Efeu der Stille

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Herr Müller

Mitglied
Efeu der Stille

Ich saß einst umrankt von dem Efeu der Stille,
j e t z t spür ich den Druck als schwängernde Fülle,
entblöße den Stift und denke mir bloß,
oh Müller, dein Füller, was ist er heut groß?

Es gleitet die Feder, mich reitet die Lust,
das starke Verlangen hebt schnell meine Brust.
Die Tinte sie fließet und spritzt voller Mut,
ein wenig mehr Anstand, es stände mir gut.

Ihr werdet mich hassen, ihr werdet mich teeren,
vielleicht auch erwürgen, im Obstlaub vergären,
denn ich bin mir sicher, der Leser erschrickt
und dachte hier sicher, der Müller, er

s c h r e i b t für die Leser und findet sehr schnell,
die Worte des Dankes, sie leuchten so hell.
Kommt, seid mir nicht böse und seid mir nicht gram
Erdenkt euch nicht immer so´ n schweinischen Kram.
 

Udogi-Sela

Mitglied
federnd ausgeglitten

„Ich saß einst umrankt von dem Efeu der Stille“

Welch schöner Satz!
In der Tat: Wir hatten schon lange nichts mehr vom Herrn Müller gehört! Jetzt meldet er sich mit diesem fulminanten Werk zurück. Gott sei Dank drückte ihn eine „schwängernde Fülle“ und er ließ seine „Tinte fließen“.

Aber plötzlich holpern wir Leser in diesem neuesten Werk an einem unreinen Reim: „erschrickt“ reimt sich nicht auf „er“.
Was ist passiert?
Dabei würde das Wort „strickt“ recht gut passen. Herr Müller strickt an seinem neuesten Gedicht.

Ich korrigiere:

...er dachte hier sicher, der Müller, er strickt

und s c h r e i b t für die Leser und findet so schnell,...“

Hab ich nicht recht, Herr Müller?

Der Gedanke an „schweinischen Kram“; was soll das nur heißen?

Ich lasse also die Worte des Dankes sehr hell aufleuchten!

Herzlichst
Udo
 

Montgelas

Mitglied
es ranken

sich gedanken
in der stille,
die fülle !


lieber herr müller,

da hier vom stricken und von woll-lust die rede scheint,
verkneif ich mir meine gedanken, die bei den worten füller,
druck und entblößen u.v.a., sich einstellten.

ein guter text mein lieber herr ! ;)

meint

montgelas
 

Herr Müller

Mitglied
Die Gedanken sind frei

Lieber Montgelas, wie sagte der Trapezkünstler immer,
2 links, zwei rechts, einen fallen lassen
oder war das meine strickende Oma? Ich weiß es nicht mehr, ich freue mich aber, dass du dir so viele schöne Gedanken machst.

Henrik
 

San Martin

Mitglied
Te-heh. :)

Dennoch würde ich Satzbau hier und da verbessern und Füllwörter ersetzen:

"Ich saß einst umschlungen vom Efeu der Stille"
"Die Tinte ergießt sich und spritzt voller Mut"
"ein wenig mehr Anständigkeit tät/stünd mir gut"

Warum die männliche Kadenz bei "teer´ n" und "verehr´n"? Noch dazu mit den hässlichen Akzenten und nicht mit dem richtigen Apostroph -> '

Was mir gar nicht gefällt, ist dieser Teil: "und findet so schnell, die Worte des Dankes, sie leuchten sehr hell." Das wirkt arg zusammen gehauen.

Ansonsten gefällt's mir sehr gut.
 

Herr Müller

Mitglied
Danke

Du siehst San Martin, einiges habe ich geändert, einiges habe ich zwingend gelassen. In jedem Fall danke ich dir für die sehr guten Hinweise.

Henrik
 

MarenS

Mitglied
"Die Tinte sie fließet und spritzt voller Mut,
ein wenig mehr Anstand, es stände mir gut."

...nein, wirklich nicht, denn dann hätten wir dieses köstliche Gedicht nie zu lesen bekommen. Beginnend sehr edel mit dem Efeu ist man in hoffungsfroher Erwartung humorvoller Verse, die da wohl noch kommen, doch immer breiter grinsend während man (sollte ich schreiben "gierig"???) weiterliest und feststellt, dass die Zeilen handfest zweideutig sind.
Besonders schön für mich die Stellen:
"j e t z t spür ich den Druck als schwängernde Fülle,"
und
"Es gleitet die Feder, mich reitet die Lust,"
sowie der Nichtreim auf "erschrickt".

Mit noch immer breitem Grinsen im Gesicht
Grüße von Maren

P.S.: Der Rhythmus passt perfekt zum Inhalt...
 

Herr Müller

Mitglied
Breites Grinsen

P.S.: Der Rhythmus passt perfekt zum Inhalt
Wie wahr liebe MarenS und zwar nur zum Inhalt. Nach den sogenannten Regeln der Kunst gibt es sicherlich "Rhythmusstörungen", aber die müssen manchmal sein. Viele Gedichte werden "schlaffer", wenn ich das hier mal so anzüglich nach dieser Tintenspritzerei sagen darf, weil sie in ein Korsett der Reimvorgaben gezwungen werden.

also tausend Dank auch dir für die netten Worte, möge dir das breite Grinsen eine Weile erhalten bleiben.

Henrik
 

Vivi

Mitglied
Lieber Herr Müller! Finde den Text erfrischend und überhaupt nicht anzüglich. Und die Signatur darunter sehr treffend.
Zwinkergruß von Viola
 



 
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