Ein Reisebericht

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Daheimgebliebenen,
wie versprochen schicken wir Euch unseren Urlaubsbericht aus dem vorderen Orient. Wir waren ja noch nie in Ägypten, und so haben wir uns schon zuhause ein wenig durch Fachliteratur schlau gemacht. Alles was es dafür braucht, findet man(n) natürlich auch Frau in dem großen Literaturklassiker: Asterix bei den Ägyptern.
Mit dem nötigen Wissen angereichert sind wir und unsere Reisegruppe spät abends in Kairo angekommen. Ich kann Euch sagen, das ist ein Land dieses Ägypten. Alt und heiß. Wir kamen also ziemlich spät in dem Hotel an und waren froh, ins Bett gehen zu können. Und dann kam´s! Wo war ich? Ach da! Ja, meine Frau und ich legen uns also ins Bett und kaum sind wir eingeschlafen, fängt da einer an zu singen. Der klang wie ein besoffener Hämor-rhoidenkranker. Ich bin ans Fenster gestürmt und habe geschaut, wo der Besoffene rumsingt. Ihr werdet es nicht glauben. Dieser Kerl stand auf einem Turm und hat als nach einem Allaah gerufen, und dass kein Alk mehr da sei. Habe natürlich gleich zurückgerufen, er solle doch seinen Alk und seinen Allaah suchen gehen. Das hat den überhaupt nicht gestört. Da habe ich mir gedacht, was du kannst kann ich schon lange und habe ihm „ein Münchner sitzt im Hofbräuhaus“ entgegengeträllert. Das war eine Party. Auf einmal klopfte es an unserer Tür und ruckzuck war die Bude voll. Der Hotelmanager und ein paar Entgeisterte riefen, ich solle mich doch beruhigen. Der Mann im Turm sei doch nur ihr Iman oder so was wie ihr religiöser Vorbeter und bei ihrer Religion müssten die alle paar Stunden vorbeten. Ich wies den Manager daraufhin daraufhin, dass man seinen Gästen gegenüber ja wohl ein wenig Respekt verlangen könne, und ich nun ohne weitere Störungen zu schlafen gedenke. Am nächsten Morgen ging´s schon wieder los mit denen ihrem Allaah. Wir taten so, als ob wir nichts hören würden. Der Klügere hört weg. Nach dem Frühstück sind wir dann zu den Pyramiden gefahren. Durch Kairo! Das ist eine Stadt! Laut, groß und dreckig. Unser Reiseleiter meinte, die Ägypter hätten Probleme mit der Müllabfuhr. Haben sie! Und das Leitungswasser ist dreckig. Eieiei!!! Zustände wie im alten Rom. Zähneputzen mit Wasser aus der Plastikflasche.
Trinken aus der Plastikflasche. Das ganze Land ist voll Plastikflaschen. Wo man(n) oder auch Frau hinschaut Plastikflaschen. Kein Pfand. Und so fliegen sie überall herum die Flaschen. Wo war ich? Ach da! Die Pyramiden. Und ein Verkehr in diesem Land. Keine Ampeln. Die fahren wie die Wilden diese Ägypter. Keine Ordnung und den ganzen Tag hocken die Herren Ägypter rum und rauchen Wasserpfeife. Bestimmt mit Haschisch. Die können sich gar nicht mehr bewegen; außer in ihren Autos. Den ganzen Tag rumhocken, Haschisch rauchen und die Frauen verstecken. Die Frauen in Ägypten sind von oben bis unten zugezogen. Ich habe meiner Frau gesagt, dass wir nichts zu verbergen haben und leichte Kleidung befohlen. Während der ganzen Reise haben die Ägypter uns angeschaut, als kämen wir vom Mars. Hauptsächlich unsere Frauen haben die angeguckt und den Kopf geschüttelt. Ja ihr lieben Ägypter! Unsere Frauen haben nichts verbrochen und brauchen sich nicht zu verstecken. Wo war ich? Ach ja! Die Pyramiden. Die sind groß und alt. Habe extra meiner Frau und mir einen kleinen Hammer und Meißel mitgebracht, damit wir uns ein Stückchen Pyramide mitnehmen können. Man(n) oder auch Frau muß ja zuhause zeigen können, wo man(n) oder Frau war. Und das macht eh nichts. Die Pyramiden fallen eh bald zusammen. Dann ging´s auf den Nil. Da schwimmen viele Plastikflaschen und Touristenboote. Jeder Tourist scheint eine Flaschenpost in den Nil zu schmeißen. Haben wir dann auch gemacht. Ist ja eh kein Pfand drauf, auf den Flaschen. Wir kamen an einigen Dörfern vorbei. Und jedes mal, so ein Zufall, fing denen ihr Iman an zu singen. Ich habe mir aber nichts anmerken lassen. Ha! Der nächste Landstopp war Karnak und Luxor. Lauter alte Tempel. Habe meiner Frau und mir auch ne kleine Spachtel mitgebracht. Und dann gings vorsichtig an ein paar alte Wandmalereien. Die haben wir samt Putz von der Wand gelöst. Wegen der Erinnerung. Die Tempel fallen eh bald alle zusammen. Anschließend gings ins Tal der Könige. In die Gräber der Könige. Unser Reiseleiter meinte, wie sollen in den Gräbern nicht fotografieren. Die Wandmalereien würden sonst verblassen. Meine Frau in ihrem knappen Oberteil hat ihn ein wenig abgelenkt und Knips waren die Bilder im Kasten. Die Gräber fallen eh bald zusammen. Am nächsten Tag fuhren wir nach Abu Simpel. Die Fahrt führte eine Zeit lang am Nil entlang. Aber nicht am echten Nil. Die Ägypter haben den Nil abgezweigt. Viele Kanäle gebaut, um die Wüste fruchtbar zu machen. Aber die wird nicht fruchtbar die Wüste, und so kann man am Ende der Kanäle sehen, wie nun schon seit 20Jahren das Wasser in die Wüste versickert. Das sieht lustig aus. Ha! Als hätte jemand den Stöpsel aus der Wüste gezogen und blubb blubb weg ist der Nil. Obelix hat es schon damals gewusst. „Die spinnen die Ägypter“, waren seine Worte. Meine Frau und ich haben uns gefragt, was der Nil wohl dazu sagen würde, wenn er könnte.
In Abu Simpel haben wir uns den Tempel angeschaut und ein Stück vom kleinen Zeh des Ramses abgeschlagen. Macht nix. Fällt eh alles bald zusammen.
Jetzt sitzen wir hier am roten Meer und philosophieren über die Ägypter und ihre Kultur. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wenn die so weiter machen, die Ägypter, bald nichts mehr da ist von der Kultur. Und so sitzen wir hier und beobachten den Sonnenuntergang. Die letzten Strahlen werfen ihr Licht auf das Meer und reflektieren das Plastik der auf der Oberfläche schwimmenden Flaschen. Ein schöner Anblick.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hey,

