Echte Helden

giovanino

Mitglied
Eine satirische Betrachtung des alljährlichen "König Ludwig Skimarathons"
Schon etwas älter aber immer noch zutreffend !



Feldpost von der HKL

O.gau ETTAL
Gefechtsstab 3/233
König Ludwig Gedächtnissbatailon

2 Februar 97

Liebste,

der König rief zu den Waffen, morgen in aller Herrgottsfrüh rücken wir aus. Ob wir uns jemals wiedersehen ?
Versprechen kann ich es Dir nicht, doch sollst Du meine (vielleicht letzten Gedanken) währen des Kampfes erhalten, als Beweis meiner Heldenhaftigkeit und meiner aufrichtigen Liebe.


Sonntag 6:00

Als der Alarm schrillt bin ich bereits hellwach, springe voller Kampfeslust von meinem Feldbett auf und lege die bereitgelegte Ausrüstung an.
Vater der alte Haudegen sitzt schweigend am Tisch. Trotz der vielen Schlachten die er schon geschlagen hat, zieht es ihn auch heute wieder hinaus auf das Feld der Ehre. Mutter die gute Seele bereitet uns gramgebeugt eine frühe Vesper.

“ Jeds Jahr der selbe Schmarrn, ois wia wenn´s eich euern Kaffe ned selber aufbrüan kunt´s “


6:30

Die Fahrt zum Schlachtfeld verläuft schweigend. Die bevorstehende Anspannung scheint fast greifbar.

7:30 Kloster Ettal

Ankunft an der HKL. Melde uns an der Stabsstelle : “K. Hans JG 36 und K. Hans JG 68 Obberbayern Süd Deutschland”
Der Spieß ein knurriges Schlachtenfosil nimmt die 160,-- entgegen. Ein fairer Preis für die Ehre . Im Gegenzug händigt er uns die numerierten Kampfhemden und einen Müsliriegel aus, den der König jedem seiner Treuen gewährt.


8:30

Letzte Vorbereitungen an der Ausrüstung. Mit markigen Scherzen versuchen die Kameraden zu überspielen was in ihre Gesichter geschrieben steht. Angst ,Angst davor ,daß das Material der Belastung nicht standhält .

“.. schmier da heud a bissl an Honig unter d´Soin nacha hebt da am Berg gscheid”

8:55

Um mich herum herum 2000 kampfeslustige Streiter die ihre Stöcke gegeneinander schlagen und mit sixtus-dampfenden Leibern dem Angriffssignal entgegen fiebern. Vereinzelt erblicke ich ein paar Amazonen die sich wild entschlossen der Herausforderung stellen.

Es bleibt keine Zeit mehr für Gefühlsduselei.

“oiso Vater wenn da dei Hax wieder so weh duad nacha heast fei auf gei “

“ schau du liaba das i ned zlang warten muaß am Ziel “

Da fällt der Startschuß.

9:00

Mit einem Hurra aus tausend Kehlen stürmen wir voran . Ein letzte Blick zu meinem Vater, werde ich dich im Felde wiedersehen - hoffentlich nicht !

MZ 3

Am Anstieg eine Verengung , 500 drängen in vier Spuren durch die 20 m breite Schneise. Erste Ausfälle, am Rand liegt zerstörtes Kampfgerät. Schreie der Verzweiflung
“... Depp saubläda ,tritt ma er mein Schdecker ab gruzef...”
Ich bin durch. Gott sei Dank.

MZ 10

Das Feld hat sich auseinandergezogen. Ein paar unerfahrene Heißsporne liefern sich unsinnige Duelle. Ich versuche meinen Schritt zu finden, wissend daß der erste Angriff bei Marschzahl 20 stattfinden wird. Linderhof - ein Name der ehrfürchtiges Schweigen unter den erfahrenen Kämpfern verbreitet.

MZ 18

Eine teuflische Abfahrt, unten Sanis die dort warten, weil sie wissen, daß es zu Verlusten kommen wird. Wie durch eine Eingebung halte ich Abstand - plötzlich fährt der wackere Schwede vor mir, wie von einer Axt gefällt zu Boden.
Mein Gott - ich konnte ihm nicht einmal die Startkarte abnehmen um sie seiner wartenden Mutter zu überbringen.

MZ 20 Linderhof

Ich werde das erste mal in eine Kampfhandlung verwickelt. Ein Rudel 70 jähriger Finnen attackiert mich bei Höhe 17. Kurz flammt Ehrgeiz in mir auf. Ein hoffnungsloser Sprintversuch ,Blick zurück - sehe gerade noch wie sie die Spur wechseln und an mir vorüber ziehen. Ein Kamerad aus der Ostmark blickt mitleidsvoll zu mir herüber “ mähne Sauladdn bick´n och nicht “ und fährt vor.
Möge der bessere gewinnen so denke ich und wünsche ihnen im Stillen Glück. Fairness ist alles in diesem Wettstreit.

MZ 30

Schöpfe das erste mal Vorrat bei den Marketenderinnen, die jubelnd den wackeren Streitern ihre Ware feil bieten .
“ is scho erstaunlich, daß se jed´s Jahr wieda so vui Bläde finden “



MZ 35

Vor mir ein bekanntes Gesicht.
“Da A. die fette Sau - der hat mich die letztn 3 Jahr scho dupft, aber heid gheast ma !”

Noch hat er mich nicht bemerkt.
Ein Blick zurück, keiner da, verkürze die Distanz mit ein paar verbotenen Skateschritten. Bin dran und bleibe die nächsten 3 km so dicht hinter seinen Latten daß meine Spitzen ab und zu seine Gleitphase bremsen.He He. Er flucht, schaut aber nicht um. Sein Gschwoischädl ist schon ganz rot. Jetzt ist es soweit.
Spurwechsel - ein Blick nach links.
“ A Hansi Du bist das, jetzt häd i die boid ned kennt ha . Scheh lafts heid, gei muaß ma se fast gor ned blong “

Er schnauft, kann nicht antworten. Die rechte locker zum Gruß “ Serwas Hansi bis nacha vui Glück no”
Und vorbei. Anschieben, Doppelstock, Ausfallschritt, durchziehen daß sich die Stöcke biegen. Vielleicht halte ich das 2 km lang durch.

MZ 45

Mein Sinn für Humor läßt deutlich nach. Blasen an Händen und Füßen. Krampf saublöder, wäre ich nur liegen geblieben.

MZ 50

Mag nicht mehr - hoffentlich kommt jetzt der A. nicht daher, oder noch schlimmer der Vater. Von hinten kommt einer, das is er...
(..vielleicht reiß ich mir einfach einen Stecken ab....)
Gott sei Dank , er war´s doch nicht. Aber halt - das war ja ein Weib.
Mobilisierung der letzten Kräfte, so weit kommts noch ! Anschieben , hilft nix, Siitonnen a ned. Gruzinesen !
Ach was solls dafür war´s recht schiach.

MZ 54-55 Ziel

Der letzte Km, plötzlich geht´s wieder. Auch das Mittelfeld bekommt noch Applaus, wahrscheinlich gedungene Ettaler Klosterschüler.
Endlich aus !




Fazit

10 Minuten später kommt Vater. Wie´s ging ? Schlecht (Logisch !) verwachst, Bindung repariert und wahrscheinlich noch eine kurze Herzschwäche . Warum kann er nicht in Würde alt werden der zache Knochen.
Fahren Heim - glücklich.
“ und geht´s eich jetz besser “ fragt Mutter. Wir blicken uns schweigend an und sind uns einig :


"Wir sind Helden !"
 



 
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