Du unteilbar Einer

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Vera-Lena

Mitglied
Du unteilbar Einer

Du hast deinen Himmel geneigt
und bist herabgestiegen.

Meiner Sehnsucht nach dir
hast du eine Straße bereitet.

Meine Schwachheit
ist dir schützenswert.

Dein strahlendes Lächeln tritt ein
in den Kern meiner Traurigkeit.

An deiner Hand werde ich
gehen können wiederum.

Alle Bedrängnis
machst du mir leicht.

Wie ein klares Wasser
will ich in den Fluss strömen
um deinetwillen.

Heimkehren will ich
in die Sphäre,
die Liebe genannt wird.
 

Vera-Lena

Mitglied
Zunächst mal danke! Prosaiker.

Ich warte mal ab, ob wir über diesen Text noch weiter ins Gespräch kommen.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 
L

Law

Gast
Hallo Vera-Lena,

sehr schöner Vers. Mal irgendwie anders mit den zwei Zeilen. ich gebe zu weniger ist manchmal mehr, hier bei Dir ist das so.

LG
Law
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Law,

das freut mich sehr, dass der Tex Dich anspricht. Die Zeilenaufteilung ergab sich ganz von selbst. Manchmal ist es ja so, dass etwas einfach aus einem herausfließt.

Danke für Deine Antwort!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
D

Denschie

Gast
hallo vera-lena,
ein sehr schönes und auch interessantes gedicht, "raffiniert",
würde ich sagen. ich versuche mal, das zu erklären.
der titel "du unteilbarer einer" stimmt den leser auf
das ein, was kommen wird: etwas unvorstellbares, an sich
schon schwer zu begreifendes, denn was ist unteilbar?
das ist wie die antwort auf die frage: "was war vor gott?"
schlicht "gott." zu antworten.
und du greifst nun das eigentlich unsagbare, unvorstellbare
auf, in dem du dich ihr annäherst. es sind begriffe wie
"weg", "fluss" und "handreichung", die dabei hilfreich sind
und doch wiederum selbst genug interpretationsraum bieten.
schließlich endet deine betrachtung damit, dass du dich
auf die liebe beziehst, als medium der annäherung an anfangs
aufgeworfenen frage. und somit ist gott irgendwo auf dem
liebevollen weg zu suchen, der über traurigkeit und lächeln,
über straßen und flüsse (vielleicht) in die himmlische
herrlichkeit führt.
und das ist das raffinierte: eine nicht zu beantwortende
frage scheinbar ganz einfach zu beantworten.
in meinen augen ist es lyrisch, eine denkweise über bilder
und vorstellungen anderen zugänglich zu machen.
liebe grüße,
denschie
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo bonanza,

danke für deine Einschätzung!Schade, dass Du für das lyrische Element in diesem Text kein Gespür hast. Vielleicht liest Du ihn ja in einer Woche noch einmal. Bei manchen Dinge gewinnt man erst nach mehrmaligem Hinschauen ein klares Bild.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Denschie,
Dein Kommentar freut mich sehr.

Ja, es leuchtet mir ein, dass man diesen Text so lesen kann, wie Du es beschreibst. Ich selbst habe noch keine Distanz dazu,denn er ist im Wartezimmer meines Arztes heute vormittag entstanden, und ich habe einfach aufgeschrieben, wovon mir das Herz überlief.

Die letzten beiden Strophen sind mir auch sehr wichtig, dass ich versuchen möchte, mich zu reinigen und als ein klares Wasser, und sei es nach Jahrtausenden,fließen zu können, und dass ich auf die Liebe des Alleinen vertraue.

Bei "Jakob Lorber im "Großen Johannesevangelium" gibt es ein junges Mädchen, das Jesus so sehr liebt. Immer wenn sie Jesus anspricht sagt sie es mit derselben Formel : "Oh Herr, Du meine alleinige Liebe". Das muss man natürlich richtig lesen "ALL-einige" Liebe, denn es war ja nicht so, dass sie ihre Eltern und Geschwister und Freundinnen etwa nicht geliebt hätte, aber in Jesus erkannte sie eben etwas Umfassendes, und ich denke, deshalb hat sie ihn mit diesen Worten jeweils angesprochen.

Ja, es ist, wie Du sagst, man kann sich den unteilbar Einen nicht vorstellen. Aber sein Liebesweg zu uns schenkt uns zumindest ein Ahnen darüber. Und wenn es mir gelungen ist in Bildern von diesem Ahnen zu berichten, dann bin ich dankbar und glücklich darüber.

Ich danke Dir von Herzen für Deine Antwort.
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo

Du bist der Herr mein Hirte
Du weidest mich auf einer grünen Aue....

