Ein einziger Gedanke

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Walther

Mitglied
Ein einziger Gedanke


Hab mich des Hohlkopfs entledigt
und einmal auf Inhalt gesetzt
das mag mit Erschrecken erkannt
zur Adelung geführt haben

da wo die Leere saß erledigt
ein einziger Gedanke die
Geschäfte die so anfallen
der Glaube ermächtigt viele

Nachtschlaf wird tags vermisst
untergehen ist ein säumiges Tun
zielloser Sinn eignet sich für
eine Alltagsphilosophie und das

morgendliche Totschlagsargument
raffe mich zusammen weil Geld
nichts gilt im Abspann des
Seienden Regie führen setzte

einen Blickwinkel voraus den
man nicht an jedem Hauseck
kaufen kann Unverwandtschaft
genießen geneigte Amtsverweser

die in Richtungen weisen der
Gedanke bleibt einsam und
ich kehre mal wieder um in die
Zukunft weil man das doch muss
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

das ist ja fast so kryptisch, wie meine meisten Gedichte in jüngerer Zeit ;)

Die Stimmung ist auch nicht viel besser als bei meinen Texten :). Die armen Amtsverweser und Hohlköpfe ...

Dann passt das ja, nicht wahr? ;)

lG

Herbert
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Walther, so ganz klar komme ich nicht, wohinaus du mit diesem Gedicht eigentlich willst. Ich finde ein paar passable Passagen, kann sie aber nicht zusammenbringen zu so etwas wie einer Aussage. Das kommt mir eher wie aufgebrachte Phantasien hinterm PC vor. lg Fettauge
 

Label

Mitglied
Lieber Walther

für mich hört sich das so an, als sei das Lyri der Beschäftigung mit dem "notwendigen" täglichen Kleinkram überdrüssig.
Es zweifelt die gesellschaftlich akzeptierten anzustrebenden Ziele und das macht man so an. Darum kocht LI der Widerwille besonders hoch wenn es auf Beamte oder andere Archetypen der rigiden Einhaltung des Abarbeitens von Planungspunkten stößt.
LI grollt mit sinnentleerten Zwanghaftigkeiten die durch einen einzigen intelligenten Gedanken obsolet sind, die aber mangels Zielsetzung das einzige ist was "Amtsverweser" und Konsorten einen Lebenssinn gibt und daher von diesen vehement verteidigt.
LI kann die Welt nicht ändern oder überzeugen und fügt sich seufzend zurück in den Lebensalltag.
So lese ich das, kann natürlich sein, dass der Wunsch die Mutter des Gedanken ist ;)
mir jedenfalls sagt dein Gedicht etwas und erfüllt mich mit heiterer Zufriedenheit.
Ich habe es mal anders umbrochen, dann kann man meine Auffassung deines Textes dann recht gut nachvollziehen.

Hab mich des Hohlkopfs entledigt und einmal auf Inhalt gesetzt
das mag mit Erschrecken erkannt, zur Adelung geführt haben
da wo die Leere saß, erledigt ein einziger Gedanke die Geschäfte die so anfallen

der Glaube ermächtigt viele:
"Nachtschlaf wird tags vermisst"
"untergehen ist ein säumiges Tun"

zielloser Sinn eignet sich für eine Alltagsphilosophie und das
morgendliche Totschlagsargument

raffe mich zusammen weil Geld nichts gilt im Abspann des
Seienden

Regie führen setzte einen Blickwinkel voraus den man nicht an jedem Hauseck kaufen kann

Unverwandtschaft genießen geneigte Amtsverweser die in Richtungen weisen

der Gedanke bleibt einsam und ich kehre mal wieder um in die
Zukunft weil man das doch muss

dir einen sonnigen Samstagsgruß
Label
 

Walther

Mitglied
Lb. Herbert,

in der Tat haben Textcollagen dieser Art etwas "Kryptisches", weil sie sich bewußt um Eindeutigkeit drücken. Sie sollen mit diesem Schwebezustand dazu verhelfen, eigenen Assoziationen nachzuspüren und so dem Text immer wieder neue Eindrücke abzugewinnen.

Danke für Deinen lobend bewertenden Eintrag.

LG W.

Lb. Fettauge,

herzlichen Dank für Deinen Kommentar. In der Tat, das ist eine wahre Erkenntnis, die Du so locker am Rande formulierst, steht an mancher Klowand/-tür Klügeres, als viele Hirne das ganze Leben zusammendenken. Die hier anwesenden Hirnbesitzer, so sie welches haben, gehören selbstverständlich nicht zu dieser Variante das aufrechtgehenden Homo sapiens sapiens (der braucht das aus gutem Grund doppelt, der sapiens).

