Ein Besuch im Spreewald

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flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
13. 9. 2008 – Einladung zu Ralph Ronneberger in den Spreewald

Fast jedes Jahr lädt der hochgeschätzte Leselupen – Forenredakteur Ralph Ronneberger die Berliner Lupinen zu sich in den Spreewald ein. Diesmal fiel der Termin beinahe in den Herbst, aber besser spät als gar nicht.
Doska und ihr Ehemann holten Franka in Tempelhof ab, dann fuhren sie zu Zenner in Treptow, wo sie auf svalin trafen, der sanna nebst Sohn und Tochter abgeholt hatte bei flammarion vor der Tür.
Gleich nach der herzlichen Begrüßung begann svalin zu fotografieren. Franka wollte es ihm gleichtun, musste aber feststellen, dass die Batterie in ihrem Fotoapparat nicht mehr voll war.
Gleichzeitig bemerkte sie, dass sie zwar ihr neues Handy dabei hatte, aber die pin Nr. nicht im Gedächtnis. Wie sagt man so schön – aller Anfang ist schwer!
Nun stieg flammarion zu doska ins Auto, um svalins Felgen zu schonen.
Um zehn Uhr ging der Mini - Korso los. Aber schon nach der ersten Kurve verloren wir uns aus den Augen, weil svalin einem falschen Auto gefolgt war. Also wieder zurück nach Zenner und einen Neustart gewagt. Nun klappte es.
Das Navigationsgerät im Auto von Herrn Gerlinger funktionierte prima und leitete uns korrekt zu dem Ort, wo Ralph auf uns wartete.
Zuerst fuhren wir zu einem Restaurant am Hafen 1, wenn ich nicht irre. Dort wollten wir unsere mitgebrachten Stullen verzehren, aber wir hätten uns denken können, dass man uns das nicht gestattet. Wir mussten uns außerhalb der Gaststätte hinsetzen. Nur diejenigen, die sich etwas bestellt bzw. dort gekauft hatten, konnten sitzen bleiben.
Dann machten wir einen kleinen Spaziergang auf einem Radwanderweg. Auch er führte zu einem Restaurant mit Hafen.
Doska erzählte, dass sie mit ihrer Familie auch einmal im Spreewald war, aber den erwählten Picknickplatz nicht betreten konnte, weil sich die Hornissen sofort auf sie gestürzt hatten.
Sanna berichtete, dass ihr ähnliches widerfahren war, allerdings mit Mücken.
Wir hatten beides nicht zu fürchten. Es waren zwar vereinzelt Wespen und Mücken zu sehen, aber sie waren so spät im Jahr schon sehr träge.
Unser Spaziergang führte uns am Schloss vorüber, das gerade restauriert wird. Es sieht jetzt schon einer Zuckertorte ähnlich. Wenn es fertig ist, wird es eine gute Touristenattraktion sein.
In diesem Zusammenhang kam das Gespräch auf das Berliner Schloss. Das soll ja demnächst auch neu aufgebaut werden. Viele Berliner sind der Meinung, dass die dafür benötigten Gelder besser zur Armutsbekämpfung verwendet werden sollten oder für Schulen.
Als wir eine Brücke überquerten, sahen wir dicke ovale Spiegel im Wasser schwimmen. Die sind vielleicht von der vorjährigen Aktion „Kunst im Spreewald“ übrig geblieben. Den Enten waren sie willkommene Ruheplätze.

Wir stiegen wieder in die Autos und folgten dem Ralph nach Schlepzig, wo er einen Kahn samt Staker für uns gemietet hatte.
Zuerst aber wurde noch ein Spaziergang gemacht. Wir bewunderten falbe Kühe, die mit ihren Kälbern auf der Weide waren. Wegen ihrer interessanten Farbe und weil ich die Rasse nicht kannte, habe ich im Internet nachgesehen und es stellte sich heraus, dass es Das Deutsche Braunvieh war.
Hier hielten wir an einem Hotel. Es stellte sich heraus, dass der Mann, den Ralph als Fährmann gebeten hatte, seinen Schwager als Ersatzmann heuerte. Der aber war auch verhindert und schickte seinen Schwiegersohn. Ein sehr netter junger Mann, der seine Sache gut machte. Er wusste auf alles eine Antwort und gab den Reisebegleiter recht gekonnt. Er kannte sich nicht nur in den Gewässern, sondern auch in Flora und Fauna gut aus.
Beim Einsteigen eroberte die Jugend sofort den Bug des Kahns. Der dicken flammarion musste wieder kräftig geholfen werden. Ohne zwei starke Männer zur Seite zu haben, wäre ihr das Besteigen des Bootes nicht möglich gewesen!
Gleich bei der ersten Schleuse, die üprinx relativ neu war und die Abfahrt von diesem Hotel aus erst ermöglichte, wurden wir von der Wasserpolizei (im Spreewald liebevoll „Entenpolizei“ genannt) gestoppt. Da saßen wir nun in der Schleuse und sahen zu, wie der junge Mann seinen Ausweis kontrollieren lassen musste. Als er die Frage nach dem zweiten Rudel, das laut Vorschrift neuerdings immer mitgeführt werden musste, negativ beantwortete, durfte er zehn € Strafe zahlen. Wäre er vorher schon einmal unangenehm aufgefallen, wären es zwanzig geworden!

