Ein neues System

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chachaturian

Mitglied
Ein neues System


Noch einmal Sehen lernen
erneut von vorn beginnen
ihren Lauf bereiten
sie ganz still
spät schlagen Türme Alarm
es gibt kaum etwas zu verlieren
das nicht schon verloren ist

Ein anderes System
kein Börsentor, kein roter Stern
ein gänzlich neues Fundament
von Geist und Revolution
hinaus aus all den Pfaden
die nur bestätigen können
der Untergang ist nicht aufzuhalten

Die künftigen Sphären
nicht nur erahnen
stellen wir die Weichen
zwischen allem Scheitern
das uns ohnehin droht
nichts ist so fest
das jede Hoffnung fehlgehen muß

Es ist uns aufgetragen
etwas zu bewahren
von der Freiheit
die uns zerrinnt
Abschied nehmen
von den vielen süßen Giften
dem Unersättlichem
wir sind gemeint

Eine neue Kultur zeugen
nicht blau in den Himmel gestellt
ein Aufstand gegen das Sterben
Quellen aus anderem Horizont
ein Haus in dem sich wohnen läßt
offen und warm

4-6/2006

Anmerkungen, Hinweise: An den Autor
(Danke)

http://www.literaturpodium.de
Literaturpodium

.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Gedicht erscheint groß, kosmisch in den Dimensionen. Klein beginnend wird das Thema größer, gewaltiger.
Im Urknall oder im Beginn bei der Zeugung oder bei der Geburt noch winzig klein, dunkel, blind, erlernt die Welt das Sehen oder die Natur oder der Mensch, erneut, vorher erblindet.

Ist das Universum periodisch? Wiederholt sich alles? Wie groß ist Omega? (Eine Frage aus der Physik, die unsere Zukunft klärt.)

Immer ändert sich alles, ist aber doch zeitweise stabil.

Das Gedicht arbeitet leider sehr mit abstrakten Begriffen und mit Erklärungen. Ob Bilder besser wären, die zeigen, was geschieht?
 

chachaturian

Mitglied
Das Gedicht ist teilweise ein "Gegengedicht" zu einem anderen Gedicht von mir. Nicht in jedem Punkt, aber in einigen Fragen.
Gewiß ich neige dazu, die großen Dimensionen einzubeziehen und in ihrer Ungeklärtheit aber Annäherung zu formulieren. In meinem Band "Wege zur ökologischen Zeitenwende" habe ich ein Ökotopia, wie es sein könnte beschrieben und ausgestaltet. Man könnte mal darüber nachdenken, daß auch im Gedicht mal zu versuchen, mit völlig anderen Mitteln versteht sich.



Auszug aus meinem Zivilisations-Poem

"Reife Reben
üppige Ernte
könnten Generationen nähren
unzählige Zeitalter lang
die reichen Hände der Natur
das Dorf, die Region
ein Helfen und Tauschen
auf Herz und Geist gebaut
all die Netze des Lebens
von daher entsprossen
die Streben und Strukturen
von Gesellschaft und System
gelenkt die Pfade der Waren
der Handel und die Preise
abgeleitet von menschlichen Maßen
eingebettet in die Gesetze
der irdischen Natur
inspiriert vom Kindlachen
von fliegenden Schmetterlingen
befreiten Spuren"
 
Anmerkung:

[nichts ist so fest
da[blue]ss [/blue]jede Hoffnung fehlgehen mu[blue]ss[/blue]]

"Aufbruch aus der Verlustangst
statt Monotonie und das endlose Ableben
alter, längst bereits leerer Hüllen ..."

genau meine Worte.
 

chachaturian

Mitglied
Ich weiß, ich halte mich nicht an die neue Unsinnsschreibung und habe dafür in meinen Gedichten das ß in daß generell abgeschafft, weil ich es schon immer für überflüssig gehalten habe. Wäre ich Rechtschreibreformist wär das mein erster Vorschlag.

