Eine Hand nässt die andere.

4,00 Stern(e) 2 Bewertungen

pleistoneun

Mitglied
Wernhelm Kaspar führte bis an diesem Tag ein fröhliches Leben als Kunstharzmaler und war seit seiner Geburt noch nicht aus seinem Heimatdorf "Rinnsal" gekommen. Er lebte, wie auch seine ländlichen Freunde, bescheiden und war mit dem zufrieden, was er hatte. Was diesen Ort so besonders machte war der Umstand, dass alle Dorfbewohner ordentliche Nassfüße hatten. Es quatschte richtig in ihren Schuhen. Besonders Wernhelm hatte eine massive Nässeproduktion, nämlich so massiv, dass bei längerem Stehen, ein kleiner See um seine Schuhe entstand. Für die Leute hier war das aber völlig okay.

Ein Wissenschafter wurde auf dieses Phänomen aufmerksam und reiste in die feuchte Gegend. Schon bei der Anreise bemerkte er ein deutliches Ansteigen der Bodenfeuchtigkeit auf über 120%. Nach der Ankunft wurde er umgehend zu Wernhelm Kaspar, dem Kunstharzmaler und Nassfüßer gebracht. Sie begrüßten sich mit einem Händedruck der von so großer Feuchtigkeit war, dass es unter den Handflächen zu triefen begann. "Eine Hand nässt die andere", scherzte der Wissenschafter und zog rasch seine Hand aus dem Griff Wernhelms.

Umgehend wurde mit den schweißtreibenden Untersuchungen begonnen, doch auch nach Tagen eingehender Beschäftigung mit dieser Erscheinung war die Ursache der Nassfüße und -hände nicht zu finden. Stattdessen spürte er von Tag zu Tag eine größere Wässrigkeit an seinen Händen und Fußsohlen. Aus Angst vor einem ähnlichen Schicksal reiste der Wissenschafter unverzüglich ab, was ihm jedoch nicht viel nützt, denn das Phänomen verschwand auch daheim nicht wieder. Und so verfasste er in seinem Abschlussbericht das schwerwiegende Urteil, dass dieser Ort ein Quell unmenschlicher körperlicher Reaktionen sei und man gut daran täte, dieses Dorf tunlichst zu meiden.

Den Bewohnern von Rinnsal konnte es egal sein. Sie gingen weiter ihrem Alltag nach und badeten ihre schweißnassen Hände und Füße auch weiter in Unschuld. "Unschuld" hieß der Fluss, der durch Rinnsal floss. Er mündete in den größeren Fluss mit dem komischen Namen "Ignoranz" und der wiederum entleerte sich direkt ins große "Meer der Unwissenheit", in dem sich auch heute noch viele Erwachsene und Kinder erfrischen.

So machten also die Bewohner von Rinnsal das Meer erst zu dem was es ist - zum größten Salzlieferanten der Menschen. Und, wer weiß: vielleicht salzen Sie heute Ihre Suppe mit dem Fußschweiß Wernhelm Kaspars, dem fröhlichen Kunstharzmaler.
 
Nietzsche starb an Syphillis*g(was man alles dazu lernt)

Hallo,

mir hat die Geschichte persönlich gut gefallen, vielleicht solltest du noch eine Frauenkrankheit dazu nehmen - die Achselnässe (lach).Es gibt nichts schlimmeres für Frauen.

Lieben Gruß Stephanie
 

pleistoneun

Mitglied
sehr nett

Danke für den Kommentar. Ich sehe (Nietzsche), dass du das Quell, den Ausgangsort, dieser Geschichten gefunden hast. Passiert nicht so oft.

Ja, in der Tat, hätte noch etwas Diesbezügliches einbauen können, doch beim Schreiben einer Geschichte über unangenehme Seiten von Menschen, denke ich dabei zu allerletzt an die Frauen. Deswegen (weil die Geschichten immer etwas Menschlich-defizitäres beinhalten) kommen aus Rücksicht beinah keine Frauen vor.

Danke
 



 
Oben Unten