Diogenes

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Retep

Mitglied
Diogenes


Ich schaue ihn mir genauer an:
Sein Kopf über dem unrasierten Gesicht ist kahl, nur hinten fallen einige Strähnen grau gesprenkelten Haars bis fast auf den Kragen seines speckig glänzenden schwarzen Sakkos, das überhaupt nicht zu der hellen, fadenscheinigen Tweedhose passt. Seine Manschetten sind ausgefranst und am Rande so schwarz wie seine Fingernägel. Sein Alter kann ich nur schwer einschätzen, etwa 50 bis 60 Jahre vermute ich. Gewaschen und in anständiger Kleidung sähe er fast genau so aus wie ich.

Vor ihm steht ein Einkaufswagen aus einem Supermarkt, beladen mit Tüten, Kleidungsstücken und einem Schlafsack. Alles abgedeckt mit einer durchsichtigen Plastikplane. Er hat ein Buch in der Hand, „Diogenes“ kann ich auf dem Einband lesen.
Die Leute laufen vorbei, ab und zu wirft jemand eine Münze in die Blechdose, die vor ihm steht.
Ich bleibe längere Zeit vor ihm stehen, werfe dann auch ein Geldstück ein und frage ihn, ob er mitkommen wolle. Ich sei gerade allein, wir könnten zusammen etwas essen.
Zunächst zögert er, scheint überrascht, kommt dann aber mit. Als wir bei mir zuhause angekommen sind, holt er seinen Wagen aus dem Kofferraum und stellt ihn in den Hausflur.

Ob er sich frisch machen könne, fragt er. Ich zeige ihm das Bad. Mir fällt ein, dass irgendwo noch ein Karton mit Kleidung herumstehen müsste. Ich finde ihn in der Garage, stelle ihn vor das Bad und rufe: „Vor der Tür steht ein Karton mit alten Kleidungsstücken, vielleicht können Sie etwas davon gebrauchen.“ Keine Antwort.

Wir sitzen zusammen am Küchentisch und essen, Kartoffeln und Gemüse, dazu habe ich Steaks gebraten und eine Flasche mit spanischem Rotwein aufgemacht. Er will keinen Wein, er trinke keinen Alkohol mehr, schon seit längerer Zeit. Leitungswasser will er, er sei daran gewöhnt, sagt er.
Der Mann hat Hunger, greift kräftig zu, schaut mich öfter an und schüttelt den Kopf. Völlig verändert sieht er aus, hat sich gewaschen und rasiert, meine abgelegten Kleidungsstücke passen ihm.

„Warum haben Sie mich mitgenommen?“, fragt er nach einer Weile.
Ja, warum habe ich ihn zu mir nach Hause eingeladen? Meine Frau ist mit einem anderen Mann abgehauen. Als ich den Obdachlosen sah, kam mir eine besondere Idee. Ich sage aber:
„Sie hatten ein Buch in der Hand, „ Diogenes“, habe ich auf dem Einband gelesen.“
„Ja, ein Buch über Diogenes, einer der vor vielen Jahren am Tag mit einer Lampe über den Marktplatz von Athen ging und einen Menschen suchte.
Ich sehe ihn verblüfft an

Ich sage ihm, dass ich Heiner Müller heiße und bei einer Großen Bank arbeite. Ich erwähne nicht, dass ich heute meinen Arbeitsplatz verloren habe. Für ihn scheinen Namen keine Rolle zu spielen.
„ Nennen sie mich, wie Sie wollen, Franz, Uwe, Gerd oder -“
„Dann werde ich Sie Diogenes nennen“, sage ich.
Er nickt erstaunt.

Wir gehen zusammen ins Wohnzimmer. Ich hole eine weitere Flasche Wein und einen Krug mit Leitungswasser für Diogenes, stelle alles auf den Couchtisch.
Diogenes sitzt mir in einem Sessel gegenüber.
Er hält sein Glas mit beiden Händen fest umklammert und dreht es hin und her.
„Ich brauche inzwischen nicht mehr, als ich in dem Einkaufswagen habe. Ich brauche nichts mehr, auch keine soziale Anerkennung. Ich fühle mich freier als vorher. Ich will meine Ruhe haben. Ich glaube, das Leben ist wollen, möchten, sollen. Müssen ist etwas ganz anderes.“

Wo er denn schlafe, frage ich ihn, was er im Winter mache. Es gäbe einen alten Friedhof in Prenzlau, da würde schon lange keiner mehr beerdigt. Jetzt wolle man aber daraus einen Parkplatz machen. Für den Winter habe er einen warmen Schlafsack, warme Kleidung erhalte er vom Roten Kreuz und von der Caritas.
„ Ich habe viel Zeit, über mich selbst nachzudenken, über die Frage, warum und wozu. Eine Antwort habe ich noch nicht gefunden, vielleicht gibt es sie nicht, ich weiß nur, dass es kein Anrecht auf Wohlstand und Glück gibt.“
Er hatte immer langsamer gesprochen und vor sich hin geschaut.

