Ein alter Baum

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Ternessa

Mitglied
Der riesige Baum hatte keine Wurzeln mehr.
Er stürzte um.
Einfach so in einer Winternacht.
Begraben darunter, ein Auto, rot.
Keine Zeile wert, es zu kommentieren.

Die Straßen scheinen endlos zu sein. Ich gehe sie schon eine Weile. Immer nach vorn schauend und gerade aus.

Nichts hält mich auf. Es ist kalt. Die Kälte spüre ich. Ich gehe weiter. Schritt vor Schritt, nur nie stehen bleiben. Ich laufe und fühle das Laufen doch nicht.
Meine Muskeln sind kaum angespannt, sie kennen das. Gehen und Laufen und Gehen und Laufen und immer den geraden Weg.

Einmal war ich stehen geblieben. Es ist lange Jahre her. Ich hielt an und ich sah auf. Berge waren zu sehen und Klippen und auch sonnige Täler.
Wie sollte ich mich entscheiden? Die Klippen wollte ich nicht nehmen und die Berge waren mir zu hoch.

Das ist nicht mein Weg, entschied ich. Und ich setzte meine Straße fort, immer Fuß vor Fuß.

Und so suche ich noch heute die Sonne.

Auch das ist keine Zeile wert, es zu kommentieren.


I
 
hallo Ternessa

gefällt mir gut.
Vorschläge:

Schritt [strike]vor[/strike][blue]um[/blue] Schritt, nur nie stehen bleiben.
Gehen und Laufen [strike]und[/strike][blue]Komma[/blue] Gehen und Laufen und immer den geraden Weg.
Ich hielt an und [strike]ich[/strike] sah [blue]zu den Bergen[/blue], [strike]waren zu sehen und[/strike][blue]auf[/blue] Klippen und [strike]auch[/strike] sonnige Täler.
Und ich setzte meine[blue]n[/blue] [strike]Straße[/strike][blue]Weg[/blue] fort, immer Fuß vor Fuß.
schöne Grüße
Gernot
 

Ternessa

Mitglied
Danke Gernot!
Und wie so manches Mal bist du der Erste, der mich kritisiert, lächelt.

Doch deine Vorschläge an diesem Text kann ich fast akzeptieren.

Wobei ich über deine letzte Quote weniger nachdenken muss- warum sollte ich hier zweimal Weg wählen? Meine "Straße" ist da eindeutiger- denn diese Straße ist eben mein Weg!


Liebe Grüße zurück
Ternessa
 
H

Herr Bernhard

Gast
Liebe Ternessa,

ich werde versuchen, meine Gedanken und Gefühle, die ich beim Lesen Deines Textes bemerkte, wiederzugeben. Damit will ich nicht ausdrücken, dass ich eine Veränderung Deines Textes erwarte, sondern nur, dass Du erfährst, wie es in mir aussah, als ich Deinen Text in mich hinein ließ. Ich möchte nur Leser, nicht Autor Deines Textes sein, es gefällt mir, wenn Du die Autorin bist! Ich würde nicht hier sein, wenn ich andere in dieser Funktion ablösen wollte. Wenn Du mir dann sagst, was Du gedacht und gefühlt hast, als Du meine Speise vereinnahmt hast, dann würde ich mich freuen. Ich möchte nur bemerken, dass ich sequenziell vorgehe, wie es ein 0815 Leser im ersten Step machen würde. Das ist eine einfache Variante des Lesens, sei also nicht so streng mit mir!


