Drachenwinter

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Mara Krovecs

Mitglied
Drachenwinter

Von Hier nach Dort mit dir
über rotflammende Bäume
dein bunter Schweif
taucht ein in Nebelflüsse
meine Hand greift den Wind
der uns trägt und knotet seinen Bart
deine flatternden Bänder
flechten sich in mein Haar

im Drachengalopp durch die
sonnenwarmen Wolken
aus letzten Herbstschleiern
schwingen die Schwarzen
aus krächzenden Federn
fallen Schlüssel
wir fliegen Wintertore öffnen

hinein mit dem Wind
in die Schlafzimmer
der weißen Kristalle - der Federchen
in ihren Gärten voller Eisblumen
küsse ich dich mein Drachen
bevor ich mich jubelnd
in die Schneebetten stürze
und eisflockigen Löwenzahn puste

Schneeflocken wirbeln wild - doch dann
drehen sie sich sanft und schweben
aus dem Fenster hinaus
ich schüttle ein Winterlied
aus meinem Schal -
du mein Windsegler trägst eine Pudelmütze
trägst meine roten Wangen nach Haus
legst dich träumen in deinen Baum

singend gehe ich durch das Kalt
aus den Toren schneit es zärtlich leis
meine Seele wird Glockenspiel
und die Welt wird kinderwinterweiß.
 
M

Mara K.

Gast
Liebe Mara Krovecs,

hilf mir, wenn ich es nicht richtig verstanden habe,
aber man kann die tiefe Melancholie nicht verleugnen,
von welcher es getragen wird ...
Erinnerungsschwer, Sehnsuchtsträume, hoffend ...
mit geschlossenen Augen sehen ...

'singend gehe ich durch das Kalt'
leise flüsternd bete ich mich durch den Tag

'aus den Toren schneit es zärtlich leis'
still suchen sich Tränen ihren Weg

'meine Seele wird Glockenspiel'
mein Innerstes frohlockt, wenn ich dich denke

'und die Welt wird kinderwinterweiß.'
und die Welt ist in Ordnung, in jenem Augenblick.

so habe ich es verstanden und gelesen.

Ich finde es wunderbar, dass er im Baum zu Hause ist, das ist gut und beruhigend, man kann ihn flüstern hören ...

Danke sehr und liebe Grüße von Mara K. :)
 

Mara Krovecs

Mitglied
Liebe Mara,

ich habe mich sehr gefreut, dass Du versucht hast aus den Bildern Metaphern zu lesen und tatsächlich gibt es einige, aber in diesem Fall ganz unbeabsichtigt.
Ich habe mich von BIldern die in mir entstanden sind tragen lassen und mich an diesem bunten Winter erfreut.

Aber mit Sicherheit gäbe es einiges zu entschlüsseln, denn ich bin ein Mensch mit einer Seele ;) , der insgesamt sehr über Bilder lebt und alle meine Assoziationen haben natürlich immer mit mir zu tun.
Das sind meine spontanen Ideen dazu:

Singend gehe ich durch das Kalt ( ich habe meine eigene Wärme und lasse mir so schnell nicht bange machen )

Aus den Toren schneit es zärtlich leis (die Tore, die ich oben öffnete erreichen mich nun und bedecken meine Welt ganz neu )

Meine Seele wird Glockenspiel ( kann hell und glücklich spielen in diesem "Neu", möchte fröhlich tönen )

und die Welt wird kinderwinterweiß ( nie wieder ist die Welt so weiß, wie Du sie als Kind empfunden hast, aber hier habe ich das Geschenk bekommen genau dieses Staunen noch einmal erleben zu dürfen, denn ich habe schließlich diese Wintertore geöffnet)

Aber das was Du geschrieben hast, sind Deine Ideen dazu und
absolut berechtigt so zu stehen, jemand anders würde ganz andere Ideen dazu bekommen, oder eben gar keine :)

Obwohl ich in anderen Gedichten Metaphern viel gezielter oder sogar durchgängig gezielt einsetze, bedeutet das auch nicht, dass das Gedicht festgelegt wäre. Das würde ich schrecklich finden...... ein Gedicht sollte atmen .

Ganz liebe Grüße schicke ich Dir aus dem Fastwinternorden ;)


Mara
 
M

Mara K.

Gast
Liebe Mara ...

ich danke dir sehr für die Erklärung, die Darstellung deiner Sichtweise, habe es danach noch einmal gelesen ...
Es ist und bleibt ein zauberhaftes Gedicht, das unbeschreiblich tief atmet.
Ja, die Winter als Kind ... sag, da gab es doch viel mehr Schnee als heute? Waren sie nicht auch kälter? ;) ...
und wir, fröhlicher, unbeschwerter, ...
es ist wundervoll, wenn man an einem Wintermorgen wie heute mit dem Hund über die glitzernden Wiesen und Felder hetzt, wenn die Kälte in die Wangen zwickt und man den
Mond noch anschauen kann, der einen die halbe Nacht hat nicht schlafen lassen ... heute schaut er aus, wie ein riesiger Eierkuchen. :D
Somit ist die Idee für Mittagessen geboren, Pfannkuchen mit Ahornsirup.
Ich wünsche Dir einen traumzauberbunten Wintertag, klare Gedanken, so klar wie der Morgenhimmel und eine fröhliche Zeit. GlG Mara K.
 



 
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