Ein Fremder in der Badewanne (gelöscht)

Mira

Mitglied
Die Geschichte hat mir gefallen. Das Rollenspiel der beiden ist eine tolle Idee. Richtig spannend wirkt das, als er ihr vorwirft, fremdgegangen zu sein.
Doch manchmal bin ich über zu ausschweifende Formulierungen gestolpert, die dem Text die Dichtigkeit nehmen.

Zehn Minuten später fuhr der Intercity mit kreischenden Bremsen in den Bahnhof ein.
Das Paar nahm ein Taxi und ließ sich zum Hotel chauffieren, das mit seinen grünen Fensterläden und den halb heruntergelassenen Markisen auf einer kleinen Anhöhe prunkte.
Sie stiegen aus und gingen zur Rezeption. Während ihr Gepäck auf ihr Zimmer gebracht wurde, entschlossen sie sich zu einem Drink in der Hotelbar, die sie sogleich aufsuchten. [blue]Ich denke, es hätte genügt, die Szene sofort in der Hotelbar beginnen zu lassen. Beim Lesen wurde ich ungeduldig, denn ob die beiden ein Taxi genommen haben und was mit dem Gepäck geschehen ist, interessiert mich als Leser nicht. [/blue]
Der Tresen glänzte in schwarzem Lack. Im Aschenbecher darauf verqualmte hastig und verstohlen mit rascher, kerzengerader Rauchsäule eine Zigarette. [blue]Den Satz mit der qualmenden Zigarette finde ich zu kompliziert formuliert und lenkt ab. [/blue]Die blonde Bardame schnappte [blue]Das Verb vermittelt mir nicht das gewünschte Bild [/blue]sie sich und inhalierte daran. Freundlich nickte sie ihnen zu.
„Da Ihr Freund offenbar verschollen ist, müssen Sie halt mit mir Vorlieb nehmen“, erbot sich Frank und zuckte mit den Schultern.[blue]Finde ich total gut, dass das Rollenspiel weitergeht. Man erwartet schon etwas.[/blue]
„Ein Unglück kommt eben selten allein“, seufzte Lydia und verdrehte die Augen. „Darf man Ihren Namen erfahren?“
„Oh, ich bin Frank!“
„Sie haben ja den gleichen Namen wie mein Freund“, spielte sie die Überraschte und drückte seine Hand, die er ihr hinstreckte. „Sehr erfreut, ich bin Lydia!“
„Schöner Name. Was möchten Sie trinken, Lydia?“
„Ein Ginger Ale, bitte.“ Ihr Blick schweifte durch die leere Bar, indes sie sich das Haar löste.
Frank wandte sich an die Bardame, die gerade die Kippe ausdrückte und danach zwei versilberte Schälchen mit Salznüssen auf den Tresen stellte. „Ein Ginger Ale und einen Gin Tonic, bitte.“
„Sehr gern“, sagte die Blondine mit einem leichten Akzent und rauchiger Stimme.

Nachdem der Gin Tonic Franks Magennerven gekitzelt hatte, legte er einen Geldschein auf den Tresen. Sie drehten der Bar den Rücken zu, schlenderten Hand in Hand zum Lift und fuhren hinauf.[blue]Eigentlich hätte man die ersten beiden Sätze weglassen können. Mich interessiert viel mehr, was jetzt im Zimmer passiert.[/blue]
Ihr Doppelzimmer entpuppte sich als einfache, aber geschmackvoll eingerichtete Unterkunft. Die Abendsonne leuchtete durchs Fenster, vergoldete den Staub und brachte ihn in Zeitlupe zum Tanzen.
Frank schloss die Tür und umarmte seine Freundin, die sich bereits ihres Regenmantels und der Schuhe entledigt hatte. Er wühlte in ihren Haaren, küsste sie, fuhr mit den Fingern über ihren Hals, dann an ihrem Schlüsselbein entlang, öffnete ihre Jeans, streifte ihr das Höschen herunter und nahm sie im Stehen.
Sie stöhnte vor Lust.
„Dafür wird Sie mein Freund töten“, raunte sie ihm zu und knabberte an seinem Ohrläppchen. Sie zogen sich hastig aus, fielen auf dem Bett wie zwei Ausgehungerte übereinander her.

Grüße von
Mira
 

Markus Saxer

Mitglied
Hallo Mira

Danke sehr für Deine Verbesserungsvorschläge. Ja, ich hätte vom Bahnhof direkt zur Hotelbar switchen können, das ist wahr, aber irgendwie lag mir daran, das Hotel kurz von außen zu beschreiben, einen Schnappschuss davon zu erzeugen, und dazu diente mir die Taxifahrt.
Die qualmende Zigarette … Hab lange an diesem Satz rumgefeilt, im Nachhinein denke ich, dass Du Recht hast, und er zu kompliziert, zu verschachtelt ist und vom Geschehen ablenkt. Ich werde ihn entschlacken.

LG, Markus
 
K

Kasper Grimm

Gast
Auch mir hat die Geschichte gefallen. Übrigens fand ich den Text erfrischend knapp, also ohne großes Wortgeklingel. Das Thema wurde direkt angegangen und mit ein paar zusätzlichen Skizzen, Zugfahrt etc. ergänzt. Der Schluß ist kraß, dafür aber umso wirksamer. Die Vorgeschichte der Frau gibt auch genügend überzeugende Motivation für diese Tat her. Alles in allem: gelungen.
 

MarenS

Mitglied
Eine gelungene Erzählung, finde ich.
Die Bardame sollte allerdings nicht gleich zweimal ihre Zigarette ausdrücken auch wenn es einmal eine Zigarette und einmal eine Kippe ist, in so kurzer Zeitfolge klingt es unwahrscheinlich.

Grüße von Maren
 
K

Kasper Grimm

Gast
Oh, Bardamen sind oft Kettenraucher - insoweit trifft's ;-)
 



 
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