Zeit habe ich nie gehabt, denke ich. Kleiner Bankangestellter bin ich geworden. Wollte mal eine Familie haben und mit einer Frau zusammen leben. Daraus ist nichts geworden. Seit Jahren lebten wir nebeneinander. Sie war enttäuscht, dass ich nicht zumindest Bankdirektor wurde und ließ mich das täglich spüren.
Dazu der Stress bei der Arbeit, täglich musste ich Kunden irgendeinen Unsinn andrehen, wurde von meinem Chef immer wieder ermahnt, die Quote einzuhalten. Und jetzt bin ich auch noch arbeitslos. In meinem Alter wird es schwer sein, eine neue Arbeit zu finden. Die Raten für das Haus werde ich nicht mehr bezahlen können.

Er geht zum Bücherregal und schaut sich philosophische Werke an, nimmt Heidegger heraus.
Ob ich das schon gelesen hätte, fragt er mich nach einiger Zeit. Ich sage, ich hätte da einiges stehen, hätte versucht es zu lesen, aber Heidegger könne ich nicht verstehen, da fehle mir die Bildung.
Der schreibe schon kompliziert, meint er, wenn ich wolle, könne er mir etwas helfen, ihn zu verstehen.
Ich bin überrascht.
Ja, er habe sich längere Zeit mit Heidegger beschäftigt, sagt er, zögert ein wenig und fügt dann hinzu: „Über den habe ich mal etwas geschrieben, das ist allerdings schon lange her.“

Ich hole ihm einen Krug mit frischem Wasser, habe die Tabletten darin aufgelöst. Diogenes sagt bald, dass er ziemlich müde sei. Ich zeige ihm das Gästezimmer.
Bald darauf höre ich ihn schnarchen.

Ich ziehe seine alte Kleidung an. Die Umhängetasche mit seinen Papieren hänge ich mir um. Seinen Wagen mit den wenigen Habseligkeiten schiebe ich in den Vorgarten. Dann gehe ich noch einmal ins Haus, zünde eine Kerze an und öffne den Gashahn.
Als ich auf die Straße komme, schaue ich noch ein letztes Mal mein Haus an, nichts wird davon übrig bleiben. Ich begegne niemandem. Es ist schon spät.
In der Nähe des Friedhofes höre ich das Martinshorn.
 

Retep

Mitglied
Ursprünglich hatte ich einen Text "Aristoteles" geschrieben, habe hier geändert und verkürzt.


Diogenes


Ich schaue ihn mir genauer an:
Sein Kopf über dem unrasierten Gesicht ist kahl, nur hinten fallen einige Strähnen grau gesprenkelten Haars bis fast auf den Kragen seines speckig glänzenden schwarzen Sakkos, das überhaupt nicht zu der hellen, fadenscheinigen Tweedhose passt. Seine Manschetten sind ausgefranst und am Rande so schwarz wie seine Fingernägel. Sein Alter kann ich nur schwer einschätzen, etwa 50 bis 60 Jahre vermute ich. Gewaschen und in anständiger Kleidung sähe er fast genau so aus wie ich.

Vor ihm steht ein Einkaufswagen aus einem Supermarkt, beladen mit Tüten, Kleidungsstücken und einem Schlafsack. Alles abgedeckt mit einer durchsichtigen Plastikplane. Er hat ein Buch in der Hand, „Diogenes“ kann ich auf dem Einband lesen.
Die Leute laufen vorbei, ab und zu wirft jemand eine Münze in die Blechdose, die vor ihm steht.
Ich bleibe längere Zeit vor ihm stehen, werfe dann auch ein Geldstück ein und frage ihn, ob er mitkommen wolle. Ich sei gerade allein, wir könnten zusammen etwas essen.
Zunächst zögert er, scheint überrascht, kommt dann aber mit. Als wir bei mir zuhause angekommen sind, holt er seinen Wagen aus dem Kofferraum und stellt ihn in den Hausflur.

Ob er sich frisch machen könne, fragt er. Ich zeige ihm das Bad. Mir fällt ein, dass irgendwo noch ein Karton mit Kleidung herumstehen müsste. Ich finde ihn in der Garage, stelle ihn vor das Bad und rufe: „Vor der Tür steht ein Karton mit alten Kleidungsstücken, vielleicht können Sie etwas davon gebrauchen.“ Keine Antwort.

Wir sitzen zusammen am Küchentisch und essen, Kartoffeln und Gemüse, dazu habe ich Steaks gebraten und eine Flasche mit spanischem Rotwein aufgemacht. Er will keinen Wein, er trinke keinen Alkohol mehr, schon seit längerer Zeit. Leitungswasser will er, er sei daran gewöhnt, sagt er.
Der Mann hat Hunger, greift kräftig zu, schaut mich öfter an und schüttelt den Kopf. Völlig verändert sieht er aus, hat sich gewaschen und rasiert, meine abgelegten Kleidungsstücke passen ihm.

