Ein Mondenmärchen

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Petra

Mitglied
Ein Mondenmärchen

Der Mond gähnte herzhaft und räkelte sich ein wenig. Dann streifte er sich seine Schlafmütze über, die rot und weiß gekringelt war und an ihrem oberen Ende einen Bommel hatte, der ihm - dem Mond - bis tief in die Stirne hineinbaumelte. Das störte den Mond meistens heftig, so dass er sich oftmals genötigt sah, mit dem Kopf einen Ruck zu vollführen, um den Bommel dieserart aus der Stirn hinaus zu katapultieren - wonach der Bommel seinerseits allerdings jedesmal aufs Neue in die Stirn zurück gebaumelt kam.
Der Mond nun also, nachdem er sich ausgeräkelt, ging nicht etwa schlafen, sondern setzte sich, seiner alten Gewohnheit folgend, in seinen Lieblingssessel, nahm sich seine Brille auf die Nase und griff mit langsamen, bedächtigen Gesten nach dem schweren ledernen Buch, das neben ihm auf dem Tischchen lag.
Um diese Zeit nun - und ebenfalls wie gewöhnlich - kamen, mal einzeln, mal in Grüppchen, die Schäfchenwolken heran, teils kichernd, teils schweigsam. Sie setzten sich auf den Boden zu des Mondes Füßen und lauschten, während sie gespannt waren wie kleine Flitzebogen, andächtig den Geschichten, die der Mond des Abends vortrug. Während sie nun dort versammelt waren, umnebelten sich allmählich ihre Sinne, sie wurden schläfrig und müde und ihre Köpfchen sanken sanft nach vorn über, tief und tiefer, während ihre Augenlider vor Müdigkeit immer schwerer und schwerer wurden und schließlich gänzlich herabsanken. Ihre Gedanken verwoben sich mit den Boten der Phantasie und entschlüpften peu à peu ins Land der Träume, wo sie sich auf Wanderschaft begaben und noch mehr sich ineinander verwoben.
Der Mond lächelte gütig, während seine Blicke über die müde Schar streiften. Die einen schliefen im Sitzen, ihren Kopf einfach in die Hände gestützt; andere hatten ihre Arme um die Beine geschlungen und sich mit ihrem Kopf auf die eigenen Knie gelegt; dritte hatten ein Kissen gefunden und sich darauf gebettet, und diejenigen, die keines fanden, legten ihren Kopf kurzerhand, und ohne groß zu fragen, auf den Bauch eines anderen.
Als der Mond sah, dass auch das letzte der weißen Flaumgefieder schlummerte, stand er auf - leise, nur sein langer Mantel rauschte verhalten - und ging, auf Zehenspiten, um nur ja niemanden zu wecken, hinaus. Dort zog der Mond den nachtblauen Himmelsvorhang zu, damit die Schäfchen dahinter in Ruhe weiterschliefen und keines geweckt werde. Daraufhin streifte er seine Schlafmütze ab, legte sie fein säuberlich zusammen, wie sich das gehört, und verstaute sie in der obersten Schublade seiner großen Truhe, die dort stand. Einen kurzen Augenblick lang hatte der Mond nun doch Sorge, da das Holz knarrte, indem man die Lade aufzog, denn die Truhe war schon sehr alt. Er konnte sich gar nicht mehr entsinnen, seit welchen Zeiten er sie besaß.
Und dann trat er endgültig hinaus in die dunkle Nacht, um seinen Dienst anzutreten. Denn die Aufgabe des Mondes ist es, des Nachts seine Bahn über den Himmel zu ziehen bis zum anderen Ende des Horizonts, wo die Sonne des Morgens beginnt aufzusteigen.
 

hera

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Petra!

Eine sehr schöne und beruhigende Gute-Nacht-Geschichte.
Mir fällt aber auf, dass die Sätze teilweise unheimlich lang sind.