Wir erinnerten uns an vergangene Spreewaldfahrten. Dass flammarion sich beim Aussteigen gleich erst mal unsanft in die Wiese gelegt hatte und an Renee Hawk, die alle hundert Meter gerufen hatte: „Nicht schaukeln, Kinder!“.
Das beruhte auf ihrer Erinnerung, dass schon öfter mal ein Kahn kippte, weil Kinder übermütig waren.
Wir erinnerten uns an Moloe, der während der gesamten Fahrt nichts Besseres zu tun hatte, als mit seinem Handy zu spielen.
Wir erinnerten uns an Ole, der uns so oft mit seinen Späßen zum Lachen brachte.
Und wir erinnerten uns an den Tag, wo vor uns ein Kahn mit Ausflüglern gekentert war. Ihnen waren nicht nur Handys und Fotoapparate abhanden gekommen, sondern auch ihr fast leeres Bierfass und ein Rudel. Die Stange, die zum Staken benutzt wird, heißt in der Fachsprache Rudel.
Natürlich dachten wir auch an alle, die diesmal nicht dabei sein konnten wie lapismont, vicell, Spätschreiber, Tartan und die neue Kollegin Lisa König.

Kurz bevor wir an „Gurken – Paule“ vorüber fuhren, wurden wir fotografiert. Aber wir waren früher zurück, als der Fotograf die Bilder entwickeln konnte. Außerdem legte kaum einer Wert auf diese Bilder. Svalin hatte mit seinem Fotohandy schon etliche Bilder geknipst.
„Gurken Paule“ ist ein Spreewälder Original und Lehmann der am häufigsten vertretene Familienname. Ralph hatte erzählt, wenn man in einem vollbesetzten Lokal „Lehmann“ ruft, stehen mindestens zehn Leute auf.

Es gibt so viele kleine Sehenswürdigkeiten im Spreewald! Allein die Pflanzenwelt bietet Fantastisches. Wenn ich jung wäre, würde ich mit der Kamera in jeden Kanal fahren und alle skurrilen Gewächse fotografieren.
Zum Beispiel möchte man auch kaum glauben, dass die Vergissmeinnicht, die andernorts nur im Frühjahr blühen, hier noch immer in voller Pracht standen.

Nachdem wir einen Blechstorch erblickten, erkundigte sich Herr Gerlinger, ob es denn wohl viele Störche im Spreewald gibt? Der Staker antwortete, dass die Population leider zurückgegangen ist und im vorigen Jahr der Sturm ein steinaltes Nest v om Pfahl gewedelt hatte. Es war drei Meter im Durchmesser und versperrte die Durchfahrt! Von unten sehen die Storchennester gar nicht so groß aus, aber wenn eines im Wasser liegt und man drauf schauen kann, dann bekommt man Respekt.
Es wurde gleich ein neues altes Wagenrad auf den Baumstubben genagelt, aber die Störche nahmen den Nistplatz nicht an.

Natürlich möchten die Leute des Spreewaldes den Touristen recht viele Attraktionen bieten. So hat ein Lokalbesitzer aus seiner Restauration eine Strandbar gemacht. So eine, wie man sie auch in Berlin am Strande der Spree hat. Bei flammarions letzter Dampferfahrt sagte der Kapitän dazu: „Da hat man zwee Schippen Ostseesand verteilt und schon is det ne Strandbar!“
Außerdem geht der Strand an keiner Stelle sanft ins Wasser über, sondern man muss über eine Kante steigen.

Doska bewunderte die vielen Sportbootsverleihe. Für den wasserreichen Spreewald eigentlich logisch, dass es so viele Kanus und Ruderboote gibt. Der Staker sagte: „Obwohl es so viele sind, kann es vorkommen, dass man schon am Vormittag kein Boot mehr bekommt, so beliebt ist hier das Kahnfahren. Die ärgsten Trottel greifen zum Paddel, da kommt es hin und wieder zu Zwischenfällen“.
Das sollten wir am eigenen Leibe erfahren: in einem etwa sechs Meter breiten Wasserarm rammte uns ein mit zwei Menschen besetztes Kanu! Wenn es eine schmale Stelle gewesen wäre, hätten wir dafür noch Verständnis gehabt, aber bei einer der breitesten Stellen nicht mehr.