„Warum haben Sie mich mitgenommen?“, fragt er nach einer Weile.
Ja, warum habe ich ihn zu mir nach Hause eingeladen? Meine Frau ist mit einem anderen Mann abgehauen. Als ich den Obdachlosen sah, kam mir eine besondere Idee. Ich sage aber:
„Sie hatten ein Buch in der Hand, „ Diogenes“, habe ich auf dem Einband gelesen.“
„Ja, ein Buch über Diogenes, einer der vor vielen Jahren am Tag mit einer Lampe über den Marktplatz von Athen ging und einen Menschen suchte.
Ich sehe ihn verblüfft an

Ich sage ihm, dass ich Heiner Müller heiße und bei einer Großen Bank arbeite. Ich erwähne nicht, dass ich heute meinen Arbeitsplatz verloren habe. Für ihn scheinen Namen keine Rolle zu spielen.
„ Nennen sie mich, wie Sie wollen, Franz, Uwe, Gerd oder -“
„Dann werde ich Sie Diogenes nennen“, sage ich.
Er nickt erstaunt.

Wir gehen zusammen ins Wohnzimmer. Ich hole eine weitere Flasche Wein und einen Krug mit Leitungswasser für Diogenes, stelle alles auf den Couchtisch.
Diogenes sitzt mir in einem Sessel gegenüber.
Er hält sein Glas mit beiden Händen fest umklammert und dreht es hin und her.
„Ich brauche inzwischen nicht mehr, als ich in dem Einkaufswagen habe. Ich brauche nichts mehr, auch keine soziale Anerkennung. Ich fühle mich freier als vorher. Ich will meine Ruhe haben. Ich glaube, das Leben ist wollen, möchten, sollen. Müssen ist etwas ganz anderes.“

Wo er denn schlafe, frage ich ihn, was er im Winter mache. Es gäbe einen alten Friedhof in Prenzlau, da würde schon lange keiner mehr beerdigt. Jetzt wolle man aber daraus einen Parkplatz machen. Für den Winter habe er einen warmen Schlafsack, warme Kleidung erhalte er vom Roten Kreuz und von der Caritas.
„ Ich habe viel Zeit, über mich selbst nachzudenken, über die Frage, warum und wozu. Eine Antwort habe ich noch nicht gefunden, vielleicht gibt es sie nicht, ich weiß nur, dass es kein Anrecht auf Wohlstand und Glück gibt.“
Er hatte immer langsamer gesprochen und vor sich hin geschaut.

Zeit habe ich nie gehabt, denke ich. Kleiner Bankangestellter bin ich geworden. Wollte mal eine Familie haben und mit einer Frau zusammen leben. Daraus ist nichts geworden. Seit Jahren lebten wir nebeneinander. Sie war enttäuscht, dass ich nicht zumindest Bankdirektor wurde und ließ mich das täglich spüren.
Dazu der Stress bei der Arbeit, täglich musste ich Kunden irgendeinen Unsinn andrehen, wurde von meinem Chef immer wieder ermahnt, die Quote einzuhalten. Und jetzt bin ich auch noch arbeitslos. In meinem Alter wird es schwer sein, eine neue Arbeit zu finden. Die Raten für das Haus werde ich nicht mehr bezahlen können.

Er geht zum Bücherregal und schaut sich philosophische Werke an, nimmt Heidegger heraus.
Ob ich das schon gelesen hätte, fragt er mich nach einiger Zeit. Ich sage, ich hätte da einiges stehen, hätte versucht es zu lesen, aber Heidegger könne ich nicht verstehen, da fehle mir die Bildung.
Der schreibe schon kompliziert, meint er, wenn ich wolle, könne er mir etwas helfen, ihn zu verstehen.
Ich bin überrascht.
Ja, er habe sich längere Zeit mit Heidegger beschäftigt, sagt er, zögert ein wenig und fügt dann hinzu: „Über den habe ich mal etwas geschrieben, das ist allerdings schon lange her.“

Ich hole ihm einen Krug mit frischem Wasser, habe die Tabletten darin aufgelöst. Diogenes sagt bald, dass er ziemlich müde sei. Ich zeige ihm das Gästezimmer.
Bald darauf höre ich ihn schnarchen.

Ich ziehe seine alte Kleidung an. Die Umhängetasche mit seinen Papieren hänge ich mir um. Seinen Wagen mit den wenigen Habseligkeiten schiebe ich in den Vorgarten. Dann gehe ich noch einmal ins Haus, zünde eine Kerze an und öffne den Gashahn.
Als ich auf die Straße komme, schaue ich noch ein letztes Mal mein Haus an, nichts wird davon übrig bleiben. Ich begegne niemandem. Es ist schon spät.
In der Nähe des Friedhofes höre ich das Martinshorn.
 