Der riesige Baum hatte keine Wurzeln mehr.
(Es gibt kleine und große Bäume, ich kenne sie. Bäume ohne Wurzeln sah ich nur, wenn ich einen kleinen vertrockneten sah, seinen dünnen Stamm umfasste und ihn ohne Widerstand aus der Erde ziehen konnte. Dort, wo sonst die Wurzeln sind, grinste mich nur ein abgenagter Stummel an. Aus einem kleinem Baum kann ein großer werden, wenn er längere Zeit normal wachsen kann. Dann entwickeln sich große, kräftige Wurzeln, ein dicker Stamm und eine gewaltige Krone. Das dann die Wurzel verschwinden und der Baum noch steht, ist nicht möglich. Ein großer Baum, der umfällt, muss noch Wurzeln haben! Ein riesiger Baum, der gleichzeitig keine Wurzeln mehr hat, muss umgesägt worden sein. Es gibt eine Variante, wo ein riesiger Baum umfällt und an dem Stamm keine Wurzeln sind, wenn er von innen verfault ist. Dann bricht, je nach dem so die verfaulte Stelle ist, kurz darüber ab, also auch z.B. kurz über den Wurzeln. Dann liegt der Baum auf der Erde, ohne Wurzeln, aber die Wurzeln sind noch in der Erde! Wenn ich Deine Zeile lese, entsteht in mir ein Bild eines riesigen Baumes, also Stamm mit Krone, der kurz über den Wurzeln abgebrochen ist, oder über den Wurzeln abgesägt worden ist. In erstem Fall ist er lange Zeit krank gewesen und hat den Kampf verloren. Im zweiten Fall hatte er nie eine Chance und wurde einfach getötet! Ich bin ganz gespannt, welches Schicksal mir durch die folgenden Zeilen erzählt wird.)

Er stürzte um.
(Das ist nicht möglich, da er schon umgestürzt ist, egal durch welches Schicksal. Ich bin verwirrt! Warum wählt der Erzähler einen falschen Ablauf? Was will er damit sagen? Ich bin ratlos und warte auf die nächsten Zeilen!)


Einfach so in einer Winternacht.

(Es passierte im Winter. Warum im Winter? Wenn der Stamm faul war und abgebrochen ist, dann spielt die Jahreszeit keine Rolle, dann ist nur Wind nötig. Da ein fauler Baum vorher schon Teile der Krone verloren hat, ist nicht einmal Wind notwendig, da er immer weniger Angriffsfläche findet. Man sieht astlose Bäume jahrelang stehen und auf einmal bricht der Stamm und sie fallen um. Der Winter steht für Kälte und Ungastlichkeit. Er kann nichts mit dem Baum ohne Wurzeln zu tun haben, da Bäume allein durch den Winter nicht sterben, sie sind für einen Winter eingerichtet. E sei denn, der Winter hat viel Schnee gebracht und Äste des Baumes sind unter der Last abgebrochen. Hat der Schnee den ganzen Baum geknickt? Aber dann wären die Wurzeln noch da, in der Erde. Ich bin ratlos. Vielleicht ist es egal, welche Jahreszeit es ist, vielleicht ist es „einfach“ nur Winter? Warum ist es Nacht? Für einen Baum ist es egal, ob es Tag oder Nacht ist, er hat sich auf beide Zeiten eingestellt. Nur ein Mensch muss in der Nacht seinen Bau aufsuchen. Wenn der Baum ein Mensch wäre, dann wäre die Nacht wichtig. Ist der Baum ein Mensch?


Begraben darunter(,) ein Auto, rot.

(Warum ein Auto? Welche Bedeutung hat das Auto? Es stand unter dem Baum und wurde von ihm begraben. Das kennt man, aber nur von den Fällen, wo durch ein „Naturereignis“ der Baum gefällt wurde. Das Absägen fällt damit aus, denn Sägenbediener hätte das Auto übersehen müssen. Das ist zwar möglich, aber dann ein schlichter Arbeitsunfall und keine Geschichte. Es war nicht beabsichtigt, dass das Auto vom Baum zerstört wurde. Der Besitzer des Autos wollte nicht, dass der Baum sein Auto zerstört. Er wird sehr traurig sein, dass sein Auto zerstört ist. Wenn ich der Besitzer wäre, oder ich durch die Geschichte in die Rolle des Besitzers hineingeschlüpft wäre, dann wäre ich jetzt traurig. So frage ich mich nur, welche Rolle das Auto spielen soll und bin gespannt.
Warum rot? Dem Baum war es sicher egal, welche Farbe das Auto hat. Welche Bedeutung bekommt die Farbe im weiteren Verlauf? Ich bin gespannt!)


Keine Zeile wert, es zu kommentieren.

(Stimmt fast mit meinem Eindruck überein. So richtig weiß ich noch nicht, wohin die Reise geht. Wenn jetzt Schluss wäre, dann stimmt der Satz! Aber ich bin schon noch interessiert, was kommt!)


Die Straßen scheinen endlos zu sein.

