Durst

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Rubin

Mitglied
Durst

Weiße Wolken, die wie Wölfe fliegen,
jagen hoch am Berg die schwarzen Ziegen.

Die bohren ihre dürren Hörner in die Wolkenbäuche,
und aus den Wunden tropft es tief hinab in ihre Euterschläuche.

Die dunklen Mäuler stehn weit offen,
und die gespaltnen Zungen fassen
nach jedem Tropfen der goldnen Milch
und wolln nichts übrig lassen.

Die schwarzen Augen kippen schräg nach oben,
die kleinen Herzen wild emporgehoben
vom süßen Gift, das süchtig macht,
dem grellen Abglanz zwischen Wahnsinn und Verstehn.

Und eine Ziege lebt, und eine stirbt.
Die andern müssen weiter gehn.
 
Hallo Rubin,
das Gedicht find ich sehr spannend!
Durst nach Erkennen und Wissen?
Oder hast du es anders gemeint? Ich weiß nicht, ob Du dazu etwas sagen willst.
Egal, ich finds toll!
Herzlichen Gruß von Amaretta
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Rubin

Willkommen im Forum "Gereimtes" der Leselupe.

Eine Art lyrische Kurzgeschichte: mit fantasievollen Bildern in eigenwilligen Reimen sehr plastisch erzählt.

Weiße Wolken, die wie Wölfe fliegen,
jagen hoch am Berg die schwarzen Ziegen.
Die Originalität, die hier in der Assoziation 2. Grades (Wolke>Schäfchen>Wölfe) liegt und sich in der "jagenden" Verbindung (Wolken jagen selbst am Berg hoch, gleichzeitig aber auch die schwarzen Ziegen hinauf) fortsetzt, gibt dem Gedicht eine unverwechselbare Note.
Leider wirken die folgenden Bilder in ihrer Beschreibung durch wiederholte "und-" und "die-" Einleitungen dagegen leicht unbeholfen auf mich. Dennoch sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße

Elke
 

Rubin

Mitglied
Hi Amaretta,

es freut mich sehr, daß Du das Gedicht spannend fandst. Und ich denke, Du hast recht. Es geht um Erkenntnis und Wissen, das war mir selbst gar nicht so klar. Ich habe wohl eher versucht, ein Gefühl von Gier (nach Erkenntnis) und von Gefahr auszudrücken. Als sei Erkenntnis etwas Verbotenes, wie im Garten Eden. Etwas Riskantes. Aber auch eine einmalige Chance. Deswegen der Schluß. Die Ziegen (oder "Schäfchen":)), die weiter gehen, leben nicht wirklich, aber sie sterben auch nicht bzw. werden nicht verrückt. Irgendwie so.
Ganz vielen Dank jedenfalls für Deine ermunternden und klugen Worte !

Rubin
 

Rubin

Mitglied
Hallo Nachtigall,

vielen Dank für Deine Reaktion ! Das hat mir Mut gemacht, bin absoluter Neuling im lyrischen Fach (erst seit diesem Jahr). Die sich wiederholenden Einleitungen (und/die) haben etwas Leierhaftes und Einschläferndes und entschärfen somit die Bilder. Das kann ich jetzt dank Deiner Anmerkung erst sehen. Jetzt muß ich nur noch herausfinden, ob ich das vielleicht unbewußt so wollte. Eine Art "Litanei" ? Es ist mir aber vorher gar nicht aufgefallen. Staune und freue mich über die Hilfe, merci. Werde jetzt vielleicht noch etwas zum Besten geben:)

Rubin
 



 
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