IDee

Mitglied
Hallo,
super, das Ende hat mich wirklich überrascht. Es ist überzeugend und beeindruckend geschrieben.
LG
IDee
 
Hallo Retep. Sehr schön!

Hier vielleicht ein Tipp für den Schluss.

Als ich auf die Straße komme, schaue ich noch ein letztes Mal auf mein Haus.
Es ist schon spät und ich begegne niemandem.
Auf Höhe des Friedhofes höre ich das erste Martinshorn.

___________________________________

ach, nochwas ...

Der Einstiegssatz kann vielleicht ein wenig ausgedünnt werden.

Hier Deine Variante:

Ich schaue ihn mir genauer an:
Sein Kopf über dem unrasierten Gesicht ist kahl, nur hinten fallen einige Strähnen grau gesprenkelten Haars bis fast auf den Kragen seines speckig glänzenden schwarzen Sakkos, das überhaupt nicht zu der hellen, fadenscheinigen Tweedhose passt.


Hier ein Vorschlag:

Ich schaue ihn mir genauer an:
Sein Kopf über dem unrasierten Gesicht ist kahl, nur hinten fallen einige graue Strähnen auf den Kragen. Das schwarze Sakko, speckig, glänzend, passt überhaupt nicht zu der hellen Tweedhose.

Es grüßt
der Spätschreiber
 

Retep

Mitglied
Ursprünglich hatte ich einen Text "Aristoteles" geschrieben, habe hier geändert und verkürzt.


Diogenes

Ich schaue ihn mir genauer an:
Sein Kopf über dem unrasierten Gesicht ist kahl, nur hinten fallen einige graue Strähnen auf den Kragen. Das schwarze Sakko, speckig, glänzend, passt überhaupt nicht zu der hellen Tweedhose.
Seine Manschetten sind ausgefranst und am Rande so schwarz wie seine Fingernägel. Sein Alter kann ich nur schwer einschätzen, etwa 50 bis 60 Jahre vermute ich. Gewaschen und in anständiger Kleidung sähe er fast genau so aus wie ich.

Vor ihm steht ein Einkaufswagen aus einem Supermarkt, beladen mit Tüten, Kleidungsstücken und einem Schlafsack. Alles abgedeckt mit einer durchsichtigen Plastikplane. Er hat ein Buch in der Hand, „Diogenes“ kann ich auf dem Einband lesen.
Die Leute laufen vorbei, ab und zu wirft jemand eine Münze in die Blechdose, die vor ihm steht.
Ich bleibe längere Zeit vor ihm stehen, werfe dann auch ein Geldstück ein und frage ihn, ob er mitkommen wolle. Ich sei gerade allein, wir könnten zusammen etwas essen.
Zunächst zögert er, scheint überrascht, kommt dann aber mit. Als wir bei mir zuhause angekommen sind, holt er seinen Wagen aus dem Kofferraum und stellt ihn in den Hausflur.

Ob er sich frisch machen könne, fragt er. Ich zeige ihm das Bad. Mir fällt ein, dass irgendwo noch ein Karton mit Kleidung herumstehen müsste. Ich finde ihn in der Garage, stelle ihn vor das Bad und rufe: „Vor der Tür steht ein Karton mit alten Kleidungsstücken, vielleicht können Sie etwas davon gebrauchen.“ Keine Antwort.

Wir sitzen zusammen am Küchentisch und essen, Kartoffeln und Gemüse, dazu habe ich Steaks gebraten und eine Flasche mit spanischem Rotwein aufgemacht. Er will keinen Wein, er trinke keinen Alkohol mehr, schon seit längerer Zeit. Leitungswasser will er, er sei daran gewöhnt, sagt er.
Der Mann hat Hunger, greift kräftig zu, schaut mich öfter an und schüttelt den Kopf. Völlig verändert sieht er aus, hat sich gewaschen und rasiert, meine abgelegten Kleidungsstücke passen ihm.

„Warum haben Sie mich mitgenommen?“, fragt er nach einer Weile.
Ja, warum habe ich ihn zu mir nach Hause eingeladen? Meine Frau ist mit einem anderen Mann abgehauen. Als ich den Obdachlosen sah, kam mir eine besondere Idee. Ich sage aber:
„Sie hatten ein Buch in der Hand, „ Diogenes“, habe ich auf dem Einband gelesen.“
„Ja, ein Buch über Diogenes, einer der vor vielen Jahren am Tag mit einer Lampe über den Marktplatz von Athen ging und einen Menschen suchte.
Ich sehe ihn verblüfft an

Ich sage ihm, dass ich Heiner Müller heiße und bei einer Großen Bank arbeite. Ich erwähne nicht, dass ich heute meinen Arbeitsplatz verloren habe. Für ihn scheinen Namen keine Rolle zu spielen.
„ Nennen sie mich, wie Sie wollen, Franz, Uwe, Gerd oder -“
„Dann werde ich Sie Diogenes nennen“, sage ich.
Er nickt erstaunt.