An seiner tiefsten Stelle misst der Unterspreewald 6m. Überwiegend ist er 40 bis 80 cm tief. Also wer hier ertrinkt, ist nur zu faul zum Laufen.
Dennoch hat es im vergangenen Jahr einen Ertrunkenen in einem flachen Fließ gegeben. Ein Betrunkener wollte auf dem kürzesten Weg nach Hause, durchquerte dieses Fließ, stolperte und blieb liegen. Über diesen tragischen Todesfall wurde lange gerätselt, dabei ist es doch logisch, dass der Döskopp vor Schreck über das kalte Wasser an seinem Hals einen Schlaganfall bekommen hat.
Die Moral von der Geschicht –besoffen lauf durch Wasser nicht.
Flammarion bekam Erlen vorgestellt, die sie bisher als Buchen deklariert hatte. Da waren wohl die Erinnerungen an die Arbeitsgruppe „Junge Naturforscher“ innerhalb der Pionierstunden in der zweiten Klasse etwas verblasst.

Aber dass alle Weiden im Spreewald Trauerweiden sind, das wollte ich doch nicht glauben. Dazu hatte ich schon zu oft von Salweiden gehört. Und wie das Internet verkündet, gibt es außerdem noch Grau- und Korbweiden. Das einzige, worin sich alle ähneln, ist die Form der Blätter.

Am Ufer sahen wir viele Scheunen stehen, von denen einige bereits verfielen. Unserer doska tat das ziemlich leid. „Da könnte man doch Ferienwohnungen draus machen, das wäre total romantisch und würde bestimmt genutzt werden!“
Rein zufällig befand sich genau in dem Moment am linken Ufer eine ehemalige Scheune, die vom Besitzer verklinkert worden war und nun wie ein vornehmes Hotel aussah. Sehr beeindruckend! Aber ich möchte nicht wissen, was das gekostet hat und wie viel man zahlen muss, um dort wohnen zu dürfen.

Die Sonne gab sich zwar die größte Mühe, den Sommer zurück zu beschwören, aber der Herbst hatte bereits seinen Vorboten geschickt: den groben Wind. Er fuhr durchs Haar und alle Gewänder. Da war man gut beraten, eine feste Jacke anzuhaben!
Aber flammarion meinte: „Man friert nicht, wenn man mit guten Freunden unterwegs ist!“, darum hatte sie auch nur ihre heiß geliebte 25 Jahre alte selbst gestrickte an. Da fuhr der Wind durch alle Löcher, die als Zierde reichlich vorhanden waren.
Der Staker bot ihr eine wärmende Decke an: „Frisch gewaschen, hat nur der Hund drauf geschlafen!“
Dummerweise lehnte die Dicke ab, denn sie dachte, dass die Kälte nicht so bald durch ihre Polster dringen wird. Am Montag hatte sie dann eine heftige Erkältung und konnte nicht zu der Lesung im „Freihafen“ gehen, wo Franka mit anderen Kollegen des „Tintenschiffs“ im „Klub der polnischen Versager“ Texte zum Thema „Kommen und gehen“ las. Svalin und Franka vereinbarten nach dieser Lesung den neuen Termin für den Monat Oktober, wo dann wieder bei flammarion zuerst ein „Herbstsingen“ stattfindet. Zur Auswahl stehen der 18. und 25. 10..

Aber zurück zu der schönen Fahrt.
Der Spreewald beherbergt eine Vielzahl gefährdeter oder gar vom Aussterben bedrohter Tierarten. Die meisten dieser Arten sind auf ausgedehnte Wasserflächen, feuchte Wälder, Feucht- und Nasswiesen oder kleinräumig miteinander verzahnte Komplexe dieser Lebensraumtypen angewiesen.
Während unserer Fahrt konnten wir Mücken und Wespen gut entbehren, aber die Libellen wurden stark vermisst. Im vorigen Jahr waren sie so zutraulich, dass sie sich sogar auf uns setzten. Diesmal aber konnten wir nur drei erblicken, zwei dunkelblaue „Doppeldecker“ und eine fast durchsichtige allein fliegende. Wahrscheinlich eine Gemeine Keiljungfer.

Herr Gerlinger erkundigte sich, ob es im Spreewald Wölfe gibt? „Sie brauchen keine Angst zu haben, von einem Wolf oder einem Bären angefallen zu werden. Solche Räuber gibt es bei uns schon lange nicht mehr“, antwortete der Kahnfährmann (so die korrekte Berufsbezeichnung). „Brauchen wir auch nicht, wir haben ja die Polizei“, murmelte er noch kaum hörbar. Die zehn Euro haben ihn wohl empfindlich getroffen.

