Ein Engel

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Ein Engel


Von den scharfen Kanten
des Alltags wundgerieben,
am Rand
der finanziellen Katastrophe
entlang,
fällt weicher Schnee,
um Angst zu dämpfen,
die Blutung zu stillen
von Nadeln, die fordernd
in ihm stecken.

Ein Engel,
der Welt verpflichtet,
mit all seiner
himmlischen Unzulänglichkeit,
schutzlos, ohne Haut,
verletzt von den Rinden
harter Menschenkörper,
taub von falscher Schmeichelei
und müde vom Phantomschmerz
der verlorenen Flügel,
die er im Himmel
lassen musste.
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Black,

Sehr schön, bis auf eine Stelle.
In erster Linie kommt doch der Schnee, um die Wunden zu heilen, sich auf die Wunden zu legen, den Schmerz zu lindern. Dann das andere.
Nur mal ein, sicher überflüssiger, Gedanke.:)

lG
Stoffel
 
Hallo Stoffel,

dein Gedanke ist sicher nicht überflüssig, und ich
glaube, dass Gedicht ist eh noch verbesserungswürdig.
Ich bin noch nicht ganz zufrieden und für Vorschläge und Anregungen dankbar!

Liebe Grüße

black sparrow
 
S

Sandra

Gast
Der Text, das Thema wunderschön. Einzig an zwei Wörtern stoß ich mich, "finanzielle" und "Phantomschmerz". Es trifft vielleicht genau das, was du sagen möchtest, aber im Klangbild deines Gedichtes, stechen sie hervor. Dieses bibliche Bild mit dem Engel ist wunderschön - es passt auch so gut zu dir und deinen Werken, du verwendest diese Vergleiche des Öfteren, jedoch lesen sie sich immer wieder anders. Das ist der Reiz. Vielleicht könnte man schreiben:
Von den scharfen Kanten
des Alltags wundgerieben,
am Rand der Apokalypse
fällt weicher Schnee,
um Angst zu dämpfen...
harter Menschenkörper,
taub von falscher Schmeichelei
und müde vom Schmerz
verlorener Flügel...
(ist hier Phantom so wichtig?)

Trotzdem finde ich, dass dieses Gedicht sehr gelungen ist und es war schön, es Lesen zu dürfen.

LG
Sandra
 
Hallo Sandra,

erstmal vielen Dank für dein Lob! Und auch für die Anregungen. Stimmt schon, die Formulierungen sind gewöhnlich, aber andererseits machen sie das Gedicht "irdischer",und ein irdisches Leben lebt dieser Engel ja jetzt. Das wollte ich damit ausdrücken.
Und den Phantomschmerz würde ich gerne stehenlassen, weil es ja eine eigentlich längst verheilte Wunde ist.
Amputationsnarbe würde noch passen, aber das hat denselben Effekt. Hm.
Jedenfalls verleiht dein Vorschlag gerade in der ersten Strophe dem Gedicht wesentlich mehr Kompaktheit im Rhythmus. (Kopfzerbrech)
Ich werde wohl noch etwas länger darüber nachdenken!

Hab ein schönes Wochenende

the catholic sparrow
 
I

IKT

Gast
Ein Engel auf Erden, der eigentlich (in seiner himmlischen
Mission) den Menschen schützt, und als Mensch nun selbst leidet... Ein überirdisches Thema. "Am Rand der finanziellen Katastrophe" finde ich schon passend, da dies viele Menschen betrifft und so das menschliche des Engels (auch auf der materiellen Ebene) zeigt. Den Phantomschmerz würde ich (so wie Sandra) weglassen. Ich meine, man kann auch so verstehen, dass es sich um verheilte Wunden handelt und Du gibst dem Leser dann nicht zuviel vor. (Kann das vielleicht nicht so richtig ausdrücken, also bleibt mir nur die Hoffnung auf Dein Verstehen. ;) )
LG IKT
 



 
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