Wir gehen zusammen ins Wohnzimmer. Ich hole eine weitere Flasche Wein und einen Krug mit Leitungswasser für Diogenes, stelle alles auf den Couchtisch.
Diogenes sitzt mir in einem Sessel gegenüber.
Er hält sein Glas mit beiden Händen fest umklammert und dreht es hin und her.
„Ich brauche inzwischen nicht mehr, als ich in dem Einkaufswagen habe. Ich brauche nichts mehr, auch keine soziale Anerkennung. Ich fühle mich freier als vorher. Ich will meine Ruhe haben. Ich glaube, das Leben ist wollen, möchten, sollen. Müssen ist etwas ganz anderes.“

Wo er denn schlafe, frage ich ihn, was er im Winter mache. Es gäbe einen alten Friedhof in Prenzlau, da würde schon lange keiner mehr beerdigt. Jetzt wolle man aber daraus einen Parkplatz machen. Für den Winter habe er einen warmen Schlafsack, warme Kleidung erhalte er vom Roten Kreuz und von der Caritas.
„ Ich habe viel Zeit, über mich selbst nachzudenken, über die Frage, warum und wozu. Eine Antwort habe ich noch nicht gefunden, vielleicht gibt es sie nicht, ich weiß nur, dass es kein Anrecht auf Wohlstand und Glück gibt.“
Er hatte immer langsamer gesprochen und vor sich hin geschaut.

Zeit habe ich nie gehabt, denke ich. Kleiner Bankangestellter bin ich geworden. Wollte mal eine Familie haben und mit einer Frau zusammen leben. Daraus ist nichts geworden. Seit Jahren lebten wir nebeneinander. Sie war enttäuscht, dass ich nicht zumindest Bankdirektor wurde und ließ mich das täglich spüren.
Dazu der Stress bei der Arbeit, täglich musste ich Kunden irgendeinen Unsinn andrehen, wurde von meinem Chef immer wieder ermahnt, die Quote einzuhalten. Und jetzt bin ich auch noch arbeitslos. In meinem Alter wird es schwer sein, eine neue Arbeit zu finden. Die Raten für das Haus werde ich nicht mehr bezahlen können.

Er geht zum Bücherregal und schaut sich philosophische Werke an, nimmt Heidegger heraus.
Ob ich das schon gelesen hätte, fragt er mich nach einiger Zeit. Ich sage, ich hätte da einiges stehen, hätte versucht es zu lesen, aber Heidegger könne ich nicht verstehen, da fehle mir die Bildung.
Der schreibe schon kompliziert, meint er, wenn ich wolle, könne er mir etwas helfen, ihn zu verstehen.
Ich bin überrascht.
Ja, er habe sich längere Zeit mit Heidegger beschäftigt, sagt er, zögert ein wenig und fügt dann hinzu: „Über den habe ich mal etwas geschrieben, das ist allerdings schon lange her.“

Ich hole ihm einen Krug mit frischem Wasser, habe die Tabletten darin aufgelöst. Diogenes sagt bald, dass er ziemlich müde sei. Ich zeige ihm das Gästezimmer.
Bald darauf höre ich ihn schnarchen.

Ich ziehe seine alte Kleidung an. Die Umhängetasche mit seinen Papieren hänge ich mir um. Seinen Wagen mit den wenigen Habseligkeiten schiebe ich in den Vorgarten. Dann gehe ich noch einmal ins Haus, zünde eine Kerze an und öffne den Gashahn.
Als ich auf die Straße komme, schaue ich noch ein letztes Mal mein Haus an, nichts wird davon übrig bleiben. Ich begegne niemandem. Es ist schon spät.
In der Nähe des Friedhofes höre ich das Martinshorn.
 

Retep

Mitglied
Morgen Spaetschreiber,

den Einstiegssatz habe ich geändert.

Danke für deinen konstruktiven Kommentar.

Gruß

Retep
 

Lena Luna

Mitglied
Hallo Retep,
die Geschichte hat mir gut gefallen. Ich würde allerdings vielleicht einen kleinen Hinweis mehr geben, weshalb er seinen Plan schmiedet.
Da z.B.:
"Warum haben Sie mich mitgenommen?“, fragt er nach einer Weile.
Ja, warum habe ich ihn zu mir nach Hause eingeladen? Meine Frau ist mit einem anderen Mann abgehauen. Als ich den Obdachlosen sah, kam mir eine besondere Idee. " (...?)