Unser Hauptthema aber war das gegenwärtige Klima in der Leselupe. Zu unserem zehnjährigen Bestehen ist angestrebt, mit dem größten Buch der Welt in das Guinnes-Buch der Rekorde zu kommen. Außerdem wollen wir eine repräsentative Anthologie herausbringen, deren Werke demokratisch ermittelt werden. Es kommen also die Werke in das Buch, die viele Zustimmungen erhalten. Hastu kei Freund, kommtu nit in Buch.
Allerdings sind einige Texte in der Leselupe so gut, dass sie jeden überzeugen.

Wie bei jedem unserer Treffen redeten wir auch diesmal über andere Autoren und deren Werke. Vor allem über manche Kommentare und wie unhöflich es ist, auf einen erhaltenen Kommentar nicht zu antworten.

Seit je her rätseln alle über die Herkunft von doskas Pseudonym. Sie erklärte, es sei aus der Sprache der Hajeps und bedeute „bunt, vielseitig“. Aber viele Leute hatten ihr gesagt, dass es russisch klingt.
Das hat auch flammarion verinnerlicht. Eines nachts träumte sie, dass doskas Hajep-Trilogie gedruckt wurde, aber als Verfasser wurde Arkadi Gaidar genannt. Sie protestierte: „Das hat aber doska geschrieben!“
Und man antwortete ihr: „Doska ist russisch. Also hat es ein Russe geschrieben! Basta!“
In dem Seniorenclub „Herbstlaube“, wo flammarion immer zum Mittagessen geht, arbeiten zur Zeit zwei Russinnen. Da kann man ja mal nachfragen.
Hoffentlich ändert doska jetzt nicht ihren Künstlernamen. Im Russischen bedeutet doska nämlich Brett.

Irgendwann kamen wir durch ein Fließ, das Quaass hieß. Das erinnerte uns natürlich gleich an die gleichnamige russische Brotsuppe, aber der Name kommt aus dem Sorbischen und bedeutet krumm. Ein krummes Fließ also.

Wir fuhren auch ganz dicht an einem kleinen Bauernhof vorbei, wo Hühner gehalten wurden, die Braune Leghornhenne. Das ist eine der hübschesten Hühnerrassen, die ich kenne. Auch bei diesen mehr als zehn Hühnern funkelte das Gefieder im Sonnenschein und sie scharrten und scharrten in dem blanken Boden, wo mit Sicherheit schon lange kein Hälmchen mehr gewachsen ist und kein Körnlein zu finden, bis die Bäuerin wieder Futter streut.
Einzig nach dem Hahn hielten wir vergebens Ausschau. Sollten ausgerechnet diese Hühner keine glücklichen sein?
Jedenfalls sah dieses Gehöft aus, als sei es aus einem Märchenbuch gesprungen.

Immer wieder erblickten wir am Ufer und auf den Wiesen landwirtschaftliche Gerätschaften, die nur zur Zierde herumstanden. Viele Bauern haben ihre Parzellen abgegeben oder stellen sie dem Tourismus zur Verfügung, darum werden diese Geräte nicht mehr benötigt. Viele von ihnen waren auch schon veraltet.

Spreewaldkähne dienten schon immer unterschiedlichster Nutzung. Sie waren nicht nur die einzige Verbindung zwischen den Gehöften, sondern auch das einzige Transportmittel für alles, was zu transportieren war, vom Warengut bis zur Person. Aber man kann sie auch als Balkon benutzen . . .
Irgendwann während der Fahrt sahen wir auch einige Kähne, die am Ufer verrotteten. Warum? Vielleicht waren die Besitzer zu alt oder zu arm, um sie wieder herzurichten. Das kostet viel Geld und Mühe.
Weniger Arbeit hat man mit Blechkähnen. Da genügt ein kräftiger, sachgerechter Anstrich. Sie müssen auch nicht über Winter aus dem Wasser genommen und trocken gelagert werden. Und sie sehen beim flüchtigen Betrachten ganz genau so aus wie die Holzkähne. Es lebe der Fortschritt!

Im Nachhinein fiel mir auf, dass wir auf dem Wege zum Kahn an Hinweisschildern vorbeigekommen waren „Hafen 1“ und „Hafen 4“. Da beide völlig gleich gestaltet waren, vermute ich, dass sie zur selben Gesellschaft gehören. Reedereien kann man die kleinen Touristenkahnbesitzer wohl nicht nennen, aber sicher haben sie irgendeinen hochtrabenden Namen. Was wäre das Leben ohne Poesie . . .
In dem Zusammenhang ist auch die Gemeinschaft „Flottes Rudel“ zu erwähnen. Jeder Außenstehende meint, es bezieht sich auf ein Rudel Tiere und kaum einer will glauben, dass die Stakstange Rudel heißt.
Der Name entstand wahrscheinlich daraus, dass die Stange so lang wie ein Sportpaddel ist und die Funktion eines Steuerruders hat.

