ScarlettMirro
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Ich schlang die Arme fest um meine zwei Kinder und saß den zwei Männern in Uniform gegenüber. Meine Taschen standen in einer Ecke, das Gemüse und das Obst hing schlaf heraus. Der Raum wirkte kalt und abwartend, abgestandener Rauch hing alt in der Luft. In den nassen Kleidern fror ich, während ich die Arme meiner Kinder so gut es ging etwas warm rubbelte.
"Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?", fragte mich der jüngere dralle Mann, der sich als Konze vorgestellt hatte.
"Ich möchte einen Anwalt", sagte ich so ruhig wie ich konnte, die Zähne klapperten nur minimal.
"Jaja, der kommt schon. Vielleicht erklären Sie mir das mal, Frau Bach. Sind Sie für alle diese Einbrüche verantwortlich? Und immer haben Sie Ihre Kinder mitgenommen? Was sind Sie denn für eine Mutter?"
"Lassen Sie meine Mutter in Ruhe, sie hat gut für uns gesorgt", Niklas war dem Mann fast ins Gesicht gesprungen. Inzwischen war er fast zu einem jungen Mann herangereift, dabei war es doch erst fünfzehn Jahre her, dass ein kleines Wesen auf meiner Brust lag und schrie. Jetzt konnte ich ihn kaum halten, und schon sprach er weiter: "Wir sind freiwillig mitgegangen, Mama wollte uns gar nicht mitnehmen. Aber wir sind jünger, wir können besser auf die Bäume rauf."
Der Polizist lächelte, er spöttelte über seinen Kindermund.
"Genau, wir kommen auch besser an die Sachen und haben viel kleinere Hände", ergänzte Marlene, meine kleine tapfere Tochter. Auch sie hatte ihre Kindlichkeit in den letzten Wochen fast vollständig eingebüsst.
"Eine Verbrecherbande seit ihr", sagte nun aus der anderen Ecke der Polizist mit den schmierigen Fingern und dem altmodischen Schnauzbart.
"Es spielt ohnedies keine Rolle, ob Sie zugeben, all die Einbrüche verübt zu haben. Wenn Ihre Fingerabdrücke mit denen an den Tatorten hinterlassenen übereinstimmen, ist dies Beweis genug", fügte Herr Konze an.
Ich blickte auf meine verräterischen Finger, von Lehm und schwarzer Farbe völlig verschmiert und verdreckt, die Dornen und Äste zeichneten feine rote Spuren ihres Diebstahls dorthin, wo ich früher Ringe getragen hatte. Die Hände waren rissig und rau geworden, aber das war alles nicht schlimm. Schlimm war das, was vor mir lag, von dem ich nur ahnte. Ich schwieg.
"Hol doch den Kindern mal eine Cola, Frank. Ihr seid doch durstig, oder?!", sagte Herr Konze.
"Bitte keine Cola, die ist schädlich für sie. Lieber ein Wasser, für mich auch, bitte", sagte ich schnell, doch der Mann reagierte nur mit einem müden Kopfschütteln.
"Ah Frau Bach, Sie machen mir doch keinen so dummen Eindruck, warum holen Sie sich nicht Hilfe, statt einzubrechen."
Moralist! Und was ich nicht alles versucht hatte. Welche Wege ich nicht vorher eingeschlagen hatte. Bei dem Vater der Kinder bin ich zu Kreuze gekrochen, bei meinen Eltern hatte ich um Geld angebettelt. Die Arge wollte nichts tun, sah sich nicht zuständig. Wir gingen einmal die Woche in die Suppenküche, ich tat alles, was notwendig war.
"Was wird aus meinen Kindern?"
"Raten Sie mal", er feixte mich an. "Das können Sie sich doch ausrechnen, oder? Anstiftung zum Verbrechen. Von Schutzbefohlenen. Wiederholter Einbruch, Hausfriedensbruch und Diebstahl ..."
"Aber es war doch Mundraub!", fiel ich ihm ins Wort.
"Mundraub?", er verzog höhnisch die Lippen und grinste. "Wir sind hier in dem Sozialstaat. Wir sind in Deutschland, gute Frau. Hier hungert niemand."
Ich schwieg, hungern mussten wir noch nicht, wie wir leben mussten, war hart an der Grenze.
"Also, Ihr Mann wird gleich die Kinder abholen, sie werden fortan bei ihm leben, denn Ihnen wird das Sorgerecht für Ihre Kinder entzogen ..."
"Nein!", riefen die Kinder und ich aus einem Munde. Und noch bevor ich etwas sagen konnte, schrie Niklas: "Mein Vater hat sich nicht um uns gekümmert. Er hat uns nicht geholfen, als wir seine Hilfe brauchten. Ich will nicht zu ihm!"
"Tja, da ist das Gesetz ganz eindeutig, junger Mann. Er ist Euer Vater und nächster Verwandter, und da Eure Mutter nicht mehr für Euch stehlen gehen kann, nicht mal Euch bekochen kann, weil sie im Gefängnis sitzen wird, werdet ihr bei Eurem Vater oder in Pflegefamilien oder im Heim leben müssen."