..und noch eine kleine Ungereimtheit:Ich sage ihm, dass ich Heiner Müller heiße und bei einer Großen Bank arbeite....Für ihn scheinen Namen keine Rolle zu spielen.

zu "Ja, er habe sich längere Zeit mit Heidegger beschäftigt," sagt er...

vielleicht kannst du damit etwas anfangen?
LG
Lena
 

Retep

Mitglied
Hallo Lena,

"Gewaschen und in anständiger Kleidung sähe er fast genau so aus wie ich."
Dieser Satz steht am Anfang der Geschichte, da kam ihm die Idee.

Ja, er habe sich.... (indirekte Rede, keine Zeichen.)

Vielen Dank für deinen konstruktiven Kommentar.

Gruß

Retep
 

Lena Luna

Mitglied
ich meinte damit eigentlich, dass er auf den Namen " Heiner Müller" reagieren müssen, da er ja anscheinend belesen ist...
Lena
 
K

KaGeb

Gast
Hallo Retep,

Dein "Diogenes" habe ich gern gelesen und fühlte mich gut unterhalten.

Ein paar Ideen:
Ich würde die geschriebenen Dialoge alle in indirekter Rede führen. Das passt m.M.n. besser zur Geschichte (und ist natürlich Geschmackssache)Das spart nicht nur die "Gänsefüßchen", sondern auch den permanenten Schreibbruch, wodurch der Lesefluss nicht unterbrochen wird.

Das Ende finde ich ein bisschen zu "dick aufgetragen". Aus dem Text erklärt sich mir nicht der krasse Wandel vom Samariter zum eiskalten Mörder. Das ist für mich in dieser radikalen Form unglaubwürdig. Ein Mann in der Situation deines Prots. fühlt sich doch eher solidarisch mit solch einem "Penner" verbunden - und da gäbe es doch die sanftere Variante, dass dein Prot. ihn einfach liegen lässt, in die Sachen des Penner schlüpft und somit sozusagen die Identitäten austauscht. DAS fände ich persönlich wesentlich besser. Mal sehen, was die anderen so meinen ... - bzw. Du als Autor.

So paar Kleinigkeiten noch auf die Schnelle:

Ich schaue ihn [strike][blue]mir[/blue][/strike] genauer an:

Sein Kopf über dem unrasierten Gesicht ist kahl, nur hinten fallen einige graue Strähnen auf den Kragen.
[red]Irgendwie umständlich formuliert. Das liest sich so, als gehörten Kopf und Gesicht nicht zusammen. Vielleicht so was wie:[/red] [blue]Er ist unrasiert und hat Glatze, bis auf ein paar Strähnen am Hinterkopf, die den Kragen seines speckig glänzenden Sakkos bedecken. [/blue]


Vor ihm steht ein Einkaufswagen aus einem Supermarkt[strike][blue], beladen[/blue][/strike] mit Tüten, Kleidungsstücken und einem Schlafsack.

Die Leute laufen vorbei, ab und zu wirft jemand eine Münze in die Blechdose [blue]vor ihm[/blue][strike][blue], die vor ihm steht[/blue][/strike].


Ich bleibe längere Zeit vor ihm stehen, werfe dann auch ein Geldstück ein und frage ihn, ob er mitkommen wolle. Ich sei gerade allein, wir könnten zusammen etwas essen.
Zunächst zögert er, scheint überrascht, kommt dann aber mit. Als wir bei mir zuhause angekommen sind, holt er seinen Wagen aus dem Kofferraum und stellt ihn in den Hausflur.
[red]Er bleibt längere Zeit vor ihm stehen ... - Das kann ich mir nicht so gut vorstellen. Wäre es nicht besser, den Prot. von z.B. der gegenüberliegenden Straßenseite oder von einem Cafe oder einem Eingangsbereich heraus den Penner beobachten zu lassen? Dann hätte der Prot. auch genügend Zeit, seine letzten tragischen Lebensumstände Revue passieren zu lassen, bis ihm seine eigene schmerzliche Situation bewusst wird - und er somit zwangsläufig die nahezu gleiche Lebensmisere fühlt wie der Penner - und somit hätte er einen plausiblen Grund, diesen zu sich einzuladen. [/red]

Hoffe, du kannst was davon gebrauchen ;)

LG, KaGeb
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo retep,
ein Dankeschön für diese gute Geschichte.
Der Plot ist stark. Die Personen trotz aller Kürze gut gezeichnet.

Zwei Fragen: Du gibst den Prots. Namen. Da sie einen haben ist er auch bedeutsam.
Warum Heiner Müller? Da denk ich sofort an den Theatermacher. Absicht?

Diogenes ist gut gewählt. Stichwort " Geh mir aus der Sonne!"

Heidegger gibt mir zu denken. Warum hat er dies Buch in der Hand?