Seit einigen Tagen ist der Spreewald um eine weitere Attraktion reicher – die Hochzeitssuite. Dabei handelt es sich um ein Haus aus Holz, das zum Teil wie ein Baumhaus aussieht, aber auch Ähnlichkeit mit dem Häuschen der Hexe Babajaga hat. Nur dass es nicht auf einem Bein steht, sondern auf vieren.
Ein entzückender Anblick und eine sehr nette Idee.

Danach wies uns der Staker auf ein Gelände hin, wo sich die letzte Spreewaldbrauerei in Familienhand befindet. Hier wird dunkles Bier gebraut – besonders beliebt der „Maibock“ und es werden diverse Fruchtliköre hergestellt. Ganz neu hinzugekommen in der „Babben – Brauerei“ sind Meerettichschnaps und Holunderlikör.

Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber ich glaube, unsere Rundfahrt dauerte zwei Stunden.
Insgesamt passierten wir mindestens vier Schleusen. Eine davon war außer Betrieb, weil an ihrer statt zwei neue gebaut worden waren. Ralph nutzte die Fahrt, um sich nebenbei per Augenschein vom Nutzen der Neubauten zu überzeugen.
Eine der Schleusen war auf Selbstbedienung ausgelegt. Hier wie auch an einer anderen Schleuse stieg Ralph aus, um ebenfalls Hand anzulegen beim Schleusen.
Immer wieder beeindruckend die nassen Metall- bzw. Holzwände der Schleusentüren. Manche ließen sich nicht völlig schließen und das Wasser quetschte sich als kleiner Wasserfall hindurch.
Wenn wir unter den hochgezogenen Wehrteilen hindurch fuhren, tropfte es natürlich. Das machte uns nichts aus, das trocknet ja sofort wieder, dachten sich die meisten, außer Sannasohn und seine Schwester, die beim Versuch, ein Brett vom Kahn als Regenschirm zu nutzen, es fast ins Wasser fallen ließen. Immer diese Kinder!

Das Aussteigen aus dem Kahn ging schneller als das Einsteigen. Wir verabschiedeten uns freundlich vom Fährmann und gingen zu unseren Fahrzeugen. Ralph hatte Herrn Gerlinger schon bei der ersten Verabredung gesagt, dass das Navigationsgerät sein Haus nicht findet. Er wollte es nicht glauben und stellte das Navi ein. Nach einer Weile kam manch einem von uns die Gegend sehr bekannt vor, aber plötzlich meinte die Computerstimme: „Sie haben Ihr Ziel erreicht“, dabei waren wir erst am Anfang einer langen Straße. Lang deshalb, weil hier jedes Haus einen großen Garten hat.
Doch bevor wir in diese Straße einbogen, sahen wir zwei Rehe mitten auf einer Wiese. Der Waldrand war ein schönes Stück entfernt. Erstaunlich, dass sich Waldtiere so dicht an den Häusern der Menschen aufhalten, und das nicht erst im Winter, wo Wildschweine schon mal bis in den Vorgarten kommen können, sondern im Spätsommer!

In Ralphs Garten erwartete uns schon Christine, die alle herzlich begrüßte. Sie hatte den Kaffeetisch sehr liebevoll gedeckt mit allem, was dazu gehört. Es gab Apfelkuchen mit Zimt und Walnüssen, Buchteln mit Pfirsichmus und Pflaumenkuchen mit Streuseln. Alles absolut lecker.
Als flammarion um eine Buchtel bat, griff Christine mit der Hand zu und sagte: „Das geht doch so, nicht wahr? Ich hab mir die Hände erst gestern gewaschen!“
Ja, wenn man so viel Wasser um sich hat, weiß man Sauberkeit besonders zu schätzen!

Nun saßen wir am „runden Tisch“. Da kann man sich ganz anders unterhalten als auf dem Boot, wo wir zu viert an einem Tisch saßen (erst jetzt sagte Jens, dass er die Cola an Bord sehr vermisst hatte. Tatsächlich war außer dem Tischschmuck und den wärmenden Decken nichts weiter an Bord, nicht mal n Schluck Wasser).
Unsere Gespräche wurden lebhafter. Jeder hatte irgend etwas zu berichten oder zu erzählen.
Franka erzählte aus ihrer Arbeit, flammarion von ihrer Seniorenbegegnungsstätte, doska ergründete jedermanns Familienverhältnisse, Ralph ließ sich von seiner Christine necken, die Geschwister hatten ihre üblichen Querelen, aber nicht gar so schlimm wie im vorigen Jahr und svalin war schweigsam wie immer.
Wir hatten sogar vergessen, ihn nach den Fortschritten seines Palindromen – Romans zu fragen.