(Welche Straßen? Bisher war nur von einem Baum die Rede, der kann in einem Wald stehen oder an einer Straße. Steht dieser Baum an einer Straße? Warum endlos? Endlos erscheinen mir Straßen, die zu einem Ziel führen, das mir nicht angenehm oder unbekannt und nicht geheuer ist. Schaut der Erzähler auf Straßen, die diese Eigenschaften haben? Welche Bedeutung hat der Baum für den Erzähler? Bis jetzt gibt es nur eine Autorin, die hat sich einen Erzähler geschaffen, der etwas sieht. Es gibt noch keinen Protagonisten. Das ist auch ein Grund, warum ich nur von Fragen erfüllt bin. Ich verstehe den Zweck der Bilder noch nicht und kann mich auch nicht in eine Rolle hineinversetzen, da es noch keine Rolle gibt! Ich warte weiter ab und bin neben ratlos auch noch gespannt.)


Ich gehe sie schon eine Weile.

(Endlich, es gibt einen Protagonisten! Er geht schon eine Weile auf Straßen, deren Ziel er nicht kennt, oder deren Ziel ihm unangenehm ist. Ja, solche Straßen bin ich auch schon gegangen. Ich kann mich in ihn hineinversetzen. Ich kenne auch umgestürzte Bäume und Autos, die von Bäumen beschädigt wurden und auch rote Autos, aber eine Geschichte formt sich noch nicht. Ich habe jetzt endlich meinen Platz in der Geschichte gefunden, aber noch nicht meine Rolle verstanden, die der Erzähler im Kopf hat. Ich warte ab und bin weiter gespannt!)



Immer nach vorn schauend und gerade aus.

(Warum nach vorne schauend? Optimistisch! Ja, das gefällt mir, auch ich bin ein Optimist! Warum gerade aus? Weil es im Volksmund dazu gehört? Nur gerade Wege sind richtige Wege und nur dafür lohnt es sich, optimistisch zu sein? Für mich ist die Einschränkung, dass es „gerade“ ist, nicht notwendig. Ich bin in einer Stadt, da nur eine Stadt mehrere Straßen hat und gehe gerade aus, vorbei an einem umgestürzten Baum, der ein rotes Auto unter sich begraben hat und gehe optimistisch weiter. Ich lasse mich von diesem Bild nicht ablenken, obwohl ich eigentlich kein Ziel habe oder ein Ziel, was mir unangenehm ist, dem ich aber nicht ausweichen will. So richtig glücklich bin ich mit meiner Rolle nicht! Ich hoffe, die folgenden Zeilen machen mich „glücklicher“.)


Nichts hält mich auf.

(Das ist Kampfeswille! Ja, das gefällt mir! Damit kann ich mich identifizieren! Aber was ist der Plan? Wofür will ich kämpfen und welche Funktion haben ein umgestürzter Baum und ein rotes Auto? Ich bin entschlossen und ratlos! Aber ich hoffe, es gibt bald eine Auflösung!)


Es ist kalt.

(Das war bekannt, warum also der nochmalige Hinweis? Ich gehe in einer Winternacht fest entschlossen über Straßen, deren Ziel ich nicht kenne, vorbei an einem umgestürzten Baum, der ein rotes Auto unter sich begraben hat und ich friere. Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Langsam werde ich ungeduldig!)


Die Kälte spüre ich.

(Es sollte so sein, dass man Kälte spürt, wenn man es als kalt empfindet. Wozu dann diese Wiederholung? Verbirgt sich dahinter ein Geheimnis, oder ist es nur eine Gedankenlosigkeit? Mein Unmut wächst!)


Ich gehe weiter.

(Warum ist es wichtig, dass ich weiter gehe, wenn ich die ganze Zeit vorher fest entschlossen war? Warum diese Wiederholung? Hat der Erzähler Angst, dass ich innerhalb kurzer Zeit vergesse, was vorher gesagt wurde? Gab es ein Ereignis, was die Befürchtung rechtfertigen würde, dass der Leser die Hälfte vergessen hat und ständig erinnert werden muss, in welcher Situation er sich befindet? Mein Unmut wechselt langsam zu Ärger. Wenn jetzt nicht bald ein Stück Schokolade kommt, bin ich sauer!)


Schritt vor Schritt, nur nie stehen bleiben.

