Die letzte Schlacht

dusselmann

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"Soldaten, stillgestanden! Vor uns liegt nun eine wichtige und äußerst geheime Mission. Wir gehen wie folgt vor. Dreißig greifen die Schüssel unter Leutnant Schwarz von Süden an, der Rest kommt mit mir. Auf meinen Befehl stürmen wir. Soldaten, dies ist ein ernst zu nehmendes Manöver, welches sehr dazu beitragen könnte, diesen Krieg für immer zu gewinnen! - Soldaten, nehmt das Gewehr. Liiiinks, umm!"
Und die Männer marschierten los. Einer nach dem anderen. Aus dem Stützpunkt heraus, teilte sich die Gruppe. Der eine Teil ging nach Süden, der andere nach Norden. Nach ca. einer Stunde erreichten beide ihr Ziel. Der General Dunkelschwarz schickte einen Späher voraus, um nach dem Rechten zu sehen. Etwa 150 Meter vor ihnen lag die Schüssel, von zwei Seiten eingekeilt durch Berge, auf den anderen zwei Seiten die Soldaten. Dann kam der Befehl des Generals: "Aaaaaangriff!" Und beide Gruppen stürmten los. Wie wild stürzten Sie durchs Gebüsch auf die freie Lichtung in Richtung Schüssel. Sie rannten wie noch nie in ihrem Leben zuvor, als wären sie auf der Flucht vor einem Ungeheuer. Es war unglaublich! Welche Perfektion, welche Zielgenauigkeit! Dann erreichten alle fast gleichzeitig die Schüssel. Sie erhoben gemeinsam ihre Gewehre und schossen tollwütig drauf los. Doch die Schüssel lies sich nicht unterkriegen. Mit hunderten von Schokoladensalven feuerten sie auf die vor ihnen stehende Wand. Ob sie überhaupt wussten, wer in der Schüssel war? Jedenfalls erfuhren sie es, als die Schüssel durch ein gekonntes Anheben auf der einen Seite umkippte und der Inhalt zum Vorschein kam. Es waren Vanillepuddingmenschen, welche übereinander und nacheinander herauspurzelten. Sie waren alle bewusstlos. Ursache war wahrscheinlich der ohrenbetäubende Lärm der Schokoladenpatronen, welche zuvor an die Schüsselwand hämmerten. Nun waren sie Kriegsgefangene. Gefangene derer, welche ursprünglich auch Vanillepuddingmenschen waren, nun jedoch, durch Zugabe von Kakao, zu Schokoladenpuddingmenschen geworden sind. Sie waren viel mehr angesehen, hatten viel mehr finanzielle Mittel und zwangen nun die in Minderheit geratenen Vanillepuddingmenschen für sie als Sklaven zu arbeiten. Gemetzelt wurde fast bis zum letzten Mann. Es war einfach grausam! Tausende wurden geschlachtet, nur weil sie eine andere Zusammensetzung hatten, eine andere Lebensphilosophie. Unvorstellbar! Was soll man dazu sagen? Es gab oft Versuche der Vanillepuddingmenschen, diese Unterdrückung zu unterbinden. Anfangs noch erfolgreich, mussten sie irgendwann nachgeben. Die Schokoladenpuddingmenschen waren einfach zu mächtig! Es war diese Schokolade, welche sie angeblich zu übernatürlichen, göttlichen Wesen erhob. Allein aus dieser Tatsache nahmen sie sich das Recht, über andere zu urteilen und sie zu richten.
Doch das sollte nun genug sein! Ich hatte die Nase voll, gestrichen voll! Ich konnte es mir einfach nicht mehr ansehen. Ich holte mir einen riesengroßen Löffel und aß die Schokoladenpuddingmenschen alle auf einmal auf. Und es ward wieder Friede in der Vanillepuddingschüssel.


Daniel Günnel
 



 
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