Ich gäbe ihm " das Sein und das Nichts" von Sartre.

Oder bin ich, mit Heidegger gesprochen, auf dem Holzweg?

lg ralf
 

Retep

Mitglied
Hallo KaGeb,

alles, was du schreibst, erscheint mir möglich.
Teilweise handelt es sich um den Stil, meiner ist nun mal so,Nachahmungen kann ich allerdings kaum empfehlen.

Ich schaue ihn [red]mir[/red] an.
- Werde ich ändern

Vor ihm steht ein Einkaufswagen aus einem Supermarkt, [red]beladen[/red] mit Tüten, Kleidungsstücken und einem Schlafsack.
- werde ich ändern

Die Leute laufen vorbei, ab und zu wirft jemand eine Münze in die Blechdose, [red]die vor ihm steht.[/red]
- werde ich ändern

Den Beobachtungspunkt des Bankers zu ändern, erscheint mir eine gute Idee, werde sie wohl bei einer gründlichen Überarbeitung verwirklichen.

Um eine sanftere Variante zu schreiben, müsste man mehr können als ich. Ich brauche meistens zum Schluss einen kleinen Hammer.

Mein Dank für deine guten Vorschläge.

Gruß

Retep
 

Retep

Mitglied
Hallo ralf,

deine Fragen zu den Prots:

Heiner Müller habe ich aus Blödheit gewählt. Werde ich ändern.

Diogenes ist klar.

Heidegger: Ich habe mal einem Chilenen geholfen, seine Doktorarbeit über Heidegger ins Deutsche zu übertragen, habe von Heidegger fast nichts verstanden.
Daher nahm ich an, dass der Banker in der gleichen Lage wie ich ist.

Das "Sein und das Nichts" von Sartre würde vom Titel her zwar besser passen, aber da würde der Banker etwas kapieren wie ich auch.

Freut mich, dass dir Text gefallen hat.

Gruß

Retep
 

Retep

Mitglied
Ursprünglich hatte ich einen Text "Aristoteles" geschrieben, habe hier geändert und verkürzt.


Diogenes

Ich schaue ihn genauer an:
Er ist unrasiert und hat eine Glatze bis auf ein paar Strähnen am Hinterkopf,die den Kragen seines speckigen glänzenden Sakkos bedecken. Es passt überhaupt nicht zu der hellen Tweedhose.
Seine Manschetten sind ausgefranst und am Rande so schwarz wie seine Fingernägel. Sein Alter kann ich nur schwer einschätzen, etwa 50 bis 60 Jahre vermute ich. Gewaschen und in anständiger Kleidung sähe er fast genau so aus wie ich.

Vor ihm steht ein Einkaufswagen aus einem Supermarkt mit Tüten, Kleidungsstücken und einem Schlafsack. Alles abgedeckt mit einer durchsichtigen Plastikplane. Er hat ein Buch in der Hand, „Diogenes“ kann ich auf dem Einband lesen.
Die Leute laufen vorbei, ab und zu wirft jemand eine Münze in die Blechdose vor ihm.
Ich bleibe längere Zeit vor ihm stehen, werfe dann auch ein Geldstück ein und frage ihn, ob er mitkommen wolle. Ich sei gerade allein, wir könnten zusammen etwas essen.
Zunächst zögert er, scheint überrascht, kommt dann aber mit. Als wir bei mir zuhause angekommen sind, holt er seinen Wagen aus dem Kofferraum und stellt ihn in den Hausflur.

Ob er sich frisch machen könne, fragt er. Ich zeige ihm das Bad. Mir fällt ein, dass irgendwo noch ein Karton mit Kleidung herumstehen müsste. Ich finde ihn in der Garage, stelle ihn vor das Bad und rufe: „Vor der Tür steht ein Karton mit alten Kleidungsstücken, vielleicht können Sie etwas davon gebrauchen.“ Keine Antwort.

Wir sitzen zusammen am Küchentisch und essen, Kartoffeln und Gemüse, dazu habe ich Steaks gebraten und eine Flasche mit spanischem Rotwein aufgemacht. Er will keinen Wein, er trinke keinen Alkohol mehr, schon seit längerer Zeit. Leitungswasser will er, er sei daran gewöhnt, sagt er.
Der Mann hat Hunger, greift kräftig zu, schaut mich öfter an und schüttelt den Kopf. Völlig verändert sieht er aus, hat sich gewaschen und rasiert, meine abgelegten Kleidungsstücke passen ihm.