Natürlich sahen wir uns während des Kaffeetrinkens im Garten um und bewunderten die Pflanzen. Besonders angetan waren wir von den fantastischen weinroten Flaschenreiniger – Blumen. Die heißen gar nicht so, sehen aber so aus. Wie sie heißen, konnte uns nicht mal Christine sagen. Jedenfalls ein märchenhafter Anblick.
Überhaupt scheint Christine den „Grünen Daumen“ zu haben, denn dieses Gewächs hatte ich schon in mehreren Gärten gesehen, aber noch nie in derartiger Pracht.
Es gab neben Fette Henne noch andere tolle Pflanzen im Garten. Vielleicht besuchten uns deshalb auch die beiden Schmetterlinge, ein Kohlweißling und ein Tagpfauenauge.

Wir hörten auch einen Vogel zwitschern, aber niemand wusste, was es für einer war. Darum beschlossen wir, dass es sich um eine Tachtigall handelte.
Und dicht am Haus wuchs ein Strauch mit roten, puscheligen Blüten. Bei näherer Betrachtung erwiesen sich die Blüten allerdings als Früchte. Auf unsere Frage antwortete Christine: „Das ist eine Rhizinuspflanze“.
So appetitlich hatte sich wohl niemand diese aus der Medizin bekannte Pflanze vorgestellt!

In dem gepflegten ehemaligen Biergarten konnten wir leider nicht allzu lange bleiben, der Wind schob dicke Wolken vor die Sonne. Also zogen wir ins Wohnzimmer um. Mit zehn Leuten war der ausgezogene Stubentisch voll ausgelastet. Es war richtig kuschelig und wir setzten unsere heitere Unterhaltung fort. Es gab wirklich viel zu lachen.

Intelligenterweise sortierten wir im Wohnzimmer gleich die Leute nach Rauchern und Nichtrauchern. Im Garten hatten wir die Plätze tauschen müssen, damit die Quarzer zusammen sitzen konnten.
Im Haus wäre es nicht nötig gewesen, denn hier gibt es ein Raucherzimmer, was auch mehrfach aufgesucht wurde. Natürlich nie von einem, sondern gleich von allen Rauchern. Kollektive Sucht …allein is ja auch doof, war Jens Meinung…

Irgendwann entdeckte Herr Gerlinger eine Wiesenwanze auf Christines riesiger Zimmerpflanze. Er öffnete die Tür und jagte die Wanze hinaus auf die Wiese, wo sie hingehört.
Nun erzählte Franka noch einmal von der langen Schlange, der sie in Demmin begegnet war. Nach genauerer Schilderung kamen wir überein, dass sie einer Ringelnatter begegnet war, ungefährlich wie ein Regenwurm, aber in ihr Sonntagnachmittagausgehkleid gehüllt.
Obwohl Anica irgendeinem elektronischen Spiel nachging, forderte sie jede Minute: „Könnten wir bitte das Thema wechseln?“
Sie ekelte sich ganz offensichtlich. Wir ließen uns davon nicht beeindrucken und redeten über weiteres Ungeziefer– namentlich über die Stubenwanzen.
Dabei wurde Anicas Ekel noch gesteigert. Um davon abzulenken, fragte irgendwer das Mädchen, welchen Beruf sie denn wohl einmal ergreifen möchte? Zu unser aller Erstaunen antwortete sie spontan: „Forensikerin“.
Sie fügte sofort hinzu: „Mir ist schon klar, dass ich dabei eine ganze Menge Ekliges zu sehen bekommen würde, aber ich erreiche ja sowieso nicht die erforderliche Durchschnittsnote“.
Man machte sie dennoch darauf aufmerksam, dass sie als Forensikerin ohnehin ein ganz spezielles Verhältnis zu Tieren haben muss und das Ausführen eines kleinen Hundes da nicht ausreichend wäre.
„Ja“, gab Anica zu, „ich hab schon noch andere Tiere. Zum Beispiel mein Aquarium. Da sind Black Mollys drin, vier Saugwelse, zehn Neonsalmer und andere“.
Sie nannte dann auch den Ausweichberuf ihrer Wahl, aber den hab ich vergessen. War wohl nicht so aufregend wie der auf Fernsehserien – Gucken begründete Berufswunsch.

Im Nachhinein wundert es mich, dass ansonsten kaum von unseren Haustieren die Rede war. Weder von denen, die gegenwärtig in unserem Besitz sind, noch über jene, die wir einst hatten. Diesmal redeten wir über „wilde“ Tiere.