Viele Grüße, hera
 

Sternchen

Mitglied
schöööööön

Liebe Petra,

ich finde deine Geschichte sehr schön und es macht sehr Spass sie zu lesen. :)
Ich mag Geschichten seuhr, so wie du diese hier geschrieben hast .

liebste grüße Sternchen/Sonja
 

Petra

Mitglied
Hallo Hera,

vielen Dank für Deine Kritik! An dieser Stelle sogleich die Entschuldigung, dass ich mich erst jetzt melden kann. Leider hatte ich zu viel zu tun.
Sicher hast Du recht - meine Sätze sind vereinzelt recht lang. Das ist ein altbekanntes Phänomen. Aber erstens - das mag Dir als Trost dienen - sind diejenigen, die man im Mondenmärchen findet, noch recht harmlos verglichen mit dem, was mitunter sonst von mir produziert wird (ich kann allerdings auch anders, nur handelt es sich dann explizit nicht um Märchen oder sagen wir lieber: Märchenhaftes). Und zweitens schreibe ich - meistens jedenfalls - atmosphärisch hoch verdichtet; wenn es sich dann noch um märchenhaftes Geschreibsel handelt, bin ich leider manchmal - oder meistens? - der Auffassung, dass - zur Kreation einer entsprechenden Atmosphäre - manch linguistisches Längen-Monster notwendig ist. Mir ist schon präsent, dass man sich zum Lesen meiner Geschichten (oder was auch immer) einfach Zeit und Muße nehmen muss. Dazu zwinge ich den Leser regelrecht - eben durch langatmige Sätze. Sonst funktionierte aber auch meine Atmosphäre nicht. In denjenigen Werken, in denen es mir hingegen auf rasante Aktionen ankommt, schreibe ich allerdings auch stakkato. Je nachdem, eben.
Nebenbei bemerkt: Ich habe Dein "Hexen hexen" gelesen. Höchst gelungen! Eine innovative, sehr schöne Idee, wunderbar kreativ umgesetzt, wie ich finde. Möglicherweise hinterlasse ich dort noch eine ausführlichere Kritik. Allerdings auch wieder vollständig überflüssig - mit diesen zweieinhalb Worten ist ja schon alles gesagt.
So ziehe ich mich also wieder zurück in meine Gefilde und harre der Dinge - nämlich weiterer Kritik, die da kommen möge.
Einen schönen Sonntag noch.
Bis zur nächsten Kritik - Petra
 

Petra

Mitglied
Liebes Sternchen,

zunächst einmal vielen Dank für Deine höchst positive Kritik!
Als zweites folgt dann sogleich die Entschuldigung dafür, dass ich Dir nicht eher darauf habe antworten können, was mir aufrichtig leid tut (ich weiss, "leid tun" schreibt sich heutzutage substantiviert, mir will diese Schreibweise jedoch nicht recht behaglich sein :), aus welchem Grunde ich der korrekten Orthographie einfach, frech wie ich bin, den Gehorsam verweigere! Und wenn ich dafür in den Kerker gesperrt werden sollte! Da krabbele ich ohnehin wieder heraus :). Und noch dazu, ohne dass es irgend jemand merkt). Leider bedeuten Studieren und Arbeiten einen höchst komplexen, komplizierten und arbeitsintensiven Tagesablauf, was bedeutet: es fehlte - zu meinem Bedauern - schlicht und ergreifend die Zeit, Dir eher zu antworten.
Deine positive Kritik freut mich ausserordentlich und um so mehr, als für gewöhnlich meine Art, mich auszudrücken, als zu langatmig, kompliziert, für Kinder nicht verständlich kritisiert wird. Und im Hinblick darauf von einem zugegebenermaßen beinahe ja schon erwachsenen Kind ein solches Lob zu erhalten, ist im Grunde genommen das Höchste, was mir passieren kann!!!
Es würde mich darüber hinaus sehr interessieren, auch forthin Kritik von Deiner Seite zu erfahren (ernst gemeinte, also auch negative Kritik). Im Augenblick allerdings gibt es von mir in diesem Forum lediglich dieses Mondenmärchen; das Werk von vor ein paar Monaten ist - seltsam, seltsam! - auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Wer weiss, wohin. Und vor allem: warum? Ich werde diesbezüglich wohl oder übel auf die Suche gehen müssen.
Wie dem auch sei - ich meinerseits würde gern etwas von Dir lesen, konnte aber bislang nichts entdecken - trotz intensivsten Bemühens. Vielleicht möchtest Du mir kurz mitteilen, wo und unter welchem Titel man Deine Werke hier finden kann? Das würde mich wirklich sehr interessieren.
Viele liebe Grüße fürs erste und einen angenehmen Rest-Sonntag wünschend,
Petra
 

