Du singst so schräg-Rondeau

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HerbertH

Mitglied
Du singst so schräg, man möchte schrein
nach Oropax, am besten zwein,
die müssen als ein Ohrenschutz
in Ohren stecken, wenn auch Putz-
aspekte uns sogleich entzwein,
denn nichts schaut doch wohl besser drein
am Ohre als ein Edelstein.
Den trag ich manchmal auch, aus Trutz:
Du singst so schräg!
Ich seufze tief, hör ich auf Dein
gekreischtes Krächzen. Leis zu sein
gelingt Dir nie, und aller Putz
fällt von den Wänden in den Schmutz.
Es geht mir quer durch Mark und Bein.
Du singst so schräg!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Interessant ist hier die Verbindung des Aufschreis mit der Analyse. Ich musste auch sofort an mein Schnarchen denken.

Meine Frau würde sagen: "Du schnarchst so laut, man möchte schrein. ..."

Es sind elementare Erlebnisse.

Zur Form.
Sie ist gut getroffen, denke ich. Es ist schwer, in Deutsch so viele "echte" Reime zu finden.

Wir haben in "zwein" und "entzwein" einen identischen Reim, der auf Homophonie beruht. Das ist aber, gllaube ich, nicht weiter schlimm, es fällt auch beim Lesen nicht weiter auf. Inhaltlich passt es voll.


Sehr schön ist die Selbstbezüglichkeit hin zum Ausgangspunk, das Rondeau war zunächst eine Liedform.

Wenn man es mit dem älteren Text vergleicht, so haben wir heute bei der Lyrik das Gefühl, die Struktur zu glätten. Wir bürsten nicht gegen den Strich, sondern verwenden einen klaren und sauberen Rhythmus. So auch hier.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Bernd,

es ist immer wieder erfrischend, Deine gedankenreichen Kommentare zu lesen.

Du eröffnest mir oft genug neue Sichtweisen selbst auf meine eigenen Texte.

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Maren,

freut mich, dass Dir das Rondeau gefällt. Immerhin mein erster Versuch mit dieser Form.

Danke für die Rückmeldung

lG

Herbert
 



 
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