(Ja, ich weiß, ich bin entschlossen, Du nervst, Du Erzähler! Liebe Autorin, sie sollten sich einen anderen Erzähler besorgen!)



Ich laufe und fühle das Laufen doch nicht.

(Aha, ein neuer Aspekt. Wieso fühlt der Protagonist das Laufen nicht, obwohl er fest entschlossen ist, also alle Sinne gespannt und aktiv sind? Man fühlt etwas nicht, wenn man etwas automatisch macht, aus Routine z.B. oder unter Drogen. Die ganze Geschichte bis hier her war also Routine oder ein Erlebnis unter Medikamenten? Diese neue Wendung erzeugt eine neue Spannung. Misstrauisch geworden, habe ich zwar keine großen Erwartungen, bin aber gespannt auf den weiteren Ablauf.)


Meine Muskeln sind kaum angespannt, sie kennen das.

(Fest entschlossen und trotzdem schlaffe Muskeln? Es existiert ein Widerspruch zwischen der geistigen und der körperlichen Haltung des Protagonisten. Das ist möglich, benötigt aber eine Motivation. Ich bin gespannt, ob sie verraten wird. Warum kennen die Muskeln diese widersprüchliche Situation? Das hätte ich eher vom Geist des Protagonisten erwartet.)

Gehen und Laufen und Gehen und Laufen und immer den geraden Weg.

(Was ist der Unterschied zwischen „Gehen“ und „Laufen“? Die Geschwindigkeit? Was spielt die Geschwindigkeit für eine Rolle? Er ist fest entschlossen und geht mal langsamer, mal schneller, warum?)

Einmal war ich stehen geblieben.


(Aha, jetzt kommt es, jetzt lässt der Erzähler die Katze aus dem Sack! Was war einmal? Ich bin ganz gespannt!)


Es ist lange Jahre her.

(Was ist ein langes Jahr? Ein Jahr, was dem Protagonisten lang vor kam. Es waren also Jahre, die dem Protagonisten als schleppend erschienen, warum auch immer. Oder meinte der Erzähler „viele“?)

Ich hielt an und ich sah auf.

(Mich stört die Wiederholung von „ich“, warum ist das „ich“ so wichtig? Es gab doch eh nur eine Person! Das Ereignis begann also damit, dass der Protagonist seine Entschlossenheit damals aufgab. Er hielt inne, ständig entschlossen geradeaus zu gehen. Was veranlasste ihn, stehen zu bleiben? Was sah er?)


Berge waren zu sehen und Klippen und auch sonnige Täler.

(Aha, eine vielgestaltige Landschaft, es gibt nicht viele Orte auf der Erde, wo man alles von einem Ort aus sehen kann. War es ein realer Ort oder ein fiktiver? Wenn es ein realer Ort war, welcher? Wenn es ein fiktiver Ort war, welche realen wurden vereinigt? Warum wurden sie vereinigt? Ich bin gespannt!)

Wie sollte ich mich entscheiden?

(Keine Erklärung zu den Orten, nur eine Mitteilung, dass er sich damals nicht entscheiden konnte, welchen Teil er Landschaft er bevorzugen sollte. Wieso war eine Entscheidung notwendig? Weil es diese Komposition real nicht gab? Weil sich Teile der Komposition gegeneinander ausschlossen? Standen sich die Teile im Weg? Welche Bedeutung hatten die Teile für den Protagonisten? Liebte oder brauchte er Berge oder Klippen oder Täler?)


Die Klippen wollte ich nicht nehmen und die Berge waren mir zu hoch.

(Aha, wieder lässt er ein Stück der Katze aus dem Sack. Klippen sind ihm zu anstrengend, Berge auch. Bleiben eigentlich nur die Täler übrig. Mal sehen!)


Das ist nicht mein Weg, entschied ich.


(Ja, das wissen wir, Berge und Klippen gefallen ihm nicht. Was ist mit den Tälern?)


Und ich setzte meine Straße fort, immer Fuß vor Fuß.

(Ein Tal ist aber keine Straße und einen Fuß vor einem Fuß setzen ist nicht identisch damit, ein Tal zu genießen! Warum wird das Tal unterschlagen? Ein idyllisches Tal hat nicht einmal eine Straße, geschweige denn mehrere. Ich bin ratlos und wackele mit dem Kopf.)


Und so suche ich noch heute die Sonne.


