Eine Geschichte zum Schmunzeln

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coxew

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Der Schalk, der Sebastian und die Großmutter

Eines Tages sprang dem Sebastian der Schalk ins Genick. Da
dachte der Sebastian, „wie wär’s, wenn ich die Großmutter ein
wenig necke.“ Die Großmutter saß in der guten Stube in ihrem
weichen Ohrensessel und schlief Mittagsschlaf. Neben ihr auf
der Kommode stand das Bastkörbchen mit dem angefangenen
Strickdeckchen, an dem die Großmutter immer nach dem Mittag-
schlaf strickte. Der Sebastian schlich in die Stube und beob-
achtete die schlafende Großmutter. Die Brille war ihr die Nase
heruntergerutscht und wenn die Großmutter ausatmete, ertönte
ein leises Pfeifen.
Der Schalk schlüpfte durchs Fenster in die Stube. Er kniff den
Sebastian gar heftig. Da nahm der Sebastian das Bastkörbchen
und trug es zum Fensterbrett. Dafür stellte er das Katzen-
körbchen auf die Kommode.
„Miezi, komm“, lockte der Sebastian die rotgetigerte Katze.
Und dann setzte er sie ins Körbchen. Daraufhin schlich auf
Zehenspitzen der Sebastian aus der Stube, um sofort wieder
hereinzupoltern. Die Großmutter schreckte aus dem Schlaf hoch
und griff automatisch nach der Strickarbeit. Miezi, erbost,
dass sie mit einem Wollknäuel verwechselt wurde, fauchte
böse. Mit der Tatze hieb sie nach der Großmutterhand und
zeichnete quer darüber einen langen Kratzer.
„Aua!“
Der Sebastian grinste und der Schalk freute sich diebisch.
„Das find ich gar nicht lustig, Sebastian“, ärgerte sich die
Großmutter. Der Schalk sprang vom Sebastian genau ins Groß-
muttergenick.
Da dachte die Großmutter, „wie wär’s, wenn ich den Sebastian
ein wenig necke.“ Sie erhob sich mit etwas Mühe aus dem weichen
Ohrensessel und ging in die Küche kaffeekochen.
„Mit Milch und Zucker wie immer, Sebastian“, rief sie aus der
Küche.
„Jaha“, antwortete der Sebastian.
Die Großmutter goss den Kaffee in die Tassen. Sie stellte das
Milchkännchen und die Zuckerdo ... nein, das Salznäpfchen auf
den Tisch neben die Kekse und die sü ... die bitteren Mandeln.

„Sebastian, der Kaffee ist fertig“, rief die Großmutter fröhlich.
Der Schalk machte einen Salto und kniff sie ins Ohr. Der
Sebastian freute sich. Nachmittagskaffee bei Großmutter schmeckte
immer besonders gut. Sebastian eilte in die Küche. Hmm, wie
das duftete. Zwei gehäufte Teelöffel Kaffee in den Zuck ...
nein Zucker in den Kaffee oder Salz? Milch dazu und umrühren.
Ein Schokoplätzchen, mampf, nachspülen mit süßem Milchkaffee
... IIIIIIIgittttt!!! Sebastian rannte zur Spüle und spuckte.
Nachspülen mit frischem Wasser. Der Schalk klatschte vor
Begeisterung in seine Hände. Die Großmuter beugte sich über
den Tisch als müsse sie auf dem Tischtuch etwas ganz genau
erkennen. Ihr ganzer großer Körper bebte wie bei einem Husten-
anfall und Lachtränen traten in ihre Augen. Zum Trost stopfte sich
der Sebastian gleich drei Mandeln in den Mund. Den bitteren
Geschmack schmeckte er erst als es schon zu spät war.
IIIIIIIgittttt!!! Sebastian rannte zur Spüle und spuckte.
Nachspülen mit frischem Wasser.

Der Schalk lachte frei heraus und hopste auf der breiten Groß-
mutterschulter übermütig von einem Bein aufs andere. Die
Großmutter bebte schon wieder. Da sagte der Sebastian zum
Schalk, „du, du allein bist schuld.“ Und die Großmutter sagte,
„warte, wir wollen dir dein Mütchen schon kühlen.“
„Im Kühlschrank“, schlug der Sebastian vor.
„Ins Käsefach mit dir“, sagte die Großmutter. Sie packte den
Schalk am Schlawittchen und setzte ihn unsanft in das Kühl-
schrankkäsefach. Vergebens ballte der Schalk seine winzigen
Fäuste und schnitt fürchterliche Grimassen. Der Sebastian
schlug die Kühlschranktür zu, bums. Dann rannte er in die Stube
und stellte das Bast- und das Katzenkörbchen wieder an ihren
richtigen Platz. Die Großmutter ersetzte das Salznäpfchen durch
die Zuckerdose und die bitteren durch süße Mandeln und sie
tranken richtig gemütlich Nachmittagskaffee. Die Großmutter
erzählte dies, der Sebastian das. Der Schalk bibberte im
Käsefach. So kalt war ihm, dass er nicht einmal Appetit auf
den köstlichen Edamer neben ihm bekam.

Nachdem Großmutter ihn aus seinem eisigen Gefängnis entlassen hatte,
trollte sich der Schalk. Nie wieder kam er zu der Großmutter
und dem Sebastian zurück.
 



 
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