"Ich will zu Oma!", rief Marlene plötzlich, das war die einzig rettende Idee.
"Würden Sie mich bitte telefonieren lassen", versuchte ich so ruhig, wie möglich zu sagen.
"Ihr Anwalt ist bereits unterwegs, auch ihr Ex-Ehemann ist bereits informiert."
"Bitte!"
"Einen Anruf!"
"Hallo Mama, ich bins. Ich stecke in Schwierigkeiten. In wirklichen Schwierigkeiten." Das höhnische Grinsen des Polizeibeamten konnte ich fühlen und hören.
"Mama, bitte beantrage für die Kinder das Sorgerecht. Bitte, Mama, tue es für mich."
"Ich werde inhaftiert. Ja, jetzt gleich."
"Mama, ich bitte dich um Hilfe nicht um Vorträge!"
"Mama, bitte. Sonst wird Hans-Jürgen die Kinder bekommen und du weißt, was dann ist. Sie wollen zu dir."
Am anderen Ende schwieg meine Mutter. Sie hatte mir auch nicht helfen wollen, sie hatte auch an die Arge und an den Vater appelliert.
"Mama, ich weiß, wie alt du bist. Ich werde wieder raus kommen und ich werde Deutschland, den Sozialstaat verklagen! Mama, ich bitte dich darum. Ich würde sogar auf die Knie vor dir fallen. Bitte, nimm meine Kinder und sorge gut für sie, bis ich das wieder kann."
"Es sind meine Kinder, deine Enkelkinder."
"Danke. Mama."
"Kannst du jetzt gleich kommen bitte."
"Ich weiß, wie spät es ist. Wir müssen sofort handeln." Ich legte die Hand auf die Muschel und fragte Herrn Konze nach meinem genauen Standort; dann gab ich meiner Mutter die Adresse durch.
"Danke Mama. Ich weiß das wirklich zu schätzen."
Ich hoffte inständig, dass sie mir irgendwann einmal verzeiht, dass ich einen Mann heiratete, den sie nicht leiden konnte. Irgendwann einmal, vielleicht.
"Interessante Familie haben Sie da."
"Und das geht Sie nichts an!"
Als Frank Ohne-NachnNamen wiederkam, stellte er mir ein Becher mit Wasser auf den Tisch, und den Kindern ein Fantaflasche.
"Hör mal, Frank. Verständige doch mal jemanden vom Jugendamt. Mir ist das nicht geheuer, wenn gleich die Oma und der Ex-Ehemann wegen der Kinder aufeinander treffen. Die Kinder sind ja insofern schon alt genug, dass man ihre Entscheidung vielleicht mit berücksichtigen sollte. Ich will da jemanden vom Fach hier haben."
"Ist klar", dann war er wieder in den Gang mit den Neonlampen an den Decken verschwunden.
"Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?", fragte mich der jüngere dralle Mann, der sich als Konze vorgestellt hatte.
"Ich möchte einen Anwalt", sagte ich so ruhig wie ich konnte, die Zähne klapperten nur minimal.
"Jaja, der kommt schon. Vielleicht erklären Sie mir das mal, Frau Bach. Sind Sie für alle diese Einbrüche verantwortlich? Und immer haben Sie Ihre Kinder mitgenommen? Was sind Sie denn für eine Mutter?"
"Lassen Sie meine Mutter in Ruhe, sie hat gut für uns gesorgt", Niklas war dem Mann fast ins Gesicht gesprungen. Inzwischen war er fast zu einem jungen Mann herangereift, dabei war es doch erst fünfzehn Jahre her, dass ein kleines Wesen auf meiner Brust lag und schrie. Jetzt konnte ich ihn kaum halten, und schon sprach er weiter: "Wir sind freiwillig mitgegangen, Mama wollte uns gar nicht mitnehmen. Aber wir sind jünger, wir können besser auf die Bäume rauf."
Der Polizist lächelte, er spöttelte über seinen Kindermund.
"Genau, wir kommen auch besser an die Sachen und haben viel kleinere Hände", ergänzte Marlene, meine kleine tapfere Tochter. Auch sie hatte ihre Kindlichkeit in den letzten Wochen fast vollständig eingebüsst.
"Eine Verbrecherbande seit ihr", sagte nun aus der anderen Ecke der Polizist mit den schmierigen Fingern und dem altmodischen Schnauzbart.
"Es spielt ohnedies keine Rolle, ob Sie zugeben, all die Einbrüche verübt zu haben. Wenn Ihre Fingerabdrücke mit denen an den Tatorten hinterlassenen übereinstimmen, ist dies Beweis genug", fügte Herr Konze an.
Ich blickte auf meine verräterischen Finger, von Lehm und schwarzer Farbe völlig verschmiert und verdreckt, die Dornen und Äste zeichneten feine rote Spuren ihres Diebstahls dorthin, wo ich früher Ringe getragen hatte. Die Hände waren rissig und rau geworden, aber das war alles nicht schlimm. Schlimm war das, was vor mir lag, von dem ich nur ahnte. Ich schwieg.
"Hol doch den Kindern mal eine Cola, Frank. Ihr seid doch durstig, oder?!", sagte Herr Konze.
