Ein Blick

tinchen

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Es war einmal ein Prinz. Er war nicht reich, lebte nicht in einem goldenen Schloss, hatte keinen König zum Vater oder eine Königin zur Mutter.
Er brauchte keine adeligen Verwandten, um sich Prinz nennen zu können.
In seinen Haaren spiegelte sich die Farbe der Sonne wieder, der Himmel breitete sich in seinen Augen aus.
Sein Körper war lang und kräftig und seine feingliedrigen Finger wandten sich bei jedem seiner Worte.
Doch er war kein übermenschliches Wesen, sondern nur ein Prinz.
Er war sensibel, ehrlich, erfreute mit seinem Humor und seinen Gastgeschenken. Die Menschen fingen an zu strahlen, wenn er den Raum betrat.
Aber er hatte auch seine Fehler, war manchmal vorschnell.

Eines Tages, die Sonne strahlte und ließ seine Haarpracht glänzen, traf er bei seinen königlichen Geschäften auf eine junge Frau.
Fast hätte er sie übersehen, so unscheinbar war sie. Ihr Lächeln, trotz der für ihn sichtbaren Sorgen, die sie umgaben, ließen ihn inne halten.
Überrascht von dieser Natürlichkeit und diesem Mut, konnte er seinen Blick nicht von ihr abwenden und erwiderte ihr Lächeln.
Der Prinz streckte ihr die Hand entgegen. Er wollte sie einladen, mitnehmen auf seine Reise und ihr das wunderbare Land der Liebe zeigen.
Sie stand auf und folgte ihm.

Die junge, einfache Frau freute sich, als der Prinz ihr die Hand entgegen streckte. Seine Augen, sein Blick hatte sie berührt, die Reise zu ihrem Herzen aufgenommen.
Aber sie folgte ihm vorsichtigen Schrittes.
Schon einige hatten sie in das Land der Liebe mitnehmen wollen.
Schon einige hatten sich auf dieser Reise verirrt.
Den Blick auf das Land der Liebe hatten ihr schon viele versprochen, so dass sie dem Prinzen zunächst nicht glaubte.
Da sie das Land der tausend Sagen aber mit ihm erreichen wollte, folgte sie ihm.

Als sie einige Tage unterwegs waren, schon mehrfach das Nachtlager aufgeschlagen hatten, wurde die junge, einfache Frau sicher, dass der Prinz den Weg zum Land der Liebe kennen würde.
An diesem Morgen ging sie nicht wie gewöhnlich einige Schritte hinter dem Prinzen, sondern nahm seine Hand und schritt Seite an Seite mit ihm.
Zunächst freute sich der Prinz über die Wärme, die von der Hand der jungen, einfachen Frau ausging.
Nach einigen Schritten aber, erkannte er, dass dies nur das Zeichen der vorherigen Angst, des Misstrauens war.
Als er sich ihrem Gesicht zuwand, sah er ein Lächeln, echter als je zuvor.
Der Prinz entzog der jungen, einfachen Frau seine Hand. Wich von der gerade erst entflammten Wärme zurück.
Die junge, einfache Frau blickte dem Prinz fragend in die Augen.
Er erkannte sie nicht mehr, drehte sich um und ging.
Sie blieb allein mit der Erinnerung an den ersten Blick des Prinzen, der nun ihr Herz erreicht hatte.
 

tinchen

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Hallo Anemone!

Es geht um Misstrauen und das letztendliche Einlassen, dass den, der sich schon lange sicher glaubte nun verunsichert, enttäuscht und zurückwirft.

LG Tinchen
 

anemone

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hallo tienchen,

Mir gefällt diese ganze Geschichte nicht, eine Kindergeschichte ist sie nicht.
Sie will einer erwachsenen Person sagen: Du bist unscheinbar und ich lasse mich dazu herab, dir das Land der Liebe zu zeigen. Kurz vor der Ankunft dreht der selbsternannte Prinz um und hat kein Bock mehr,
wie man so schön sagt.
Er ist sensibel und ehrlich, evtl. auch sehr empfindlich
und erfolgsverwöhnt, dieser Prinz.
"Vorschnell" beschreibst du seinen negativen Charakter.
Für einen Prinzen sicher normal. Er wird überall angehimmelt
und hat auf dem Weg bemerkt: Sie macht es nicht und
das fehlt ihm.
Hat er sich am Ende nur selbst geliebt?
 

tinchen

Mitglied
Es geht nicht um Eigenliebe oder negative Charakterbeschreibungen.
Es geht um eine Verliebtheit, die durch das Misstrauen der Frau getrübt wird. Als sie dann dem Prinzen vertraut, weist er sie zurück, weil er sich ihr schon lange "gezeigt" hatte und dachte, sie würde es auch tun.
Er weist sie zurück, weil sie ihn erst jetzt zu sich lässt.
LG Tinchen
 



 
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