(Die Sonne scheint auf Berge, Klippen und Täler. Im bisherigen Kontext hat die Sonne eine Funktion, die keine besondere Rolle spielt, außer, dass sie im Sommer länger zu sehen ist als im Winter. Wenn der Erzähler die Sonne als Metapher verwenden möchte, dann ist das Ziel, dem der Protagonist auf den endlosen Straße, vorbei an einem umgestürzten Baum, der ein rotes Auto unter sich begraben hat, entgegen schreitet, die Sonne, also ein wärmendes Ziel, was nicht abgestorben ist, nicht faul und was kein rotes Auto unter sich begraben würde. Ich verstehe den Wunsch nach Glück, verstehe aber nicht die umständliche Herleitung.)

Auch das ist keine Zeile wert, es zu kommentieren.

(Doch, da bin ich anderer Meinung, wie mein Kommentar beweist!)


Liebe Ternessa, bitte meinen Text nur als Information ansehen und nicht als Aufforderung, daraus etwas abzuleiten. Du solltest nur wissen, was in mir vorging, mehr nicht! Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und grüße Dich herzlich, Bernhard
 

Ternessa

Mitglied
Guten Tag Bernhard,

danke für diesen sehr aussagekräftigen Beitrag.Es gefällt mir vor allem, dass du hier als der Lesende mir gegenüber stehst und ich so die Sicht eines Menschen erfahre, der nicht meine Intentionen kennt.

An all dem, was du schreibst,erkenne ich, dass mein kleiner Text nicht misslungen ist. Deine Fragen und Gedanken dazu treffen sich in Vielem mit meinen.
Sie werden auch sicher noch dazu führen, einiges zu verändern. Dass du am Ende schreibst, dass der Text dich geradezu herausfordert zu kommentieren, sehe ich allerdings als ein gutes Zeichen. Sollte nicht jeder Text diese Wirkung haben?

Eine kleine Anmerkung noch zu deinem Unverständnis über den riesigen Baum ohne Wurzeln- diesen Baum gab es in der Realität. Er war einbetoniert und stand mitten auf einem Hof. Der Hausbesitzer hatte die Auflage, ihn fällen zu lassen, weil abzusehen war, dass er einmal einfach so umkippt. Nun braucht er das nicht mehr. Das Auto gehörte meiner Tochter.

Die Realität wollte ich in die Fiktion versetzen- das Rot im Gleichnis mit der Sonne ( es gelang mir noch nicht, stimmt ), den Protagonisten als wurzellos immer nur gehend, ja auch kämpfend und doch nicht ankommend, weil letztendlich war er einer, der immer gerade aus ging, wie auch der Baum immer gerade nach oben wuchs. Der Baum fand seine Bestimmung, die nicht seine eigentliche ist, er zerstörte am Ende. Der Protagonist findet nicht das Tal, wo die Sonne strahlt und ist gebrochen oder zerstört.

Danke nochmals für die Arbeit und die Zeit, die du für meinen Text gefunden hast
und die Inspirationen, die sich für mich im Weiteren ergeben.

Ich wünsche auch dir ein schönes Wochenende
Ternessa
 
S

suzah

Gast
hallo herr bernhard,
deinen kommentar habe ich mit interesse gelesen. so ähnlich hatte ich den text auch empfunden. mich erstaunt, dass du dir soviel mühe gemacht hast.
liebe grüße suzah
 
H

Herr Bernhard

Gast
Hallo suzah,

Dich herstaunt es, dass ich mir viel Mühe gemacht habe?
Das ist normal, wenn man inspiriert wird. Manchmal lese ich einen Text und möchte drei Worte schreiben, manchmal lese ich einen und möchte einen Roman schreiben. Ich kann nichts dafür, es ergibt sich und ich empfinde es nicht als Last, ich muss gehorchen. Ruhe habe ich erst, wenn die Inspiration versiegt.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und grüße herzlich, Bernhard

Hallo Ternessa,

ich bin froh, dass ich nicht Deinen Unmut erregt habe. Es besteht ja immer die Gefahr, dass man missverstanden wird. Davon ermutigt, werde ich sicher bei einer anderen Geschichte vielleicht in ähnlicher Weise einem Ruf folgen, egal, wer der Autor ist.
Auch Dir möchte ich ein schönes Wochenende wünschen und grüße herzlich, Bernhard
 

Ternessa

Mitglied
Eine neue Version

Eine bessere?

