Echte Männer

Echte Männer


Es ist die Art,
mit der ihr eure Frauen küsst,
flüchtig, wie eine Puppe,
die euch schmückt,
und wie ihr stottert,
wenn sie spricht.

Es ist Neugier,
die wie Gift
aus euren Augen spritzt
und verendet
in fünf Minuten Ficks.

Es ist die Hingabe,
mit der ihr eure Wagen wascht
und euren Kumpels
auf die Schultern tatscht.

Es ist die Monotonie,
mit der ihr eure Toten begrabt,
wenn jede Versicherung versagt.

Es ist die Krone eures Glaubens,
von der ihr euch nicht trennen könnt,
ein alter, harter Mann als Hoffnungsschimmer,
doch Gott sitzt jetzt im Hinterzimmer,
verzockt sein letztes Geld,
setzt alles
und verwettet euer Leben.
 
H

Heidi Hof

Gast
Puh Frank,

ich kann Dich zwar verstehen,
solche Männer braucht das Land nicht,
leider gibt es sie noch (werden aber seltener).

Man spürt Deine Wut,
wenn man Dein Werk liest,
dennoch soltest Du den Fick ersatzlos streichen.
Evtl. 11 Minuten, Paulo Leser wissen dann bescheid ;)

Der Bruch ab Monotonie zur Beerdigung,
gefällt mir gar nicht,
denn ab dort greifst Du die Gesellschaft als Ganzes an,
dass sind nicht nur noch die besagten Männer.

Gesellschaftskritik mag ich immer,
aber was möchtest Du konkret damit aussagen?
Vielleicht solltest Du aus diesem Werk, zwei Werke machen.

LG Heidi
 
hallo, black bei all dem anklagen, deiner wut und dem bruch ab monotonie..mußte ich doch lachen im letzten teil steckt neben der dynamik auch witz drin..
" gott im hinterzimmer" da schmunzelt die heike
lieben gruß
 

Duisburger

Mitglied
Hallo,

handwerklich gut geschrieben, auch wenn die notwendigen Elemente zu einem Gedicht kaum vorhanden sind und das Werk mit knapper Not noch als Prosalyrik durchgehen kann.
Es wirkt eher wie die Texte auf Plakaten oder elektroschen Boards, bei denen alle fünf Sekunden ein neuer Text eingeblendet wird. Was nichts an der guten Qualität ändert.

Inhaltlich wird hier jedes Klischee geprügelt, welches du habhaft werden kannst. Einzig, wir Männer sind nicht alle so.
Vergessen wird auch, das die ganze Geschichte auch anderherum geht. Wenn auch seltener.
Dieses einseitige, von Klischees und "ich sag euch, wie es ist"-Mentalität geprägte Werk wirkt bei näherer Betrachtung hilf- und haltlos.
Ich denke, dass dieses Werk auf deinen (schlechten) Erfahrungen beruht und das tut mir leid. Doch es ist kein Grund, deshalb so den Stab über die gesammelte Männerschaft zu brechen. Wenn dieses Werk provozieren sollte, so ist dir das sicherlich gelungen. Was hattest du erwartet?
So, ich verpass meiner Frau nun einen Quicki (ob sie will oder nicht), anschließend wasche ich mindestens drei Stunden mein Auto und wenn dann noch Zeit bleibt, begrab ich Oma im Diskontgrab (das Luder hat ihre Kohle vorher versoffen), denn ich binn ein harter Kerl und ich stottere seit meiner letzten Sitzung beim Logopäden kaum noch.