Sternchen

Mitglied
Liebe Petra .

Erst mal vielen dank das du auch meinen Beitrag ernst genommen hast, denn manchmal habe ich das Gefühl das über die Beiträge eines noch nicht Erwachsenen kritisch hinweg gesehen wird.
Meine 3 bescheidenen Geschichten befinden sich alle im Forum Erzählungen.
Namen dieser:
-der tag einer dosenschwester (= Grosssen Schwester)
das ist mein ältestes Werk und es geht über mich (haha :) )
-Sommerferien ohne Schtatz Kapitel 1 und
- Kapitel 2

Naja, zu mehr bin ich bis jetzt leider nicht gekommen, aber ich nehme mir vor noch andere Geschichten zu schreiben während ich versuche eine Art von Buch herzutellen :) .
Vorallem auch so kleine süsse Fantasie Geschichten oder nochmal etwas über mich (vielleicht wird da ja auch ein Buch draus wie zum Beispiel: Der Alltag einer 13jährigen und wie sie diesen mit 2 kleinen Zwergen beherrscht... aber glaube jetzt nicht das ich meine Geschwister nicht leiden kann, im Gegenteil ich liebe sie über alles! :) )

Ach ja, da fällt mir so Mitten drin ein:
Vielen Dank das du dir Zeit genommen hast mir , trotz deiner mangelnder Zeit zu antworten.
So das wollte ich nur schnell los kriegen bevor ich es vergess :) .

So, jetzt hab ich auch den rest vergessen den ich dir schreiben wollte aber das wichtigste hast du
-glaube ich- jetzt zu lesen gekrigt.

Viiiiiele liebe Grüsse
sonja
 

Aneirin

Mitglied
Hallo Petra,

ich habe Dein Mondenmärchen gelesen und auch die Kommentare dazu.

Die Kritik mit den langen und komplizierten Schachtelsätzen kann ich nur unterstreichen. Dass der Leser sich eben zu diesen langen Sätzen zwingen muss, wenn er Deine Geschichten lesen, weil Du athomosphärisch dicht schreibst, kann ich nicht unterstreichen.

Ahtmosphärisch dichte Schreibweise hat nichs mit langen Sätzen zu tun, sondern mit dem Inhalt. Eine beschauliche Stimmung kannst Du auch in einfachen Sätzen ausdrücken. Du solltest es in einem Märchen, einer Geschichte für Kinder auch unbedingt tun, weil die kleinen Leser und Zuhörer Deine Geschichte sonst nicht verstehen. Du kannst den Leser auch nicht zwingen, denn er hat die Macht, Deine Geschichte ungelesen wegzulegen.

Der Autor schreibt für den Leser und nicht der Leser liest für den Autor.

Stilistische: Der Mond sah sich "genötigt", den Bommel seienr Mütze nach hinten zu schubsen. Das ist Kanzleideutsch und nicht für eine Kindergeschichte. Weiter unten schreibst Du "peu á peu". Ich denke, diese Fremdwörter passen auch nicht in eine Kindergeschichte.

Viele liebe Grüße
Aneirin
 



 
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