Bleiben nicht hier zu wenig Fragen?




Der alte Baum


Der riesige Baum hatte keine Wurzeln mehr.
Er stürzte um.
Einfach so in einer Winternacht.
Begraben darunter, ein Auto, rot.
Keine Zeile wert, es zu kommentieren.

Die Straßen scheinen endlos zu sein. Ich gehe sie schon eine Weile. Immer nach vorn schauend und gerade aus.
Nichts hält mich auf. Es ist kalt. Die Kälte spüre ich. Und weiter geht es. Schritt vor Schritt, nur nie stehen bleiben. Ich laufe und fühle das Laufen doch nicht. Meine Muskeln sind kaum angespannt, sie kennen das. Gehen und Laufen und Gehen und Laufen und immer den geraden Weg.
Einmal war ich stehen geblieben. Es ist lange Jahre her. Ich hielt an und sah auf. Berge waren zu sehen und Klippen und dahinter eine Ahnung von sonnigen, im Abendrot strahlenden Tälern.
Wie sollte ich mich entscheiden? Die Klippen wollte ich nicht nehmen und die Berge waren mir zu hoch.
Das ist nicht mein Weg, entschied ich. Und ich setzte meine Straße fort, immer Fuß vor Fuß.
Und so suche ich noch heute die Sonne.
Auch das ist keine Zeile wert, es zu kommentieren.


Ich hinterfrage eben, ob nicht die Fragen aus dem ersten Text viel mehr Interpretationsansätze bieten.
Liebe Grüße an die mich Lesenden
Ternessa
 
H

Herr Bernhard

Gast
Guten Morgen, Ternessa,

da ich jetzt weiß, was Dich bewegt hat, als Du den Text kreieren wolltest, hier meine Version der Umsetzung. Diesmal antworte ich als Autor und zeige Dir damit nur, wie mein Gehirn und mein Gefühl arbeitet, wenn ich eine ähnliche Aufgabe hätte, womit ich nicht sagen will, dass Dein Gehirn und Dein Gefühl auch so arbeiten sollen, sie zeigt nur die Vielfalt der Menschen, nichts weiter!

Was bist du?

Als Samen fielst du auf die Erde, halb nackt, halb bedeckt. Einer von vielen, zufällig ausgewählt und doch mehr als ein Fall, das Fallen.
Sanfter Regen lockte deine Triebe nach unten und nach oben. Für dich war er selbstverständlich, für ihn war es zu dieser Zeit an diesem Platz sein ganzer Zweck, sein Lebenszweck.
Die Jahreszeiten ließen dich erstarken. Große Wurzel, dicker Stamm, gewaltige Krone, du wurdest! Wer dich sah, fühlte das Verlangen, dich zu berühren, zu betrachten und Schutz zu suchen unter deinem Dach.
Auch du suchtest den Halt, eine Basis, deinen Raum. Du hast ihn gefunden und keiner missgönnte ihn dir.
Doch nicht nur nach unten, in die Sicherheit, nein, auch in die Höhe, die Lüfte, den Sturm, den Frost und die Gewalt. Alle fandest du und bestandest diese Proben. Wer hätte je gedacht, wie zerbrechlich du bist, wie einfach man dich töten kann?
Es war ein eifriger, geschäftlicher Kompromiss, der Beton um deine Hals.
Zu spät erkannt! Er war nur faul!
Sie kroch in deine Gedärme, die Fäulnis, und fraß und fraß, jedes Jahr ein Stück.
Keiner sah es, keiner ahnte es, ein rotes Auto fühlte es vielleicht, aber die Hupe blieb stumm.
Das Blut floss immer schneller durch die schrumpfenden Adern, Hektik und Angst ließen deine Blätter zittern, nicht der Frühlingswind im Mai. Schnell, noch einmal die Knospen sprießen lassen, dachtest du und dann fielst du um!
Wer bist du?
Das Auto?
Der Beton?
Der Wind?
Der Regen?
Die Erde?
Oder nur die Taube, die erschrocken auffliegt, als ihr Platz sich neigt und einfach einen anderen sucht?
Wer bist du, du Baum?

Die Rechte an diesem Text gehören Dir und mir!
 