Nun hat dieser Text nicht die Absicht, irgendwem zu gefallen noch diesem etwas zu sagen. Das liegt an seiner Konstruktion, die darauf ausgelegt ist, die Aussage im Hirn des Gegenübers anzustoßen. Das kann, s.o., aus unterschiedlichsten Gründen nicht funktionieren, und nicht immer ist der Leser sondern in jedem Fall der Autor der Schuldige dafür. Sollte man meinen. Muß das aber nicht (immer). ;)

Danke für Deinen Gedanken, der hoffentlich nicht der einzige gute heute war.

LG W.

Lb. label,

ich danke Dir sehr, daß Du, nach dem Eintrag von Fettauge, mir die Hoffnung zurückgegeben hast, daß dieser Text doch funktioniert, wenn man sich auf ihn einläßt. Herbert ist Partei, er experimentiert gerade selbst mit solchen Text- und Sprachbauwerken rum. :)

Der Umbruch, den ich gewählt habe, hat zwei Funktionen: Er soll äußere Ordnung "vortäuschen", wo keine innere ist (es sei denn, man bringt wie Du eine rein, und das ist dann nur eine mögliche, denn die Ambivalenz der Aussagen ist geradezu Programm bei dieser Form des Vers libre). Die andere ist, weitere Assoziationen zu initiieren, wenn man das Auge sozusagen zurückschweifen läßt.

Ich danke Dir, daß Du Dich auf das Spiel der Gedanken, zu dem dieser Text einladen sollte, eingelassen hast. Wenn Du Dir jetzt den Spaß machst, den Text in zwei Tagen nochmals zu lesen, dann wird der Inhalt ein anderer sein. Wenn dem so sein sollte, dann hat das Konzept geklappt.

Wenn Du Zeit hast, melde Dich doch noch einmal in zwei Tagen. :) Das wäre super!

Danke und bester Gruß W.
 

Label

Mitglied
Ok Walther

du hast Recht

an einer Stelle habe ich anders gruppiert und es ergab sich ein völlig anderes Bild.

ABER es ist mir nicht gelungen dieses neue Bild mit allen Textteilen zu verbinden. Manche Verse flattern lose.

Insofern war meine erste Interpretation zufriedenstellender

Du könntest ja noch einen Hinweis geben, was DU im Sinn hattest.
Jetzt bin ich neugierig, büdde lass mich nicht dumm sterben.

Lieber Gruß
Label
 

Walther

Mitglied
Lb. label,

für diese Art von Texten gibt es einen Beginn und einen Schluß, zwischen dem die Bedeutungen oszillieren. Die Idee ist es, mit der Gedanken- und Formulierungsstruktur einen Rahmen für die Assoziationen des Lesers zu schaffen.

Letztlich gibt es also keine "Aussage". Sicherlich läßt sich aus den Fetzen eine skeptische Sicht auf alle Versuche erkennen, die sich in letzten Erklärungen versuchen, moralaposteln oder der Ansicht sind, man könne bürokratisch das Glück der Welt herbeiverwalten.

Mehr aber mag ich nicht "entdecken", weil der Plan es ist, Erkenntnis im Leser zu schaffen und nicht, diese vorzudefinieren.

Danke für Deine Unterstützung.

LG W.
 

Walther

Mitglied
Ein einziger Gedanke


Hab mich des Hohlkopfs entledigt
und einmal auf Inhalt gesetzt
das mag mit Erschrecken erkannt
zur Adelung geführt haben

da wo die Leere saß erledigt
ein einziger Gedanke die
Geschäfte die so anfallen
der Glaube ermächtigt viele

Nachtschlaf wird tags vermisst
Untergehen ist ein säumiges Tun
zielloser Sinn eignet sich für
eine Alltagsphilosophie und das

morgendliche Totschlagsargument
raffe mich zusammen weil Geld
nichts gilt im Abspann des
Seienden Regie führen setzte

einen Blickwinkel voraus den
man nicht an jedem Hauseck
kaufen kann Unverwandtschaft
genießen geneigte Amtsverweser

die in Richtungen weisen der
Gedanke bleibt einsam und
ich kehre mal wieder um in die
Zukunft weil man das doch muss
 



 
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