„Warum haben Sie mich mitgenommen?“, fragt er nach einer Weile.
Ja, warum habe ich ihn zu mir nach Hause eingeladen? Meine Frau ist mit einem anderen Mann abgehauen. Als ich den Obdachlosen sah, kam mir eine besondere Idee. Ich sage aber:
„Sie hatten ein Buch in der Hand, „ Diogenes“, habe ich auf dem Einband gelesen.“
„Ja, ein Buch über Diogenes, einer der vor vielen Jahren am Tag mit einer Lampe über den Marktplatz von Athen ging und einen Menschen suchte.
Ich sehe ihn verblüfft an

Ich sage ihm, dass ich Hans Müller heiße und bei einer Großen Bank arbeite. Ich erwähne nicht, dass ich heute meinen Arbeitsplatz verloren habe. Für ihn scheinen Namen keine Rolle zu spielen.
„ Nennen sie mich, wie Sie wollen, Franz, Uwe, Gerd oder -“
„Dann werde ich Sie Diogenes nennen“, sage ich.
Er nickt erstaunt.

Wir gehen zusammen ins Wohnzimmer. Ich hole eine weitere Flasche Wein und einen Krug mit Leitungswasser für Diogenes, stelle alles auf den Couchtisch.
Diogenes sitzt mir in einem Sessel gegenüber.
Er hält sein Glas mit beiden Händen fest umklammert und dreht es hin und her.
„Ich brauche inzwischen nicht mehr, als ich in dem Einkaufswagen habe. Ich brauche nichts mehr, auch keine soziale Anerkennung. Ich fühle mich freier als vorher. Ich will meine Ruhe haben. Ich glaube, das Leben ist wollen, möchten, sollen. Müssen ist etwas ganz anderes.“

Wo er denn schlafe, frage ich ihn, was er im Winter mache. Es gäbe einen alten Friedhof in Prenzlau, da würde schon lange keiner mehr beerdigt. Jetzt wolle man aber daraus einen Parkplatz machen. Für den Winter habe er einen warmen Schlafsack, warme Kleidung erhalte er vom Roten Kreuz und von der Caritas.
„ Ich habe viel Zeit, über mich selbst nachzudenken, über die Frage, warum und wozu. Eine Antwort habe ich noch nicht gefunden, vielleicht gibt es sie nicht, ich weiß nur, dass es kein Anrecht auf Wohlstand und Glück gibt.“
Er hatte immer langsamer gesprochen und vor sich hin geschaut.

Zeit habe ich nie gehabt, denke ich. Kleiner Bankangestellter bin ich geworden. Wollte mal eine Familie haben und mit einer Frau zusammen leben. Daraus ist nichts geworden. Seit Jahren lebten wir nebeneinander. Sie war enttäuscht, dass ich nicht zumindest Bankdirektor wurde und ließ mich das täglich spüren.
Dazu der Stress bei der Arbeit, täglich musste ich Kunden irgendeinen Unsinn andrehen, wurde von meinem Chef immer wieder ermahnt, die Quote einzuhalten. Und jetzt bin ich auch noch arbeitslos. In meinem Alter wird es schwer sein, eine neue Arbeit zu finden. Die Raten für das Haus werde ich nicht mehr bezahlen können.

Er geht zum Bücherregal und schaut sich philosophische Werke an, nimmt Heidegger heraus.
Ob ich das schon gelesen hätte, fragt er mich nach einiger Zeit. Ich sage, ich hätte da einiges stehen, hätte versucht es zu lesen, aber Heidegger könne ich nicht verstehen, da fehle mir die Bildung.
Der schreibe schon kompliziert, meint er, wenn ich wolle, könne er mir etwas helfen, ihn zu verstehen.
Ich bin überrascht.
Ja, er habe sich längere Zeit mit Heidegger beschäftigt, sagt er, zögert ein wenig und fügt dann hinzu: „Über den habe ich mal etwas geschrieben, das ist allerdings schon lange her.“

Ich hole ihm einen Krug mit frischem Wasser, habe die Tabletten darin aufgelöst. Diogenes sagt bald, dass er ziemlich müde sei. Ich zeige ihm das Gästezimmer.
Bald darauf höre ich ihn schnarchen.

Ich ziehe seine alte Kleidung an. Die Umhängetasche mit seinen Papieren hänge ich mir um. Seinen Wagen mit den wenigen Habseligkeiten schiebe ich in den Vorgarten. Dann gehe ich noch einmal ins Haus, zünde eine Kerze an und öffne den Gashahn.
Als ich auf die Straße komme, schaue ich noch ein letztes Mal mein Haus an, nichts wird davon übrig bleiben. Ich begegne niemandem. Es ist schon spät.
In der Nähe des Friedhofes höre ich das Martinshorn.
 

Ralf Langer

Mitglied
LIeber retep,
in der illustren Reihe der Heidegger - Laien bist du herzlich willkommen.
Nichts destotrotz: denke an den Leser bei der Wahl deines
Philosophen vielleicht fällt dir ja noch einer ein der
als Metapher dem Leser ein kleines Licht aufgehen lässt!?

Wie wärs mit Kierkegaard und "Der Philosophie der Angst"?

Grübel

lg
ralf
 



 
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