Uwe
 
S

Sandra

Gast
Hallo Frank,

ich kann vorangegangen Komm. nur schwer beipflichten. Echte Männer - und das auch noch von einem Mann geschrieben - ist ein absolut saugeiles Stück :) Letzterer deftiger Ausspruch soll gleichzeitig signalisieren, dass der "Fick" hier so sehr hingehört, wie "Dirty Talk" in einem Porno. (Schlechter Vergleich ;) ) Sorry, aber das Gedicht ist provokant, nur in dieser Sprache geht's oder funktioniert die Botschaft, denn du beschreibst nun mal "echte Männer" oder die, die sich als solches sehen. Das heißt, hier wird ja nicht der Stab über alle Männer gebrochen - das sehe ich ganz und gar nicht so - und Gott sei Dank denkt die Mehrzahl der Männer anders. Ich lese es als eine Art Karikatur, du hast in meinen Augen gekonnt die Spitzen und Kanten dieser austerbenden Spezies herausgearbeitet. Auch das ist Kunst!
Wie oft höre oder sehe ich in einer Comedy diese typ. Frauenjokes und Eigenarten. Wenn es gut gemacht ist, schmunzel ich genau so oder denke drüber nach und sehe mich mit Sicherheit auch in dem ein oder anderen spitzen Kommentar. Denn die Klischees kommen nicht von irgendwo her.
Und du machst es so genial! Der letzte Absatz, ich hab mich köstlich amüsiert. Respekt, großes Lob, wie gesagt, das Ding ist von einem Mann geschrieben, da bedarf es doppelten Respekt. Davon abgesehen denke ich auch, dass es ganz sicher in Prosalyrik passt. Uwe sagt, du schreibst handwerklich gut, jedoch lese ich auch eindeutig die Metaphern, die in ein klass. Gedicht gehören. Davon abgesehen denke ich, sollte man bei einem so provokanten Stück die Form erst einmal außen vor lassen, einfach nur lesend genießen...und schmunzeln.

LG
Sandra
 
Hallo ihr Lieben,

ich danke euch für eure Kritik!
Ich habs geschrieben für ein paar Exemplare, die mir in letzter Zeit untergekommen sind, wo man nur die Augen verdrehen kann oder draufhauen, und da das Konflikte mit
Gesetz und Gewissen verschafft, mach ich mich eben auf zynische Weise lustig darüber.

@Heidi: Ich dachte auch, die sterben aus, aber es gibt immer noch genug davon! Und die fünf Minuten sind leider auch nur zitiert, man redet ja auch mit den Frauen dieser
Männer...

@Heike: Schön, dass dir der Humor darin aufgefallen ist!

@ Duisburger: Du hast sicher recht, dass es hier um Klischees geht. Leider wandeln diese Klischees auf zwei Beinen, und ich könnte sie dir persönlich vorstellen.
Ich breche jedoch nicht den Stab über alle Männer.
Es ist der Leser, der sich von diesem "Ihr" angesprochen fühlt oder nicht.
Habe ich da etwa einen wunden Punkt getroffen? :)

Was die notwendigen Elemente eines Gedichts sind, darüber sollte man gesondert diskutieren, denn diese Definitionen
ändern sich adäquat zu den Zeiten, und wir haben das Jahr 2004. So gesehen sind mir persönlich schon zuviele Elemente darin (das lockere Reimschema zum Beispiel)
Und was den Unterschied von Prosa und Lyrik angeht, hat schon Schlegel im 18. Jhdt. gesagt: Alle Poesie soll Prosa
und alle Prosa soll Poesie sein!

@Sandra: Dein Kommentar freut mich besonders, denn genau so
möchte ich es verstanden wissen. Danke dafür!

Liebe Grüße

black sparrow
 

Duisburger

Mitglied
Hallo black sparrow,

Habe ich da etwa einen wunden Punkt getroffen? :)
...wohl kaum, da wäre die Reaktion eine andere gewesen.

Wenn du dich allerdings nur über einzelne Zeitgenossenlustig machst, so ist dieses Werk wohl humorisch oder satirisch gemeint.
Dann gehört es in das Forum "Humor und Satire". Meine Antwort wäre dann eine ganz andere gewesen, da ich den Zweck deines Werkes erkannt hätte.

Da kann man mal sehen, was das posten in das falsche Forum alles auslösen kann.

lg
Duisburger
 
Hi Duisburger,

das Gedicht besitzt zwar eine zynische Note und entbehrt nicht eines gewissen Humors, aber es ist mir doch zu ernst
für den Satirebereich. Es gehört schon dahin, wo es steht.

Viele Grüße

black sparrow

P.S.: bezüglich der Anrede, ich heiße black sparrow. Soll ich es noch mal buchstabieren?
 
S

Sheerie

Gast
Hallo black,

... die Art wie sie ihre Frauen küssen, da fängt es an und endet im Hinterzimmer, in welchem man gerne 'mal Mäuschen
spielen und den alten Herren dabei belauschen möchte, wie er sich in kleinen Selbstgesprächen amüsiert und lacht,
über dieses und jenes foul house ...
es ist sehr gut, alles so wahr und ungeschönt ... hoppla, ich seh grad wie mein Nachbar seinen Wagen wäscht ;)

Herzlich mit Grüßen in dein Heute und Morgen,
Sheerie
 



 
Oben Unten