Hmmmm... ein Liebespsalm.....
Eigentlich eine originelle Idee, wobei es dem Text bei allem Pathos m.E. ein wenig an Eleganz fehlt.
Zudem ist mir religiöse Hingabe in jeglicher Form suspekt... einfach nicht meine Welt.

LG

Jürgen
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Jürgen,

eine Welt, die einem fremd ist, kann man nun einmal nicht verstehen, trotzdem gibt es ganz viele Welten, die einem fremd sind.

Der Mangel an Eleganz, ja , wo mag er herkommen?

Wenn Du anführst."Der Herr ist mein Hirte", dann hast Du eigentlich schon die Antwort.

Die Hebräer waren ein Hirtenvolk, und ich denke, selbst die Psalmen von König Salomo bewegen sich innerhalb dieser "Einfachheit", denn darum scheint es mir bei dem von Dir angemerkten "Mangel an Eleganz" zu gehen, dass hier eine Schlichtheit zu Worte kommt, die auch für mein Gefühl dem Inhalt angemessen ist.

Wenn Du Deine Liebste bsingst, dann suchst Du vielleicht nach den ausgewähltesten Worten, wenn Du etwas so Großes, wie zB einen Stern am Himmel besingst, fehlen Dir solche Worte ob seiner Größe und Majestät und Herrlichkeit, und Du wirst auch nach dem schlichten Wort suchen.

So denke ich mir das.

Ich danke Dir herzlich für deine Antwort.
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
P

Prosaiker

Gast
ich befand mich auf dem sprung beim letzten kommentar und wurde daher nur eines los: der titel sei schön. dabei bleibe ich. ich betrachte ihn als liebeserklärung an eine person aus fleisch und blut und könnte mir kaum ein größeres kompliment vorstellen, als eben unteilbar eins zu sein. religion, der glaube an höheres, das sichaufgeben zugunsten von etwas unbewiesenem ist mir suspekt. jedoch verlaufen zweifelsohne viele beziehungen nach demselben muster.
dieses gedicht ist sehr verletzlich. ohne weiteres könnte ich es auseinandernehmen, was in diesem fall unangebracht wäre. wohl ist eine gewisse sensibilität nötig, um dir gerecht zu werden. ich bemühe mich also, deine verse in einen mir nachvollziehbaren kontext zu setzen, diese schlichten verse mit der äußerst simplen bildsprache, lasse den göttlichen aspekt außen vor beziehungsweise transformiere ihn in absolut alltägliches. dann lese ich im grunde keine selbstaufgabe, sondern bloß den teilaspekt einer liebe, in der es möglich ist, sich völlig im andern aufgehen zu fühlen. in diesem augenblick ist man der schwächere, der teilbare, der mensch, der menschliche, und - was gewiss ohne den entscheidenden tropfen sentimentalität nicht möglich wäre - apotheosiert das gegenüber: eine apotheose, die im bestfalle in beiderseitigem einverständnis stattfindet. und wenn ich als leser so weit greife hätte ich gleich für die letzte strophe noch einen vorschlag:

Heimkehren will ich
in die Sphäre,
die Liebe genannt wird.
warum nicht deutlicher, klarer:

Heimkehren will ich
in die Liebe.
viele grüße,
Prosa.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Prosaiker,

geschrieben habe ich diesen Text, so weit mir bewusst, als einen Psalm, einen des neuen Testamentes (dergleichen gibt es ja in der Bibel nicht), also wo die Gottheit nicht mehr angefleht wird um dieses und jenes, sondern wo man durch das Herabkommen des Göttlichen der Gottheit näher gekommen ist. Das ist ja der wesentliche Unterschied zwischen Altem und Neuem Testament.

Erst als ich den Text in der Beitrags-Vorschau grün auf grün las, sah ich plötzlich, dass er auch "weltlich" gelesen werden kann.

Umso mehr freut es mich, dass ich nun beide Auslegungen hier vorfinde.

Nun zur letzten Strophe und Deiner berechtigten Anmerkung dazu. Hier hatte ich am längsten inne gehalten; da aber das Wort "Liebe" derart häufig missverstanden wird, ich es aber unbedingt mit dem Inhalt, den es für mich hat, einfügen wollte, dachte ich mir, ich erwähne die Beliebigkeit, die das Wort inzwischen angenommen hat gleich mit. Dann weiß ich, für mich lese ich es auf meine Art und andere mögen es auf ihre Art lesen. Deshalb ist der letzte Satz etwas umständlich, und ich möchte ihn erst einmal so stehen lassen.

Ganz herzlich danke ich Dir für Deinen ausführlichen Kommentar.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 



 
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