fahr doch mal nach venedig, da fällt auch allerlei bald zusammen.
deine geschichte erinnert mich an einen song aus den späten 70ern: besuchen sie europa, solange es noch steht.
so schön krass, wie die geschichte ist, hättest du sie besser unter satire gepostet. ganz lieb grüßt
 

Deminien

Mitglied
Hallo Otto,


ich habe in der Geschichte einiges wiedergefunden. Der Stil des "Deutschen im Ausland" war sehr unterhaltsam.
Was mir nicht gefallen hat ist der Witz mit dem "man(n)", weil der schon sehr abgegriffen ist. Der Witz.

Der Tempel ist von Abu Simbel. Wenn Du das mit Absicht verballhornt hast, dann solltest Du einen Spruch wie "Beim Tempel vom simplen Abu" einbauen, weil es in der jetzigen Form nicht wirkt.


Gruß
Deminien
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo flammarion und Deminien,

lieben Dank für eure Worte und Gedankenanstösse.
@flammarion....ähnliche Reiseberichte werde ich zukünftig in die Rubrik Satire setzen
@Deminien....werde über deine Verbesserungsvorschläge nachdenken

Liebe Grüße Otto
 
...Wiedererkennen...

Lieber Otto,
ich war vor neun Jahren in Ägypten. Leider habe ich vieles wiedererkannt.

Zum einen Deine Beschreibung des (deutschen) Touristen, wobei ich doch noch die "unannehmbare Schuhauszieherei in der Moschee anmerken möchte und Kamele die abwechselnd auf den Namen Micky, Hansi oder Jean hörten, je nachdem, ob man aus USA, Deutschland oder Frankreich kam".

Auf der anderen Seite habe ich leider einiges wiedergefunden, das mir mit damals 15 Jahren weniger "ironisch - witzig" sondern sehr ernst erschien: Frauenbild, Müllkippen auf den Dächern und Brände, die von der Feuerwehr nicht gelöscht werden konnten, obwohl das Hauptquartier derselbigen nur um die Ecke lag (das als Beispiel wie "interessant" der Verkehr in Kairo ist).

Für mich gehört dieser Reisebericht eher in das Forum Ironie ,Humor,Satire!

Sehr gut!

Liebe Grüße,
Gedankenspiel
 



 
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