Die letzte Vorstellung

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Ein letztes Mal noch komme ich zu dir,
Die Hände zum Gebet
Gefaltet auf der Brust.
Ich bet´ heut Nacht: Beliebt es dir
In meinem Zirkusbett zu wohnen,
Und dann mit Lust
Den Clown an mir, der vor dir steht,
Mit deinem heißen Beifall zu belohnen.

Du hast mir heute Nacht schon Torten
Auf Gesicht und Bauch getan.
Meine Wangen hast du rot gemacht.
Und auch an andren stillen Orten
In der Manege meiner Gier
Schon deine Finger mit Bedacht
Voll weißer, süßer Sahne war´n -
Sie abzulecken lag bei mir.

Silencio, Silencio, Scht, mein Kind!
Zwei Löwen, aus ihren Käfigen entlassen,
Erschrecken uns und tun es nicht,
Weil wir zusammen wilder sind!
Und sie, wenn wir es woll´n, zu Schmusekatzen
Werden und uns verführ´n im Rampenlicht
Mit ihren langen, nassen
Zungen und ihren weichen zarten Tatzen.

Silencio.

Ein letztes Mal noch fiebernd stöhnen
Siehst du mich, hoch über dir.
Du warst mein Netz, du warst mein Leben.
Will mich mit dir im Sturz versöhnen:
Ein Zirkus war für uns die Welt.

Mit aufgemalten Tränen geben
Clowns, Löwen und Artisten - wir
Uns selbst - Applaus. Der Vorhang fällt.
 
Hallo Zeder,
danke für die Interpunktionshinweise. Habe alles soweit übernommen. Nur beim Fragezeichen nach der ersten Strophe war ich mir nicht ganz sicher. Habs ein paar Mal als Frage gelesen - und hat sich wirklich gut angehört.
Aber naja, man muss ja nicht gleich alles ändern.
Werde mir diesen Kniff, auch mal Teile eines Gedichtes als Fragen zu formulieren fürs nächste Mal aufheben.

Schöne Grüsse,
Marcus

Hi Melody,
schön, daß es auch dir gefallen hat.

mit freundlichem "RRRrrr",
Marcus
 
I

inken

Gast
Gruselig-süßer Schauer rinnt einem da den
Rücken rauf und runter - toll, Marcus.

liebe Grüße inken
 
Hallo Inken,
die Bühne oder die Manege waren schon immer Orte, an denen sich das Vergnügen mit der Gänsehaut paarte.
Wenn ich es geschafft habe, nur ein wenig von dieser Gänsehaut und die diesem Vergnügen aus dem Zylinder zu zaubern(der Zauberer - ein wichtiger Prot., der in diesem Gedicht fehlt), dann habe ich wieder mal das Gefühl,
daß die LL selbst eine Manege ist,
in der wir jeden Tag auftreten.

Vorhang auf!

Gruss, Marcus
 
I

inken

Gast
Gut gebrüllt, Zauberer....

Diese Worte gehen mir ein wie Öl, lieber Marcus, ich trete hier seit 1 1/2 Jahren an in der Manege und habe schon viele ernsthafte Zwistigkeiten, Austritte und wieder Eintritte erlebt, wie schade eigentlich - denn hier ist die Bühne, der Applaus oder die faulen Eier aber auch aller Zauber der Welt und uns bleibt das Lächeln des Clowns...und ich lächle gern...!!!

liebe grüße inken
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Marcus Richter,

auch von mir einen heftigen Applaus! Die Torten gefallen mir am Besten.
Schade, das Du so wenige Strophen verfasst hast. Eine weitere, nach der Vierten, fehlt ein klitzekleinwenig.

cu
lap
 
Liebe inken und lapismont,
jeder sucht seine Bühne, auf der er täglich auftritt. Es hat einen bitteren Beigeschmack - das Schauspiel des Lebens.
Je öffentlicher die Bühne ist, die man sich aussucht, desto öffentlicher wird man selbst. Man muss dann aufpassen, daß man sich nicht im Anspruch des Publikums verliert.
Das Internet ist anonym genug, daß ich keine Angst habe, hier zum Spielball von Meinungen und Geschmäckern zu werden.
Auch wenn sie beizeiten so süß sind!

Hab schon darüber nachgedacht, noch eine Strophe hinzuzufügen. Ich denke da an den Zauberer und an das zierliche, asiatische Mädchen auf dem Pferderücken.
Bin mir aber nicht ganz sicher. Ich glaube, der Zauberer hat seine Berechtigung.

Kann aber auch sein, daß ich das Gedicht erstmal liegen lasse. Es hat dann die Möglichkeit ein bisschen zu atmen.

Grüsse, Marcus
 
R

Ramona Linke

Gast
Hallo Marcus Richter,

es ist unbeschreiblich, traumhaft,
es ist, jaaa, unbescheiblich . . .
schön.
Herzlich RL
 

Schakim

Mitglied
Hallo, Markus!

Mit diesem Gedicht gelingt es Dir, Deine Umwelt zu verzaubern, sie an Dich zu reissen, sie in Deine Gedanken eintauchen zu lassen! Ein fantastischer Film, den Du uns vor Augen führst!

Liebe Grüsse!
Schakim
 
Ramona,Schakim,vixierbild

Naja, soo unbeschreiblich ist es nun auch nicht.
Jedenfalls nicht soooo unbeschreiblich.

Es gäbe noch ein Alternativgedicht - hieße "die erste Vorstellung". Das Gedicht würde bei mir in Wolkenbruch und totalem Chaos enden und stände unter Humor&Satire.

Schön, daß das Gedicht euch gefallen hat.
Gruss, Marcus
 

Roni

Mitglied
tja ... und schon wieder alles gesagt

ich bin eh fan
ich will nur nicht unkommentiert punkten ;-)

gruss
roni
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Weil der Marcus gerade so ein monsterliches Textlein bei den Psychopaten hinterließ, hier nochmal zur Erinnerung, dass der große deutsche Horror auch lieblich dichten kann.

:)
lap
 
H

Heidrun D.

Gast
(O,
er macht auch in Lyrik und noch dazu vortrefflich!)

Dein Gedicht fällt qualitativ ebenfalls aus dem Rahmen, Marcus, ist ein echtes Leseschmankerl.
Mir bleibt deshalb nur zu hoffen, dass dich die Lyrelei bald wieder mit ihrem Gesang locken wird ...

Bis dahin:
liebe & begeisterte Grüße
Heidrun
 
Ach Heidrun,

wenn die Zeit nur wäre...
wenn die Zeit...

aber ich hoffe mit dir. Lyrik ist ein Spaß, den man sich viel zu selten gönnt.

Ich wär so gerne wieder Freund der kleinen Worte,

grüsse,
marcus
 



 
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