http://www.umweltdebatte.de
 
Der Zwiespalt des Drogensüchtigen

Wäre Dichten Popkultur, würde man dieses Werk wohl Agit-Lyrik nennen. Mir gefällt dieser Tatendrang, dieser fordernde Optimismus, die "Bewegung".
Wenn dies nur in eine klare Richtung führte. Wirkliche Alternativen oder gar Auswege abseits der Börsentore und roten Sterne sind nicht erkennbar. Leider. Aber wer könnte das schon kritisieren? Das Scheitern ist ja ohnehin schon allen unseren Handlungen immanent. (ist das jetzt fatalistisch? ja, wahrscheinlich...)
Denn letztendlich hängt auch der Autor an der Giftspritze. Er ist Fixer und Dealer zugleich. Und dieses "Gegift" ist sein Stoff - wir konsumieren: Happy turkey? - No way (out)!
Nichtsdestotrotz meinen Respekt

Liebe Grüße,
Einer, der Plastikblumen auch schrecklich findet ;)
 
@ chachaturian

Nur zu erwähnen: Dein Buch ist ein sehr gutes = "da steh ich voll hinter", aber biege das mal denjenigen bei, die den ganzen Schlamassel zu verantworten haben (was sie natürlich vor der Geschichte gar nicht können) -> und das friedlich !!!

Ich glaube im Leben nicht, das diese größte notwendige Umwälzung in der bisherigen Menschheitsgeschichte mit friedlichen Mitteln zu machen sein könnte. Ich glaube überhaupt nicht daran, dass sie "aktiv zu machen ist" (mit wem denn?, mit den Gruselkabinetten, die heute weltweit regieren, oder etwa mit der berühmten "Tante Emma" und "Herrn Huber", die nur von zwölf bis mittags denken? -> immer nach der Devise "Für uns reichts wohl noch, und nach uns die Sintflut!"), denn die Menschen gestalten an sich keine Zukünfte, jedenfalls nicht bewusst und/oder absichtlich (dazu sind sie viel zu sehr Gewohnheitstiere), sondern Menschen werden/wurden bisher immer historisch von den Ereignissen, die über sie hereinbrachen wie "Schicksale", an den Haaren und unter Strampeln, Festhaltenwollen und Wehklagen in Zukünfte hineingeschleift.
Es dürfte einer der größten anthropologischen Irrtümer sein, den Menschen nicht als ganz simples Tier unter anderen Tierarten zu sehen, und genau wie diese, wie etwa eine Heuschreckeninvasion, grast er sämtliche Ressourcen ab ohne Rücksicht auf Verluste, und danach werden ihn die natürlichen Rückkoppelungen einholen - vielleicht bis zum artlichen Aussterben.
Die heutige Explosion der Weltbevölkerung und ihr Verhalten ist nur das Vorspiel eines biologischen Armageddons - verlass Dich drauf!
Das letzte Hemd hat keine Taschen, und die Natur enthält auch Rückkoppelungen um eine amoklaufende Menschheit in Schranken zu weisen, nur "redet" Natur nicht, sondern ist völlig ambivalent = vom Menschen aus betrachtet unsäglich brutal, wenns darauf ankommt.

Die paar Einsichtigen, die heute händeringend vor der klar erahnbaren zukünftigen Katastrophe warnen, gelten bei denjenigen, die auf dem Weg Richtung Abgrund nur daran denken sich die Taschen zu füllen, doch als Idioten, siehe Globalwirtschaft!

Es gelingt heute nichtmal jemandem am Abschneiden eines Baumes zu hindern, und wenn sich die Methaneisvorräte der Meeresböden erstmal in Bewegung setzen (wir sind nicht mehr weit davon entfernt), dann werden 6 Milliarden Narren -zu spät- nur noch staunen ...
 

Franzi

Mitglied
:cool: :cool:

Hallo, chachaturian, :D

die großen Dimensionen, die Bernd beschrieben hat, finde ich gut, denn es sind auch Visionen, und die brauchen wir, um Dinge zu ändern und vorwärts zu bringen. Schön, dass ich dich hier antreffe.

:cool: :cool:

LG, Franzi
 



 
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