Jens und Anica machten noch einen sehr kurzen Abendspaziergang, dann eröffnete Christine das Buffett. Sie hatte mehrere Sorten Brot parat, für jeden Geschmack war etwas dabei. Man konnte das Brot mit normaler Butter bestreichen oder mit Kräuterbutter, die sie möglicherweise auch selber zubereitet hatte.
Neben einem leckren Nudelsalat gab es eine Menge Wiener Würstchen. Auch eine große Schüssel Obstsalat stand in der Küche, angerichtet aus allerlei einheimischen und ausländischen Früchten.
Das Köstlichste aber war die so genannte Kuckucksschlurre. Das kannte nicht einmal der Ralph. Ein Fleischgericht, von dem wir alle unbedingt das Rezept haben wollten. Da wir verabredet hatten, alle einen Bericht über die schöne Spreewaldfahrt zu schreiben, wurde Ralph sogar aufgefordert, dieses Rezept in seinen Bericht einfließen zu lassen.
Allerdings schmeckt es wohl nur, wenn es in größerer Menge geschmort wird, lohnt also nur bei einer größeren Feier. Christine hatte bestimmt vier Kilo Schweinekamm geschmort. Absolut lecker!
Wir haben uns so satt gegessen, dass svalin auf dem Heimweg langsam fahren musste!

Auch das Getränkeangebot ließ nichts zu wünschen übrig. In dem Zusammenhang möchte ich den überaus originellen Flaschenöffner erwähnen: er hatte die Form eines gefüllten Bierkastens!

Üprinx dauerte es bei Franka eine ganz hübsche Weile, ehe sie sich endlich aufgewärmt hatte. Keinem waren ihre blauen Lippen aufgefallen, dabei hatte sie sogar schon blaue Fingernägel!
Und das, obwohl sie gar nicht so luftig angezogen war.

Ich weiß nicht, wer darauf kam, aus Papier Kunstwerke herstellen zu wollen. Plötzlich sah ich, dass doska aus einer Serviette ein Tier zu basteln versuchte. Die Serviette war zu lasch, darum misslang der Versuch. Aber es war auch anderes Papier vorhanden. Da gelang die kleine Echse. Danach wurden noch der „Schnapper“ und Schiffe gestaltet.
Vielleicht wären auch noch Flieger gefaltet worden, aber allzu viel Papier hatten wir nicht. Demnächst besuchen wir wohl alle einen Origami – Kurs . . .

Wie gesagt, wir hatten viel zu lachen. Man hätte ein Tonband nebenher laufen lassen sollen!

Für die Heimfahrt stieg flammarion wieder in svalins Auto, denn sie und sanna nebst Kindern hatte den selben Weg. Und wieder war die Anthologie das Gesprächsthema. Es wäre doch wünschenswert, dass wirklich unsere besten Werke da hineinkommen, wie zum Beispiel Ralphs entzückende Weihnachtsgeschichte „ . . . wie grün sind deine Blätter!“ oder sannas „Ole“.
Die „Wichtelweihnacht“ von flammarion bekäme zwar keine Chance, aber weil die Hauptperson in diesem umfangreichen Märchen ebenfalls Ole heißt, hatten wir gleich ein ganz anderes Thema, nämlich „Die Olsenbande“. Szene um Szene dieses zehnteiligen dänischen Lachkrimis wurde durchgesprochen und die Titelmelodie gesungen.

So fuhren wir gemächlich auf Berlin zu.
Gegen 23 Uhr waren wir zu Hause.
Kaum, dass ich die Beine unter der Zudecke hatte, begann das Bett zu schaukeln. Ich war wieder auf dem Spreekahn . . .
 

Retep

Mitglied
Hallo flammarion,

jetzt bin ich bereits zweimal aus dem Internet "herausgeflogen", hatte zuerst einen sehr langen Kommentar zu deinem Beitrag abgegegeben, beim zweiten Mal mich schon etwas kürzer gefasst, die jetzige Fassung wird noch kürzer werden, wenn das Schicksal mir nicht wieder einen Streich spielt.

Du hattest zu meinem Kommentar zu "Nordsee ist Mordsee" angemerkt, dass der Eintrag so ok. sei, da es sich um einen "Tagebucheintrag" handle. Ich hatte ausgeführt, das es sich da um eine stinklangweilige Aufzählung handle.

Aus deinem Text erfahre ich, dass du mit etlichen Leuten im Spreewald warst, dass ihr eine Kahnfahrt gemacht, Kuchen gegessen, Tiere gesehen, euch über die Leselupe unterhalten und viel gelacht habt. (Die Aufzählung ist nicht vollständig)

Leider war da für mich nichts dabei, über das ich auch hätte lachen können, für mich ist der Text stinklangweilig. Ich nehme an für andere Leser auch.