Ternessa

Mitglied
Lieber Bernhard,

deine Vielfalt, sie gefällt mir sehr gut!!!
Du siehst aus einer anderen Perspektive und setzt den Baum in den Mittelpunkt.
Ich wollte den Menschen dahin setzen.
Doch beides zusammen- ich finde es gelungen.
Damit meine ich noch nicht, ob jetzt jedes Wort schon das letztgesagte an den Texten ist. Das ist es ganz sicher nicht.

Es gefällt mir einfach die Variation der Gedankenführung und auch die Klarheit, die eher von deinem Text ausgeht.
Wobei ich das Unklare in meinem Text noch immer nicht verwerfe.
Danke und liebe Grüße an dich und deine Gedanken
Ternessa
 

Ternessa

Mitglied
Lieber Bernhard,
ich las wieder einmal deine Gedanken und sie beschäftigen mich.
Das wollte ich nur sagen- ohne an meinem Text zu arbeiten.
LG
Ternessa
 

Clara

Mitglied
Hallo Ternessa
mir fiel wie auch Herrn Bernhard als erstes auf: Baum ohne Wurzel - gibt es nicht.
Ich lese das heute das zweite Mal, auch Herrn Bernhards Ausführung erstmals, denn ich selbst wusste nicht so recht:
was wächst hier eigentlich? Eine Straße?
Oder ist da ein Same, der neu wachsen möchte - auf den Klippen wäre er sehr schnell verloren - auf dem Berg ist es evtl zu kalt um sich fallen zu lassen. In der Stadt ist auch wenig Raum für die Entfaltung von Samen da zubetoniert oder asphaltiert.

Und dann da das Auto - es ist deinem Baum nicht der Rede wert.
Für eine Straße wäre ein Auto aber wichtig.

Und ja, wenn ein Baum fällt das tut mir weh. Wenn er gefällt wird noch mehr - da wäre das Auto ob rot oder gelb oder Grün
nicht der Rede wert, kann man binnen weniger Wochen ersetzen, den Baum nicht. Der Baum hätte die Farbe eh nicht zur Kenntnis genommen. Wer also denkt in deinem Text, erzählt?
Der Mensch, der von dem Vorfall ganz benommen ist? Der einfach tagein tagaus seinen Weg weitergeht? Ich begreife deinen Text nicht - leider.

Wenn er in der Tat keine Wurzeln hatte, dann muss ihm, der Beton (deine Nebenausführung) diese beim Sturz abgeschnitten haben. Gewiss haben auch die Arbeiten an der Straße und an Gehwegen ihr übriges getan Hauptleitungen zu beschädigen.
Möglicherweise stand er schon Jahre nur wie ein Mast ohne Halt.
 

Ternessa

Mitglied
Liebe Clara,
in einem Text Fiktion mit Wirklichkeit gleichzusetzen, ist oft ein Unterfangen, was schief geht.

Ein alter Baum, der keine Wurzeln mehr hat, steht eher metaphorisch und in diesem Sinne kann man auch nur in diesen Text eindringen.
LG
Ternessa
 

Clara

Mitglied
nicht der rede wert
baum und auto
und endlich sehe ich die Sonne? ist das was du aussagen wolltest?
versperrt der Baum die Sicht?


ich hab oben noch mal gelesen - diesen satz könntest zu verbinden und so einmal den weg sparen

Das ist nicht mein Weg, entschied ich. Und ich setzte meine Straße fort, immer Fuß vor Fuß.

Das ist nicht mein Weg, entschied ich Und ich setzte ihn fort, immer Fuß vor Fuß.

ich bin ja dafür das texte nachhallen, aber ich hab noch nicht viel von dir gelesen um adhoc zu verstehen
 

Ternessa

Mitglied
Liebe Clara,
wenn sich dir der Text nicht erschließt und du ihn nicht verstehst, dann lass es dabei.
Ein Text erschließt sich auch nicht, wenn er vom Autor geändert wird, weil ein Rezipient ihn als unverständlich abwertet.
Bernhard hatte einen ganz anderen Ansatz und deshalb antwortete ich ihm darauf auch mit Änderungen- auch weil er in den Text drang, in sein Inneres.

Liebe Grüße und meine Antwort ist nicht böse gemeint..
LG
Ternessa
 



 
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