Richtung Norden und allmählich wurde es wieder ruhiger.
„Da haben wir aber nochmal großes Glück gehabt“, sagte Fluff.
„Es hätte sehr viel schlimmer ausgehen können“.
„Danke für Deine Hilfe“, antwortete Wölkchen.
Während sie weiterhin den Ozean überquerten, hielt sich
Wölkchen an Fluff fest, denn sie fühlte sich wohl, so nah
bei ihm. Beschützt und sehr gut aufgehoben. Ihr gefiel seine
Stärke und sein Aussehen und eigentlich fand sie ihn ganz nett. Sie genoss seine Nähe sehr. Fluff schmunzelte vor Freude in sich hinein.

Schließlich hatten sie es geschafft. Der große Ozean lag
hinter ihnen und die Weite des Nordens erstreckte sich vor
ihren Augen.
„Hier war ich noch nie. Es ist wunderschön hier. So grün und
flach. Man kann ja soweit gucken, wie das Auge reicht“,
staunte Fluff.
„Hier irgendwo müssen jetzt meine Eltern zu finden sein“,
sagte Wölkchen.
„Gut, dann brauchst Du mich wohl nicht mehr“, antwortete
Fluff. „Dann gehe ich mal wieder“.
Fluff wollte gerade umkehren, als Wölkchen ihn festhielt.
„Danke“, sagte sie und küsste ihn, während sie sich ganz
doll an Fluff anschmiegte.
„Willst Du nicht noch etwas bei mir bleiben? Ich meine …
Du und ich … also … nur wenn Du willst“, stammelte Wölkchen.
Fluff nahm sie behutsam in den Arm und hauchte ihr ins Ohr:
“Wenn Du möchtest, bleibe ich für immer“, und Wölkchen
strahlte vor Glück.
Sie kuschelten noch eine Weile miteinander bis sie sich weiter auf den Weg machten, um nach Wölkchens Eltern zu suchen. Sie waren noch viele Tage und Nächte unterwegs. Tagsüber hielten Sie Ausschau nach den Eltern und nachts kuschelten sie sich eng zusammen um sich gemeinsam treiben zu lassen.

Es war ein warmer, sonniger Tag, als Wölkchen ein lautes
Dröhnen vernahm.
„Warte“, sagte sie und blieb stehen. „Hörst Du das?“.
Fluff wunderte sich über das Geräusch. So etwas hatte er
noch nie gehört.
„Das muss Ratzi sein“, sagte Wölkchen.
„Wer ist Ratzi?“, fragte Fluff verwundert.
„Ach ja, ich habe Dir noch gar nicht von Ratzi erzählt“,
antwortete Wölkchen.
„Ratzi ist ein großer Wichtel, der oben in den Baumkronen
liegt und schläft und dabei so unglaublich laut schnarcht,
dass alle Tiere im Wald vor Schreck weglaufen. Ihm habe ich
es zu verdanken, dass ich meine Eltern verloren habe. Da wo
er ist, können meine Eltern auch nicht weit sein“.
„Oje“, sagte Fluff. „Das klingt ja entsetzlich“.
So machten die beiden einen riesengroßen Bogen um den
Wichtel herum und plötzlich erkannte Wölkchen eine kleine
Gruppe Wolken. Mittendrin waren ihre traurigen Eltern,
umringt von den anderen die sie trösteten.
„Mama, Papa“, rief Wölkchen und stürmte auf sie zu.
Fluff erschrak und blieb stehen.
Das Gesicht ihrer Eltern erhellte sich und ehe sie sich
versahen, lag Wölkchen schon in ihren Armen. Gemeinsam
weinten sie vor Freude dicke Regentropfentränen und hielten
sich ganz doll fest.
„Da bist Du ja endlich meine Kleine. Wie erwachsen Du geworden bist. Wir haben Dich überall gesucht. Wir dachten schon, wir haben Dich für immer verloren und sehen Dich niemals wieder“, sagte Papa Wolke.
„Nun sind wir wieder zusammen und nichts kann uns wieder
trennen“, sagte Wölkchen und küsste ihrem Papa die Tränen
vom Gesicht. „Ich habe dafür auch Verstärkung mitgebracht“,
fuhr sie fort und zog Fluff zu sich heran.
„Das ist Fluff. Er wird nun bei mir bleiben und auf mich
aufpassen“, stellte sie ihn ihren Eltern vor. „Er war es, der mich beschützt hat vor all den Gefahren, denen ich unterwegs begegnet bin. Ohne Fluff hätte ich es niemals geschafft zu euch zurückzukommen“, erzählte sie stolz.
Papa Wolke und Mama Wolke nahmen Fluff liebevoll in ihre Mitte und drückten ihn dankbar an sich.
„Was für ein wunderbarer Freund. Danke für alles. Willkommen
in der Familie“, sagte Papa Wolke und Mama Wolke stimmte
ihm zu.
„Und nun meine Kleine, musst Du mir alles erzählen, was Du
erlebt hast während Du weg warst“, sagte Papa Wolke zu
Wölkchen und sie erzählte und erzählte und erzählte, bis
ihr vor Müdigkeit fast die Augen zufielen.
„Gute Nacht Mama, gute Nacht Papa. Ich liebe euch“, sagte
Ihnen Wölkchen gähnend und huschte schnell zu Fluff, der sie
behutsam in seine Arme schloss.
Fluff legte seinen Arm um sie, gab ihr einen zärtlichen Kuss
auf die Stirn und flüsterte ihr sanft ins Ohr: "Aus allem
schlechtem kann auch etwas schönes werden. Man muss nur
ganz fest daran glauben und darf niemals aufgeben. Ich werde
für immer bei dir bleiben und irgendwann sind auch wir eine
eigene kleine Familie".
Dann fielen auch ihm die Augen zu und sie schliefen mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht, bis sie der neue Morgen begrüßte.
 



 
Oben Unten