"Bitte keine Cola, die ist schädlich für sie. Lieber ein Wasser, für mich auch, bitte", sagte ich schnell, doch der Mann reagierte nur mit einem müden Kopfschütteln.
"Ah Frau Bach, Sie machen mir doch keinen so dummen Eindruck, warum holen Sie sich nicht Hilfe, statt einzubrechen."
Moralist! Und was ich nicht alles versucht hatte. Welche Wege ich nicht vorher eingeschlagen hatte. Bei dem Vater der Kinder bin ich zu Kreuze gekrochen, bei meinen Eltern hatte ich um Geld angebettelt. Die Arge wollte nichts tun, sah sich nicht zuständig. Wir gingen einmal die Woche in die Suppenküche, ich tat alles, was notwendig war.
"Was wird aus meinen Kindern?"
"Raten Sie mal", er feixte mich an. "Das können Sie sich doch ausrechnen, oder? Anstiftung zum Verbrechen. Von Schutzbefohlenen. Wiederholter Einbruch, Hausfriedensbruch und Diebstahl ..."
"Aber es war doch Mundraub!", fiel ich ihm ins Wort.
"Mundraub?", er verzog höhnisch die Lippen und grinste. "Wir sind hier in dem Sozialstaat. Wir sind in Deutschland, gute Frau. Hier hungert niemand."
Ich schwieg, hungern mussten wir noch nicht, wie wir leben mussten, war hart an der Grenze.
"Also, Ihr Mann wird gleich die Kinder abholen, sie werden fortan bei ihm leben, denn Ihnen wird das Sorgerecht für Ihre Kinder entzogen ..."
"Nein!", riefen die Kinder und ich aus einem Munde. Und noch bevor ich etwas sagen konnte, schrie Niklas: "Mein Vater hat sich nicht um uns gekümmert. Er hat uns nicht geholfen, als wir seine Hilfe brauchten. Ich will nicht zu ihm!"
"Tja, da ist das Gesetz ganz eindeutig, junger Mann. Er ist Euer Vater und nächster Verwandter, und da Eure Mutter nicht mehr für Euch stehlen gehen kann, nicht mal Euch bekochen kann, weil sie im Gefängnis sitzen wird, werdet ihr bei Eurem Vater oder in Pflegefamilien oder im Heim leben müssen."
"Ich will zu Oma!", rief Marlene plötzlich, das war die einzig rettende Idee.
"Würden Sie mich bitte telefonieren lassen", versuchte ich so ruhig, wie möglich zu sagen.
"Ihr Anwalt ist bereits unterwegs, auch ihr Ex-Ehemann ist bereits informiert."
"Bitte!"
"Einen Anruf!"
"Hallo Mama, ich bins. Ich stecke in Schwierigkeiten. In wirklichen Schwierigkeiten." Das höhnische Grinsen des Polizeibeamten konnte ich fühlen und hören.
"Mama, bitte beantrage für die Kinder das Sorgerecht. Bitte, Mama, tue es für mich."
"Ich werde inhaftiert. Ja, jetzt gleich."
"Mama, ich bitte dich um Hilfe nicht um Vorträge!"
"Mama, bitte. Sonst wird Hans-Jürgen die Kinder bekommen und du weißt, was dann ist. Sie wollen zu dir."
Am anderen Ende schwieg meine Mutter. Sie hatte mir auch nicht helfen wollen, sie hatte auch an die Arge und an den Vater appelliert.
"Mama, ich weiß, wie alt du bist. Ich werde wieder raus kommen und ich werde Deutschland, den Sozialstaat verklagen! Mama, ich bitte dich darum. Ich würde sogar auf die Knie vor dir fallen. Bitte, nimm meine Kinder und sorge gut für sie, bis ich das wieder kann."
"Es sind meine Kinder, deine Enkelkinder."
"Danke. Mama."
"Kannst du jetzt gleich kommen bitte."
"Ich weiß, wie spät es ist. Wir müssen sofort handeln." Ich legte die Hand auf die Muschel und fragte Herrn Konze nach meinem genauen Standort; dann gab ich meiner Mutter die Adresse durch.
"Danke Mama. Ich weiß das wirklich zu schätzen."
Ich hoffte inständig, dass sie mir irgendwann einmal verzeiht, dass ich einen Mann heiratete, den sie nicht leiden konnte. Irgendwann einmal, vielleicht.
"Interessante Familie haben Sie da."
"Und das geht Sie nichts an!"
Als Frank Ohne-NachnNamen wiederkam, stellte er mir ein Becher mit Wasser auf den Tisch, und den Kindern ein Fantaflasche.
"Hör mal, Frank. Verständige doch mal jemanden vom Jugendamt. Mir ist das nicht geheuer, wenn gleich die Oma und der Ex-Ehemann wegen der Kinder aufeinander treffen. Die Kinder sind ja insofern schon alt genug, dass man ihre Entscheidung vielleicht mit berücksichtigen sollte. Ich will da jemanden vom Fach hier haben."
"Ist klar", dann war er wieder in den Gang mit den Neonlampen an den Decken verschwunden.