Die Leute, mit denen du da warst, kenne ich nicht, fast alles
sonst ist nicht neu, z.B. dass Blechkähne im Wasser nicht verrotten, Rehe und Hühner habe ich auch schon gesehen, neu war für mich die "Wiesenwanze".

Um mich durch 8 Seiten hindurchzuquälen, lohnt sich für mich der Auffwand nicht.

Ich bestreite nicht, dass solche Tagebucheinträge für die Beteiligten einen Erinnerungswert haben, aber nur für die, die sich kennen und dabei waren.
Seit Jahren schreibe ich auch ein Tagebuch. Es ist für Unbeteiligte ebenso langweilig wie dein Beitrag.

Forenredakteur ENachtigall scheint auch nicht deine Ansicht über Tagebucheinträge zu haben, die man veröffentlichen will.

Gruß

Retep

P.S.: Fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass ich jetzt weiß, dass du "korpulent" bist.
 

Duisburger

Mitglied
Mein lieber Retep,

Leider war da für mich nichts dabei, über das ich auch hätte lachen können, für mich ist der Text stinklangweilig. Ich nehme an für andere Leser auch.
was andere von diesen Text halten, das überlasse den anderen bitte auch. Und die Forenredakteurin N. hat ihre eigene Meinung kundgetan, mehr nicht. Sie will das nicht allgemeingültig verstanden wissen, so weit ich sie kenne.

Die Protagonisten in diesem Text sind nicht fiktiv, besser noch, sie sind (fast) alle hier zu finden.
Daher gehört sicherlich auch ein gewisser Erkennungswert zum Text, den du nicht haben kannst. Dann ist auch der Humor da (den ich aber hier durchaus auch in den schönen Satzgefügen finde).
Der Unterschied zu deinem Text ist die interessante Sprache, der Stil, mit dem diese Begegnung hier an den Leser gebracht wird. Eine Aufzählung mag ich hier nicht sehen, eine zeitliche Abfolge schon.


lg
Duisburger
 

Retep

Mitglied
Hi duisburger,

warum so erregt, warst du doch grundsätzlich mit mir bei "Nordsee ist Mordsse" gleicher Meinung.


was andere von diesen Text halten, das überlasse den anderen bitte auch.
Selbstverständlich, ich habe geschrieben "ich nehme an", bei Annahmen kann man sich täuschen.


Der Unterschied zu [blue]deinem Text [/blue]ist die interessante Sprache, der Stil
.....

Von welchem Text sprichst du?

Dann ist auch der Humor da (den ich aber hier durchaus auch in den schönen Satzgefügen finde).
Dass man Humor in schönen Satzgefügen findet, ist mir neu.

Wo du da eine "Retourkutsche" siehst, ist mir nicht klar.

Gruß

Retep
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
vielen

dank für s lesen und kommentieren.
tut mir leid, dass du unterbrochen wurdest, retep.
es ist nicht leicht, einen erlebnisbericht so zu schreiben, dass er auch für leute interessant ist, die nicht dabei waren. dabei kann eigentlich nur eine art aufzählung herauskommen.
wenn mir die leute nicht so wichtig wären, mit denen ich unterwegs war, hätte ich auch eine derbe klamotte daraus machen können . . .
lieber duisburger, dein kom ist beinahe zum heulen schön.
lg
 

Duisburger

Mitglied
Von welchem Text sprichst du?
steiche "deinem", setze "den anderen"

Dass man Humor in schönen Satzgefügen findet, ist mir neu.
Ist das dein ernst? Zwei Sätze mit gleichen Sinngehalt können durch eine anderes Satzgefüge (Satzstellungen, Betonung usw.) vollkommen anderes bei Leser ankommen. So neu ist das aber nicht.

Die Retourkutsche hatte ich gestrichen, die war für einen anderen bestimmt.


lg
Duisburger
 

Retep

Mitglied
Hallo duisburger,

hattest heute wohl deinen "milden" Tag.

(Ich beziehe mich auf "happige" Kommentare, die ich schon von dir gelesen habe.)

Ist das dein ernst? Zwei Sätze mit gleichen Sinngehalt können durch eine anderes Satzgefüge (Satzstellungen, Betonung usw.) vollkommen anderes bei Leser ankommen. So neu ist das aber nicht.
Klar, das ist einleuchtend und sogar für mich nicht so neu, hatte dich falsch verstanden.

[blue]Dein[/blue] Text und [blue]Retourkutsche[/blue] hast du ja geklärt. Danke.

Gruß

Retep
 
B

borax

Gast
und

dass ich auch nicht dabei war, vergisst du einfach mal.
naja, ich wohne ja jetzt auch in halberstadt . . .
lg das enkelchen
 



 
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