Ein raffinierter Mensch

Gilmon

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Ein raffinierter Mensch

Er war ein raffinierter Mensch. Jeden Tag, wenn er mit dem Bus von der Arbeit kam, lief er am kleinen Supermarkt in der Nähe seiner Wohnung vorbei. Jedesmal blieb er stehen und sprach etwas vor sich hin. So sagte er sich heute: „Ach, was hätte ich heute Abend Lust auf ein Glas Milch. Ich habe keine Milch daheim. Vielleicht kaufe ich noch schnell einen Liter Milch. Mal sehen, was los ist. Ach, große Lust hätte ich schon."
Und dann läuft er zur Eingangstür des Supermarktes, blickt durch die Glasscheibe und sieht die lange Warteschlange an der Kasse. Dann sagt er sich immer: „Ach, da verliere ich mindestens 15 Minuten. So wichtig ist die Milch auch nicht, die kaufe ich am Samstag, wenn ich für die ganze Woche einkaufe."
Und dann geht er wieder. Ach, wie freut er sich dann, wenn er 15 Minuten Zeit in seinem Leben gespart hat. Und Abends steht er am Fenster und weiß nichts mit sich anzufangen, aber er hat 15 Minuten gespart. Und morgen wird er sich auf seinen Heimweg sagen: „Ach, was hätte ich heute Abend Lust auf einige Bananen. Ich habe keine Bananen daheim. Vielleicht kaufe ich noch schnell einen Bund Bananen. Mal sehen, was los ist. Ach, große Lust hätte ich schon."
Doch ein Blick wird genügen, um sich zu sagen: „Ach, da verliere ich mindestens 15 Minuten. So wichtig sind die Bananen auch nicht, die kaufe ich am Samstag, wenn ich für die ganze Woche einkaufe." Und abends steht er wieder am Fenster.

Marius Pieruschka
 



 
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